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Flüssigkeitsmangel (Dehydration)

Auf einen Blick

  • Ein Flüssigkeitsmangel entsteht, wenn man zu wenig Wasser aufnimmt oder zu viel Flüssigkeit verliert.
  • Erste Anzeichen sind Durst, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und Schwindel.
  • Dann hilft es, rasch ausreichend zu trinken.
  • Bei einem schweren Flüssigkeitsmangel kann es unter anderem zu Verwirrtheit, Krampfanfällen, Nierenversagen und einem Schock kommen. Dann ist schnelle medizinische Hilfe nötig.

Einleitung

Foto von Frau nach dem Sport

Kopfschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten, Schwindel – manchmal steckt eine ganz einfache Ursache dahinter: Man hat zu wenig getrunken. Besonders an heißen Tagen oder nach dem Sport kommt es leicht dazu, dass dem Körper Flüssigkeit fehlt. Auch durch Erbrechen, Durchfall oder Blutverlust kann der Körper Flüssigkeit verlieren. Medizinisch wird der Flüssigkeitsmangel „Dehydration“ oder „Dehydrierung“ genannt.

Wasser ist lebenswichtig: Der Körper braucht es für fast alle Funktionen, beispielsweise die Regulierung von Atmung und Körpertemperatur, Blutdruck und Puls sowie für die Verdauung und die Entgiftung durch die Niere. Bei Erwachsenen macht Wasser etwa 50 bis 60 % des Körpergewichts aus, bei Säuglingen bis zu 75 %.

Ein leichter Flüssigkeitsmangel lässt sich in der Regel einfach ausgleichen, indem man mehr trinkt. Fehlt dem Körper Wasser, kommt häufig auch der Natriumhaushalt aus dem Gleichgewicht. Dann ist es gut, zusätzlich zu sich zu nehmen, etwa als salzige Brühe oder isotones Getränk. Bei einem schweren Flüssigkeitsmangel ist medizinische Hilfe nötig.

Symptome

Ein leichter Mangel an Flüssigkeit macht sich oft gar nicht bemerkbar. Treten erste Anzeichen auf, sind das neben Durst häufig

  • ein trockener Mund und eine pelzige Zunge,
  • Konzentrationsstörungen,
  • Kopfschmerzen,
  • Abgeschlagenheit,
  • rasche Ermüdung,
  • verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit,
  • seltener Harndrang oder
  • weniger und dunklerer Urin – Letzteres ist allerdings bei älteren Menschen ein weniger verlässliches Anzeichen.

Ein moderater oder schwerer Flüssigkeitsmangel kann sich außerdem äußern durch

  • trockene Schleimhäute,
  • Schwindel nach schnellem Aufstehen,
  • Herzrasen (),
  • Schmerzen in Bauch und Brust,
  • eingesunkene Augen und keine Tränen beim Weinen,
  • Muskelkrämpfe,
  • Krampfanfälle,
  • Teilnahmslosigkeit (Lethargie) oder
  • Verwirrtheit.

Bei einem schweren Flüssigkeitsmangel kann es zu einem „hypovolämischen Schock“ kommen. Dabei ist der Flüssigkeitsmangel so groß, dass der Kreislauf kurz davor ist, zusammenzubrechen. Der Schock ist ein Notfall. Er lässt sich zusätzlich an diesen Zeichen erkennen:

  • Hände und Füße fühlen sich kühl an
  • Unruhe, Schüttelfrost oder Schweißausbrüche
  • Angst oder Apathie bis hin zur Bewusstlosigkeit

Fehlt Kindern Flüssigkeit, kann sich das auch am Verhalten zeigen: Sie sind dann abgeschlagen, unruhig, schlecht gelaunt oder weinerlich, weinen jedoch ohne Tränen. Manchmal atmen sie schneller oder tiefer. Bei Säuglingen gehören eine eingesunkene und Durstfieber zu den Symptomen. Babys und Kleinkinder haben deutlich weniger nasse Windeln.

Ursachen und Risikofaktoren

Hormone regulieren den Wasser- und Natriumhaushalt im Körper. Kleine Überschüsse oder Mängel zwischen Zellen, Blutgefäßen oder Geweben werden so stetig ausgeglichen. Nimmt die Flüssigkeitsmenge insgesamt ab, setzt das Durstgefühl ein und die Niere hält Wasser im Körper. So wird bei gesunden Erwachsenen ein stärkerer Mangel in der Regel verhindert.

