Gallensteine

Auf einen Blick

  • Gallensteine bleiben oft unbemerkt. Dann ist auch keine Behandlung nötig.
  • Sie können aber auch zu krampfartigen Bauchschmerzen (Koliken) führen.
  • Bei Koliken erhöht sich das Risiko für Komplikationen wie eine Entzündung der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse.
  • Die Gallenblase zu entfernen, ist in der Regel nur sinnvoll, wenn die Steine Beschwerden verursachen oder Komplikationen drohen.

Einleitung

Foto von Patientin und Ärztin im Gespräch

Viele Menschen haben Gallensteine, ohne etwas davon zu merken. Wenn Gallensteine keine Beschwerden verursachen, braucht es in der Regel auch keine Behandlung. Treten Beschwerden auf, etwa krampfartige Bauchschmerzen, stellt sich die Frage: Nur die Symptome behandeln oder operieren?

Eingriffe an der Gallenblase zählen zu den häufigsten Operationen in Deutschland. Pro Jahr wird bei etwa 175.000 Frauen und Männern die Gallenblase entfernt. Der Grund ist meist, dass Gallensteine Beschwerden oder Folgeerkrankungen verursacht haben.

Gallensteine können sich in der Gallenblase bilden, seltener auch in den Gallengängen. Die meisten Steine in einem Gallengang sind in der Gallenblase entstanden und dann erst in den Hauptgallengang gewandert.

Symptome

Viele Menschen bemerken ihre Gallensteine nicht, weil sie keine oder eher allgemeine Beschwerden haben, die sich schwer zuordnen lassen. Ob und welche Symptome auftreten, hängt davon ab, wo die Steine liegen, wie groß sie sind und ob sie Komplikationen verursachen.

Gallensteine können in der Gallenblase oder in den Gallengängen liegen. Das typische Anzeichen für Gallensteine sind sehr unangenehme, krampfartige Oberbauchschmerzen (Koliken). Die Koliken können entstehen, wenn die Gallensteine den Ausgang der Gallenblase oder die Mündung des Gallengangs in den Zwölffingerdarm blockieren. Die Schmerzen treten in Wellen auf. Meist klingen sie nach spätestens einer Stunde ab und verschwinden einige Stunden später ganz. Sie können in den Rücken und in die rechte Schulter ausstrahlen. Fachleute sprechen auch von einem Gallensteinleiden.

Menschen mit Gallensteinen berichten mitunter auch über weitere Beschwerden wie Völlegefühl, unklare Bauchschmerzen, häufige Blähungen, Durchfall, Sodbrennen, Übelkeit oder Erbrechen.

Studien zeigen, dass

  • etwa 2 bis 4 von 100 Menschen mit Gallensteinen innerhalb eines Jahres spürbare Beschwerden bekommen und
  • etwa 50 von 100 Menschen, die schon einmal Beschwerden wie Koliken hatten, sie innerhalb von zwei Jahren erneut bekommen.

Bei Steinen im Gallengang kann es zudem zu einer Gelbsucht (Ikterus) kommen, erkennbar an einer gelblichen Verfärbung der Haut und der Augen. Eine Gelbsucht entsteht, wenn die Steine im Gallengang den Abfluss von Gallenflüssigkeit blockieren. Dann kann der in der Leber gebildete Gallenfarbstoff (Bilirubin) nicht mehr mit der Galle abfließen. Es tritt mehr gelbes Bilirubin ins Blut über und bewirkt so die Verfärbungen. Zusätzlich können der Urin dunkel und der Stuhl hell verfärbt sein.

Grafik: Darstellung von Gallensteinen - wie im Text beschrieben

Ursachen

Die Gallenblase, geformt wie eine kleine Birne, liegt auf der rechten Bauchseite unterhalb der Leber. Sie speichert Galle aus der Leber und dickt sie ein.

Die Gallenflüssigkeit ist für die Verdauung von Fetten im Darm wichtig. Sie besteht aus Wasser und verschiedenen Stoffen, die zum Teil nicht wasserlöslich sind. Wenn diese Stoffe verklumpen, entstehen Gallensteine. Die meisten Gallensteine bestehen vorwiegend aus Cholesterin. Seltener sind die sogenannten Pigmentsteine. Sie bestehen aus und Bilirubin, einem gelblichen Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffs.

Risikofaktoren

Gallensteine werden ab dem Alter von 40 Jahren häufiger. Hatten bereits mehrere Angehörige Gallensteine, ist es wahrscheinlicher, dass man selbst auch welche bekommt.

Außerdem erhöhen folgende Faktoren das Risiko für Gallensteine:

  • Schwangerschaft
  • Einnahme der Verhütungspille oder von Östrogentabletten, zum Beispiel in den Wechseljahren ()
  • Funktionsstörung der Gallenblase, bei der sich das Organ nicht richtig zusammenziehen kann und dadurch die Bildung von Steinen begünstigt
  • Kurzdarm-Syndrom als Folge einer chirurgischen Entfernung eines großen Teils des Dünndarms
  • Diabetes mellitus
  • die Einnahme bestimmter Antidiabetika (GLP-1-Analoga)
  • , zum Beispiel durch hohen Alkoholkonsum
  • starkes Übergewicht
  • starker Gewichtsverlust in kurzer Zeit – zum Beispiel nach einer Magenverkleinerung
  • spezielle, kalorienreiche Sondennahrung.
  • Erkrankung, bei der es zum erhöhten Abbau von roten kommt (Hämolyse)

Häufigkeit

Es wird geschätzt, dass zwischen 5 und 25 % der Bevölkerung Gallensteine haben. Menschen über 40 Jahren sind häufiger betroffen, Frauen mehr als Männer. Die meisten haben aber keinerlei Beschwerden.

