Medikamente für Kinder richtig dosieren

Foto von Vater und fiebrigem Kind

Beruhigen, trösten, ablenken: Wenn ein Kind krank ist, sind die Eltern gefordert. Sie müssen ihr Kind durch eine schwierige Phase begleiten und ihm vielleicht auch Medikamente geben. Das ist nicht immer einfach.

Bei Kindern klingen viele Krankheiten nach einer Weile von selbst ab und müssen nicht mit Medikamenten behandelt werden. Deshalb kann es zunächst sinnvoll sein, zu überlegen, ob eine mit Medikamenten wirklich nötig ist und mehr Vor- als Nachteile hat.

Damit Medikamente wirken können, ist es wichtig, dass sie wie vorgesehen eingenommen werden. Gerade bei kleinen Kindern ist das aber mitunter schwierig. Vielleicht öffnen sie den Mund nicht, spucken Tabletten wieder aus oder sträuben sich lautstark gegen die Medizin. Das kann nervenaufreibend sein – für Eltern und Kind. Bei Stress passieren dann häufiger Fehler beim Dosieren oder man vergisst, ein Medikament zu geben.

Wie lassen sich Fehler bei der Dosierung vermeiden?

Bei kleinen Kindern werden Medikamente leicht überdosiert – vor allem, weil ihr geringes Körpergewicht zu wenig berücksichtigt wird. Manchmal sind zudem die Markierungen auf Dosierhilfen verwirrend oder die Angaben im Beipackzettel nicht sofort verständlich. Vor allem bei flüssigen Arzneimitteln wie Antibiotika-, Schmerzmittel- oder Hustensaft passiert es schnell, dass man zu viel gibt. Eine zu hohe Dosierung kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Eltern können aber einiges tun, damit ihnen bei der Gabe von Medikamenten keine Fehler passieren:

  • Beipackzettel: Den Beipackzettel in Ruhe durchlesen und sich an die Empfehlungen halten.
  • Dosierung ermitteln: Besonders darauf achten, welche Menge des Medikaments gegeben werden muss, und die Dosis vor der ersten Gabe vorsichtshalber dreimal kontrollieren: Sie muss dem Alter und Gewicht des Kindes entsprechen. Das Kind auf die Waage zu stellen, ist sicherer, als sein Gewicht zu schätzen.
  • Art und Weise der Anwendung: Sich daran halten, wie das Medikament angewendet werden soll – zum Beispiel Tabletten mit genügend Flüssigkeit geben und darauf achten, ob sie vor, zum oder nach dem Essen eingenommen werden müssen.
  • Dosierhilfen: Wenn die Packung Dosierhilfen enthält, sollten sie auch genutzt werden. Am häufigsten werden Tropfenzähler, Dosierkappen oder Messbecher mitgeliefert. Dosierhilfen eignen sich nur für das dazugehörige Medikament, nicht für andere Mittel. Bei Dosierungsangaben mit „Löffeln“ darauf achten, ob Tee- oder Esslöffel gemeint sind. Allerdings kann die Größe von Haushaltslöffeln sehr unterschiedlich sein. Das Standardmaß für Teelöffel ist normalerweise 5 ml, für Esslöffel 15 ml. Stattdessen – insbesondere bei Säuglingen – eher günstige Einmalspritzen aus der Apotheke zum Abmessen der Menge von flüssigen Medikamenten verwenden.
  • Lichtverhältnisse: Beim Dosieren für gutes Licht sorgen – vor allem nachts –, um die Dosis bei jeder Gabe genau kontrollieren zu können.
  • Gedankenstützen: Auf einem Zettel oder Aufkleber auf der Arzneiflasche notieren, wann das Kind das Medikament zuletzt bekommen hat. Das ist vor allem dann wichtig, wenn es die Arznei mehrmals täglich benötigt, wenn bestimmte Zeitabstände eingehalten werden sollen oder wenn das Medikament zu verschiedenen Zeiten von unterschiedlichen Personen gegeben wird.
  • rezeptfreie Mittel: Auch bei rezeptfreien Medikamenten die Gebrauchsanweisung sorgfältig durchlesen. Bei Unsicherheit, ob das Mittel für das Kind geeignet ist, ist es wichtig, sich ärztlichen Rat zu holen oder in einer Apotheke nachzufragen. Das gilt besonders, wenn sich für das Lebensalter oder Gewicht des Kindes keine Dosierangaben finden oder das Kind gleichzeitig weitere Arzneimittel nimmt.
  • Originalverpackung: Tropfenflüssigkeit nicht in eine andere Flasche umfüllen oder verdünnen. Dadurch könnte sich die Tropfengröße und somit die Dosis verändern.
  • Rücksprache bei Dosierfehlern: Bei versehentlichen Überdosierungen zügig Rat in der Arztpraxis oder Apotheke holen und fragen, was zu tun ist. Wenn eine Dosis vergessen wurde, das Kind nach der Einnahme erbrochen oder das Medikament teilweise wieder ausgespuckt hat, nicht beim nächsten Mal „zum Ausgleich“ die doppelte Dosis geben. Stattdessen weiter nach Plan verabreichen, aber ebenfalls Rücksprache halten.

Einige Tabletten und Kapseln dürfen nicht zerkleinert werden und auch das Vermischen mit Lebensmitteln kann problematisch sein. Wer sich unsicher ist oder weitere Fragen hat, kann mit einer Ärztin oder einem Arzt sprechen oder sich in der Apotheke beraten lassen.

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Aktualisiert am 16. Juni 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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