Sodbrennen und Refluxkrankheit

Auf einen Blick

  • Bei einer Refluxkrankheit kommt es zu sehr häufigem oder starkem Sodbrennen.
  • Dabei steigt Magensaft in die Speiseröhre auf, weil der obere Verschluss des Magens nicht richtig funktioniert.
  • Mit der Zeit kann sich die Schleimhaut am unteren Ende der Speiseröhre entzünden, selten auch verändern (Barrett-Ösophagus).
  • Wenn eine Änderung von Gewohnheiten nicht hilft, kommen Medikamente infrage, manchmal auch eine Operation.

Einleitung

Foto von Mann mit Sodbrennen

Nach einer üppigen Mahlzeit haben viele Menschen schon einmal Sodbrennen, ein unangenehmes Brennen hinter dem Brustbein. Auch nach dem Essen manchmal aufzustoßen, ist normal. In den westlichen Ländern haben bis zu 20 von 100 Menschen immer wieder Beschwerden wie Sodbrennen oder Aufstoßen. Beides kann zwar unangenehm sein, hat aber gewöhnlich keine weiteren Folgen. Wer allerdings sehr häufiges oder starkes Sodbrennen hat und oft aufstößt, könnte eine Refluxkrankheit haben. Sie wird auch „gastroösophageale Refluxerkrankung“, kurz GERD, genannt. Der Begriff „gastroösophageal“ bedeutet, dass der Magen und die Speiseröhre betroffen sind.

Normalerweise ist der Übergang zwischen Speiseröhre und Magen geschlossen. Er öffnet sich nur, wenn dort mit Speichel vermischte Nahrung angelangt ist. Hat der Magen die Nahrung aufgenommen, verschließt er sich wieder, damit der Mageninhalt nicht zurückfließt.

Wenn der Magen stark gedehnt wird, beispielsweise nach üppigem Essen, kann es vorkommen, dass sich der Verschluss am Mageneingang vorübergehend lockert. Dann lässt er mitunter Luft oder etwas Mageninhalt nach oben durch. Manchmal öffnet sich der Verschluss auch ohne erkennbaren Anlass. Der aufsteigende Magensaft reizt die Schleimhaut der Speiseröhre, was sich als Sodbrennen bemerkbar macht. Wenn Magensaft länger auf die Schleimhaut der Speiseröhre einwirkt, kann sie sich entzünden und schmerzen.

Symptome

Bei einigen Menschen fließt oft oder vergleichsweise viel Mageninhalt in die Speiseröhre zurück. Von einer Refluxkrankheit spricht man, wenn dieser Rückfluss dazu führt, dass häufiges oder starkes Sodbrennen oder Aufstoßen die Lebensqualität beeinträchtigt oder die Speiseröhre sich entzündet hat.

Sodbrennen äußert sich als brennendes Gefühl, das vom Oberbauch oder aus der Region hinter dem Brustbein nach oben zum Hals strahlt. Neben Aufstoßen und Sodbrennen kann eine Refluxkrankheit auch mit Schluckbeschwerden einhergehen. Weitere mögliche Beschwerden sind ein Brennen im Rachen, ein schlechter Geschmack im Mund und Magengeräusche. Oft kommen ein starkes Völlegefühl, teilweise auch Übelkeit und Brechreiz hinzu.

Eine Refluxkrankheit kann außerdem zu Beschwerden wie etwa Reizhusten, Asthmaanfällen, belegter Stimme und Heiserkeit oder Zahnschmerzen führen. Sie treten auf, wenn der zurücklaufende Magensaft in die Luftröhre gerät und die Atemwege reizt, oder bis in den Mund aufsteigt und die Zähne angreift.

Ursachen und Risikofaktoren

Kurz vor der Magenöffnung verengt sich die Speiseröhre. Diese Engstelle wird normalerweise von Muskeln der Speiseröhre und des Zwerchfells verschlossen. Bei der Refluxkrankheit funktioniert dieser „Verschluss“ nicht richtig. Woran dies liegt, bleibt oft unklar.

Bei manchen Menschen ist ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie) die Ursache. Das Zwerchfell ist eine Muskelplatte, die Brust- und Bauchraum voneinander trennt. Die Speiseröhre zieht von oben durch eine schmale Lücke im Zwerchfell und mündet direkt dahinter in den Magen. Bei einem Zwerchfellbruch rutscht der Magen durch die entstandene Lücke ein Stück nach oben in den Brustraum. Dadurch kann das Zwerchfell den Verschluss am Übergang zwischen Speiseröhre und Magen nicht mehr unterstützen.

Es wird diskutiert, ob auch Übergewicht, Rauchen und Alkohol den Verschluss beeinträchtigen oder zu Reflux und Sodbrennen beitragen können. Viele Betroffene machen die Erfahrung, dass Stress ihre Beschwerden auslöst oder verstärkt – oder der Verzehr bestimmter Lebensmittel. Die Beschwerden können auch nach körperlicher Anstrengung sowie durch eine bestimmte Körperhaltung zunehmen, etwa beim Vorbeugen oder Hinlegen.

