Wie wird ein Reizmagen festgestellt?

Foto eines Arztes, der den Bauch eines liegenden Patienten abtastet

Um einen Reizmagen festzustellen, müssen zunächst andere Erkrankungen ausgeschlossen werden. Dazu finden als Erstes ein ausführliches ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt. Meist schließen sich weitere Untersuchungen wie ein Blut- und Stuhltest an.

Ein Reizmagen kann verschiedene Verdauungsbeschwerden wie Oberbauchschmerzen oder Völlegefühl verursachen. Da Verdauungsprobleme auch organische Gründe haben können, müssen diese zunächst ausgeschlossen werden. Wenn sich keine organischen Ursachen finden, ist die „funktionelle“ Störung Reizmagen die wahrscheinlichste Erklärung für die Beschwerden. Bei diesem Vorgehen – einem sogenannten Ausschlussverfahren – kann es einige Zeit dauern, bis die Reizmagen gestellt wird.

Da etwa die Hälfte der Magenbeschwerden durch vielfältige andere Ursachen wie Entzündungen oder Medikamente ausgelöst oder auch verstärkt werden, ist es wichtig, diese zu erkennen. Sie können dann durch eine gezielte Behandlung oder Medikamentenumstellung gelindert werden.

Wonach fragt die Ärztin oder der Arzt?

Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich nach Art und Stärke der Beschwerden und danach, wann sie auftreten und wie lange sie anhalten. Sie oder er spricht Ernährungsgewohnheiten, Unverträglichkeiten und Gewichtsänderungen an – außerdem Medikamenteneinnahme, Alkohol- und Nikotinkonsum. Von Interesse sind auch mögliche Stressfaktoren im beruflichen oder privaten Alltag sowie Ängste oder Depressionen.

Um eine ernste Erkrankung auszuschließen oder sie möglichst frühzeitig entdecken und behandeln zu können, wird in der Regel auch nach den folgenden Warnzeichen gefragt:

  • starker (ungewollter) Gewichtsverlust
  • Erbrechen
  • Fieber
  • Blut im Stuhl oder Erbrochenem
  • Probleme und Schmerzen beim Schlucken
  • Magen- und Darm-Erkrankungen in der Familie
  • Auftreten erster Reizmagen-Beschwerden im Alter ab 60 Jahren

Welche körperlichen Untersuchungen spielen eine Rolle?

Bei der körperlichen Untersuchung werden der Bauch abgetastet, Herz und Lunge abgehört sowie Puls und Blutdruck gemessen. Auch Blut- und Stuhluntersuchungen sind üblich. Ergänzend kann ein Ultraschallbild vom Oberbauch gemacht werden, um andere Ursachen wie zum Beispiel Gallensteine zu erkennen.

Wann ist eine Magenspiegelung sinnvoll?

Um auszuschließen, dass die Beschwerden auf eine mögliche Organerkrankung wie eine oder ein hindeuten, wird in der Regel eine Magenspiegelung gemacht. Bei der Untersuchung kann die Ärztin oder der Arzt die Speiseröhre, den Magen und den oberen Teil des Zwölffingerdarms auf einem Bildschirm betrachten. Dazu wird ein dünner Schlauch mit einer Mikro-Kamera durch den Mund bis in den Anfang des Zwölffingerdarms geführt. Durch den Schlauch können mit einem feinen Instrument auch Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden. Mögliche Verletzungen durch die Untersuchung sind sehr selten.

Finden sich beispielsweise bei Menschen mit Magenbeschwerden keine Hinweise auf eine Organerkrankung und liegen keine Warnzeichen vor, kann auf eine Magenspiegelung erst einmal verzichtet werden. Wenn eine dann innerhalb mehrerer Wochen nicht zur Besserung führt, ist eine Magenspiegelung sinnvoll.

Wie lässt sich eine bakterielle Infektion des Magens ausschließen?

