Mit welchen Medikamenten wird Bluthochdruck behandelt?

Foto von Arzt und Patient

Bei dauerhaftem können Medikamente vor möglichen Folgen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Da unterschiedliche Wirkstoffe den Blutdruck vergleichbar gut senken können, gelingt es meist, ein gut verträgliches Mittel zu finden.

Ein erhöhter Blutdruck lässt sich auf unterschiedliche Weise senken. Bei einem leicht erhöhten Blutdruck reicht es manchmal, bestimmte Lebensgewohnheiten zu ändern, sich zum Beispiel mehr zu bewegen, etwas abzunehmen und salzärmer zu essen. Wenn es mit diesen Methoden nicht gelingt, den Blutdruck ausreichend zu senken, kommen verschiedene Arzneimittel infrage.

Manche Menschen entscheiden sich direkt für Medikamente. Nicht jeder kann oder möchte seine Gewohnheiten ändern und sich anders ernähren oder mehr bewegen. Den Blutdruck ohne Medikamente dauerhaft in den normalen Bereich zu senken, ist zudem nicht einfach. Nicht zuletzt gibt es Menschen, die sich ausgewogen ernähren, schlank sind, Sport treiben und trotzdem haben – oft aufgrund einer familiären Veranlagung.

Welche Medikamente können den Blutdruck senken?

Es gibt mehrere Gruppen von blutdrucksenkenden Arzneimitteln. Am häufigsten eingesetzt werden:

Alle diese Wirkstoffe können vor Folgeerkrankungen schützen. Welches Mittel sich eignet, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die man am besten gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt bespricht. Wichtig ist vor allem die Frage, ob und welche anderen Erkrankungen man hat.

ACE-Hemmer (Angiotensin-Converting-Enzym-Hemmer)

beeinflussen die Herstellung von körpereigenen Hormonen, die den Blutdruck steuern. Dabei blockieren sie ein bestimmtes , das an der Bildung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin beteiligt ist.

Die häufigste Nebenwirkung von ACE-Hemmern ist ein trockener Reizhusten. Seltener kommt es zu Störungen des Geschmacksempfindens, Schwellungen der Schleimhäute und Hautausschlägen.

In der Schwangerschaft dürfen nicht genommen werden, da sie das Kind schädigen können.

Betablocker

senken den Blutdruck, indem sie den Herzschlag verlangsamen und gleichzeitig das Herz gegen die Wirkung von Stresshormonen abschirmen. Es gibt unterschiedliche Gruppen von Betablockern. Welcher geeignet ist, hängt davon ab, ob man noch andere Erkrankungen hat.

Wichtig ist: Wer bereits nimmt und die Behandlung beenden möchte, sollte die Medikamente nicht plötzlich absetzen, sondern die Dosis über einige Tage schrittweise verringern. Sonst kann es plötzlich zu einem starken Anstieg des Blutdrucks kommen.

Zu den Nebenwirkungen von Betablockern gehört manchmal eine Verengung der unteren Atemwege, vor allem der . Dies kann zu führen. Für Menschen mit sind daher nicht geeignet. Auch für sportlich aktive Menschen eignen sich andere Mittel besser.

Diuretika

sind entwässernde Medikamente. Sie beeinflussen die Nierentätigkeit und bewirken, dass der Druck in den Blutgefäßen langfristig sinkt. Zu den Nebenwirkungen kann in den ersten Tagen der ein gesteigerter Harndrang und eine erhöhte Urinmenge gehören. Da die Behandlung meist mit einer niedrigen Dosis begonnen wird, hält sich dies aber in Grenzen.

Wenn der Körper zu viel Wasser verloren hat, kann es zu Mundtrockenheit, oder Verwirrtheit kommen. Um dies zu vermeiden, ist es wichtig, an heißen Tagen oder nach dem Sport ausreichend zu trinken. Besonders ältere Menschen sollten das beachten, wenn sie ein Diuretikum nehmen. Für Menschen mit Gicht sind nicht geeignet.

Kalziumantagonisten

Kalziumantagonisten weiten die Gefäße. Dadurch hat das Blut in den Gefäßen mehr Platz und kann sich verteilen, sodass der Blutdruck sinkt. Zu den Nebenwirkungen von Kalziumantagonisten können eine Gesichtsrötung, Hautausschläge, Herzklopfen, Schwellungen an den Knöcheln oder ein Spannungsgefühl in den Unterschenkeln gehören.

