Manche Medikamente sollen nur dort wirken, wo sie angewendet werden – zum Beispiel an einer entzündeten Hautstelle. Man spricht dann von „lokaler Wirkung“. Oft ist es aber wichtig, dass sich ein Wirkstoff im ganzen Körper verteilt. Fachleute nennen das „systemische Wirkung“.
Ob ein Mittel lokal oder systemisch wirkt, hängt vom Wirkstoff selbst ab. Aber auch die Anwendungsform spielt dabei eine Rolle – also auf welchem Weg der Wirkstoff in den Körper gelangt. Kortison als Salbe wirkt zum Beispiel lokal auf der Haut. Kortison in Tablettenform kann sich dagegen im ganzen Körper verteilen und wirken.
Die häufigsten Anwendungsformen sind:
- oral: Meist werden Medikamente als Tabletten und Kapseln über den Mund eingenommen und geschluckt. Möglich ist aber auch, Wirkstoffe als Tropfen, Saft oder in Flüssigkeit gelöstes Pulver einzunehmen.
- sublingual: Manche Medikamente werden über die Mundschleimhaut aufgenommen. Sie lösen sich bereits im Mund auf. Dazu wird zum Beispiel eine Tablette in die Wangentasche oder unter die Zunge gelegt.
- nasal: Einige Medikamente gibt es als Nasenspray oder -tropfen. Der Wirkstoff wird über die Nasenschleimhaut aufgenommen.
- aural: Werden Mittel in die Ohren getropft, sprechen Fachleute von einer auralen Anwendung.
- inhalativ: Die Medikamente werden als Spray oder feines Pulver eingeatmet und über die Schleimhaut der Bronchien aufgenommen.
- rektal: Medikamente werden zum Beispiel als Zäpfchen oder Einlauf in den After eingeführt.
- vaginal: Eine Frau führt das Medikament zum Beispiel als Salbe oder Zäpfchen in die Vagina (Scheide) ein.
- kutan: Diese Medikamente werden auf die Haut aufgetragen, zum Beispiel als Salbe oder Gel. Manche wirken nur an der betroffenen Stelle, andere verteilen sich über den Blutkreislauf im gesamten Körper. Einige Medikamente kann man als Pflaster anwenden, die den Wirkstoff nach und nach an die Haut abgeben.
- subkutan (s. c.): Das Medikament wird in das Unterhautfettgewebe gespritzt und langsam in den Blutkreislauf aufgenommen.
- intravenös (i. v.): Eine Ärztin oder ein Arzt spritzt das Medikament direkt in eine Vene (Injektion) oder legt einen Tropf ( Infusion), aus dem es über längere Zeit in das Blutgefäß läuft.
- intramuskulär (i. m.): Das Medikament wird in einen großen Muskel gespritzt, beispielsweise in den Gesäß- oder Oberarmmuskel.
Damit ein Medikament an den richtigen Ort gelangt und dort ausreichend wirkt, ist auch die Darreichungsform wichtig. Darreichungsformen sind:
- fest: Tablette, Kapsel, Dragee
- flüssig: Tinktur, Saft, Sirup, Infusionslösung, Augen- und Nasentropfen
- halbfest: Salbe, Creme, Gel
- spezielle Formen: Spray, Pflaster, Pulver zur Inhalation, Zäpfchen
Welche Darreichungs- und Anwendungsform gewählt wird, hängt nicht nur davon ab, wo ein Medikament wirken soll. Auch wie lange es wirkt, kann über die Form gesteuert werden. Ein Beispiel: Manche Antibiotika können als feste Tabletten eingenommen oder als flüssige Lösung in einen Muskel gespritzt werden. Die Tabletten werden täglich eingenommen – die Spritze wird hingegen nur einmal gegeben und bildet ein „Depot“ im Körper. Aus diesem wird dann über längere Zeit gleichmäßig Wirkstoff in den Körper abgegeben.
Je nach Alter sind verschiedene Darreichungsformen sinnvoll: Kleine Kinder können zum Beispiel schwer Tabletten schlucken. Ist das nötige Medikament als Saft oder Zäpfchen verfügbar, ist es leichter anzuwenden.
Nicht jeder Wirkstoff kann in mehreren Darreichungsformen angeboten werden. Welche möglich sind, hängt von seinen physikalischen und chemischen Eigenschaften ab.