Disease-Management-Programm bei Typ-1-Diabetes

Disease-Management-Programme (DMP) sind strukturierte Behandlungsprogramme, die dabei helfen sollen, eine chronische Erkrankung in den Griff zu bekommen. Sie umfassen regelmäßige Arzttermine mit Beratungsgesprächen und Untersuchungen sowie Schulungen und die Vermittlung von Selbsthilfemaßnahmen. Arztpraxen, die eine Behandlung im Rahmen von DMP-Programmen anbieten, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen und festgelegte Qualitätsanforderungen einhalten.

Das Disease-Management-Programm bei Typ-1-Diabetes umfasst folgende Leistungen:

  • individuelle Therapieplanung gemeinsam mit der Ärztin oder dem Arzt
  • Schulungsprogramme
  • ärztliche Kontrolluntersuchungen
  • Raucherberatung
  • strukturierte Arzneimittelerfassung
  • Vorbeugung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen

An der Behandlung im Rahmen des sind meist Ärztinnen und Ärzte verschiedener Fachrichtungen beteiligt. Koordiniert wird die Behandlung durch eine Diabetologin oder einen Diabetologen, manchmal auch durch die Hausärztin oder den Hausarzt. Zur Koordination gehören die Therapieplanung, aber auch Überweisungen an andere Facharztpraxen oder die Einleitung einer Rehabilitation.

Individuelle Therapieplanung

Die Behandlung des Diabetes mellitus Typ 1 soll die Lebensqualität verbessern, Folgeschäden vermeiden und die Lebenserwartung erhöhen.

Die Behandlung im Rahmen des Typ-1-Diabetes hat vor allem folgende Ziele:

Zu Beginn des wird gemeinsam mit der koordinierenden Ärztin oder dem Arzt der genaue Ablauf der geplant und festgelegt. Die Art der hängt unter anderem davon ab, wie hoch das Risiko für Folgeschäden ist – oder wie weit diese fortgeschritten sind. Bestimmte Begleiterkrankungen und die Lebensumstände spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.

Schulungsprogramme

Das wichtigste Medikament zur Behandlung eines Typ-1-Diabetes ist das . Zu lernen, wie man anwendet und den Blutzucker misst, steht deshalb im Mittelpunkt der Behandlung. Dazu dienen spezielle Schulungsprogramme. Dort wird außerdem vermittelt, wie sich die Behandlung auf die Ernährung und den Lebensstil abstimmen lässt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten außerdem umfassende Informationen über ihre Erkrankung und Hilfen zum Umgang mit Diabetes im Alltag.

Ärztliche Kontrolluntersuchungen

Die Teilnahme am beinhaltet die folgenden regelmäßigen Untersuchungen:

  Erwachsene Kinder und Jugendliche
Blut- und Urintests, um Nierenschäden frühzeitig zu erkennen Einmal pro Jahr (nach fünf Jahren Diabetesdauer) Einmal pro Jahr (ab dem Alter von zehn Jahren oder spätestens nach fünf Jahren Diabetesdauer)
Augenärztliche Untersuchung der Alle 1 bis 2 Jahre (nach fünf Jahren Diabetesdauer) Alle 1 bis 2 Jahre (ab dem Alter von zehn Jahren oder spätestens nach fünf Jahren Diabetesdauer)
Untersuchung der Füße auf Nervenschäden und Durchblutungsstörungen Mindestens einmal pro Jahr  
Bei erhöhtem Risiko: Untersuchung der Füße und Überprüfung des Schuhwerks 4-mal pro Jahr  
Blutdruckmessung 1- bis 4-mal pro Jahr Mindestens einmal pro Jahr (ab dem Alter von elf Jahren)
HbA1c-Messung 2- bis 4-mal pro Jahr 2- bis 4-mal pro Jahr
Untersuchung der Spritzstellen 2- bis 4-mal pro Jahr (bei starken Blutzuckerschwankungen auch häufiger) 2- bis 4-mal pro Jahr (bei starken Blutzuckerschwankungen auch häufiger)

Raucherberatung

Im Rahmen des klären Ärztinnen und Ärzte umfassend über die Risiken des Rauchens und Passivrauchens für Menschen mit Diabetes Typ 1 auf. Sie fragen regelmäßig nach den Rauchgewohnheiten, motivieren zum Aufhören und informieren über Angebote zur Raucherentwöhnung.

