Wie kann man einer Mittelohrentzündung vorbeugen?

Foto von schreiendem Baby

Vor allem bei häufig wiederkehrenden Mittelohrentzündungen fragen sich Eltern, wie sie ihr Kind vor den schmerzhaften Infekten am besten schützen können. Durch bestimmte Maßnahmen lässt sich das Erkrankungsrisiko vermutlich etwas senken.

Das von Babys und Kleinkindern ist noch unreif – es muss erst lernen, Krankheiten besser abzuwehren. Deshalb sind Erkältungen und Mittelohrentzündungen ein normaler Teil der kindlichen Entwicklung. Wenn ein Kind erkrankt, ist besonders viel Zuwendung wichtig – aber auch, seine Beschwerden zu lindern und auf mögliche Komplikationen zu achten.

Es gibt verschiedene Maßnahmen, die zur Vorbeugung empfohlen werden.

Rauchfreie Umgebung

Passivrauchen erhöht das Risiko für Infektionen im Bereich der Atemwege und des Nasen-Rachen-Raums. Es schwächt zudem die Immunabwehr des Kindes. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Kinder in einer möglichst rauchfreien Umgebung aufwachsen.

Schnuller seltener geben

Babys oder Kleinkinder, die regelmäßig einen Schnuller benutzen, bekommen etwas häufiger Mittelohrentzündungen als andere. Dies könnte damit zusammenhängen, dass das Saugen an einem Schnuller die Druckverhältnisse im Bereich des Rachens und der Ohren verändert. Über Schnuller können zudem Infektionen übertragen werden. Es ist deshalb einen Versuch wert, dem Kind seltener einen Schnuller zu geben – beispielsweise nur zum Einschlafen.

Pneumokokken-Impfung

Wenn Säuglinge gegen geimpft werden, bekommen sie etwas seltener Mittelohrentzündungen. Die schützt jedoch nur vor Infektionen, die durch verursacht werden. Eine Mittelohrentzündung kann aber auch durch andere Bakterien und verschiedene Viren verursacht werden. Die Pneumokokken-Impfung wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) empfohlen. Sie rät, alle Babys im Alter zwischen 2 und 14 Monaten dreimal impfen zu lassen.

Bei Kindern, die bereits mehrere Mittelohrentzündungen hatten, kann eine weiteren Erkrankungen wahrscheinlich nicht vorbeugen.

Grippeimpfung

Eine Grippeimpfung schützt vor einer mit Grippeviren. Möglicherweise senkt sie auch das Risiko für Mittelohrentzündungen. In Studien wurde zudem beobachtet, dass gegen Grippe geimpfte Kinder seltener einnahmen. Die Ständige Impfkommission empfiehlt die jährliche Grippeimpfung jedoch nur, wenn das Risiko für schwerwiegende Grippekomplikationen erhöht ist. Das ist beispielsweise bei Kindern mit Atemwegs-, Herz- oder Stoffwechselerkrankungen der Fall.

Xylitol-Kaugummis

Xylitol ist ein natürlicher Zuckerersatzstoff, der beispielsweise in Erdbeeren, Himbeeren und Pflaumen vorkommt und für zuckerfreie Kaugummis verwendet wird. Xylitol kann das Wachstum bestimmter Bakterienarten hemmen – auch solcher, die Mittelohrentzündungen hervorrufen können. Studien weisen darauf hin, dass Kindergartenkinder seltener an Mittelohrentzündungen erkranken, wenn sie häufig Kaugummis mit Xylitol kauen oder es als Sirup einnehmen. Kaugummis sind effektiver als Sirup.

In den Studien wirkten Kaugummis jedoch nur vorbeugend, wenn sie fünfmal täglich über mehrere Monate gekaut wurden. Wenn die Kinder sie nur dreimal pro Tag kauten, wirkten die Kaugummis nicht. Es ist fraglich, ob dies im Alltag umsetzbar ist, zumal kleinere Kinder mit Kaugummis meist noch gar nicht zurechtkommen.

Zink

Das Zink ist wichtig, damit das optimal funktionieren und Infektionen erfolgreich abwehren kann. Eine normale Ernährung liefert dem Körper in der Regel ausreichend Zink. In Apotheken und Drogerien wird Zink aber auch als angeboten, unter anderem zur Stärkung des Immunsystems.

Studien konnten keinen Hinweis darauf finden, dass Zink als Nahrungsergänzung einer Mittelohrentzündung bei Kindern vorbeugen kann, die sich ausgewogen ernähren. Bei Kindern mit schwerer Mangelernährung, wie sie vor allem in Entwicklungsländern vorkommt, könnte Zink aber eine vorbeugende Wirkung haben.

Entfernen der Rachenmandel und Einsetzen von Paukenröhrchen

Eine vergrößerte Rachenmandel kann die Entlüftung des Mittelohrs behindern und eine Mittelohrentzündung begünstigen. In einigen Studien wurde untersucht, ob die Entfernung der Rachenmandel oder das Einsetzen von Paukenröhrchen Mittelohrentzündungen vorbeugen kann. Manchmal wurden beide Eingriffe miteinander kombiniert.

Eine Entfernung der Rachenmandel allein kann Mittelohrentzündungen vermutlich nicht vorbeugen. Durch das Einsetzen von Paukenröhrchen kommt es aber wahrscheinlich seltener zu einer erneuten Mittelohrentzündung. Das hängt möglicherweise auch davon ab, ob zusätzlich ein dauerhafter Paukenerguss besteht oder nicht.

Bei der Entscheidung für oder gegen einen Eingriff sollte berücksichtigt werden, dass dieser auch Nebenwirkungen haben kann. Zudem werden Mittelohrentzündungen bei älteren Kindern meist ohnehin seltener.

Azarpazhooh A, Lawrence HP, Shah PS. Xylitol for preventing acute otitis media in children up to 12 years of age. Cochrane Database Syst Rev 2016; (8): CD007095.

De Sevaux JL, Venekamp RP, Lutje V et al. Pneumococcal conjugate vaccines for preventing acute otitis media in children. Cochrane Database Syst Rev 2020; (11): CD001480.

Gulani A, Sachdev HS. Zinc supplements for preventing otitis media. Cochrane Database Syst Rev 2014; (6): CD006639.

Norhayati MN, Ho JJ, Azman MY. Influenza vaccines for preventing acute otitis media in infants and children. Cochrane Database Syst Rev 2017; (10): CD010089.

Steele D, Adam GP, Di M et al. Tympanostomy Tubes in Children with Otitis Media. (AHRQ Comparative Effectiveness Reviews; No. 185). 2017.

Venekamp RP, Mick P, Schilder AG et al. Grommets (ventilation tubes) for recurrent acute otitis media in children. Cochrane Database Syst Rev 2018; (5): CD012017.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 16. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.