Vor einer Operation: Informieren und entscheiden

Foto von Paar im Aufklärungsgespräch mit dem Arzt

Viele Menschen möchten vor einer Operation erfahren, was mit ihnen geschehen wird und was sie von dem Eingriff erwarten können. Auch wenn eine ärztliche Aufklärung vorgeschrieben ist: Häufig fühlen sich Menschen nicht ausreichend informiert. Umfassende Informationen können aber sehr wichtig sein, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss.

Normalerweise gibt es für eine Operation einen guten Grund. Im besten Fall kann der Eingriff die Gesundheit verbessern, wiederherstellen oder sogar das Leben retten. Er kann aber auch Nachteile haben. Viele Menschen, die vorher über mögliche Risiken nachdenken, sind deshalb unsicher und fragen sich: Ist die Operation wirklich notwendig? Was passiert, wenn ich darauf verzichte? Mit welchen Folgen muss ich rechnen, wenn ich mich operieren lasse – und wie kann ich damit umgehen?

Andere Menschen ziehen es vor, auf den Erfolg eines Eingriffs zu vertrauen und sich nicht zu viele Gedanken zu machen.

Was kann bei Unsicherheit vor einer Operation helfen?

Befragungen weisen darauf hin, dass sich die meisten Menschen vor einer Operation nicht ausreichend informiert fühlen. Viele sind deshalb unsicher oder zweifeln an ihrer Entscheidung für den Eingriff.

Wie viele und welche Informationen gewünscht werden, ist sehr verschieden: Die einen möchten konkret wissen, wie die Untersuchung oder Operation abläuft und was anschließend passiert. Für die anderen ist es wichtiger zu erfahren, was sie sehen und ob sie etwas spüren werden. Außerdem wünschen sich viele Menschen Ratschläge, wie sie mit diesen Erlebnissen umgehen können. Es kann daher wichtig sein, im Vorfeld

  • Informationen zu beschaffen: Zu wissen, was während der Operation passieren wird, kann die Unsicherheit verringern.
  • zu planen: zum Beispiel mit Ärztinnen, Ärzten und Pflegekräften vereinbaren, wie die Nach- und Schmerzbehandlung aussehen soll.

Ausreichende Informationen können helfen, sich sicherer zu fühlen. Es kann zudem hilfreich sein, wenn man weiß, welche Alternativen zu einer Operation es gibt und wie sie im Vergleich zum geplanten Eingriff abschneiden.

Nicht zuletzt hat jede Patientin und jeder Patient das Recht, bei einer anderen Ärztin oder einem anderen Arzt eine Zweitmeinung einzuholen – das heißt, sich dort beraten und unter Umständen auch erneut untersuchen zu lassen.

Informationen und Entscheidungshilfen

Es gehört zu den ärztlichen Pflichten, vor einem Eingriff über den Ablauf und die Risiken aufzuklären. Um sich auf die Gespräche mit der Ärztin oder dem Arzt vorzubereiten, schreibt man sich am besten alle Fragen zur OP auf. Unsere Frageliste kann dabei helfen.

Wenn trotz guter Vorbereitung nicht alle persönlich wichtigen Fragen angesprochen werden konnten, suchen viele Menschen nach weiteren Informationen. Es gibt zwar viele Quellen für medizinische Informationen wie Broschüren, Bücher, Filme, Internetseiten oder Internetforen – oft sind die Aussagen aber widersprüchlich, verwirrend oder einfach nur falsch. Manche können auch Angst machen oder Befürchtungen verstärken.

Für einige Krankheiten gibt es – auf Papier oder im Internet. Meist bestehen sie aus einer Kombination von Informationen und Fragen, die dabei helfen können herauszufinden, was für einen persönlich wichtig ist. So lassen sich zum Beispiel die Vor- und Nachteile einer Operation abwägen und mit persönlichen Vorstellungen abgleichen.

Wenn man sich über die eigenen Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen klargeworden ist, fällt es leichter, die richtige Entscheidung zu treffen – oder sich zu vergewissern, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Allerdings gibt es nur für wenige Krankheiten solche Entscheidungshilfen. Oft wurden diese in Studien entwickelt und werden von Ärztinnen und Ärzten im Alltag bislang eher selten eingesetzt. Studien, in denen zur Vorbereitung von Behandlungs- und Operations-Entscheidungen eingesetzt wurden, deuten darauf hin, dass gute und verlässliche Informationen und eine aktive Einbindung von Patientinnen und Patienten die Zufriedenheit mit einer Entscheidung erhöhen und gleichzeitig Ängste verringern können. Es kann daher – sofern verfügbar – hilfreich sein, zu nutzen.

Was vor einer Operation noch wichtig sein kann

Die Gespräche mit der Ärztin oder dem Arzt bieten auch die Gelegenheit, vor der Operation Punkte abzuklären oder zu vereinbaren, die Sorge bereiten können, wie etwa:

  • welche Medikamente abgesetzt werden müssen, beispielsweise bei chronischen Erkrankungen,
  • wie lange man vor der und nach der Operation nicht essen, trinken oder rauchen darf,
  • wie Operationswunden und Schmerzen nach der OP behandelt werden,
  • was geschehen soll, falls sich während der Operation ein bestimmter Befund ergibt, beispielsweise eine Krebserkrankung
  • ob medizinische oder persönliche Wünsche in die Krankenakte eingetragen werden,
  • ob und in welchem Umfang Angehörige und Freundeskreis informiert werden dürfen,
  • ob sich um Patientenverfügungen, Betreuungsverfügungen oder andere schriftliche Vollmachten gekümmert werden muss oder diese bereits vorliegen,
  • wann und wie man nach der OP wieder nach Hause kommt,
  • wann man zum Arbeitsplatz zurückkehren kann,
  • ob man nach der OP eine Betreuungsperson oder andere Hilfe, beispielsweise im Haushalt oder bei der Kinderbetreuung, braucht.

Hilfreich kann sein, sich seine Fragen vorher aufzuschreiben.

Berth H, Petrowski K, Balck F. The Amsterdam Preoperative Anxiety and Information Scale (APAIS) - the first trial of a German version. Psychosoc Med 2007; 4: Doc01.

Brandes K, Linn AJ, Butow PN et al. The characteristics and effectiveness of Question Prompt List interventions in oncology: a systematic review of the literature. Psychooncology 2015; 24(3): 245-252.

Kinnersley P, Edwards A, Hood K et al. Interventions before consultations to help patients address their information needs by encouraging question asking: systematic review. BMJ 2008; 337: a485.

Kinnersley P, Phillips K, Savage K et al. Interventions to promote informed consent for patients undergoing surgical and other invasive healthcare procedures. Cochrane Database Syst Rev 2013; (7): CD009445.

Niburski K, Guadagno E, Mohtashami S et al. Shared decision making in surgery: A scoping review of the literature. Health Expect 2020; 23(5): 1241-1249.

Sansoni JE, Grootemaat P, Duncan C. Question Prompt Lists in health consultations: A review. Patient Educ Couns 2015.

Sawicki PT. Qualität der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Ein randomisierter simultaner Sechs-Länder-Vergleich aus Patientensicht. Med Klin 2005; 100(11): 755-768.

Stacey D, Légaré F, Lewis K et al. Decision aids for people facing health treatment or screening decisions. Cochrane Database Syst Rev 2017; (4): CD001431.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 26. Januar 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.