Überprüfung der Medikamentenbehandlung

Menschen, die bereits Diabetes-Folgeschäden oder Begleiterkrankungen haben, nehmen meist sehr viele Medikamente ein. Dann ist es wichtig, dass Ärztinnen und Ärzte besonders auf mögliche Neben- und Wechselwirkungen achten. Wenn regelmäßig mehr als fünf Medikamente eingenommen werden, werden diese im Rahmen des mindestens einmal im Jahr „strukturiert erfasst“. Dazu gehören auch Präparate wie , die nicht ärztlich verschrieben werden.

Das bedeutet, es wird geprüft, ob die Medikamente anders zusammengestellt oder Dosierungen geändert werden müssen und ob auf bestimmte Mittel verzichtet werden kann.

Die Ärztin oder der Arzt achtet darauf, dass immer eine aktuelle Liste aller eingenommenen Medikamente und Präparate zur Verfügung steht.

Vorbeugung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen

Wenn ein Diabetes Typ 1 schon zu Folgeerkrankungen geführt hat, werden diese im Rahmen des besonders sorgfältig behandelt. Dabei arbeiten Fachleute aus verschiedenen Bereichen der Medizin zusammen.

Bei der diabetischen Nierenerkrankung (Nephropathie) kann die Behandlung in einer nephrologischen Praxis oder Klinik sinnvoll sein. Bei regelmäßigen Laboruntersuchungen können Veränderungen der Nierenfunktion erkannt werden. Mit Medikamenten kann versucht werden, die Leistung der Niere solange es geht zu erhalten. In einem späten Stadium kann eine oder Nierentransplantation notwendig werden.

Bei der diabetischen Netzhauterkrankung (Retinopathie) gibt es verschiedene medikamentöse und operative Möglichkeiten. Ziel ist es, das Fortschreiten der Augenschäden zu verlangsamen und Sehminderungen vorzubeugen.

Diabetische Nervenerkrankungen (Neuropathien) können mit Medikamenten behandelt werden.

Um ein diabetisches Fußsyndrom („diabetischer Fuß“) zu vermeiden, beraten Ärztinnen und Ärzte über Maßnahmen zur Vorbeugung – von der regelmäßigen Selbstkontrolle über die sorgfältige Fußpflege bis hin zum richtigen Schuhwerk. Ein bereits bestehendes oder fortgeschrittenes diabetisches Fußsyndrom kann in entsprechend spezialisierten Praxen oder Kliniken behandelt werden. Eine regelmäßige medizinische Fußpflege bieten podologische Fachkräfte an. Ebenfalls wichtig ist die orthopädische Anpassung der Schuhe.

Um das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken, spielt neben der Einstellung des Blutzuckers auch die Behandlung des Bluthochdrucks eine wichtige Rolle. Um Gefäßerkrankungen vorzubeugen, können Cholesterinsenker und Blutverdünner infrage kommen.

Im Rahmen des soll auch geprüft werden, ob eine psychotherapeutische Unterstützung sinnvoll sein kann – etwa bei Essstörungen oder Depressionen.

Bei einer geplanten oder bestehenden Schwangerschaft ist eine spezielle Beratung wichtig, um Risiken für die Mutter und das Kind zu verringern.

Die Behandlung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des ist auf ihre speziellen Bedürfnisse abgestimmt. Die Familie wird dabei einbezogen. Gleichzeitig werden Kinder und Jugendliche altersentsprechend darin gestärkt, ihre Behandlung so weit wie möglich selbstständig in die Hand zu nehmen.

Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA). Disease-Management-Programme. 2020.

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Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 11. August 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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