Was erwartet mich vor und nach der Hüft-Operation?

Foto von Patientin und Physiotherapeut

Nach dem Einsatz eines künstlichen Hüftgelenks bleibt man etwa 5 bis 10 Tage im Krankenhaus. Danach schließt sich eine Rehabilitation an. Sie soll die Muskulatur stärken und die Beweglichkeit verbessern. Außerdem wird der Umgang mit dem neuen Gelenk geübt.

Ein künstliches Hüftgelenk kann bei einer fortgeschrittenen Hüftarthrose Schmerzen lindern und die Lebensqualität verbessern. Nach der Operation dauert es einige Wochen bis Monate, bis man sich von dem Eingriff erholt hat und das künstliche Gelenk für die meisten Aktivitäten beweglich und stabil genug ist. Bis dahin sind die Schwellungen und Schmerzen abgeklungen. Auch die beteiligte Muskulatur und die Bänder sind dann kräftig genug, um dem neuen Gelenk vollständigen Halt zu bieten.

Die Lebensdauer künstlicher Gelenke ist begrenzt. Man kann jedoch selbst viel für ihre Funktion und Haltbarkeit tun – zum Beispiel, indem man die Rehabilitation aktiv nutzt und auch danach in Bewegung bleibt, am besten mit einer gelenkschonenden Sportart.

Wie finde ich eine geeignete Klinik?

Bei der Suche nach einer geeigneten Klinik für die Operation kann die Plattform www.endocert.de unterstützen. Dort sind zertifizierte Zentren aufgelistet, die sich verpflichten, beim Einbau künstlicher Gelenke bestimmte Qualitätsvorgaben einzuhalten. Beispielsweise müssen die Chirurginnen und Chirurgen in diesen Zentren jedes Jahr mindestens 50 Operationen durchführen.

Was sollte ich vor der Operation mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen?

Vor einer Operation muss die Einnahme bestimmter Medikamente vorübergehend unterbrochen werden. Deshalb ist es sinnvoll, zur Vorbesprechung eine vollständig ausgefüllte Medikamentenliste mitzunehmen. Wichtig ist auch, die Ärztin oder den Arzt über bestehende Allergien zu informieren – etwa gegenüber Metallen oder Medikamenten wie . Metall-Allergien können sich durch Hautrötungen oder Juckreiz bemerkbar machen, zum Beispiel beim Tragen von Schmuck, Brillen mit Metallgestell oder durch Hautkontakt mit Metallknöpfen.

Außerdem sollte man der Ärztin oder dem Arzt mitteilen, wenn man in den vergangenen drei Monaten eine Kortisonspritze in das Hüftgelenk erhalten hat. Nach einer solchen Spritze ist das Risiko erhöht, dass sich ein künstliches Gelenk infiziert.

Wie lässt sich vorab das Risiko für Komplikationen senken?

Bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen oder Risikofaktoren kommt es häufiger zu Komplikationen. Um die Risiken einer Operation möglichst klein zu halten, empfehlen Fachleute für die Zeit vor der Operation,

  • bei Diabetes auf gut eingestellte Blutzuckerwerte zu achten. Hierdurch lässt sich das Risiko von Infektionen nach der Operation senken.
  • bei starkem Übergewicht etwas abzunehmen. Studien deuten an, dass dies nicht nur das Risiko für Komplikationen wie Infektionen senkt, sondern auch die Haltbarkeit des künstlichen Gelenks verlängert. Besonders bei Menschen mit sehr starkem Übergewicht ( über 40) steigt das Risiko für Komplikationen an. Es gibt verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten, um Gewicht zu verlieren.
  • eine mögliche zu behandeln. Die häufigste Ursache hierfür ist ein Eisenmangel. Die Blutwerte werden vor einer Operation routinemäßig untersucht.
  • bei Tabakkonsum mindestens einen Monat vorher mit dem Rauchen aufzuhören. Wundheilungsstörungen und Infektionen sind nach einem Rauchstopp nachweislich seltener. Beim Rauchstopp helfen Unterstützungsangebote, Ersatzprodukte und Medikamente.

Mit dem Rauchen aufzuhören und Gewicht abzunehmen, ist nicht einfach. Manche Menschen nehmen deshalb lieber ein leicht erhöhtes Risiko für Komplikationen in Kauf. Andere warten mit der Operation noch etwas, um ihre Gesundheit zu fördern und sich möglichst gut auf den Eingriff vorzubereiten.

Um die OP-Risiken abzuwägen, bespricht man am besten mit der Ärztin oder dem Arzt den eigenen Gesundheitszustand und die individuellen Risikofaktoren.

Wie kann ich mich auf die Operation und den Krankenhausaufenthalt vorbereiten?

