Viele Vermutungen über den Zusammenhang zwischen Lebensstil und Gesundheit stammen aus sogenannten Beobachtungsstudien. Diese Studien können unterschiedlich aufgebaut sein. Im günstigsten Fall dokumentieren gesunde Menschen über einen langen Zeitraum ihre Lebensgewohnheiten. Nach vielen Jahren lässt sich dann beispielsweise feststellen, ob Menschen mit bestimmten Ernährungsgewohnheiten häufiger an Darmkrebs erkranken als andere.
Beobachtet man dann, dass Menschen, die zum Beispiel häufig rotes Fleisch essen, öfter an Darmkrebs erkranken als Menschen, die kaum rotes Fleisch essen, liegt die Vermutung nahe, dass der Verzehr von rotem Fleisch Darmkrebs begünstigen kann. Denkbar ist aber auch, dass Personen, die viel rotes Fleisch essen, auch häufiger rauchen, mehr Alkohol trinken oder öfter übergewichtig sind – alles Faktoren, die bestimmte Krebsarten begünstigen. Theoretisch kann man solche verzerrenden Faktoren bei der Auswertung einer Studie berücksichtigen. Das Problem ist aber, dass Menschen sich auch in anderen Aspekten voneinander unterscheiden, die man nicht oder nicht ohne Weiteres erkennen kann, wie zum Beispiel ihren Genen, Arbeitsbedingungen und Wohnverhältnissen. All dies in einer Studie zu berücksichtigen, ist praktisch unmöglich. Es setzt außerdem voraus, dass man alle Faktoren kennt, die mit Darmkrebs in Verbindung stehen, und sie auch messen kann. Deshalb besteht bei Beobachtungsstudien immer die Möglichkeit, dass man etwas Wichtiges übersehen hat.
Um die tatsächliche Ursache für etwas herauszufinden, sind sogenannte randomisierte kontrollierte Studien besser geeignet. In solchen Studien werden Freiwillige nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen eingeteilt (randomisiert). Eine der Gruppen wird dann beispielweise zu einer Ernährung mit wenig rotem Fleisch angehalten, die andere Gruppe ernährt sich wie gewohnt. Das Zufallsprinzip sorgt dafür, dass die beiden Gruppen wirklich miteinander vergleichbar sind. Denn der Zufall sorgt nicht nur dafür, dass zum Beispiel Männer und Frauen, Alte und Junge oder Raucher und Nichtraucher gleichmäßig auf die beiden Gruppen verteilt werden. Auch unbekannte Einflussfaktoren sind so in beiden Gruppen ähnlich.
Bei Studien zum Lebensstil wird diese Methode allerdings nur selten eingesetzt. Daher muss man Studienergebnisse und Empfehlungen zum Lebensstil oft mit Skepsis betrachten. Wie wenig verlässlich solche Forschungsergebnisse sind, zeigt sich auch darin, dass sich zum Beispiel Ernährungsempfehlungen immer wieder ändern.