Komplikationen durch Gallensteine

Foto von Mann mit starken Bauchschmerzen

Viele Menschen über 40 Jahre haben Gallensteine. Die meisten merken aber nichts davon, weil die Steine keine Beschwerden verursachen. Eine Behandlung von Gallensteinen ist meist auch nur bei Beschwerden sinnvoll, weil dann das Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen erhöht ist.

Mögliche Komplikationen durch Gallensteine sind Entzündungen der Gallenblase, des Gallengangs oder der Bauchspeicheldrüse. Selten kann es auch zu einem Darmverschluss kommen. Sehr große Steine können das Risiko für Gallenblasenkrebs und Gallengangskrebs erhöhen. Pro Jahr kommt es bei etwa einem von 100 Menschen mit typischen Beschwerden wie zum Beispiel Gallenkoliken zu Komplikationen.

Entzündung der Gallenblase (Cholezystitis)

Die Gallenblase kann sich entzünden, wenn ein Stein den Abfluss der Gallenflüssigkeit verhindert. Durch die aufgestaute Flüssigkeit wird die Gallenblasenwand überdehnt und die Schleimhaut gereizt. Auf der gereizten, entzündeten Schleimhaut können sich leicht Bakterien ansiedeln. Eine akute macht sich durch starke, anhaltende Schmerzen im rechten Oberbauch, Fieber und Schüttelfrost bemerkbar. Der rechte Oberbauch schmerzt bei Berührung und ist gespannt. Die Schmerzen können auch in die rechte Schultergegend ausstrahlen. Eine Cholezystitis kann akut oder chronisch verlaufen, von selbst wieder abklingen und erneut auftreten.

Eine akute Gallenblasen-Entzündung kann zu weiteren Komplikationen führen, vor allem wenn sie unbehandelt bleibt. So kann sich etwa in der Gallenblase Eiter bilden oder es können Teile der Gallenblase absterben. Die kann auch auf Nachbarorgane übergreifen. Breitet sich die über das Blut auf den gesamten Körper aus, spricht man von einer Blutvergiftung (). Eine muss sofort behandelt werden.

Sehr selten entsteht infolge einer chronischen der Gallenblase eine sogenannte Porzellangallenblase mit verdickter, verkalkter Gallenblasenwand. Die Gallenblase kann sich dann nicht mehr richtig zusammenziehen. Eine bestimmte Form der Porzellangallenblase mit fleckförmigen Verkalkungen erhöht das Risiko, an Gallenblasenkrebs zu erkranken: Nach Schätzungen bekommen etwa 7 von 100 Menschen mit dieser Form der Porzellangallenblase Gallenblasenkrebs.

Akute Entzündung des Gallengangs (Cholangitis)

Wenn sich der Gallengang entzündet, kommt es ebenfalls zu starken Oberbauchschmerzen, Fieber und Schüttelfrost, manchmal auch zu einer Gelbsucht. Die kann wie bei der Gallenblasen-Entzündung auch auf Nachbarorgane übergreifen und zu teils schweren Komplikationen führen.

Entzündung der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis)

Ursache einer Pankreatitis sind häufig abgehende Gallengangssteine, die vor dem Ausgang in den Zwölffingerdarm festsitzen. Da hier Gallen- und Bauchspeicheldrüsengang gemeinsam münden, behindern die Steine auch den Abfluss der Bauchspeicheldrüsenflüssigkeit. Das begünstigt eine Pankreatitis. Diese führt zu heftigen Oberbauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und Fieber.

Eine der Bauchspeicheldrüse klingt oft spontan wieder ab. Sie kann aber auch lebensbedrohlich werden, wenn die auf andere Organe übergreift. Bei einem Verdacht auf eine Pankreatitis ist deshalb ein Krankenhausaufenthalt notwendig.

Grafik: Lage der Gallenblase

Lage der Gallenblase

Gallenblasen- und Gallengangskrebs

Gallensteine oder Gallenpolypen (Ausstülpungen der Schleimhaut) erhöhen das Risiko für Gallenblasen- und Gallengangskrebs meist nur leicht. Schätzungsweise 5 von 1000 Menschen mit Gallensteinen bekommen Gallenblasenkrebs.

Bei großen Gallensteinen allein ist das Krebsrisiko zwar etwas erhöht. Wenn sie nicht zu Beschwerden führen, gibt es aber bis auf wenige Ausnahmen keinen Grund, die Gallenblase vorsorglich entfernen zu lassen.

Anders sieht es bei Menschen mit einer (sehr seltenen) Porzellangallenblase aus. Sie haben ein besonders hohes Risiko. Ihnen wird in der Regel empfohlen, die Gallenblase vorsorglich entfernen zu lassen, da sich ohne Operation bei jedem zweiten ein Krebs entwickelt.

Insgesamt erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 5000 Menschen an Gallenblasen- oder Gallengangskrebs.

Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (DGVS), Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV). Prävention, Diagnostik und Therapie von Gallensteinen (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 021-008. 2017.

Gurusamy KS, Davidson BR. Gallstones. BMJ 2014; 348: g2669.

Robert Koch-Institut (RKI). Krebs in Deutschland für 2015/2016. Korrigierte Fassung vom 17.08.2020.

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Aktualisiert am 10. März 2021
Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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