Was kann bei einem Reizmagen helfen?

Foto von zwei Frauen beim Yoga

Ein Reizmagen ist nicht gefährlich, kann aber belastend und langwierig sein. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern und im Alltag besser mit ihnen zurechtzukommen. Man kann selbst viel dafür tun – auch wenn bisher nur wenige Mittel und Maßnahmen gut untersucht sind.

Für einen Reizmagen (Fachbegriff: funktionelle Dyspepsie) gibt es zwar kein Allheilmittel, aber hilfreiche Behandlungen, die Beschwerden lindern können. Je nachdem, welche Symptome im Vordergrund stehen – etwa Schmerzen oder Völlegefühl –, können verschiedene Ansätze sinnvoll sein. Die ersten Behandlungsschritte sind aber meist die gleichen: eine Anpassung der Ernährung, mehr Bewegung und individuell eingestellte Medikamente.

Kann eine Anpassung der Ernährung bei Reizmagen helfen?

Viele Menschen bringen bestimmte Lebensmittel oder Essgewohnheiten mit ihren Beschwerden in Verbindung. Studien zeigen, dass Reizmagen-Symptome mit dem Verzehr von Weizenprodukten, fettreicher Ernährung und Koffeinkonsum zusammenhängen können. Viele Menschen machen gute Erfahrungen mit diesen Methoden, den Magen zu entlasten:

  • sich beim Essen Zeit lassen,
  • möglichst in einem angenehmen, entspannten Umfeld essen,
  • langsam und sorgfältig kauen,
  • mehrere kleine Mahlzeiten statt wenige große essen,
  • fettreiche oder scharf gewürzte Speisen vermeiden,
  • darauf achten, ob heiße Getränke, Alkohol oder Kaffee die Beschwerden verstärken – und wenn ja, sie weglassen oder weniger davon trinken.

Es gibt zwar keine Studien, die eindeutig zeigen, dass sich Beschwerden durch eine Anpassung der Ernährung lindern lassen. Die beschriebenen Möglichkeiten werden jedoch von Fachleuten empfohlen und lassen sich leicht und ohne Risiken selbst ausprobieren. Ein Ernährungs-Tagebuch kann dabei helfen, herauszufinden, worauf der Magen empfindlich reagiert.

Was bewirken Entspannungsverfahren und Bewegung?

Manchmal hilft es, Stress zu verringern und eigene Grenzen zu beachten. Verschiedene Methoden zur Entspannung und Stressbewältigung, wie , Atemtechniken oder progressive Muskelentspannung, können dabei unterstützen.

Im Alltag körperlich aktiv zu sein, kann das Wohlbefinden und die Verdauung ebenfalls verbessern – zum Beispiel, wann immer möglich Treppen zu steigen statt den Aufzug zu nehmen, zu Fuß zu gehen oder Fahrrad statt Auto zu fahren. Menschen, die Bewegung und Sport in ihren Alltag integrieren, haben seltener mit einem Reizmagen zu tun.

Reizmagen durch Medikamente?

Für Menschen, die wegen anderer Erkrankungen Medikamente einnehmen, kann es sinnvoll sein, die Einnahme zu überprüfen. Denn manche Mittel können ähnliche Beschwerden verursachen wie ein Reizmagen oder sie verstärken, zum Beispiel bestimmte Rheuma-Medikamente oder Eisentabletten.

Hilfreich ist, aufzuschreiben, welche Mittel man nimmt, und dann mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, ob die Magenbeschwerden Medikamenten-Nebenwirkungen sein könnten. Die Ärztin oder der Arzt kann dann prüfen, ob sich ein Medikament ersetzen lässt, anders eingenommen, pausiert oder abgesetzt werden kann.

Können pflanzliche Mittel bei Reizmagen helfen?

