Wie kann man Schwerhörigkeit vorbeugen?

Foto von Schreiner mit Gehörschutz

Es gibt verschiedene Ursachen, die im Laufe des Lebens zu einer Schwerhörigkeit führen können. Einigen kann man nicht vorbeugen, anderen schon. Lärmschutz spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Die meisten Menschen bekommen erst in höherem Alter Hörprobleme. Alterungsprozesse im Ohr sind eine mögliche Erklärung. Ihnen lässt sich kaum vorbeugen. Da aber nicht jeder ältere Mensch schlecht hört, spielt wahrscheinlich auch Veranlagung eine Rolle. Auch sie lässt sich nicht ändern. Ein anderer wichtiger Aspekt ist aber beeinflussbar: Lärm.

Zudem können Infektionen oder Kopfverletzungen zum Beispiel eine Schwerhörigkeit, manchmal sogar den kompletten Verlust des Hörsinns hervorrufen. Vorbeugemöglichkeiten gegen solche Ursachen sind zum Beispiel Impfungen – etwa gegen Masern oder Mumps – oder Schutzhelme im Straßenverkehr.

Wie kann man sich vor Lärm schützen?

Häufige Lärmbelastungen können das Risiko erhöhen, mit den Jahren eine Schwerhörigkeit zu entwickeln. Extrem hohe Lautstärken können die Ohren sogar unmittelbar schädigen.

Lärmschutz am Arbeitsplatz beachten

Manche Menschen sind in ihrem Beruf Knallgeräuschen – etwa bei Sprengungen – oder einem hohen Lärmpegel ausgesetzt, zum Beispiel bei Arbeiten mit lauten Maschinen wie einem Presslufthammer. Lärmschwerhörigkeit ist eine anerkannte Berufskrankheit. In betroffenen Branchen sind deshalb geeignete Schallschutzmaßnahmen vorgeschrieben. Sie bestehen in der Regel aus gut abdichtenden Kopfhörern, schalldämmenden Wänden, einer begrenzten Dauer der Lärmbelastung und ausreichend Ruhepausen.

Was gilt in der Freizeit?

Sofortschäden an den Ohren (sogenanntes akutes akustisches Trauma) kommen im Alltag selten und eher im Rahmen von Unfällen vor. Bei der Explosion von Feuerwerkskörpern besteht zum Beispiel Gefahr für Hörschäden und andere Verletzungen. Wer also zu Silvester nicht auf Knaller verzichten möchte, sollte nur geprüfte und zugelassene Artikel verwenden, diese nicht manipulieren, immer die Gebrauchsanweisungen beachten und beim Zünden der Knallkörper Ohrstöpsel tragen.

Häufiger entstehen Schäden, weil die Ohren chronisch belastet werden: Beim Musikhören per Kopfhörer, in Clubs, Diskotheken oder auf Konzerten setzen sich vor allem jüngere Menschen oft hohen Lautstärken aus. Das kann das Risiko erhöhen, nach Jahren schwerhörig zu werden und zu bleiben.

Genaue Zahlenangaben darüber, wie oft man in eine Disko gehen oder wie lange man laut Musik hören kann, ohne später Probleme mit dem Gehör zu bekommen, sind nicht möglich. Fachleute raten generell dazu, nicht länger als eine Stunde am Tag laut Musik über Kopfhörer zu hören. Mit „laut“ ist dabei grob gemeint: lauter als die Hälfte der maximal auf dem Gerät einstellbaren Lautstärke. Um die Lärmbelastung in Diskos, Clubs und auf Veranstaltungen zu verringern, sollte man Ohrstöpsel verwenden. Beim sogenannten Musikerschallschutz, den es in verschiedenen Größen und Stärken gibt, werden im Gegensatz zu einfachen Ohrstöpseln die Schallfrequenzen gleich stark gedämpft. Der Klang von Musik und Gesang wird so nicht verzerrt.

Wie gut schützen die Maßnahmen?

Ob Lärmschutz langfristig vor einer Schwerhörigkeit bewahren kann, ist insgesamt nicht gut untersucht. Das bedeutet aber nicht, dass Schutzmaßnahmen nichts bringen: Eine kleinere Studie deutet zum Beispiel daraufhin, dass das Tragen von Ohrstöpseln bei lauten Konzerten vor vorübergehenden Hörbeeinträchtigungen schützt – es fehlt aber an großen, gut gemachten Studien, die belegen, dass solcher und ähnlicher Ohrenschutz auch dauerhafte Spätschäden am Gehör verhindern.

Bei den verschiedenen Maßnahmen am Arbeitsplatz ist die Studienlage ähnlich unzureichend. Dennoch kann man davon ausgehen, dass Lärmschutzbestimmungen und richtig angelegte Schutzausrüstung dafür sorgen, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer geringeren Lautstärke am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Möglicherweise beugt das auch langfristig einer Schwerhörigkeit vor.

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Erstellt am 10. Februar 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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