Manchmal bekommt der Körper jedoch zu wenig Flüssigkeit über Essen und Trinken. Gründe dafür können sein:

  • Stress oder Ablenkung: Trotz Durst vergisst man das Trinken.
  • geringeres Durstgefühl: Vor allem im hohen Alter haben Menschen oftmals weniger Durst.
  • bewusste Einschränkung der Trinkmenge: Manche Menschen trinken absichtlich weniger – aus Sorge, oft zur Toilette gehen zu müssen oder ungewollt Urin zu verlieren (Harninkontinenz).
  • geistige Einschränkungen: Beispielsweise denken Menschen mit Demenz manchmal nicht ans Essen und Trinken, haben weniger Appetit oder lehnen Mahlzeiten und Getränke ab.
  • körperliche Barrieren: Manche Menschen benötigen Hilfe beim Essen und Trinken, die sie vielleicht nicht ausreichend bekommen.
  • Schluckbeschwerden: Wenn das Trinken und Essen unangenehm oder sogar schmerzhaft ist, wird es manchmal vermieden.
  • undeutliche Signale: Säuglinge und Kleinkinder erleben Durst eher als „Unwohlsein“ und können oft noch nicht sagen, dass sie durstig sind.

Auch ein zu großer oder rascher Verlust an Flüssigkeit und Natrium kann zu einem Flüssigkeitsmangel führen. Mögliche Ursachen sind:

  • Hitze oder intensive körperliche Anstrengung und dadurch übermäßiges Schwitzen und Verdunsten von Flüssigkeit über den Atem
  • größere Hautoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen: Kinder verlieren bei Fieber oder Hitze mehr Flüssigkeit über die Haut als Erwachsene.
  • Durchfall oder Erbrechen
  • Infektionen mit Fieber und infolgedessen starkes Schwitzen
  • Erkrankungen des Hormonsystems oder der Niere
  • hoher Blutzucker ()
  • großflächige, schwere Verbrennungen
  • entwässernde Medikamente ()
  • hoher Blutverlust, etwa bei einer Operation oder nach einer schweren Verletzung

Stillende Frauen haben einen erhöhten Flüssigkeitsbedarf. Manchmal heißt es, der Flüssigkeitsbedarf sei auch schon während der Schwangerschaft erhöht. Es gibt jedoch keine Untersuchungen dazu, ob Schwangere mehr trinken sollten. Wird die Schwangerschaft von starker Übelkeit mit Erbrechen begleitet, kann das zu einem Flüssigkeitsmangel führen.

Häufigkeit

Ein leichter Flüssigkeitsmangel kommt häufig vor. Insbesondere bei älteren Menschen treffen oft mehrere Ursachen zusammen – wie Erkrankungen, die Einnahme bestimmter Medikamente, ein vermindertes Durstgefühl oder dass sie bewusst weniger trinken. Bei Kindern sind Magen-Darm-Infekte häufig und können zu einem starken Flüssigkeitsverlust führen. Säuglinge und Kleinkinder sind besonders anfällig für einen Flüssigkeitsmangel.

Durch den Klimawandel kommt es häufiger zu Hitzewellen. Damit erhöht sich das Risiko für einen Flüssigkeitsmangel und andere schädliche Folgen von Hitze für die Gesundheit.

Folgen

Bereits ein leichter Flüssigkeitsmangel kann zu Stimmungsschwankungen führen und die Aufmerksamkeit, Konzentration und Urteilsfähigkeit mindern. Trifft dies Personen, die bereits geistig beeinträchtigt sind, verstärkt der Flüssigkeitsmangel die damit verbundenen Symptome.

Ein starker Flüssigkeitsverlust kann zu einem sogenannten Volumenmangel führen. Dabei sinkt die Menge an Blut im Kreislauf.

Ein deutlicher Mangel an Flüssigkeit kann – besonders bei älteren Menschen – teilweise ernste Folgen haben. Dazu gehören:

  • Stürze und Knochenbrüche
  • schlechtere Verträglichkeit von Medikamenten
  • Verdauungsprobleme wie Verstopfung
  • Infektionen, zum Beispiel der Harnwege
  • Verwirrtheit
  • Krampfanfälle
  • Herzrhythmusstörungen
  • niedriger Blutdruck
  • stärkere Kreislaufbeschwerden bei Hitze
  • eingeschränkte Nierenfunktion
  • Druckgeschwüre ()
  • schlechtere Wundheilung
  • längere Erholungszeit nach einer Operation
  • verminderte Lebensqualität
  • Herzkrankheiten

Diagnose

Bei Beschwerden wie ungewöhnlicher Schwäche, Verwirrtheit oder Schwindel ist rascher (not-)ärztlicher Rat wichtig – vor allem bei Kindern und älteren Menschen. Dasselbe gilt, wenn man über mehrere Tage viel Flüssigkeit verliert und dies kaum ausgleichen kann – etwa bei starkem Erbrechen oder übermäßigem Schwitzen.

Die Ärztin oder der Arzt fragt zunächst nach der Häufigkeit des Wasserlassens, nach Kreislauf- und Konzentrationsproblemen sowie nach Vorerkrankungen wie Diabetes mellitus, Herz- oder Nierenkrankheiten.