Um ihre Beschwerden zu lindern, greifen viele Menschen zu pflanzlichen Mitteln. Die meisten sogenannten Phytotherapeutika sind ohne Rezept erhältlich. Ätherische Öle und Auszüge (Extrakte) aus verschiedenen Pflanzen können krampflösend und entzündungshemmend wirken und möglicherweise die Bewegungsabläufe im Verdauungstrakt anregen. Mittel mit folgenden Wirkstoffen könnten helfen:

  • Kombination aus Pfefferminz- und Kümmelöl: Studien deuten darauf hin, dass diese Mittel Reizmagen-Symptome lindern. Sie gelten als gut verträglich.
  • Extrakte aus verschiedenen Pflanzen: Sie enthalten zum Beispiel bittere Schleifenblume, Kamille, Pfefferminze, Süßholzwurzel, Melisse und Kümmel. Bei kurzer Einnahmedauer sind diese Mittel normalerweise gut verträglich. Ein Gespräch mit der Ärztin oder dem Arzt ist ratsam, da bestimmte Vorerkrankungen und Schwangerschaft besondere Vorsicht erfordern.
  • Kurkuma: Erste Studien deuten darauf hin, dass diese Mittel Beschwerden lindern können.

Weitere Mittel, die oft bei Völlegefühl, Sodbrennen oder Aufstoßen eingesetzt werden, sind die sogenannten Antazida aus mineralischen Salzen. Sie sollen überschüssige Magensäure neutralisieren, Gallensäure binden und so die Magenschleimhaut schützen. Ob solche rezeptfreien Antazida bei einem Reizmagen helfen können, ist jedoch kaum untersucht. Bei Nierenkrankheit oder Stoffwechselstörungen ist es wichtig, vor einer Einnahme mit einer Ärztin oder einem Arzt zu sprechen.

Wann ist eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll?

Bei manchen Menschen mit einem Reizmagen ist die Magenschleimhaut mit besiedelt (Helicobacter Pylori). Diese Bakterien sind allgemein weit verbreitet: Sie kommen bei etwa 40 von 100 Erwachsenen vor. Dabei sind ältere Menschen häufiger betroffen als jüngere. Die kann auch Beschwerden wie eine Magenschleimhautentzündung verursachen und (seltener) zu Geschwüren des Magens und Zwölffingerdarms führen.

Bei Reizmagen-Beschwerden und einer nachgewiesenen Helicobacter-Infektion kann eine Behandlung mit die abtöten. So lassen sich die Beschwerden lindern oder bei etwa 10 von 100 Betroffenen auch ganz beseitigen. In der Regel werden zwei Antibiotika, ein und Bismut kombiniert. Bismut ist ein ungiftiges Schwermetall, das das Wachstum der hemmt und einen schützenden Film über der geschädigten Schleimhaut bildet. Die Behandlung dauert mindestens zehn Tage. Es kann aber 6 bis 12 Monate dauern, bis sich die Beschwerden bessern.

Wie genau die die Beschwerden auslösen, ist noch nicht geklärt. Die Behandlung senkt aber auf jeden Fall das Risiko für Magengeschwüre, die ernstere Folgen wie Blutungen haben können.

Wenn es zu Nebenwirkungen kommt, sind sie in der Regel mild. Typisch sind:

  • ein metallischer Geschmack im Mund
  • Unverträglichkeit bei Alkoholkonsum
  • schwarz verfärbter Stuhl oder Verstopfung bei einer Behandlung mit Bismut
  • Krämpfe und Durchfall bei einigen Therapiekombinationen

Bei etwa 20 von 100 Personen muss die Behandlung wiederholt werden, weil noch in der Magenschleimhaut nachweisbar sind. Deshalb ist eine Kontrolle nach der Erstbehandlung sinnvoll. Dazu werden eine Magenspiegelung, Atem- oder Stuhltests durchgeführt.

Wann kommen säurehemmende Medikamente infrage?

