Behandlung von Wirbelbrüchen

Ältere Dame mit Wasserglas bei der Einnahme einer Tablette

Wirbelbrüche verursachen oft keine oder kaum Beschwerden, können aber auch manchmal zu starken Schmerzen führen. Meist lassen sie innerhalb von sechs Wochen deutlich nach. In dieser Zeit können vor allem Schmerzmittel helfen. Zusätzlich Knochenzement in den Wirbel zu spritzen, ist bei den meisten Menschen nicht sinnvoll.

erhöht das Risiko für Knochenbrüche. Am häufigsten sind Brüche an den Wirbelkörpern. Etwa zwei Drittel der Wirbelbrüche bleiben unbemerkt. Sie werden manchmal durch Zufall entdeckt, wenn aus anderen Gründen ein Röntgenbild gemacht wird und der Bruch bereits ausgeheilt ist.

Wirbelbrüche können aber auch zu Rückenschmerzen führen, die manchmal stark sind und die Beweglichkeit einschränken. Meist werden dann verschiedene konservative Behandlungen kombiniert:

  • Akute Schmerzbehandlung: Vor allem in den ersten Wochen nach dem Bruch sind Schmerzmittel hilfreich. Sie lindern die Beschwerden und helfen so dabei, in Bewegung zu bleiben. Dies ist wichtig, da die Knochen und Muskeln bei längerer Ruhe schnell abbauen.
  • Physio- und Bewegungstherapie: Von längerer Bettruhe wird eher abgeraten, da dies den Muskelabbau fördern kann. Es wird empfohlen, den Rücken sobald wie möglich vorsichtig wieder zu bewegen. Physiotherapeutinnen und -therapeuten passen die Behandlung an die Beschwerden und den Heilungsprozess an. Wenn der Bruch nach 6 bis 12 Wochen geheilt ist, ist eine stärkere Belastung möglich. Dann ist eine gezielte Bewegungstherapie sinnvoll, um Knochen und Muskulatur zu stärken und Gleichgewicht und Koordination zu trainieren. Das schützt die Knochen und beugt auch Stürzen vor.

Zusätzlich zu diesen konservativen Therapien gibt es die Möglichkeit, Knochenzement in den Wirbelkörper zu spritzen (Vertebroplastie oder Kyphoplastie). Dies soll den gebrochenen Wirbelkörper stabilisieren. Mehrere gut gemachte Studien zeigen aber, dass die meisten Menschen nicht von einem solchen Eingriff profitieren. Bei sehr starken Schmerzen kann die Behandlung manchen Menschen etwas helfen. Weil Knochenzement-Behandlungen auch zu ernsthaften Komplikationen führen können, ist es sinnvoll, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen.

Welche Behandlung infrage kommt, hängt auch von der Stärke der Schmerzen, der Art des Wirbelbruchs und dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.

Eine Operation, bei der die Wirbelkörper mit Schrauben und Stäben verbunden werden, ist nur sehr selten nötig. Sie kann zum Beispiel infrage kommen, wenn Nervenquetschungen zu Komplikationen wie Taubheit in den Beinen geführt haben.

Wie äußert sich ein Wirbelbruch?

Akute Wirbelbrüche können zu Rückenschmerzen führen. Meist treten sie am betroffenen Wirbelkörper oder im angrenzenden Bereich auf. Sie können leicht oder stark, dumpf oder stechend sein und beim Sitzen, Stehen, Gehen oder Beugen zunehmen. Im Liegen können die Schmerzen nachlassen. Manchmal verspannt oder verkrampft auch die Rückenmuskulatur, und die Beweglichkeit ist eingeschränkt. Die Haut im Bereich des betroffenen Wirbels kann druckempfindlich sein. Etwa 10 % der Betroffenen haben so starke Schmerzen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden. Manchmal strahlen die Schmerzen auch aus.

Wenn mit der Zeit mehrere Wirbel gebrochen sind, kann es zu einer gebückten Haltung oder einem „Buckel“ im oberen Bereich der Wirbelsäule kommen. Eine starke Verkrümmung kann auch die Lunge einengen.

Wie kommt es zum Wirbelbruch?

Osteoporosebedingte Wirbelbrüche gehören zu den sogenannten Kompressionsfrakturen. Sie entstehen, wenn ein geschwächter Wirbelkörper durch Überlastung eingedrückt wird. Meist ist der vordere Teil des Wirbelkörpers eingedrückt. Da der Wirbelkörper im Profil dann keilförmig aussieht, nennt man solche Brüche auch Keilfrakturen. Die meisten Wirbelbrüche treten am Übergang von der Brust- zur Lendenwirbelsäule auf.

Wenn die Wirbelkörper stark geschwächt sind, können schon geringe Belastungen zu einem Bruch führen. Dazu gehören zum Beispiel bestimmte Bewegungen, etwa das ungünstige Heben einer Einkaufstasche. Manchmal löst schon heftiges Husten oder Niesen einen Wirbelbruch aus.