Verdauungsbeschwerden können durch bestimmte ausgelöst werden, die die Magenschleimhaut besiedeln (Helicobacter pylori). Die Keime lassen sich in einer Gewebeprobe nachweisen, die bei einer Magenspiegelung entnommen wird. Auch unabhängig von der Spiegelung kann man die Keime durch einen Atemtest oder eine Stuhlprobe nachweisen. Vor den Tests sollten verschiedene Medikamente weggelassen werden. So können noch bis zu zwei, bis zu vier Wochen nach Ende der Einnahme das Testergebnis verfälschen. Das gilt auch für bestimmte Lebensmittel wie etwa Mais und Maisprodukte, Broccoli, Ananas und Zuckerrohr. Sie sollten ebenfalls zwei Tage vor dem Test weggelassen werden. Stilles Wasser, schwarzer Kaffee und ungesüßter Tee sind bis in die Abendstunden erlaubt.

Für den Atemtest wird zweimal in einen Beutel oder ein Glasröhrchen gepustet. Wer einmal gepustet hat, nimmt 13C-markierten Harnstoff zum Beispiel als Kapsel oder Saft ein und pustet dann nach etwa 30 Minuten noch einmal. Ist das Bakterium im Magen, baut es den Harnstoff ab. Die Abbauprodukte sind dann in der zweiten Atemprobe nachweisbar. Die Proben werden im Labor untersucht, das Ergebnis liegt nach 2 bis 3 Tagen vor.

Für eine Stuhluntersuchung wird in der Hausarztpraxis eine Stuhlprobe abgegeben. Im Stuhl lassen sich Bestandteile der direkt nachweisen. Das Laborergebnis liegt ebenfalls innerhalb von 2 bis 3 Tagen vor.

Wurde eine mit den Keimen festgestellt, kann sie mit behandelt werden. Der Erfolg der 1- bis 2-wöchigen Behandlung wird durch einen weiteren Test überprüft.

Sind weiterführende Untersuchungen sinnvoll?

Wenn die Beschwerden nicht von allein nachlassen oder trotz Behandlung weiterbestehen, werden manchmal weitere Untersuchungen angeboten. Sie sollen Aufschluss über andere Erkrankungen geben, die die Beschwerden erklären könnten. Dazu zählen Tests zur Dauer der Magenentleerung, zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Entzündungsmarkern. Sie eignen sich allerdings nicht, um die genauen Ursachen des Reizmagens herauszufinden.

Wie läuft die Diagnose bei Kindern und Jugendlichen ab?

Wenn Kinder und Jugendliche wochenlang Verdauungsbeschwerden oder Bauchschmerzen haben, fragen Ärztinnen oder Ärzte nach der Art und Dauer der Schmerzen. Kinder und ihre Eltern werden auch nach Zeichen gefragt, die auf eine behandelbare Ursache hinweisen können. Dazu zählen:

  • ungewollter Gewichtsverlust
  • unerklärliches Fieber
  • Schwierigkeiten oder Schmerzen beim Schlucken
  • Erbrechen
  • Durchfall, der wässrig ist, lange andauert oder auch nachts vorkommt
  • Blut im Stuhl
  • Harnwegssymptome wie Schmerzen beim Wasserlassen
  • Rückenschmerzen
  • Reizdarm, Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) oder Magengeschwüre in der Familie
  • Hautveränderungen wie Ausschläge oder Pusteln

Die Ärztin oder der Arzt erkundigt sich außerdem nach Stressfaktoren im Umfeld des Kindes. Kinder erleben Stress häufig anders als Erwachsene und je nach Altersgruppe unterschiedlich. Stress entsteht, wenn Kinder Sorgen und Ängste haben – wie vor großen Umstellungen, bei Überforderung oder nach einschneidenden Erlebnissen wie Unfällen oder Trennungen.

Wie bei Erwachsenen wird bei der körperlichen Untersuchung zunächst der Bauch abgetastet. Dann kann ein Stuhltest zeigen, ob der Stuhl Blut enthält. Je nachdem, wie stark die Beschwerden das Kind beeinträchtigen, können auch eine Blutuntersuchung oder Tests auf Lebensmittelunverträglichkeiten oder Infektionen sinnvoll sein. Weitere Diagnoseverfahren wie bildgebende Untersuchungen sind häufig nicht nötig.

Bei etwa 5 von 100 Kindern werden Ursachen für die Beschwerden festgestellt, die dann behandelt werden können. Dagegen findet sich bei knapp der Hälfte der Erwachsenen mit Magenbeschwerden eine organische Ursache, also viel häufiger.

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Erstellt am 01. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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