Ungeklärter chronischer Husten

Auf einen Blick

  • Wenn Husten länger als acht Wochen anhält, spricht man von einem chronischen Husten. Kann keine Ursache gefunden werden, bezeichnet man ihn als „ungeklärt“.
  • Ungeklärter chronischer Husten ist ungefährlich, kann aber körperlich und psychisch belasten.
  • Wichtig ist, Strategien zu entwickeln, um den Hustenreiz zu lindern und im Alltag besser mit den Beschwerden zurechtzukommen.
  • Bei starken Beschwerden kommen logopädische oder physiotherapeutische Therapien sowie Medikamente infrage.

Einleitung

Stehender junger Mann hustet

Fast jeder Mensch hat ab und zu Husten. Er kann lästig sein, klingt aber meist nach einigen Wochen ab. Hält der Husten jedoch länger als acht Wochen an, gilt er als chronisch. Dann ist ein Arztbesuch sinnvoll. Wird auch nach ausführlicher Untersuchung keine Ursache gefunden, sprechen Fachleute von einem ungeklärten chronischen Husten. Andere Begriffe sind „idiopathischer Husten“ oder „therapierefraktärer Husten“. Das Wort „idiopatisch“ bezieht sich auf die nicht auffindbare Ursache. „Therapierefraktär“ bedeutet, dass die Behandlung einer vermuteten Ursache den Husten nicht gelindert hat.

Ungeklärter chronischer Husten ist ungefährlich, kann aber belastend sein und den Alltag einschränken.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, im Alltag mit den Beschwerden besser zurechtzukommen und den Hustenreiz zu lindern – zum Beispiel, Auslöser oder ein Austrocknen der Atemwege zu vermeiden.

Mögliche Therapien bei starken Beschwerden sind logopädische oder physiotherapeutische Behandlungen sowie Medikamente. Es ist allerdings unklar, ob und wie gut sie den chronischen Husten lindern können.

Symptome

Chronischer Husten ohne erklärbare Ursache ist typischerweise trocken (unproduktiv): Dann wird kein Schleim ausgehustet und der Husten hat keine Funktion – im Gegensatz zum produktiven Husten, der dafür sorgt, dass mit dem Schleim auch Keime aus der Lunge befördert werden.

Weitere mögliche Beschwerden sind:

  • häufiges Räuspern
  • Heiserkeit
  • das Gefühl, einen Kloß oder Schleim im Hals zu haben
  • Kopfschmerzen

Ursachen und Risikofaktoren

Bei einem ungeklärten chronischen Husten konnten keine körperlichen Ursachen wie etwa Erkrankungen der oberen Atemwege, oder eine Refluxkrankheit gefunden werden. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um „eingebildeten“ Husten handelt. Fachleute vermuten als Ursache eine Überempfindlichkeit des Hustenreflexes, zum Beispiel durch einen früheren Atemwegsinfekt. Dann können schon minimale Reize den Hustenreflex auslösen, zum Beispiel

  • langes Sprechen,
  • Lachen,
  • Temperaturveränderungen,
  • trockene Luft,
  • Essenskrümel oder
  • Gerüche.

Der Husten kann auch ganz ohne solche Reize auftreten. Ein unproduktiver, chronischer Husten kann wiederum weiteren Hustenreiz verursachen.

Das Risiko für ungeklärten chronischen Husten ist bei Menschen erhöht, die in ihrem Beruf sehr viel sprechen oder singen.

Häufigkeit und Verlauf

Die meisten Menschen mit ungeklärtem chronischem Husten sind über 45 Jahre alt. Bei vielen Betroffenen bleibt er über mehrere Jahre bestehen.

Frauen sind etwa doppelt so häufig betroffen wie Männer. Bei ihnen tritt diese Form des Hustens oft nach der Menopause auf, also nach der letzten Regelblutung.

