Wie funktioniert die Frequenzkontrolle bei Vorhofflimmern?

Mann mit Wasserglas und Tablettenbox bei der Medikamenteneinnahme

Gegen die Beschwerden bei hilft es oft, den schnellen Herzschlag mit Medikamenten zu verlangsamen. Am häufigsten werden sogenannte eingesetzt. Wer sie nicht verträgt, kann auf andere Wirkstoffe zurückgreifen.

Bei schlägt das Herz unregelmäßig und zu schnell. Unangenehmes Herzrasen und weitere Beschwerden wie Schwindel und Schwäche können die Folge sein. Der hohe Puls kann langfristig das Herz schädigen und zu einer Herzschwäche führen.

Um die Beschwerden zu beseitigen und das Herz zu entlasten, genügt es häufig, den Herzschlag zu verlangsamen. Man bezeichnet diese Form der Behandlung als Frequenzkontrolle. In der Regel werden dazu Medikamente eingenommen, meist .

Wenn sich die Symptome durch das Bremsen der Herzfrequenz nicht bessern, kommt ein anderer Behandlungsansatz infrage: die Rhythmuskontrolle. Hat sie Erfolg, schlägt das Herz wieder im normalen Rhythmus (Sinusrhythmus). Für die Rhythmuskontrolle sind allerdings in der Regel spezielle Verfahren nötig – etwa eine Katheterablation. Bei empfehlen Ärztinnen und Ärzte deshalb oft als erstes eine Frequenzkontrolle. Für manche Menschen ist eine Rhythmuskontrolle aber langfristig vorteilhafter, etwa wenn sie außerdem eine Herzschwäche haben oder das erst kürzlich aufgetreten ist. Ihnen wird meist empfohlen, direkt mit der Rhythmuskontrolle zu beginnen.

Wie stark soll die Frequenzkontrolle den Herzschlag bremsen?

Der Ruhepuls wird mithilfe der Medikamente auf unter 110 Schläge pro Minute gesenkt. Falls das nicht ausreicht, um die Beschwerden zu lindern, kann der Puls auf unter 80 Schläge pro Minute gesenkt werden. Das lässt sich durch eine höhere Medikamenten-Dosis oder die Einnahme mehrerer Wirkstoffe erreichen. Beides kann jedoch mehr Nebenwirkungen hervorrufen.

Welche Medikamente kommen infrage?

Welches Medikament am besten geeignet ist, hängt vor allem von Begleiterkrankungen und den möglichen Nebenwirkungen der Medikamente ab:

  • werden bei am häufigsten eingesetzt und sind im Allgemeinen gut wirksam und verträglich. Typische Nebenwirkungen sind Blutdruckabfall und Übelkeit. Da sie zu Atembeschwerden führen können, eignen sie sich nicht für Menschen mit einer Lungenerkrankung wie Asthma oder COPD.
  • Eine wirksame Alternative sind Kalziumantagonisten. Bei diesen Wirkstoffen sind unter anderem Kopfschmerzen, Juckreiz, Hautausschlag, Übelkeit und andere Arten von Herzrhythmusstörungen mögliche Nebenwirkungen. Zudem sind sie nicht geeignet, wenn die des Herzens geschwächt ist, und dürfen nicht zusammen mit Betablockern eingenommen werden.
  • Herzglykoside (Digitalis) werden meist nur zusätzlich verschrieben, wenn ein oder Kalziumantagonist allein nicht ausreicht, den Herzschlag zu verlangsamen. Vor allem bei Menschen mit einer Nierenerkrankung können sie Sehstörungen, andere Herzrhythmusstörungen oder Übelkeit auslösen. Außerdem sind regelmäßige Blutuntersuchungen nötig.
  • Sehr selten wird der Wirkstoff Amiodaron eingesetzt – meist nur, wenn die anderen Medikamente nicht gewirkt haben oder vertragen werden und andere Maßnahmen nicht infrage kommen. Mögliche Nebenwirkungen sind zum Beispiel Zittern, Sehstörungen, Haut-, Schilddrüsen- und Kreislaufprobleme sowie Herzrhythmusstörungen.

Was ist zusätzlich wichtig?

Obwohl das Herz mithilfe der Medikamente langsamer schlägt, können die Vorhöfe weiter flimmern. Dadurch können dort Blutgerinnsel entstehen. Wird ein Gerinnsel mit dem Blut bis ins Gehirn gespült, ist ein möglich. Um das Schlaganfall-Risiko zu senken, werden daher zusätzlich Gerinnungshemmer eingesetzt.

Wenn das Herz langsamer schlagen soll, sind nicht nur Medikamente, sondern auch ein gesunder Lebensstil wichtig. Hilfreich ist vor allem, möglichst keinen Alkohol zu trinken, sich ausreichend zu bewegen, Übergewicht zu vermeiden und nicht zu rauchen. Begleiterkrankungen, die zu einem schnellen Herzschlag führen können, sollten behandelt werden – wie etwa ein Schlafapnoe-Syndrom.

Kann der Herzschlag auch anders gesenkt werden?

Selten wird der Herzschlag mithilfe eines Eingriffs verlangsamt: Dabei wird ein Teil des Erregungsleitungssystems des Herzens, der sogenannte AV-Knoten, verödet. Dadurch gelangen keine Impulse mehr aus den Vorhöfen in die Kammern. Damit die Kammern regelmäßig schlagen, ist dann jedoch ein Herzschrittmacher nötig. Diese Behandlung kommt nur infrage, wenn sich die Herzrhythmusstörung nicht anders behandeln lässt.

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Erstellt am 04. Oktober 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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