Dann wird untersucht, ob die Schleimhäute zu trocken sind. Auch wenn nach Druck auf die Haut – beispielsweise auf das Nagelbett – die rosa Farbe nicht innerhalb von etwa 2 bis 3 Sekunden zurückkehrt, deutet das auf einen Mangel hin. Manchmal wird die Haut außerdem auf „stehende Hautfalten“ untersucht, beispielsweise unterhalb des Schlüsselbeins oder am Oberschenkel. Dabei wird die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger angehoben, losgelassen und beobachtet, ob sie sich nur verzögert wieder anlegt.

Meist misst die Ärztin oder der Arzt auch den Blutdruck, hört den Brustkorb ab, tastet den Bauchraum ab und untersucht die Beine auf Wasseransammlungen. Zusätzlich können Blut und Urin im Labor untersucht werden.

Um bei Kindern einzuschätzen, wie schwer ein Flüssigkeitsmangel ist, wird nach dem aktuellen Gewicht gefragt und das Kind gewogen. Die Differenz entspricht dem akuten Flüssigkeitsmangel. Allerdings ist das genaue Gewicht des Kindes nicht immer bekannt. Daher erfragt oder prüft die Ärztin oder der Arzt außerdem, ob

  • das Kind ruhelos, antriebslos, schläfrig oder schnell reizbar ist,
  • die Augen eingesunken sind,
  • beim Weinen weniger oder keine Tränen fließen und
  • es regelmäßig Urin lässt.

Vorbeugung

Damit der Wasserhaushalt im Körper ausgeglichen bleibt, muss über den Tag etwa so viel Flüssigkeit aufgenommen werden, wie abgegeben wird. Aufgenommen wird der Großteil der Flüssigkeit über das Trinken, aber auch flüssige und feste Speisen tragen zur Wasserzufuhr bei. In Deutschland gilt für Erwachsene eine Trinkmenge von etwa 1,5 Litern pro Tag als gute Orientierung.

Ein höherer Flüssigkeitsbedarf besteht bei:

  • großen körperlichen Anstrengungen bei der Arbeit oder in der Freizeit
  • hohen Außentemperaturen, beispielsweise während Hitzewellen
  • der Einnahme von Medikamenten, die in den Wasser- und Natriumhaushalt eingreifen
  • Infektionen, insbesondere mit Fieber, Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen
  • Frauen in der Stillzeit

Behandlung

Einen leichten Flüssigkeitsmangel kann man selbst durch vermehrtes Trinken über einige Stunden wieder ausgleichen. Nach starkem Schwitzen über längere Zeit können isotone Getränke mit Elektrolyten sinnvoll sein – oder zum Beispiel bei Fieber oder Durchfall eine salzige Brühe.

Kinder sollten ebenfalls mehr trinken, wenn sie viel Flüssigkeit verlieren – etwa durch hohes Fieber, starkes Schwitzen, Durchfall oder Erbrechen. Zusätzlich kann eine Elektrolytlösung für Kinder gegeben werden – am besten schluck- oder löffelweise über etwa vier Stunden. Dabei kann es erneut zu Erbrechen kommen – das ist normal. Bei Säuglingen oder Kleinkindern kann die Kinderarztpraxis oder Apotheke weitere Tipps geben und beraten, was sie trinken und essen können. Klingen die Symptome innerhalb weniger Tage nicht ab und verliert das Kind weiterhin viel Flüssigkeit, ist kinderärztlicher Rat wichtig.

Ein schwererer Flüssigkeitsmangel lässt sich über Trinken meist nicht mehr ausgleichen. Wenn ein Kind eine mit Flüssigkeit und Elektrolyten erhalten soll, kann vorher eine Blutuntersuchung nötig sein, um die passende Zusammensetzung der zu bestimmen. Symptome eines deutlichen Mangels, wie Schwindel oder plötzliche Verwirrtheit, lässt man am besten in der hausärztlichen Praxis oder einer Notaufnahme abklären. Die Flüssigkeit – sowie bei Bedarf auch oder – kann rasch über eine (intravenös) ersetzt werden.

Ist die Ursache des Flüssigkeitsmangels bekannt, kann diese behandelt werden – zum Beispiel mit Mitteln gegen Durchfall oder Brechreiz. Führen Medikamente zu Flüssigkeitsverlusten, können sie ausgetauscht oder ihre Dosis angepasst werden.

Leben und Alltag

Im Alltag kann ausreichendes Trinken schon einmal untergehen. Manche Menschen fühlen sich auch einfach selten durstig. Besonders bei älteren Menschen kann das Durstgefühl stark nachlassen, ähnlich wie der Appetit. Wer sich im höheren Alter ausschließlich auf seinen Durst verlässt, riskiert deshalb, zu wenig zu trinken.

Um an regelmäßiges Trinken zu erinnern, gibt es verschiedene Tipps und Hilfen – wie zum Beispiel Trink-Apps oder diese Postkarte mit einem praktischen Trinkplan für jeden Tag.

Weitere Informationen

Die Haus- oder Kinderarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man selbst oder das Kind krank ist oder man bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

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Erstellt am 18. Oktober 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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