Im Krankenhaus sind unter anderem nützlich:

  • ein Trainingsanzug mit einem weiten Hosenbein, in das man leicht hineinkommt
  • flache, gut sitzende und rutschfeste Schuhe ohne Schnürsenkel
  • Sportschuhe
  • ein langer Schuhlöffel
  • ein Rucksack zum Transportieren von Dingen, wenn man an Unterarmgehstützen geht

Manche Menschen fürchten sich vor der Operation und vor Schmerzen danach. Verschiedene Strategien können im Umgang mit der Angst helfen. Zudem gibt es viele Möglichkeiten, Schmerzen nach einem Eingriff zu lindern. Hilfreich ist, im Vorgespräch mit der Ärztin oder dem Arzt alle Sorgen zu besprechen und noch offene Fragen zu klären. Eine Frageliste für den Arztbesuch kann dabei helfen.

Wie kann ich mich auf die Zeit nach dem Eingriff vorbereiten?

Es ist sinnvoll, sich rechtzeitig auf die Zeit nach dem Klinikaufenthalt vorzubereiten – vor allem, falls sich die Rehabilitation nicht direkt anschließt und man zunächst ein paar Tage zu Hause verbringt. Wer auf Unterstützung angewiesen ist, kann bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe oder häusliche Krankenpflege beantragen. Dabei hilft der Sozialdienst des Krankenhauses.

Hilfreich ist auch, Stolperfallen in der Wohnung wie lose Kabel oder Teppiche zu beseitigen und für einen Lebensmittelvorrat zu sorgen. Eine rutschfeste Matte in der Dusche, eine Toilettensitz-Erhöhung, eine Strumpf-Anziehhilfe und eine Greifzange können den Alltag ebenfalls erleichtern. Manche Hilfsmittel können ärztlich verordnet oder bei Sanitätshäusern geliehen werden.

Was erwartet mich nach der Operation?

Studien zeigen, dass die Genesung durch einen frühen Beginn der Rehabilitation beschleunigt werden kann. Deshalb beginnt man bereits am Tag der Operation oder am Tag darauf mit ersten Übungen. In der Regel beugt und streckt die Physiotherapeutin oder der das Bein zunächst im Liegen. Später folgen aktive Übungen.

In den ersten Tagen nach der Operation wird gezeigt, wie man sich am besten aus dem Liegen aufrichtet, aufsteht, an- und auszieht, sich sicher mit Gehhilfen bewegt und wie sehr man das Gelenk belasten darf. Die wird in der Woche nach der Operation mit verschiedenen Übungen fortgesetzt.

Vor allem in den ersten Wochen nach der Operation ist es möglich, dass das Gelenk bei ungünstigen Bewegungen auskugelt (Luxation). Dabei springt der Prothesenkopf aus der Pfanne, weil die Muskeln und Bänder, die das Gelenk stabilisieren, noch nicht vollständig verheilt und geschwächt sind. Bewegungen, die zu Problemen mit der Prothese führen können, sind zum Beispiel starkes Drehen des Oberkörpers und Beugen der Hüfte über 90 Grad. Zu einer Luxation kommt es aber nur selten – überängstlich muss man also nicht sein.

Wie lange dauert es, bis die Operationswunde abgeheilt ist?

Es dauert etwa 10 Tage, bis die Wunde vollständig verheilt ist. Die Operationsfäden oder -klammern werden nach 10 bis 15 Tagen entfernt. Wenn sich die Wunde innerhalb von 10 Tagen nicht richtig verschlossen hat oder länger als 2 bis 3 Tage nässt, ist es wichtig, die Ursache rasch abklären zu lassen. Solche Anzeichen und auch Rötungen, Fieber oder Schmerzen können auf eine Gelenkinfektion hinweisen. Diese seltene Komplikation muss schnell behandelt werden. Dauert die zu lange an, besteht das Risiko, dass die Prothese im Rahmen einer weiteren Operation ausgetauscht werden muss.

Was passiert bei der Rehabilitation?

Es dauert einige Zeit, bis man sich an das neue Hüftgelenk gewöhnt hat. Die Rehabilitation nach einem Gelenkersatz dient dazu, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit des Gelenks zu vergrößern und zu lernen, wie man sich mit dem neuen Gelenk bewegt. In der Reha können außerdem Fragen zur Wiedereingliederung ins Berufsleben und – falls nötig – zum Schwerbehindertenrecht sowie zu einer möglichen Berentung geklärt werden.

Die Rehabilitation findet stationär in einer Rehaklinik oder in einem ambulanten Rehabilitationszentrum statt – meist direkt im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt, spätestens aber zwei Wochen nach der Entlassung. Sie wird auch Anschlussheilbehandlung genannt und dauert in der Regel drei Wochen. Der Antrag hierfür wird meist während des Aufenthalts im Krankenhaus zusammen mit dem Sozialdienst gestellt.

