Spritzen, Zäpfchen und weitere Darreichungsformen

Foto von Mann beim Inhalieren

Medikamente sollen im Körper den Ort erreichen, wo sie wirken sollen. Deshalb wird bei der Herstellung eine passende Darreichungsform gewählt. Neben Tabletten, Salben & Co. gibt es noch viele andere Formen.

Die Darreichungsform richtet sich unter anderem danach, welche physikalischen und chemischen Eigenschaften das Arzneimittel hat und wo es wirken soll. Ein Mittel, das in der Lunge wirken soll, kann zum Beispiel eingeatmet werden. Ein Arzneimittel zur Behandlung einer Scheideninfektion kann mit einem Vaginalzäpfchen eingeführt werden. Wirkstoffe, die meist über die Mundschleimhaut in den Körper aufgenommen werden, können auch in Kaugummis enthalten sein. Ein bekanntes Beispiel sind Nikotinkaugummis zur Rauchentwöhnung.

Spritzen

Bei Spritzen (Injektionen) sind Wirkstoffe in einer Flüssigkeit gelöst. Wenn ein Medikament möglichst schnell wirken soll, etwa in einer Notfallsituation, wird es oft in eine Vene gespritzt (i.v., intravenös verabreicht). Wenn das Medikament langsamer wirken oder nicht direkt in die Blutbahn gelangen soll, sind Injektionen in einen Muskel (i.m., intramuskulär) oder unter die Haut ins Fettgewebe () möglich.

Manche Wirkstoffe muss man spritzen, da sie sonst im Magen oder Darm abgebaut werden. Dazu gehört beispielsweise . Auch die meisten Impfstoffe müssen aus diesem Grund gespritzt werden. Viele Injektionslösungen sind ohne Kühlung und nach dem Anbrechen nur kurz haltbar.

Beim Umgang mit Injektionslösungen, Spritzen und Nadeln ist Hygiene besonders wichtig. Sie müssen keimfrei (steril) sein, da sonst Krankheitserreger leicht in den Körper gelangen. Nach dem Gebrauch müssen sie sicher entsorgt werden, damit sich niemand daran verletzt.

Infusionen

Bei einer wird für eine gewisse Zeit ein Zugang meist in eine Vene gelegt (Venenkatheter), über den die Flüssigkeit in die Blutbahn fließt. Infusionen werden eingesetzt, wenn dies der einzige oder am besten geeignete Weg ist, dem Körper einen Wirkstoff oder eine Flüssigkeit über eine bestimmte Zeit gleichmäßig zu verabreichen.

Ein venöser Zugang kann zudem wichtig sein, wenn Medikamente im Notfall sehr schnell ins Blut gespritzt werden müssen. Deshalb wird bei vielen Operationen zur Sicherheit ein Venenkatheter gelegt. Auch bei Infusionen ist die Hygiene sehr wichtig, damit keine Keime in die Blutbahn gelangen.

Wenn Infusionen über einen langen Zeitraum immer wieder gegeben werden, können auch sogenannte Port-Systeme eingesetzt werden. Sie bestehen aus einem flachen Behälter mit einem dünnen Schlauch. Port-Systeme werden in einer kleinen Operation unter die Haut geschoben, zum Beispiel im Bereich des Schlüsselbeins. Der kleine Behälter kann dann mit einer Spritze durch die Haut immer wieder neu mit Medikamenten gefüllt werden. Diese gibt er über den Schlauch langsam in eine Vene ab. Port-Systeme können mehrere Wochen unter der Haut bleiben und sind dort vor Infektionen geschützt. Sie werden zum Beispiel bei Chemotherapien gegen Krebs angewendet.

Zur Schmerzlinderung oder Betäubung einer Körperregion können Betäubungsmittel über einen in den sogenannten (auch Epiduralraum genannt) gespritzt werden. Das ist ein Spalt zwischen den Rückenmarkshäuten und der Wirbelsäule. Das Mittel betäubt die Nerven und stoppt dadurch die Weiterleitung von Berührungs- und Schmerzsignalen an das Gehirn.

Grafik: Rückenmarksnahe Betäubung: PDA und Spinalanästhesie

Dazu legen Mediziner zunächst den in den Spalt und können dann je nach Bedarf wiederholt ein Betäubungsmittel verabreichen, ohne jedes Mal eine Spritze setzen zu müssen. Auch schmerzlindernde Infusionen können auf diesem Weg gegeben werden – zum Beispiel, um den Wehenschmerz während einer Geburt zu dämpfen (PDA).

Etwas anders funktioniert die Spinalanalgesie oder Spinalanästhesie (): Dabei werden die Medikamente näher an das Rückenmark gespritzt als bei der PDA – genauer gesagt in den flüssigkeitsgefüllten Raum, der das Rückenmark umgibt (Liquorraum). Dadurch wird die untere Körperhälfte betäubt.

