Anstrengungsasthma

Foto von drei Jugendlichen im Schwimmbad

Beim Sport plötzlich kurzatmig zu werden oder kaum noch Luft zu bekommen, kann Angst machen. Doch Sport ist auch für Menschen mit Anstrengungsasthma wichtig. Entscheidend ist, das richtige Maß zu finden: Zu viel kann Asthma-Anfälle auslösen – zu wenig kann die Leistungsfähigkeit der Lunge verringern.

Manche Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit vermeiden körperliche Belastungen, weil sie die unangenehme Erfahrung gemacht haben, dabei nur schwer Luft zu bekommen. Doch wer hat, kann trotzdem ohne Gefahr Sport treiben. Wichtig ist, zu wissen, wie man mit den Symptomen umgehen und einen Asthma-Anfall lindern kann. Medikamente können dabei helfen, das Risiko für Asthma-Anfälle zu verringern.

Wenn ein Kind oder Erwachsener sein unter Kontrolle hat und auf besondere Anstrengungen vorbereitet ist, steht körperlichen Aktivitäten nichts im Wege. Bewegung und Sport können nicht nur helfen, belastbarer und fitter zu werden, sondern auch entspannen und schlicht Spaß machen. sollte kein Hindernis für ein aktives Leben sein.

Wie entsteht Anstrengungsasthma?

Viele Menschen mit hatten nach dem Sport schon einmal starke Atemprobleme. Von Anstrengungs- oder spricht man, wenn körperliche Belastung typische Beschwerden wie Luftnot oder hervorruft. Rund 70 bis 90 von 100 Menschen mit müssen damit rechnen.

Beim Atmen reinigt die Nase die Luft, erwärmt sie und feuchtet sie an. Beim Sport atmet man jedoch schneller, tiefer und mehr durch den Mund. Dadurch ist die Luft, die in die Lungen strömt, nicht so warm und feucht wie sonst. Dies kann dazu führen, dass die Schleimhäute in den anschwellen. Sie sind bei Menschen mit ohnehin empfindlich und neigen zur Überreaktion. Kalte und trockene Luft kann das verstärken. Daher tritt Anstrengungsasthma häufiger bei sportlichen Aktivitäten im Winter auf.

Wie schwer ein Asthma-Anfall durch Anstrengung ausfallen kann, hängt zum Beispiel ab von der Stärke und dem Zeitpunkt der Belastung, der Lufttemperatur und -feuchtigkeit sowie von zusätzlichen Auslösern wie Pollen in der Luft. Ein solcher Asthma-Anfall beginnt meist 5 bis 10 Minuten nach dem Ende einer körperlichen Aktivität, seltener während der Aktivität selbst. Nach rund 30 bis 45 Minuten verschwinden die Beschwerden in der Regel wieder.

Wie stellt man Anstrengungsasthma fest?

Anstrengungsasthma beginnt häufig im Kindes- und Jugendalter. Da sich Kinder und Jugendliche allgemein viel bewegen, kann sich eine Anfälligkeit schon früh durch Atemnot bemerkbar machen. Dann ist es sinnvoll, ärztlich abklären zu lassen, ob es sich um handelt.

Um herauszufinden, ob körperliche Anstrengung das auslöst, wird oft ein Belastungstest gemacht. Dabei läuft man zum Beispiel einige Minuten auf einem Laufband oder fährt auf einem Fahrrad-Heimtrainer. Vor und nach der Belastung zeigen andere Tests, wie stark die körperliche Betätigung die Atmung beeinflusst.

Eine häufig eingesetzte Methode, um die Lungenfunktion zu prüfen, ist die sogenannte . Spirometer sind elektronische oder mechanische Geräte, die das Atem- und Lungenvolumen messen. Bei der Untersuchung atmet man über ein Rohr in das Spirometer ein und aus. Eine andere Messmethode setzt das sogenannte Peak-Flow-Meter ein. In dieses Gerät atmet man mit aller Kraft rasch aus. Das Gerät misst, wie schnell die Luft aus den Atemwegen strömt. Anhand dieser Messwerte lässt sich ermitteln, wie stark die verengt sind.

Ist Sport bei Asthma eher hilfreich oder schädlich?

Körperliche Aktivität hat auch für Menschen mit wichtige gesundheitliche Vorteile. Wer einmal gelernt hat, wie man mit Asthma-Anfällen umgeht und Medikamente richtig einsetzt, damit die Beschwerden nicht stärker werden, kann mit Sport treiben. Voraussetzung ist aber, die eigenen Grenzen zu kennen.

Studien deuten darauf hin, dass Asthma-Beschwerden durch Sport und Bewegung auf Dauer abnehmen. Es ist aber wichtig, die Aktivitäten an die eigene Fitness anzupassen. Das kann zum Beispiel bedeuten, bei Anzeichen für Atembeschwerden eine Pause zu machen oder es ruhiger angehen zu lassen. Sich vor dem Sport aufzuwärmen und die Belastung schrittweise zu steigern, ist ebenfalls hilfreich. Es gibt auch Hinweise, dass ein Intervalltraining Anstrengungsasthma vorbeugen kann. Beim Intervalltraining wechseln sich Belastungs- und Erholungsphasen ab.

Wichtig ist, beim Sport die Bedarfsmedikamente dabei zu haben, um schnell reagieren zu können, wenn es doch einmal zu einem Asthma-Anfall kommt. Manchmal kann es außerdem hilfreich sein, vor einer körperlichen Anstrengung Bedarfsmedikamente einzusetzen. Dazu berät die Ärztin oder der Arzt.

