Leben und Umgang mit Erschöpfung (Fatigue)

Foto von Physiotherapeutin und Patientin

Bei Rheuma sind bestimmte Gelenke dauerhaft entzündet. Die Entzündungsprozesse im Körper können zu einem allgemeinen Schwächegefühl, zu Abgeschlagenheit und Erschöpfung führen. Diese tiefgehende Müdigkeit wird „“ genannt. Für manche Menschen ist sie die größte Belastung, die mit der Krankheit einhergeht.

Typische rheumatische Beschwerden sind Gelenkschmerzen und -schwellungen, später Gelenkversteifung und Kraftlosigkeit. Unbestimmte Beschwerden wie Abgeschlagenheit treten oft schon früher auf. Eine kann sich aber sehr unterschiedlich äußern und verlaufen. Zudem gehen Menschen ganz verschieden mit Erkrankungen um. So sehr sich das Erleben der Beschwerden und der Umgang mit der Erkrankung aber unterscheiden, gibt es doch Erfahrungen, die viele Menschen mit rheumatoider Arthritis teilen.

Wie kann Fatigue das Leben verändern?

ist etwas anderes als normale Müdigkeit. Betroffene beschreiben sie als überwältigend und unkontrollierbar. Sie fühlen sich ausgezehrt und energielos, manchmal sogar apathisch.

Eine kann das Schlafbedürfnis erhöhen, zu Konzentrationsproblemen und Antriebsschwäche führen. Sich dauernd erschöpft zu fühlen und nicht mehr so aktiv leben zu können wie zuvor, kann zudem auf das Gemüt schlagen: Manche Betroffene fühlen sich niedergeschlagen, reizbar oder ängstlich. Für andere ist das manchmal schwer nachvollziehbar.

Die Stärke der Beschwerden kann stark schwanken. Dann ist es schwierig, das Leben zu planen. Man weiß nicht, wie man sich am nächsten Tag fühlt und ob die Beschwerden nachlassen oder zunehmen. Menschen mit Rheuma haben daher das Gefühl, die Kontrolle über ihr Leben zu verlieren. Wenn die Erschöpfung zu groß wird, kann auch für einfache Alltagstätigkeiten oder zum Spielen mit Kindern oder Enkeln die Energie fehlen. Termine müssen abgesagt, liebgewonnene Aktivitäten manchmal aufgegeben werden.

Diese Krankheitsfolgen können auch das Selbstbild und die Rolle in Partnerschaft, Familie und Beruf verändern. Für viele Menschen ist gegenseitiges Geben und Nehmen ein wichtiger Teil familiärer Beziehungen und Freundschaften. Die Krankheit kann es jedoch erschweren, sich wie gewohnt um andere zu kümmern – und dazu führen, dass man selbst zunehmend auf Hilfe angewiesen ist. Eine kann auch die Partnerschaft belasten, weil es schwieriger wird, gemeinsame Pläne umzusetzen. Mit der Erschöpfung kann zudem die Lust auf Sex abnehmen.

Auch bei der Arbeit kann es schwer sein, damit zurechtzukommen, dass man nicht mehr so belastbar ist wie zuvor. Dies kann zum Beispiel mehr Pausen oder eine neue Aufgabenteilung erforderlich machen.

Wie gehen Menschen mit der Erschöpfung um?

Viele Menschen lernen mit der Zeit, ihre Energie besser einzuteilen und die Veränderungen zu akzeptieren, die mit der Erkrankung einhergehen. Sie nehmen die Zeichen ihres Körpers stärker wahr und passen ihre Aktivitäten an die Beschwerden an.

Neben Phasen, in denen die Krankheit im Vordergrund steht, gibt es meist auch Zeiten, in denen ein weitgehend normales Leben möglich ist. Vielen Menschen hilft es, die Erkrankung als Teil ihres Lebens zu betrachten und sich neue Ziele zu setzen, die sie trotz Krankheit erreichen können. Manche Menschen berichten auch, dass sie durch die Erkrankung gelernt haben, bewusster zu leben.

Menschen mit Rheuma haben in Interviews von verschiedenen praktischen Maßnahmen berichtet, die ihnen helfen, mit der zurechtzukommen:

  • Lernen, auch mal nein zu sagen. Sich nicht zu viel auf einmal vornehmen. Die eigenen Ziele überdenken und anpassen.
  • Aktivitäten gut planen, sich Zeit lassen, Anstrengendes über die Woche verteilen.
  • Pausen einlegen, bevor die Erschöpfung zu groß wird.
  • Früh ins Bett gehen, einen Mittagsschlaf machen, Entspannungstechniken erlernen.
  • Nicht zu den Stoßzeiten unterwegs sein, ob zum Einkaufen oder auf Reisen.
  • Mit anderen Menschen über die Erkrankung sprechen, damit sie ihre Auswirkungen besser verstehen können.
  • Sich mit anderen Betroffenen austauschen, um aus ihren Erfahrungen zu lernen.

Hilft körperliche Aktivität gegen Fatigue?

Manche Menschen mit versuchen, ihre Ausdauer durch leichtes körperliches Training zu verbessern und dadurch die Müdigkeit zu überwinden. Dabei kommen verschiedene Aktivitäten infrage, zum Beispiel Gymnastik, Kräftigungsübungen, Yoga, , zügiges Gehen, Radfahren, Wassergymnastik oder Schwimmen. Dies kann auch im Rahmen einer Bewegungstherapie geschehen.

Eine zusammenfassende Auswertung von Studien zu verschiedenen Bewegungsarten zeigt, dass körperliche Aktivität bei helfen kann: Etwa 15 von 100 Menschen fühlten sich durch das Training weniger erschöpft. Welche Form der Bewegung sich am besten eignet, ist jedoch bislang unklar.

Welche Behandlungen können bei Fatigue helfen?

Manchmal bleibt die trotz Anpassungen im Alltag, körperlichem Training und Unterstützung durch andere eine große Belastung. Dann kann professionelle Unterstützung infrage kommen, etwa im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung oder einer . Für Menschen, die aufgrund von Autoimmunerkrankungen wie Rheuma mit zu tun haben, wurden spezielle Programme entwickelt. Sie sollen zum Beispiel helfen, Aktivitäten zu planen und die eigenen Kräfte vorausschauend einzuteilen.

Auch im Rahmen einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) kann man Strategien erlernen, die beim Umgang mit helfen. Dabei geht es unter anderem darum, Gedanken, Überzeugungen und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern, die einem das Leben mit der Erkrankung erschweren.

Studien zu nichtmedikamentösen Behandlungen zeigen, dass solche Methoden aus der und Psychotherapie bei Erschöpfung helfen können.

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Aktualisiert am 06. Mai 2020
Nächste geplante Aktualisierung: 2023

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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