Behandlung bei ungeklärtem chronischem Husten

Ältere Dame mit Decke sitzt im Sessel und trinkt eine Tasse Tee

Ungeklärter chronischer Husten kann belastend sein und den Alltag einschränken. Es gibt verschiedene Strategien, um den Hustenreiz im Alltag zu lindern. Bei starken Beschwerden kommen logopädische und physiotherapeutische Therapien sowie Medikamente infrage.

Manchmal scheint ein Husten überhaupt nicht mehr wegzugehen. Wenn er länger als acht Wochen anhält, bezeichnet man ihn als chronischen Husten. Wird auch nach ausführlicher Untersuchung keine Ursache gefunden, sprechen Fachleute von ungeklärtem chronischem Husten. Andere Begriffe sind „idiopathischer Husten“ oder „therapierefraktärer Husten“. Häufig dauert es lange, bis die gestellt wird.

Wichtig ist

Der Husten ist nicht eingebildet, sondern real – auch wenn keine Ursache gefunden werden konnte.

Ungeklärter chronischer Husten ist harmlos, kann aber belastend sein. Oft bleibt er über mehrere Jahre bestehen. Zur Linderung der Beschwerden stehen unterschiedliche Verfahren zur Verfügung.

Wie lassen sich die Beschwerden lindern?

Die Beschwerden möglichst gering zu halten und Wege zu finden, besser mit ihnen umzugehen, ist für das Wohlbefinden im Alltag wichtig. Möglichkeiten sind zum Beispiel:

  • Atemwege feucht halten: Um Husten und Räuspern zu vermeiden, kann man die Atemwege vor Austrocknung schützen – zum Beispiel, indem man regelmäßig etwas Kräutertee oder Wasser trinkt. Ein weiteres Hausmittel ist Inhalieren mit Salzwasser.
  • Bonbons und Kaugummi: Manchen Menschen hilft es, den Hustenreiz durch Kaugummikauen oder das Lutschen von Bonbons zu lindern.
  • Ablenkung: Um den Hustenreiz zu dämpfen, kann man versuchen, sich abzulenken.
  • Vermeiden von Auslösern: Hustenauslösende Reize wie etwa Rauch, trockene Luft oder langes Sprechen zu meiden, kann ebenfalls sinnvoll sein.

Insbesondere bei Frauen kann der Husten zu einem ungewollten Urinabgang führen, was sehr belastend sein kann. Dann ist es sinnvoll, mit einer Ärztin oder Arzt zu besprechen, wie sich diese Beschwerden lindern lassen.

Welche nicht medikamentösen Verfahren gibt es?

Im Rahmen einer Atem-, Sprach-, Sprech- oder Stimmtherapie lassen sich verschiedene Strategien und Techniken erlernen, um besser mit den Beschwerden zurechtzukommen. Sie umfassen verschiedene, individuell abgestimmte Übungen und Bausteine wie:

  • psychoedukative Beratung und Aufklärung: Dazu gehört es zunächst, Wissen über die Erkrankung zu vermitteln. Ziel ist, zu verstehen, dass der Husten auch ohne bekannte Ursache real und nicht „eingebildet“ ist.
  • Übungen zur Kontrolle der Atmung und des Kehlkopfs: Es werden verschiedene Techniken wie der sogenannte Fausttunnel vermittelt, um den Hustenreiz schon im Entstehen erkennen und kontrollieren zu können. Mit speziellen Atem- und Kehlkopfübungen lässt sich außerdem üben, wie man den Kehlkopf möglichst wenig reizt sowie Atmen und Sprechen besser aufeinander abstimmt.
  • Maßnahmen zur Stimmhygiene: Die Therapeutin oder der Therapeut gibt Tipps zur Stimmhygiene und informiert beispielsweise über die Rolle der Ernährungsgewohnheiten sowie der Mund- und Nasenatmung. Besprochen werden auch mögliche schädliche Auswirkungen des Rauchens, Koffein- und Alkoholkonsums auf die Kehlkopfschleimhaut.
  • weitere physiotherapeutische Maßnahmen: Möglich sind zum Beispiel Bindegewebsmassagen, Inhalationen und Wärmetherapie.