Eignen sich bestimmte Sportarten besser als andere?

Ob sich bestimmte Sportarten bei besser eignen als andere, lässt sich schwer sagen: Zu dieser Frage gibt es bisher zu wenig wissenschaftliche Untersuchungen. Bei Outdoor-Aktivitäten ist es wichtig zu beachten, dass Anstrengungsasthma eher bei kalter und trockener Luft auftritt. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum Asthma-Anfälle beispielsweise eher beim Wintersport als beim Schwimmen in temperiertem Wasser auftreten.

Ganz gleich bei welcher Sportart: Es ist sinnvoll, die Belastung schrittweise zu steigern. Wer also hat, sprintet besser nicht gleich los oder stemmt schwere Gewichte. Sinnvoll ist, langsam zu beginnen und sich vor größerer Belastung gut aufzuwärmen. Wer nur wenig trainiert ist, kann beispielsweise mit einem Ausdauersport wie Walken, Schwimmen oder Wandern anfangen. Wichtig ist, dass die Bewegung Spaß macht und guttut.

Es gibt zudem spezielle Lungen- oder Asthma-Sportgruppen, in denen man zusammen trainieren und sich austauschen kann.

Welche Medikamente können Anstrengungsasthma vorbeugen?

Wenn die Asthma-Medikamente gut an die eigene Situation angepasst sind und die Erkrankung wirksam kontrollieren, ist die Wahrscheinlichkeit deutlich geringer, dass es beim Sport plötzlich zu Atemnot kommt. Die Ärztin oder der Arzt hilft dabei, die medikamentöse optimal auf die sportlichen Aktivitäten abzustimmen.

Es gibt zwei Hauptgruppen von Asthma-Medikamenten: Dauer- und Bedarfsmedikamente. Die Dauermedikamente (auch Controller genannt) werden langfristig eingesetzt, um das zu kontrollieren, und entfalten ihre Wirkung nur langsam. Die Bedarfsmedikamente (auch genannt) wirken kurzfristig und können vor einer körperlichen Belastung, aber auch bei einem akuten Asthma-Anfall verwendet werden. Aus Sicherheitsgründen ist es dennoch wichtig, mit einer Ärztin oder einem Arzt darüber zu sprechen, wie oft sie an einem Tag angewendet werden können.

Folgende Medikamente können vor Belastungen eingesetzt werden, um Anstrengungsasthma vorzubeugen:

  • Kurzwirksame werden als Spray inhaliert und wirken rasch. Sie sorgen dafür, dass sich die Atemwege erweitern und das Atmen leichter fällt. Kurz vor körperlicher Anstrengung angewendet, können sie einem Asthma-Anfall vorbeugen. Die Wirkung der Medikamente ist rund 30 Minuten nach Anwendung am stärksten und hält etwa 3 bis 5 Stunden an. Kurzwirksame können auch bei einem akuten Asthma-Anfall eingesetzt werden: Sie fangen nach wenigen Minuten an zu wirken und können helfen, wieder besser Luft zu bekommen.
  • Leukotrienantagonisten: Diese Medikamente werden als Tabletten eingenommen und blockieren die Leukotriene – Botenstoffe, die bei der Entzündungsreaktion der Atemwege eine Rolle spielen. In Deutschland ist aus dieser Medikamentengruppe derzeit der Wirkstoff Montelukast zugelassen. Er kann direkt vor Belastungen eingenommen werden, um Anstrengungsasthma vorzubeugen.
  • (LAMA) beeinflussen das Nervensystem und führen dazu, dass sich die erweitern. Sie werden als Spray inhaliert und können auch bei helfen, beugen Atembeschwerden durch körperliche Belastung jedoch weniger gut vor als . Inhalative langwirkende (LAMA) sollen zudem nicht als alleinige angewendet werden.

Oft ist es nicht leicht herauszufinden, welche Medikamente Anstrengungsasthma am besten vorbeugen. Es kann sein, dass man erst verschiedene Arzneien ausprobieren muss, bevor klar wird, welche am besten helfen.

Ist Sport für Kinder mit Asthma gefährlich?

Wenn ein Kind hat, sind Eltern und Lehrkräfte manchmal sehr vorsichtig. Manche zögern sogar, das Kind am Schulsport teilnehmen zu lassen – aus Sorge, dass es dabei einen Asthma-Anfall bekommen könnte. Solche Vorsicht ist jedoch meist übertrieben und kann negative Folgen haben.

Auf der anderen Seite besteht natürlich ein Risiko, dass ein Kind mit beim Sport einen Atemnot-Anfall bekommt. Deshalb ist es wichtig, dass es die sportlichen Aktivitäten an seine Situation anpasst. Wichtig ist auch, zum Beispiel die Trainerin oder den Trainer über die Erkrankung des Kindes zu informieren – und darüber, was sie in einem Notfall tun können. Eltern können ihrem Kind helfen, seine Medikamente wie vorgesehen anzuwenden, und mit darauf achten, dass es die Bedarfsmedikamente immer bei sich hat. Gemeinsam mit einer Ärztin oder einem Arzt können sie mit ihrem Kind besprechen, welche Sportarten vielleicht eher infrage kommen als andere. Wichtig ist aber, dass das Kind eine Sportart findet, die ihm Spaß macht.

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Aktualisiert am 15. Juni 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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