Grafik: Links gesunde Wirbelsäule, rechts Wirbelkörperbruch

Wie lange dauert es, bis ein Wirbelbruch heilt?

Bis ein Wirbelbruch ausgeheilt ist, dauert es etwa drei Monate. Die Schmerzen bessern sich in aller Regel schon innerhalb von 4 bis 6 Wochen deutlich. Halten sie länger als drei Monate an, spricht man von chronischen Schmerzen. Sie können auf einen schlecht heilenden Bruch hinweisen, aber auch andere Ursachen haben.

Gut zu wissen:

Bei einem osteoporosebedingten Bruch sackt der Wirbel ein, bleibt aber normalerweise stabil. Wirbelbrüche aufgrund von können zunächst schmerzhaft sein, heilen normalerweise aber von selbst aus.

Wie lassen sich akute Beschwerden lindern?

Schmerzmittel können akute Schmerzen lindern. Je nachdem, wie stark sie sind, kommen unterschiedliche Medikamente infrage:

  • Bei leichten Schmerzen reichen entzündungshemmende Mittel wie , das Schmerzmittel Metamizol oder schwache wie Tramadol. Manche Mittel werden eingenommen, andere als Pflaster auf die Haut geklebt.
  • Bei starken Schmerzen kommen stärkere infrage. Sie können im Krankenhaus bei Bedarf auch als gegeben werden.

Schmerzmittel ermöglichen es außerdem, früher wieder aktiv zu werden. Bei einem Wirbelbruch wird empfohlen, so schnell wie möglich wieder in Bewegung zu kommen – und längere Bettruhe zu vermeiden. Denn wer sich länger nicht bewegt, baut schneller Knochen- und Muskelmasse ab. Bettruhe macht auch andere Probleme wahrscheinlicher, zum Beispiel Thrombosen.

Zusätzlich kann der Rücken in einer mit angepassten Übungen vorsichtig bewegt, massiert und gedehnt werden. Ziel ist, die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Dazu werden in der manchmal auch physikalische Therapien eingesetzt.

Manchmal kommen Rückenstützen (Orthesen) infrage, um die Wirbelsäule zu entlasten. In der Regel schränken sie die Beweglichkeit ein und richten den Rücken auf. Dies soll schmerzhaften Bewegungen vorbeugen, die Wirbelsäule entlasten und die Heilung des Wirbelkörpers fördern. Ihr längerfristiger Einsatz kann jedoch zum Muskelabbau führen und wird daher nicht empfohlen.

Kann eine Knochenzement-Behandlung helfen?

Eine zusätzliche Behandlungsmöglichkeit bei Wirbelbrüchen sind Knochenzement-Spritzen. Die häufigsten Verfahren sind:

  • Die Vertebroplastie: Hierbei wird ein zähflüssiger Knochenzement in den gebrochenen Wirbelkörper gespritzt. Der Knochenzement härtet dort innerhalb weniger Minuten aus.
  • Die Ballon-Kyphoplastie: Bei einer Ballon-Kyphoplastie wird zunächst ein Ballon in den Wirbelkörper eingeführt und geweitet, um den eingedrückten Wirbelkörper aufzurichten. Anschließend wird ebenfalls Knochenzement hineingespritzt.

Beide Eingriffe können unter Teil- oder oder im Krankenhaus stattfinden.

Knochenzement-Behandlungen wurden in mehreren aussagekräftigen Studien mit einer Scheinbehandlung () verglichen. Dabei dachten die Personen nur, dass ihnen Knochenzement gespritzt wird. Das Ergebnis des Vergleichs: Die Schmerzen besserten sich in beiden Gruppen – ohne dass sich ein Unterschied zwischen richtiger Operation und Scheinoperation gezeigt hätte (siehe Grafik).

Grafik: Verlauf von Rückenschmerzen mit und ohne Knochenzement-Behandlung (Vertebroplastie)

Das bedeutet: Die Knochenzement-Behandlung konnte die Beschwerden in diesem Zeitraum meist nicht spürbar lindern.

Manchmal gibt es dennoch Gründe, eine Knochenzement-Behandlung zu erwägen. Wenn der Bruch erst wenige Wochen zurückliegt, die Schmerzen sehr stark sind und die Wirbelkörper sehr porös sind, können Knochenzement-Behandlungen die Schmerzen bei einigen Betroffenen möglicherweise etwas lindern. Da der Eingriff selten auch zu Komplikationen führen kann, ist es aber sinnvoll, die Vor- und Nachteile sorgfältig abzuwägen. Mögliche Komplikationen sind Quetschungen am Rückenmark und lebensbedrohliche Gefäßverschlüsse, die entstehen können, wenn Knochenzement in den Kreislauf gelangt.

Es gibt bislang keine Studien, die die Ballon-Kyphoplastie mit einer Scheinbehandlung verglichen haben. Studien zum Vergleich von Vertebroplastie und Ballon-Kyphoplastie zeigen jedoch keine Unterschiede zwischen den Verfahren. Das spricht eher dagegen, dass eine Ballon-Kyphoplastie Vorteile hat.