Depots: Implantate und Spritzen

Depot-Implantate bestehen aus körperfremden Materialien, die in den Körper eingesetzt werden, dort längere Zeit verbleiben und kontinuierlich ein Medikament abgeben. Wenn die Wirkung nachlässt, wird das Implantat wieder entfernt oder löst sich von selbst auf. So erreicht man, dass ein Arzneimittel über mehrere Monate gleichmäßig wirken kann. Ein Beispiel sind Hormonimplantate zur Verhütung.

Bei einer Depot-Spritze wird ein Medikament unter die Haut oder in den Muskel gespritzt, dessen Wirkstoff nur nach und nach freigesetzt wird. Das lässt sich etwa durch Mischung mit Ölen oder bestimmten Salzen erreichen, die der Körper nur langsam abbaut. Beispiele sind über längere Zeit wirkende Insuline, Kortison-Depotspritzen und die Dreimonatsspritze zur Verhütung.

Zäpfchen

Einige Medikamente können als Zäpfchen über den After (rektal) eingeführt werden. Sie können Wirkstoffe enthalten, die genau in diesem Bereich wirken sollen. Aber auch wenn andere Körperbereiche behandelt werden sollen, können Medikamente rektal angewendet werden. Die Wirkstoffe werden von der Darmschleimhaut aufgenommen und gelangen dann über die Blutbahn dorthin, wo sie ihre Wirkung entfalten sollen. Häufig werden Zäpfchen gewählt, wenn die Einnahme von Arzneimitteln schwierig ist, etwa bei Erbrechen oder wenn Kinder Fieber haben und keine Tabletten nehmen wollen oder können.

Vaginalzäpfchen werden in die Scheide (vaginal) eingeführt, um dort zum Beispiel Entzündungen oder Pilzinfektionen zu behandeln. Sie lösen sich in der Scheide auf und geben ihre Wirkstoffe frei. Es gibt auch Vaginaltabletten und -salben zur lokalen Anwendung. Sie werden meist mit einer Einführhilfe aus Plastik (Applikator) geliefert.

Tropfen, Salben und Sprays für Augen, Ohren und Nase

Zur Behandlung zum Beispiel von Entzündungen in Augen und Ohren gibt es Medikamente in Tropfenform, die direkt ins Auge oder Ohr eingeträufelt werden. Ohrentropfen dürfen nicht zu kalt sein, da die Anwendung sonst zu Schmerzen oder Schwindel führen kann. Außerdem gibt es Augensalben und -gele, die man in den Bindehautsack des Unterlids gibt. Insbesondere bei Augenmedikamenten ist es wichtig, dass sie keimfrei sind.

Medikamente in Form von Nasentropfen und -sprays können kurzfristig zur Behandlung von Erkältungskrankheiten und Allergien verwendet werden. Man gibt dabei mit einer Pipette eine bestimmte Anzahl von Tropfen oder eine bestimmte Menge Spray in die Nase. Wichtig ist, die Pipette zusammengedrückt wieder aus der Nase zu nehmen, um das Arzneimittel nicht mit Nasensekret zu verunreinigen.

Mittel zum Inhalieren

Medikamente zum Einatmen (Inhalieren) können dann sinnvoll sein, wenn sie direkt in der Lunge wirken sollen. Viele Asthma-Medikamente gibt es beispielsweise als Sprays zum Inhalieren. Da die Lunge sehr gut durchblutet ist, kann man aber auch Medikamente einatmen, die über das Blut aufgenommen werden und im ganzen Körper wirken sollen. Ein bekanntes Beispiel ist die , bei der das Narkosemittel über eine Maske eingeatmet wird.

Wenn ein flüssiger oder fester Wirkstoff fein in Luft oder einem Gas verteilt wird, spricht man auch von einem Aerosol. Geräte zur Anwendung von Aerosolen sind beispielsweise Dosier-Aerosole. In ihnen wird der Wirkstoff fein zerstäubt und mit einem Treibgas zusammengebracht. Die Technik: Man atmet aus, umschließt danach das Mundstück des Geräts mit den Lippen, löst den Sprühstoß (Hub) aus und atmet gleichzeitig tief ein. Je feiner die Flüssigkeit oder das Pulver zerstäubt sind, desto tiefer können sie in die Lunge eindringen. Wichtig ist, das verwendete Gerät regelmäßig gründlich zu reinigen, da es beim Inhalieren immer zum Kontakt mit der Mundschleimhaut und eventuellen Krankheitserregern kommt.

Mittel wie können auch mit heißem Wasserdampf eingeatmet werden – zum Beispiel, um Erkältungen zu lindern. Heißes Wasser lässt die Öle schneller verdampfen und verstärkt so die Wirkung auf die Schleimhäute.

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Plötz H. Kleine Arzneimittellehre für Fachberufe im Gesundheitswesen. Heidelberg: Springer; 2017.

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Aktualisiert am 16. Juni 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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