Folgen

Mögliche körperliche Folgen von lang anhaltendem Husten und wiederkehrenden Hustenanfällen sind:

  • Kopfschmerzen
  • Erbrechen
  • Heiserkeit
  • Schlafstörungen und Müdigkeit
  • tränende Augen
  • ungewollter Urinabgang und Harninkontinenz

Darüber hinaus kann ungeklärter chronischer Husten psychisch belastend sein, soziale Aktivitäten stören und die Lebensqualität einschränken.

Selten können Hustenanfälle kurzzeitig zu Bewusstlosigkeit führen, wenn das Gehirn während des Anfalls nicht genug durchblutet und mit Sauerstoff versorgt wird (Hustensynkope).

Diagnose

Bei chronischem Husten sind erste Untersuchungen meist in der hausärztlichen Praxis möglich. Für spezielle Untersuchungen ist ein Besuch bei einer Fachärztin oder einem Facharzt für Lungenheilkunde (Pneumologie) oder Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde nötig.

Bis zur werden verschiedene Untersuchungsschritte durchlaufen:

  • : Zunächst fragt die Ärztin oder der Arzt nach Art und Dauer der Beschwerden, auslösenden Faktoren, Erkrankungen und Allergien sowie nach der Einnahme von Medikamenten. Wer beispielsweise (blutdrucksenkende Medikamente) nimmt, lässt diese für einige Zeit weg und beobachtet, ob die Beschwerden abnehmen.
  • körperliche Untersuchungen: Besonders Herz und Lunge werden genau untersucht. Dadurch lassen sich Erkrankungen wie Asthma oder eine chronisch-obstruktive Lungenerkrankung feststellen oder ausschließen.
  • Ausschluss weiterer Erkrankungen: Eine Probebehandlung kann weitere Erkrankungen ausschließen. Zum Beispiel wird bei Husten und typischen Refluxbeschwerden wie Sodbrennen und Aufstoßen probeweise ein gegeben. Bessern sich die Beschwerden daraufhin, ist sehr wahrscheinlich eine Refluxkrankheit die Ursache für den Husten.
  • weitere Untersuchungen: Eine oder eine der (Bronchoskopie) können sich anschließen, um seltene Erkrankungen zu diagnostizieren.

Bleibt die Ursache für den chronischen Husten nach all diesen Untersuchungen unklar, handelt es sich um ungeklärten chronischen Husten. Fachleute empfehlen dann regelmäßige Kontrolluntersuchungen in der fachärztlichen Praxis.

Behandlung

Ziel der Behandlung von chronischem Husten ohne erklärbare Ursache ist es, die Beschwerden so gut wie möglich zu lindern und den Alltag zu erleichtern. Dabei ist es zum Beispiel sinnvoll, den Husten auslösende Reize wie Rauch oder kalte Luft sowie ein Austrocknen der Atemwege zu vermeiden.

Bei starken Beschwerden kommen nicht medikamentöse Behandlungen, Medikamente oder eine Kombination infrage. Eine Betreuung durch Expertinnen und Experten aus Lungenheilkunde, , Psychologie oder kann sinnvoll sein.

Zu den nicht medikamentösen Verfahren zählen logopädische oder physiotherapeutische Behandlungen. Bei einer Atem-, Sprach-, Sprech- oder Stimmtherapie kann man beispielsweise lernen,

  • das Hustenverhalten anzupassen,
  • die Atemwege weniger zu reizen,
  • den Husten oder ständiges Räuspern zu unterdrücken oder zu unterbrechen.

Eine Ärztin oder ein Arzt kann zudem ein Medikament mit dem Wirkstoff Gabapentin oder ein niedrig dosiertes Opioid mit dem Wirkstoff Morphin verschreiben. Die Mittel sind allerdings nicht zur Behandlung von chronischem ungeklärtem Husten zugelassen und können daher nur im eingesetzt werden. Sie haben zahlreiche Nebenwirkungen und können abhängig machen. Zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt lässt sich abwägen, ob sie trotzdem infrage kommen.