Möglicherweise werden Refluxbeschwerden und Sodbrennen auch durch eine Störung der Speiseröhre verursacht – etwa wenn die Speiseröhre den aufsteigenden Magensaft nicht schnell genug in den Magen zurückbefördert oder sehr empfindlich reagiert. Auch Medikamente wie bestimmte Mittel gegen Bluthochdruck und die „Pille“ können die Beschwerden verstärken.

Animierte Reflux-Grafik: Etwas Speisebrei fließt zurück in die Speiseröhre

Verlauf

Eine Refluxkrankheit bleibt meist dauerhaft bestehen und tritt in der Regel in Schüben auf. Das heißt, beschwerdefreie Phasen und Zeiten mit stärkerem Sodbrennen und anderen Beschwerden wechseln sich ab.

Nicht immer entzündet sich die Speiseröhre: Bei bis zu 2 von 3 Personen mit Reflux-Symptomen ist die Schleimhaut der Speiseröhre nicht angegriffen.

Folgen

Viele Menschen mit Reflux und Sodbrennen machen sich Sorgen über mögliche Komplikationen. Normalerweise schreitet die Krankheit aber nicht fort. Sie kann manchmal dazu führen, dass sich am unteren Ende der Speiseröhre die Schleimhaut verändert. Diese Veränderung wird „Barrett-Ösophagus“ genannt. Nach Schätzungen entsteht sie bei 5 von 100 Personen mit Reflux im Laufe der Jahre.

Bei einem Barrett-Ösophagus ist das Risiko für Speiseröhrenkrebs etwas erhöht. Von 1000 Personen mit Reflux erkranken in den nächsten zehn Jahren schätzungsweise an Speiseröhrenkrebs:

  • höchstens eine Person ohne Barrett-Ösophagus, aber
  • zehn Personen mit Barrett-Ösophagus.

Eine Verengung der Speiseröhre ist eine weitere mögliche Komplikation. Sie entsteht, wenn eine stärkere der Speiseröhre eine Narbe hinterlassen hat. Das Narbengewebe kann die Öffnung der Speiseröhre einengen und das Schlucken teils deutlich erschweren.

Diagnose

Die Erkrankung lässt sich an den typischen Symptomen erkennen. Daher ist es wichtig, der Ärztin oder dem Arzt die Beschwerden genau zu beschreiben und zu sagen, wann und wie häufig sie auftreten. Bei einem Verdacht auf Refluxkrankheit kann eine Probebehandlung gemacht werden. Dazu nimmt man zwei Wochen ein Medikament ein, das die Magensäure hemmt (). Wenn die Medikamente die Beschwerden lindern können, handelt es sich sehr wahrscheinlich tatsächlich um eine Refluxkrankheit.

Behandlung

Menschen mit starkem Sodbrennen oder einer Refluxkrankheit hilft es manchmal, einige Gewohnheiten zu verändern, zum Beispiel auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten oder weniger Alkohol zu trinken. Dies ist nicht immer leicht, kann sich aber lohnen. Darüber hinaus gibt es Medikamente, die die Beschwerden lindern können. Reicht dies nicht aus, kann eine Operation eine Möglichkeit sein.

Leben und Alltag

Reflux und Sodbrennen können eine starke Belastung sein. Die Beschwerden können den Schlaf stören und dazu führen, dass man Essen und Trinken nicht mehr richtig genießen kann. Eine Refluxkrankheit kann das allgemeine Wohlbefinden und das tägliche Leben beeinträchtigen. Manche Menschen ziehen sich aus dem sozialen Leben zurück und melden sich häufig krank.

Eine Behandlung ist zwar nicht immer angenehm und kann Geduld erfordern. Doch viele Betroffene berichten, dass es ihnen anschließend besser geht und sie ihre Erkrankung als weniger belastend empfinden.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Dent J, Jones R, Kahrilas P et al. Management of gastro-oesophageal reflux disease in general practice. BMJ 2001; 322(7282): 344-347.

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Gastroösophageale Refluxkrankheit (S2k-Leitinie). AWMF-Registernr.: 021-013. 2014.

Fox M, Forgacs I. Gastro-oesophageal reflux disease. BMJ 2006; 332(7533): 88-93.

Hvid-Jensen F, Pedersen L, Drewes AM et al. Incidence of adenocarcinoma among patients with Barrett's esophagus. N Engl J Med 2011; 365(15): 1375-1383.

Ip S, Chung M, Moorth D et al. Comparative effectiveness of management strategies for gastroesophageal reflux disease: update. (AHRQ Comparative Effectiveness Reviews; No. 29). 2011.

Jones R, Ballard K. Healthcare seeking in gastro-oesophageal reflux disease: a qualitative study. Eur J Gastroenterol Hepatol 2008; 20(4): 269-275.

Moayyedi P, Talley NJ. Gastro-oesophageal reflux disease. Lancet 2006; 367(9528): 2086-2100.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 17. November 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.