Gut zu wissen:

Ärztinnen und Ärzte, die eine Knochenzement-Behandlung empfehlen, müssen auf das Recht auf eine kostenlose Zweitmeinung hinweisen. Unsere Entscheidungshilfe kann beim Abwägen der Vor- und Nachteile eines solchen Eingriffs helfen.

Was ist nach der Akutbehandlung wichtig?

Nach der Akutbehandlung ist es ratsam, möglichst bald wieder aktiv zu werden, um weiteren Brüchen vorzubeugen. Eine gezielte Bewegungstherapie beugt auch Stürzen wirksam vor. Sie sind die Hauptursache von osteoporosebedingten Brüchen. Außerdem ist es sinnvoll, andere Gesundheitsprobleme anzugehen, die zu Knochenbrüchen beitragen können.

Auch spezielle Medikamente können das Risiko für Knochenbrüche senken. Dazu werden vor allem sogenannte Bisphosphonate eingesetzt. Da die Medikamente auch Nebenwirkungen haben können, lohnt es sich, ihre Vor- und Nachteile in der persönlichen Situation abzuwägen. Nicht zuletzt kann man selbst viel tun, um Brüche weniger wahrscheinlich zu machen – zum Beispiel Stolperfallen in der Wohnung beseitigen.

Gut zu wissen:

Es gibt viele Möglichkeiten, weiteren Wirbelbrüchen vorzubeugen – zum Beispiel Kräftigungsübungen, rückenschonende Bewegungen im Alltag und auch Medikamente.

Was kann man tun, wenn die Schmerzen chronisch werden?

Schmerzen, die länger als drei Monate anhalten, können auf einen schlecht heilenden Bruch hinweisen, aber auch andere Ursachen haben. Manchmal führen Wirbelbrüche, die zunächst unbemerkt bleiben, später zu Rückenschmerzen.

Bei chronischen Schmerzen sind weitere Untersuchungen sinnvoll, um den Heilungsprozess zu überprüfen und anderen Ursachen nachzugehen. Nicht immer lässt sich für solche Schmerzen eine genaue Ursache feststellen. Behandlungen wie Medikamente oder Eingriffe sind dann nicht oder nur begrenzt hilfreich und eigenen sich nur ergänzend zu anderen Behandlungen.

Zur Behandlung von chronische Schmerzen eigenen sich vor allem:

  • Gezielte Bewegungstherapien: Ihr Ziel ist, die Schmerzempfindlichkeit durch nach und nach gesteigerte Belastungen wieder zu verringern.
  • Entspannungstechniken: Mit ihnen können Stress, Anspannungen und psychische Belastungen abgebaut werden – denn sie können Schmerzen verstärken. Beispiele sind die (auch: progressive Muskelentspannung) und das autogene Training.
  • Verhaltenstherapien: In einer Verhaltenstherapie werden Strategien vermittelt, die den täglichen Umgang mit Schmerzen erleichtern können. Dazu gehört zum Beispiel, schmerzverstärkende Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern.
  • Schmerz-Rehabilitation: Bei der Schmerz-Rehabilitation arbeiten medizinische, physiotherapeutische, sportwissenschaftliche und psychotherapeutische Fachleute zusammen, um chronische Schmerzen mit verschiedenen Methoden zu behandeln. Dabei werden meist Einzel- und Gruppenbehandlungen kombiniert. Es gibt ambulante, teilstationäre () und stationäre Angebote. Eine Schmerz-Rehabilitation wird auch „multimodale Schmerzbehandlung“ genannt.

Wichtig ist:

Für chronische Schmerzen lässt sich oft keine mechanische Ursache finden. Behandlungen wie Medikamente oder Eingriffe sind dann meist nicht sinnvoll.

Buchbinder R, Johnston RV, Rischin KJ et al. Percutaneous vertebroplasty for osteoporotic vertebral compression fracture. Cochrane Database Syst Rev 2018; (4): CD006349.

Compston JE, McClung MR, Leslie WD. Osteoporosis. Lancet 2019; 393(10169): 364-376.

Dachverband der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften (DGO). Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern. AWMF-Registernr.: 183-001. 2017.

Ensrud KE, Schousboe JT. Clinical practice. Vertebral fractures. N Engl J Med 2011; 364(17): 1634-1642.

Lems WF, Dreinhöfer KE, Bischoff-Ferrari H et al. EULAR/EFORT recommendations for management of patients older than 50 years with a fragility fracture and prevention of subsequent fractures. Ann Rheum Dis 2017; 76(5): 802-810.

Longo UG, Loppini M, Denaro L et al. Osteoporotic vertebral fractures: current concepts of conservative care. Br Med Bull 2012; 102: 171-189.

Triantafyllopoulos IK, Lambropoulou-Adamidou K, Nacopoulos CC et al. EMAS position statement: The management of postmenopausal women with vertebral osteoporotic fracture. Maturitas 2014; 78(2): 131-137.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 04. Oktober 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.