Wie wird eine Vorhautverengung behandelt?

Foto von zwei Jungen beim Spielen

In den ersten Lebensjahren bildet sich eine Vorhautverengung meistens von selbst zurück. Führt die Verengung zu Beschwerden – etwa beim Wasserlassen – muss sie unter Umständen behandelt werden. Oft reicht es aus, die Phimose mit einer speziellen Salbe zu behandeln; eine Operation ist nur selten nötig.

Wenn Eltern feststellen, dass sich die Vorhaut ihres kleinen Sohnes nicht zurückziehen lässt, ist das erst einmal kein Grund zur Sorge. Denn eine zu enge Öffnung der Vorhaut oder eine Verklebung zwischen Vorhaut und Eichel ist in den ersten Lebensmonaten eines Jungen normal: Fast alle neugeborenen Jungen kommen mit einer solchen natürlichen Verengung zur Welt. Sie schützt die unter der Vorhaut liegende Eichel und die Harnröhre beispielsweise vor Krankheitserregern.

Im Laufe der ersten Lebensjahre lösen sich die Verklebungen normalerweise und die Vorhaut dehnt sich. Am besten ist es also, erst einmal einige Zeit abzuwarten, bevor man mit einer Behandlung beginnt. Ärztlicher Rat ist aber nötig, wenn das Kind Schmerzen hat, die Vorhaut entzündet ist oder beim Wasserlassen Probleme macht.

Nicht auf eigene Faust „behandeln“

Eltern sollten nie versuchen, die Vorhaut mit Kraft zurückzuziehen. Dies kann für ihren Sohn sehr schmerzhaft sein. Außerdem kann es dadurch zu kleineren Verletzungen kommen, die vernarben und die Vorhautöffnung noch weiter verengen können. Dies wird als erworbene oder sekundäre Phimose bezeichnet.

Zudem besteht die Gefahr, dass die zu enge Vorhaut hinter der Eichel hängenbleibt und sich nicht mehr zurückschieben lässt. Sie bildet dann einen Ring, der die Blutzufuhr der Eichel abschnürt, auch Paraphimose oder „spanischer Kragen“ genannt. Dabei handelt es sich um einen Notfall, der sofort ärztlich behandelt werden muss.

Die Vorhaut komplett zurückzuschieben, ist für die Reinigung des Penis in den ersten Lebensjahren nicht nötig. Es reicht aus, ihn von außen zu waschen. Zu versuchen, den Raum zwischen Vorhaut und Eichel mit Gegenständen wie Wattestäbchen zu reinigen, ist keine gute Idee, weil das die empfindliche Haut schädigen und schmerzen kann.

Behandlung vor allem bei Beschwerden sinnvoll

Wenn die Phimose sich nicht allmählich zurückbildet und Beschwerden wie Probleme beim Wasserlassen auslöst, ist eine ärztliche Untersuchung ratsam. Die Kinderärztin oder der Kinderarzt wird dabei schauen, ob es sich um eine natürliche oder sekundäre Phimose handelt und ob das Zurückschieben der Vorhaut zu einer Paraphimose führen könnte.

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt vom Alter des Kindes, dem Ausmaß und der Ursache der Phimose ab. Ziel der Behandlung ist, dass der Junge problemlos und schmerzfrei Wasser lassen und seinen Penis waschen kann. Wichtig ist auch, dass er keine Schmerzen hat, wenn sich sein Penis versteift.

Verschiedene Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt drei Behandlungsmöglichkeiten:

  • Weiter abwarten in der Hoffnung, dass sich die Vorhautverengung noch von selbst zurückbildet.
  • Die Vorhaut mit einer kortisonhaltigen Salbe behandeln und dehnen.
  • Die Vorhaut durch eine Operation teilweise oder ganz entfernen (Beschneidung).

Viele Ärzte raten heute erst einmal dazu, abzuwarten, ob sich die Phimose doch noch von selbst zurückbildet. Alternativ kann eine Behandlung mit einer kortisonhaltigen Salbe begonnen werden. Falls diese keinen Erfolg zeigt, wird eine Operation empfohlen.

Bei einer sekundären Phimose hat sich die Vorhaut erst im Laufe der Zeit durch Verletzungen, vernarbtes Gewebe oder eine entzündliche Erkrankung verengt. Diese Form der Vorhautverengung muss meistens operiert werden.

Falls es zu einer Paraphimose kommt, versucht die Ärztin oder der Arzt zuerst, die Vorhaut mit der Hand zurückzuschieben. Damit dabei keine Schmerzen entstehen, wird der Bereich vorher örtlich betäubt. Wenn das Zurückschieben nicht gelingt, ist eine Operation nötig, damit die „abgeklemmte“ Eichel wieder normal durchblutet wird.