Säurehemmer sind Medikamente, die die Bildung von Magensäure unterdrücken. Am häufigsten werden sogenannte () eingesetzt. Dazu gehören die Wirkstoffe Pantoprazol und Omeprazol. Diese Medikamente sind nicht zur Behandlung eines Reizmagens zugelassen und können daher nur im sogenannten Off-Label Use eingesetzt werden. Studien zeigen jedoch, dass die für den Reizmagen typischen Symptome etwas besser lindern können als ein Scheinmedikament (). Insbesondere bei Oberbauchschmerzen und Sodbrennen kann eine Behandlung mit sinnvoll sein. gelten als gut verträglich.

Manchmal werden auch sogenannte H2-Blocker (H2-Rezeptorantagonisten) eingenommen. Sie sind ebenfalls nicht zur Behandlung des Reizmagens zugelassen (). H2-Blocker bewirken, dass die Drüsenzellen des Magens weniger Säure ausschütten. Der Wirkstoff Famotidin ist in niedrigen Dosierungen rezeptfrei, in höheren Dosierungen rezeptpflichtig.

Wegen ihrer besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit werden bevorzugt. Sowohl als auch H2-Blocker werden bei Reizmagen-Beschwerden ausschließlich als vorübergehende Behandlung empfohlen.

Können Antidepressiva bei Reizmagen helfen?

Helfen Medikamente wie nicht, kann eine Behandlung mit trizyklischen (TZA) infrage kommen. Medizinische Fachleute empfehlen TZA bei einem Reizmagen vor allem, wenn Schmerzen und Brennen im Oberbauch im Vordergrund stehen. Wenn allein nicht ausreichend helfen, können TZA und auch kombiniert werden.

Das TZA wird zunächst gering dosiert. Die Dosierung kann nach mehreren Wochen langsam gesteigert werden. Oft ist aber eine niedrige Dosis ausreichend, denn höhere Dosierungen wirken nicht zwangsläufig besser. Zudem ist dann häufiger mit Nebenwirkungen wie Müdigkeit zu rechnen. Tritt nach 8 bis 12 Wochen keine ausreichende Linderung ein, wird die Behandlung nach Absprache mit dem Arzt oder der Ärztin beendet. Wirken die Medikamente, wird empfohlen, sie mindestens 6 bis 12 Monate lang einzunehmen.

Helfen probiotische Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel?

Probiotische Lebensmittel und enthalten bestimmte Mikroorganismen wie zum Beispiel Milchsäurebakterien. Sie sollen sich im Darm ansiedeln und die Verdauung unterstützen. Es gibt auch präbiotische Mittel, die – mit der Nahrung aufgenommen – die Darmflora verbessern sollen, indem sie die Vermehrung nützlicher Bakterienstämme fördern. Es ist aber unklar, ob diese Mittel bei einem Reizmagen helfen.

Welchen Nutzen haben Prokinetika?

Prokinetika sollen die Bewegung des Magen-Darm-Trakts anregen und dafür sorgen, dass der Mageninhalt schneller in den Darm transportiert wird. Völlegefühl im Oberbauch, Übelkeit und Aufstoßen sollen so gemildert werden. Studien liefern Hinweise, dass Prokinetika Symptome lindern können. Allerdings sind auch starke Nebenwirkungen möglich: Manche Prokinetika können zum Beispiel Herzrhythmusstörungen auslösen.

Kann eine Psychotherapie bei Reizmagen helfen?

Einige Menschen profitieren von einer Psychotherapie, insbesondere dann, wenn neben dem Reizmagen psychische Belastungen wie Stress, Ängste oder Depressionen bestehen. Auch wenn die Symptome des Reizmagens selbst zu einer großen psychischen oder alltäglichen Belastung werden, kann eine Psychotherapie helfen. Therapieverfahren wie , und kommen auch infrage, wenn andere Behandlungen, etwa mit Medikamenten, die Beschwerden nicht ausreichend lindern konnten.

Ist Akupunktur bei Reizmagen wirksam?

Verschiedene Formen der wurden in Studien untersucht. Dazu gehören die manuelle , die Erwärmung von speziellen Punkten des Körpers (Moxibustion) und die Elektroakupunktur. Bisher sind aber keine verlässlichen Aussagen zur Wirkung möglich.

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Aktualisiert am 17. September 2025

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