Folgen

Etwa die Hälfte der Betroffenen mit Beschwerden hat nur einmalig Koliken oder nur vorübergehende Beschwerden durch Gallensteine. Manchmal gehen kleine Steine von selbst ab.

Gallensteine können aber auch zu Komplikationen wie zum Beispiel einer der Gallenblase oder der Bauchspeicheldrüse führen. Das Risiko für Komplikationen durch Gallensteine ist erhöht, wenn bereits typische Beschwerden wie beispielsweise Koliken aufgetreten sind: Pro Jahr kommt es bei etwa 0,2 % der beschwerdefreien Menschen mit Gallensteinen zu Komplikationen; bei Menschen mit Gallensteinbeschwerden sind es etwa 2 %.

Diagnose

Gallensteine werden manchmal zufällig entdeckt, zum Beispiel während einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums. Oft wird aber gezielt untersucht, weil Beschwerden aufgetreten sind, die auf Gallensteine hindeuten. Vor jeder Untersuchung ist es wichtig, der Ärztin oder dem Arzt alle Beschwerden genau zu beschreiben.

Gallenblasensteine festzustellen, ist in der Regel nicht sehr aufwendig. An das Untersuchungsgespräch schließen sich eine körperliche Untersuchung und ein Ultraschall des Bauchraums an. Dies reicht für eine meist aus. Weitere Untersuchungen können nötig sein, um auszuschließen, dass die Beschwerden durch andere Erkrankungen verursacht werden.

Die von Steinen im Gallengang kann komplizierter sein. Bei Verdacht auf Gallengangsteine wird ebenfalls ein Ultraschall gemacht. Da sie auf dem normalen Ultraschallbild aber schwieriger zu erkennen sind, kann sich eine endoskopische (Endosonografie) anschließen. Dabei wird ein mit Ultraschallsonde über die Speiseröhre, den Magen und den Anfang des Zwölffingerdarms bis zur Mündung des Gallengangs vorgeschoben. Damit lassen sich Steine im Gallengang meist gut erkennen. Vor der Untersuchung bekommt man eine Schlafspritze (Kurznarkose).

Seltener wird eine sogenannte endoskopisch-retrograde Cholangiografie (ERC) zur Diagnostik durchgeführt. Sie wird meist erst dann angewendet, wenn man sich sehr sicher ist, dass sich Steine im Gallengang befinden. Dabei schiebt die oder der Untersuchende ebenfalls ein über die Speiseröhre, den Magen und den Anfang des Zwölffingerdarms bis zur Mündung des Gallengangs vor. Hier wird dann ein Kontrastmittel in den Gang gespritzt, um Steine auf dem Röntgenbild sichtbar zu machen. Im Rahmen der Untersuchung können die Steine dann nicht nur festgestellt, sondern mithilfe des Endoskops auch direkt entfernt werden.

Eine weitere Alternative ist die Magnetresonanz-Cholangiografie (MRC). Dabei liegt man in einem Kernspin-Tomografen, der „von außen“ Schichtbilder des Gallengangsystems erstellt. Wenn Gallensteine entdeckt werden, die entfernt werden sollten, ist dazu ein eigener Eingriff nötig.

Vorbeugung

Ob bestimmte Verhaltensweisen dabei helfen, Gallensteinen vorzubeugen, ist nicht gut untersucht. Es spricht aber manches dafür, dass ein gesunder Lebensstil dazu beitragen kann, das Risiko für Gallensteine und damit verbundene Beschwerden zu verringern. Dazu gehört, regelmäßig körperlich aktiv zu sein, sich ausgewogen zu ernähren und starkes Übergewicht zu vermeiden.

Behandlung

Wenn Gallensteine keine Beschwerden verursachen, gibt es in der Regel auch keinen Anlass, sie zu behandeln. Viele Menschen mit Gallensteinen bekommen auch über einen längeren Zeitraum keine Beschwerden. Zudem kann jede Behandlung Nebenwirkungen haben, und Operationen sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden.

Gut zu wissen:

Ärztinnen und Ärzte, die eine Gallenblasen-OP empfehlen, müssen auf das Recht auf eine kostenlose zweite ärztliche Meinung hinweisen. Auch unsere Entscheidungshilfe zur Gallenblasen-OP kann beim Abwägen der Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs helfen.

Menschen mit sehr großen Gallenblasensteinen oder mit bestimmten Formen einer Porzellangallenblase (dabei ist die Wand der Gallenblase verkalkt) haben ein erhöhtes Risiko für Gallenblasenkrebs. Dann kann eine Entfernung der Gallenblase auch infrage kommen, wenn keine Beschwerden bestehen.

Zur Linderung von schmerzhaften Koliken stehen verschiedene Schmerzmittel und krampflösende Medikamente zur Verfügung. Auch Symptome wie Völlegefühl oder Übelkeit lassen sich medikamentös behandeln.

Es gibt zwar Medikamente, die Gallensteine auflösen können. Sie werden aber nur selten eingesetzt, weil sie sehr begrenzt und nur bei kleinen Cholesterinsteinen wirken.

Eine Entfernung der Gallenblase oder von Steinen aus dem Gallengang ist die einzige Möglichkeit, schmerzhaften Koliken und Komplikationen dauerhaft vorzubeugen. Ob und wann man sich zu diesem Schritt entschließt, hängt unter anderem von der Stärke der Beschwerden, dem Komplikationsrisiko und möglichen Begleiterkrankungen ab.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

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IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Aktualisiert am 17. Mai 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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