Garadacimab (Andembry) bei erblichem Angioödem

Einleitung

Garadacimab (Handelsname Andembry) ist seit Februar 2025 für Personen ab 12 Jahren mit vererbbarem (hereditärem) Angioödem zugelassen. Es wird zur Vorbeugung von wiederkehrenden Ödemattacken eingesetzt.

Das hereditäre Angioödem ist eine seltene Erbkrankheit, die durch eine genetische Veränderung verursacht wird. Dabei wird ein bestimmtes Eiweiß im Blut, der sogenannte C1-Inhibitor, nicht ausreichend oder gar nicht gebildet. Die Genveränderung führt dazu, dass die Blutgefäße durchlässiger werden und Flüssigkeit in das Gewebe austreten kann. Dadurch kommt es zu wiederkehrenden Schwellungen (Ödemen), die sich meist nach wenigen Tagen wieder zurückbilden. Sie treten am häufigsten an Lippen, Armen und Beinen oder den Genitalien auf. Angioödeme der Haut jucken nicht, sind aber meist mit einem Spannungsgefühl und Brennen verbunden. Schmerzen treten seltener auf. Ist der Magen-Darm-Trakt betroffen, kommt es in der Regel zu starken Krämpfen. Selten treten die Schwellungen im Mund- oder Rachenraum auf. Sie können durch Atemnot und Erstickungsgefahr lebensbedrohlich werden.

Da die Schwellungen meist spontan und ohne erkennbare Ursache auftreten, werden sie auch als Ödemattacken bezeichnet.

Garadacimab soll den Flüssigkeitsaustritt aus den Gefäßen verhindern und so Ödemattacken vorbeugen.

Anwendung

Garadacimab gibt es als und -spritze in einer Dosierung von 200 mg und wird unter die Haut in den Bauch, die Oberschenkel oder die Oberarme gespritzt. Die wird mit zwei Spritzen (400 mg) begonnen und dann einmal monatlich mit einer Spritze fortgesetzt.

Andere Behandlungen

Für Patientinnen und Patienten ab 12 Jahren kommen zur Vorbeugung von Ödemattacken C1-Inhibitoren, Lanadelumab oder Berotralstat infrage. Werden die Symptome nicht ausreichend gelindert, wird nach drei Monaten abgewogen, ob die fortgesetzt wird.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2025 geprüft, ob Garadacimab für Personen mit hereditärem Angioödem im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Der Hersteller legte einen indirekten Vergleich vor. In diesem Fall wurde in einer Studie Garadacimab mit einem verglichen, in der anderen Studie wurde Berotralstat ebenfalls mit einem verglichen. Daraus wurde dann ein Vergleich von Garadacimab mit Berotralstat abgeleitet.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Garadacimab?

Die Studien deuten auf einen Vorteil von Garadacimab im indirekten Vergleich hin bei:

  • monatlichen Ödemattacken
  • Gesundheitszustand
  • gesundheitsbezogener Lebensqualität

Welche Nachteile hat Garadacimab?

Es zeigten sich keine Nachteile von Garadacimab im indirekten Vergleich.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Lebenserwartung: In den Studien war keine Person gestorben.

Zudem zeigte sich kein Unterschied bei:

  • Ödemattacken-Freiheit
  • Aktivitätsbeeinträchtigung
  • schweren Nebenwirkungen
  • Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis des Gutachtens und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Garadacimab (Andembry).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Garadacimab (hereditäres Angioödem) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Projekt A25-41. 27.05.2025. (IQWiG-Berichte; Band 2019); DOI: 10.60584/A25-41.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 04. Juli 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.