Wie lassen sich Vitamin-K-Antagonisten selbst kontrollieren und anpassen?

Gerinnungshemmende Medikamente wie Vitamin-K-Antagonisten werden eingesetzt, um die Bildung von Blutgerinnseln zu verhindern. Auf diese Weise können sie das Risiko für bestimmte Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken, insbesondere für Schlaganfälle. Die Medikamente werden häufig von Menschen eingenommen, die an Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder -flattern erkrankt sind oder eine künstliche Herzklappe haben. Auch Menschen mit tiefer Venenthrombose oder einer Lungenembolie können Vitamin-K-Antagonisten erhalten – zur Behandlung und manchmal auch zum Schutz vor weiteren Blutgerinnseln.

Vitamin-K-Antagonisten werden auch Cumarine genannt. Der in Deutschland am häufigsten eingesetzte Wirkstoff aus dieser Gruppe ist Phenprocoumon. Als Medikament ist er vor allem unter dem Handelsnamen Marcumar, aber auch als Falithrom und Phenprogamma bekannt.

Die Medikamente sorgen dafür, dass das Blut langsamer gerinnt. Eine regelmäßige Kontrolle der Gerinnungsfähigkeit ist nötig, um die Dosis anzupassen: Sie sollte hoch genug sein, um vor Blutgerinnseln zu schützen – aber nicht so hoch, dass das Risiko für ernsthafte Blutungen deutlich steigt.

Wie wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes gemessen und eingestellt?

Bei einer Behandlung mit Vitamin-K-Antagonisten wird die Gerinnungsfähigkeit des Blutes regelmäßig gemessen. Dazu wird Blut entnommen und der sogenannte INR-Wert (für „International Normalized Ratio“) bestimmt. Der INR-Wert ist ein Maß dafür, wie lange es dauert, bis das Blut gerinnt.

Normalerweise liegt der INR-Wert bei 1. Bei Menschen, die Gerinnungshemmer nehmen, ist der INR-Wert höher, denn bei ihnen dauert es länger, bis das Blut gerinnt. Ein INR-Wert von 2 besagt zum Beispiel, dass das Blut doppelt so lange braucht, um zu gerinnen. Welcher INR-Wert angestrebt wird, hängt vor allem von der Erkrankung ab.

Der Gerinnungswert wird ab dem dritten Tag der Einnahme kontrolliert – solange dauert es, bis die Mittel wirken. Anfangs wird der Wert mehrmals in der Woche gemessen. Wenn sich der INR-Wert bei mehreren aufeinanderfolgenden Messungen kaum verändert hat, reicht es aus, die Gerinnungsfähigkeit des Blutes in größeren Abständen zu messen. Liegt der Wert über mehrere Monate im Zielbereich, reicht es, die Werte alle vier Wochen zu kontrollieren.

Es ist wichtig, den Gerinnungswert häufiger zu kontrollieren, wenn

  • man seine Ernährungsgewohnheiten oder die Lebensweise deutlich ändert,
  • andere Erkrankungen hinzukommen oder
  • man weitere Medikamente einnimmt oder sie absetzt.

Bei oder einer Lungenembolie strebt man einen INR-Wert zwischen 2 und 3 an. Ist der Wert bei einer Messung höher, also zum Beispiel bei 3,5, wird die Medikamentendosis verringert. Bei einem niedrigeren INR-Wert von beispielsweise 1,5 wird die Dosis etwas erhöht. Da die Medikamente nicht sofort wirken, dauert es meist ein paar Tage, bis sich der neue Wert eingestellt hat.

Wie kontrolliere ich meine Blutwerte und Medikamente selbst?

Es ist nicht unbedingt nötig, die Blutwerte jedes Mal in der Arztpraxis kontrollieren zu lassen. Wie man zu Hause selbst den Gerinnungswert misst, lässt sich in einer Schulung erlernen. Dort lernt man auch, die Medikamentendosis selbstständig anzupassen. Wer seine Gerinnungswerte selbst kontrolliert, benötigt nur alle paar Monate eine ärztliche Kontrolle.

Um die Blutwerte selbstständig zu überwachen, entnimmt man einen Blutstropfen aus der Fingerkuppe und trägt ihn auf einen Teststreifen auf. Der Teststreifen wird dann in ein spezielles Gerät gesteckt, das den INR-Wert bestimmt.

Viele Menschen, die Gerinnungshemmer nehmen, bevorzugen die Selbstkontrolle, weil sie dadurch flexibler sind und weniger Arzttermine brauchen. Studien zeigen zudem, dass Menschen, die ihre Werte selbst kontrollieren, seltener Blutgerinnsel und daraus resultierende Komplikationen entwickeln.

Manche Menschen trauen sich nicht zu, die Kontrollen selbst zu übernehmen. Andere können es nicht, weil sie zum Beispiel schlecht sehen. In diesem Fall können Angehörige helfen.

Was kann ich in einer Schulung lernen und wer bietet sie an?

Schulungen zur Selbstkontrolle vermitteln nicht nur, wie man die Gerinnungswerte kontrolliert und die Medikamentendosierung anpasst. Sie geben auch wichtige Informationen zu vielen anderen Behandlungsaspekten, zum Beispiel zum Einfluss der Ernährung auf die Gerinnungswerte, zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und was vor Operationen zu beachten ist, wenn man nimmt. Auch für Angehörige gibt es Schulungen.

Wenn die Schulung ärztlich verordnet wird, übernehmen die Krankenkassen in der Regel die Kosten. Es ist sinnvoll, dies vorher mit der Krankenkasse zu klären. Schulungen werden zum Beispiel von Arztpraxen und Kliniken angeboten.

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Aktualisiert am 06. September 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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