Die Rehabilitation setzt sich aus verschiedenen Elementen zusammen wie Krankengymnastik, , einer Gang- und Gleichgewichtsschulung und verschiedenen Bewegungstherapien. Außerdem erfährt man, wie man die Prothese vor Überbelastung schützt.

Wie lange dauert die Genesung und was ist dabei zu beachten?

Wie gut die Genesung verläuft, hängt vom Alter, dem Zustand der Muskulatur und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab. In der Regel erholen sich Muskulatur und Gelenkkapsel innerhalb von sechs Wochen so weit, dass sie dem Gelenk genügend Halt bieten und man ohne Gehhilfe zurechtkommt.

In den ersten drei Monaten nach der Operation heilt das Gewebe noch ab. Um zu vermeiden, dass das Gelenk in dieser Zeit auskugelt, wird häufig empfohlen,

  • die Beine nicht zu überkreuzen,
  • das betroffene Bein nicht stark nach innen zu drehen, abzuspreizen oder um mehr als 90 Grad anzuwinkeln und
  • schweres Heben und Tragen oder Schieben von schweren Gegenständen zu vermeiden.

Spaziergänge, oder Radfahren sind nach ärztlicher Rücksprache oft schon nach 6 bis 8 Wochen möglich. Nach etwa 4 bis 6 Monaten können die meisten Menschen wieder mit belastenderen Sportarten beginnen, die mit Drehbewegungen im Hüftgelenk oder Stößen einhergehen, wie zum Beispiel Fußball, Skifahren oder Golf. Auch hiervor ist eine Rücksprache mit einer Fachkraft sinnvoll.

Grundsätzlich sinnvoll ist auch, Stürzen vorzubeugen – zum Beispiel, indem man Stolperfallen in der Wohnung beseitigt und auf gut sitzende, flache und rutschfeste Schuhe achtet. Viele Menschen haben aber nach dem Einsatz eines künstlichen Gelenks ein geringeres Sturzrisiko als vorher. Auch hier gilt deshalb: Es ist sinnvoll, unnötigen Risiken aus dem Weg zu gehen – es gibt aber keinen Grund, ängstlich zu werden.

Welche Sportarten eignen sich mit einem künstlichen Hüftgelenk?

Bewegung ist auch mit einem Gelenkersatz wichtig – denn kräftige Muskeln, Sehnen und Bänder geben der Prothese Halt. Allerdings hängt die Lebensdauer einer Prothese auch davon ab, wie stark sie beansprucht wird. Daher gibt es Aktivitäten und Sportarten, die sich für Menschen mit einem künstlichen Gelenk besser eignen als andere. Empfohlen werden:

  • Spaziergänge, und Wandern
  • Radfahren mit einem auf Körpergröße und Beinlänge eingestellten Fahrrad (ein Rad mit tiefem Einstieg kann das Auf- und Absteigen erleichtern)
  • Schwimmen, am besten mit einem Kraulbeinschlag
  • Tanzen
  • Wassergymnastik
  • leichte Gymnastik

Stark belastend für das künstliche Gelenk sind:

  • Joggen
  • Sportarten, bei denen die Gelenke Stößen, Drehungen oder ruckartigen Bewegungen ausgesetzt sind, wie zum Beispiel Tennis, Squash oder Fußball
  • Sportarten mit Körperkontakt und entsprechender Sturzgefahr, zum Beispiel Kampfsport

Bei vielen Sportarten kommt es auch darauf an, wie gut man sie vor dem Gelenkersatz beherrscht hat – zum Beispiel beim Golf oder Skifahren. Wer mit einer neuen Sportart anfängt, hat noch keine Routine und deshalb ein erhöhtes Risiko für ungünstige Bewegungen und Unfälle. Am besten berät man sich mit der Ärztin oder dem Arzt, welche Aktivitäten infrage kommen.

Kann ich weiterhin arbeiten und ab wann?

Auch auf diese Frage gibt es keine pauschale Antwort, da sie vom Beruf und dem Verlauf der Genesung abhängt. Es kann bis zu drei Monate, manchmal auch länger dauern, bis man wieder arbeiten kann – es kann aber auch deutlich schneller gehen. Manchmal kommt eine stufenweise Wiedereingliederung infrage, bei der man mit wenigen Stunden pro Tag beginnt und den Umfang dann schrittweise erhöht (Hamburger Modell).

Berufe, in denen man viel in der Hocke arbeiten oder schwer heben muss, sind mit einem künstlichen Hüftgelenk nicht gut geeignet. Bei beruflichen Fragen können Ärztinnen und Ärzte sowie der Sozialdienst in der Rehabilitation beraten.

Autofahren ist möglich, sobald man problemlos ein- und aussteigen und die Pedale des Fahrzeugs sicher bedienen kann.

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IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 08. Mai 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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