Behandlung der Vorhaut mit kortisonhaltiger Salbe

Bei der sogenannten konservativen (nicht operativen) Behandlung der Phimose wird über einen Zeitraum von vier bis acht Wochen zweimal täglich eine kortisonhaltige Salbe auf den vorderen Bereich der Vorhaut aufgetragen. Das Kortison sorgt dafür, dass die Haut elastischer wird.

Ab der dritten Behandlungswoche können die Eltern oder das Kind dann selbst versuchen, die Vorhaut allmählich zu dehnen. Hierzu schiebt man die Vorhaut täglich vorsichtig nur so weit zurück, dass keine Schmerzen auftreten. Schonendes Dehnen ist wichtig, damit die Vorhaut nicht einreißt. Die Salbe kann nun auch auf den vorderen Bereich der Eichel, der beim Zurückziehen der Vorhaut frei liegt, aufgetragen werden. Danach wird die Vorhaut wieder nach vorne geschoben.

Wissenschaftler des internationalen Forschungsnetzwerks haben herausgefunden, dass diese Behandlung oft erfolgreich ist:

  • Ohne Behandlung: Bei etwa 18 von 100 Kindern, die über 4 bis 8 Wochen eine Salbe ohne Wirkstoff () bekamen oder gar nicht behandelt wurden, bildete sich die Phimose komplett zurück.
  • Mit Behandlung: Bei etwa 62 von 100 Kindern, die im selben Zeitraum mit einer kortisonhaltigen Salbe behandelt wurden, bildete sich die Phimose komplett zurück.

Anders ausgedrückt: Durch die Behandlung mit der kortisonhaltigen Salbe konnte sich bei ungefähr 44 von 100 Kindern die Phimose vollständig zurückbilden. Bei einigen weiteren Kindern bewirkte die Behandlung, dass sich die Verengung zumindest etwas weitete.

Nebenwirkungen der Salben-Behandlung wurden in den Studien nicht beobachtet. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Vorhaut sich später erneut verengt, recht hoch. Die Behandlung kann aber mehrere Male wiederholt werden. Falls die Phimose dennoch bestehen bleibt oder zusätzlich Schmerzen oder Komplikationen auftreten, kann eine Operation sinnvoll sein.

Operation: Komplette oder Teilbeschneidung der Vorhaut

Die Operation einer Phimose wird üblicherweise als Beschneidung (Zirkumzision) bezeichnet. Bei der kompletten Beschneidung wird die Vorhaut ganz entfernt. Es ist aber auch möglich, nur den verengten Teil der Vorhaut zu entfernen (sogenannte partielle Zirkumzision) oder die Vorhaut zu erhalten und lediglich zu weiten: Dazu schneiden die Operateure die verengte Vorhaut an zwei bis drei Stellen längs ein und vernähen diese Schnitte quer.

Bei Teilbeschneidungen und vorhauterhaltenden Operationen kann sich die verbliebene Vorhaut einige Zeit danach erneut verengen. Bei einer kompletten Entfernung der Vorhaut liegt die Eichel nach der Operation dagegen frei – eine erneute Phimose ist dann nicht mehr möglich.

Kinder werden unter operiert, bei Erwachsenen ist der Eingriff auch unter örtlicher Betäubung möglich.

Grafik: Operation einer Vorhautverengung

Operation einer Vorhautverengung

Nebenwirkungen einer Beschneidung sind selten

Die Beschneidung ist heute ein Routineeingriff. Bei etwa 5 von 100 Jungen oder Männern treten Nebenwirkungen wie etwa Blutergüsse am Penis auf. Diese sind harmlos und verschwinden meist nach einiger Zeit von selbst. Nur bei etwa 2 von 100 Personen kommt es nach der Operation zu ernsteren Nebenwirkungen, die eine Nachbehandlung nötig machen. Solche Komplikationen sind zum Beispiel Nachblutungen, eine der Operationswunde, eine Penisverkrümmung oder eine Verengung der Harnröhrenöffnung.

Nach einer sparsamen Beschneidung kann es durch Narbenbildung erneut zu einer Vorhautverengung kommen. Dann wird die Vorhaut durch eine zweite Operation ganz entfernt. Es kann auch vorkommen, dass aus ästhetischen Gründen eine Nachoperation gewünscht wird – zum Beispiel, wenn die Vorhaut bei der Beschneidung nicht gleichmäßig entfernt wurde.

Auswertungen mehrerer Studien geben keine Hinweise, dass beschnittene Männer mit ihrem Sexualleben generell weniger zufrieden sind als unbeschnittene. Es ist aber noch nicht eindeutig geklärt, welche Rolle die sensible Vorhaut beim sexuellen Empfinden tatsächlich spielt. Möglicherweise kommt es häufiger zu Problemen beim Sex, wenn man sich erst als Erwachsener die Vorhaut entfernen lässt. Deshalb informieren Ärztinnen und Ärzte vor einer Beschneidung darüber, dass sich nach dem Eingriff der Geschlechtsverkehr anders anfühlen könnte.

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Aktualisiert am 17. Oktober 2018
Nächste geplante Aktualisierung: 2023

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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