Andere Medikamente wie Codein und Noscapin sind für die kurzzeitige Behandlung von Reizhusten zugelassen, jedoch für den Einsatz bei chronischem Husten noch nicht ausreichend untersucht.

Leben und Alltag

Ungeklärter chronischer Husten kann körperlich und psychisch sehr belastend sein. Manche Menschen ziehen sich zurück und meiden Aktivitäten wie Kino- oder Konzertbesuche. Sie sorgen sich, andere Menschen durch die Hustenanfälle zu stören, und empfinden die ungewollte Aufmerksamkeit als unangenehm. Den Husten ständig erklären zu müssen – etwa weil andere Menschen Angst haben, sich anzustecken –, kann zusätzlich belasten.

Zudem ist oft nicht vorhersehbar, wann Hustenanfälle auftreten, wie lange sie dauern und wie sie sich beenden lassen. So kann sich der Husten noch verstärken, wenn versucht wird, ihn zu unterdrücken, oder wenn man immerzu daran denken muss.

Wichtig ist, mit der Zeit eigene Strategien zu entwickeln, um im Alltag besser mit den Beschwerden zurechtzukommen – und sich nicht zu sehr einschränken zu lassen. Manchen Menschen hilft es beispielsweise,

  • die Atemwege regelmäßig zu befeuchten, indem sie ausreichend Wasser oder Kräutertee trinken oder mit Salzwasser inhalieren,
  • den Hustenreiz zu lindern, etwa mit Kaugummi, Bonbons oder Wasser,
  • sich abzulenken oder den Husten zu ignorieren,
  • mögliche Auslöser zu meiden, etwa indem sie in kühlen Supermärkten den Mund bedecken,
  • sich mit anderen Betroffenen auszutauschen.

Viele Betroffene sind frustriert, wenn die Ursache des Hustens nach vielen Untersuchungen und Behandlungsversuchen weiter unklar ist. Dagegen kann es helfen, zu verstehen, dass der Husten nicht eingebildet ist und wie es dazu kommt.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Akuter und chronischer Husten (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-013. 2021.

Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Diagnostik und Therapie von erwachsenen Patienten mit Husten (S2k-Leitlinie). AWMF-Register-Nr.: 020-003. 2019.

Gehrke-Beck SH, F. Abklärung und Behandlung von chronischem und refraktärem Husten. Arzneiverordnung in der Praxis 2017; 44(1): 2-10.

Gibson P, Wang G, McGarvey L et al. Treatment of Unexplained Chronic Cough: CHEST Guideline and Expert Panel Report. Chest 2016; 149(1): 27-44.

Hulme K, Dogan S, Parker SM et al. "Chronic cough, cause unknown": A qualitative study of patient perspectives of chronic refractory cough. J Health Psychol 2019; 24(6): 707-716.

Kardos P. Akuter und chronischer Husten? - Gibt es etwas Neues? Pneumologe (Berl) 2020; 17(6): 433-442.

Morice AH, Millqvist E, Bieksiene K et al. ERS guidelines on the diagnosis and treatment of chronic cough in adults and children. Eur Respir J 2020; 55(1): 1901136.

Ribeiro VV, Casmerides MCB, da Silva Reis ZMC et al. Efficacy of Speech-language Pathology Therapy in Chronic Cough: Systematic Review With Meta-analysis. J Voice 2021 [Epub ahead of print]; S0892-1997(21): 00408-00402.

Schreiber J. Chronischer Husten. Was ist zu beachten? 2017.

Sinha A, Porter T, Wilson A. The Use of Online Health Forums by Patients With Chronic Cough: Qualitative Study. J Med Internet Res 2018; 20(1): e19.

Slinger C, Mehdi SB, Milan SJ et al. Speech and language therapy for management of chronic cough. Cochrane Database Syst Rev 2019; (7): CD013067.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 02. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.