Je nach Wirkstoff eignen sich Kalziumantagonisten nicht für Menschen mit bestimmten Herzrhythmusstörungen oder Verstopfung.

Sartane (Angiotensin-Antagonisten)

Sartane heben die Wirkung des blutdrucksteigernden Hormons Angiotensin auf. Die Nebenwirkungen ähneln denen von ACE-Hemmern, allerdings lösen Sartane seltener Hustenreiz aus. Auch Sartane dürfen nicht in der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Wie lassen sich Nebenwirkungen vermeiden?

Bei Menschen mit läuft der Kreislauf schon seit längerer Zeit „auf Hochtouren“. Wenn sie dann anfangen, blutdrucksenkende Medikamente zu nehmen, kann es passieren, dass sie sich zunächst oft schlapp fühlen. Bis sich der Kreislauf auf die Blutdrucksenkung eingestellt hat, kann es eine Weile dauern.

Auch andere Nebenwirkungen der Medikamente treten nur in den ersten Tagen der Behandlung auf und verschwinden dann von selbst wieder. Um Nebenwirkungen vorzubeugen, kann zunächst mit einer geringen Medikamentendosis begonnen und diese dann langsam gesteigert werden.

Wichtig ist, nicht voreilig den Schluss zu ziehen, dass man ein Medikament nicht verträgt. Es kann bloßer Zufall sein, wenn zum Beispiel nach der Einnahme eines Medikaments Kopfschmerzen auftreten. Nur weil zwei Ereignisse ungefähr gleichzeitig eintreten, heißt das nicht, dass sie zusammenhängen. Daher lohnt es sich, ein Mittel etwas länger auszuprobieren.

Wer ein Medikament aber wirklich nicht verträgt, kann es mit einem anderen Wirkstoff versuchen. Manchmal muss man ein bisschen ausprobieren, um gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt das passende Mittel zu finden.

Bestimmte und pflanzliche Präparate können die Wirkung blutdrucksenkender Medikamente verstärken oder abschwächen. Um solche Wechselwirkungen zu vermeiden, nimmt man am besten nur bei absoluter Notwendigkeit und nach Absprache mit seiner Ärztin oder seinem Arzt ein.

Welches Medikament eignet sich am besten?

Die Wahl des geeigneten Wirkstoffs hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Dazu gehören zum Beispiel das Lebensalter und ob jemand noch andere Erkrankungen hat, zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit, Herzschwäche oder Vorhofflimmern. Auch das Geschlecht und die Hautfarbe können von Bedeutung sein.

Vielen Menschen reicht ein Medikament aus, um den Blutdruck zu senken. Andere benötigen zusätzlich ein zweites oder drittes. Die Kombination verstärkt die blutdrucksenkende Wirkung, da die Mittel an verschiedenen Stellen im Körper ansetzen. Wenn man verschiedene Blutdrucksenker nimmt, kann es sinnvoll sein, einen davon abends einzunehmen – vor allem wenn der Blutdruck auch nachts nicht sinkt.

Nur wenn man ein Medikament so einnimmt, wie es verschrieben wurde, lässt sich seine Wirkung beurteilen. Dabei ist ein bisschen Geduld nötig: Manchmal wird fälschlicherweise angenommen, dass ein Präparat nicht wirkt, dabei wurde es nur nicht in ausreichender Dosis oder lange genug genommen.

Wer sein Medikament zum Beispiel wegen störender Nebenwirkungen selbst abgesetzt oder nicht immer genommen hat, sollte das offen mit der Ärztin oder dem Arzt besprechen. Dann kann sie oder er den Erfolg der wie auch die Nebenwirkungen besser einschätzen. Dies ist wichtig, damit jeder die richtige Wirkstoffdosis und nur so viele Medikamente erhält, wie wirklich nötig sind.

Was hilft dabei, die Medikamente über lange Zeit regelmäßig zu nehmen?

Medikamente dauerhaft richtig einzunehmen, fällt vielen Menschen schwer. Es gibt jedoch verschiedene Dinge, die die Einnahme erleichtern können. Als besonders hilfreich haben sich erwiesen:

  • regelmäßige Arzttermine, bei denen neue Behandlungsaspekte besprochen werden können,
  • ein möglichst einfacher Einnahmeplan,
  • Verpackungen oder Behälter mit Fächern für jeden Tag, bei denen man sofort sieht, wenn man eine Tablette vergessen hat sowie
  • Schulungsprogramme für Menschen mit .

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Aktualisiert am 08. Mai 2019

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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