Bei starken Beschwerden kann es einen Versuch wert sein, diese Verfahren auszuprobieren. Sie werden allerdings nicht von allen Logopädie- und Physiotherapiepraxen angeboten. Auch klärt man am besten vorher, ob die Krankenkasse die Kosten übernimmt.

Wie hilfreich diese Verfahren sind, lässt sich jedoch noch nicht gut beurteilen: Bisher gibt es nur wenige kleine Studien dazu. Einige deuten darauf hin, dass eine Stimm- oder manchen Menschen kurzfristig helfen kann.

Welche Medikamente kommen infrage?

Es gibt keine Medikamente, die speziell zur Behandlung des ungeklärten chronischen Hustens zugelassen sind. Einige Mittel können dennoch eingesetzt werden, wenn

  • der Husten sich anders nicht ausreichend lindern lässt,
  • eine medikamentöse Behandlung ausdrücklich gewünscht ist und
  • die Vor- und Nachteile ihrer Anwendung in der Arztpraxis sorgfältig abgewogen wurden.

Medikamente mit den Wirkstoffen Codein und Noscapin sind für die Behandlung von Reizhusten zugelassen. Für den Einsatz speziell bei chronischem Husten sind sie jedoch noch nicht ausreichend untersucht. Codein ist ein schwaches Opioid und kann abhängig machen. Deshalb darf es nur kurzzeitig eingenommen werden.

Die Ärztin oder der Arzt kann auch ein Medikament mit dem Wirkstoff Gabapentin oder ein niedrig dosiertes Opioid mit dem Wirkstoff Morphin verschreiben. Sie hemmen den Hustenreflex, indem sie die Reizweiterleitung im Gehirn blockieren. Jedoch beseitigen sie nicht die Ursache des chronischen Hustens – und haben zahlreiche Nebenwirkungen.

Beide Medikamente sind in Deutschland nicht zur Behandlung von ungeklärtem chronischem Husten zugelassen. Wenn sie dafür eingesetzt werden, handelt es sich um einen . Während der medikamentösen Behandlung wird regelmäßig geprüft, ob die Vorteile noch überwiegen und es sinnvoll ist, die Behandlung fortzuführen.

Was ist bei der Einnahme von Morphin zu beachten?

Morphin ist ein Opioid, das normalerweise zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt wird.

Zu den häufigen Nebenwirkungen zählen:

  • Stimmungsveränderungen
  • Verstopfung
  • Müdigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Schwindel
  • Erbrechen

Eine schwere, aber seltene Nebenwirkung ist eine stark verlangsamte Atmung (Atemdepression). Da Morphin zur Behandlung eines chronischen Hustens niedriger dosiert wird als bei starken Schmerzen, gehen Fachleute jedoch davon aus, dass auch das Risiko für schwere Nebenwirkungen geringer ist.

Sich an die ärztlich empfohlene Dosierung und weitere Anwendungshinweise zu halten, ist bei Morphin besonders wichtig, da eine Überdosierung lebensbedrohlich sein kann.

Morphin ist ein stark wirksames Opioid, dass abhängig machen kann. Mit der Zeit kann die Wirkung abnehmen.

Was gilt für Gabapentin?

Der Wirkstoff Gabapentin gehört zu einer Gruppe von Medikamenten, die normalerweise zur Behandlung von Epilepsie und lang anhaltenden Schmerzen eingesetzt werden.

Häufige Nebenwirkungen sind:

  • Sehstörungen
  • Schwindel
  • Benommenheit / Schläfrigkeit
  • Desorientierung
  • Mundtrockenheit

Selten führt Gabapentin zu Bewusstlosigkeit, stark abgeflachter Atmung (Atemdepression) oder einer starken allergischen Reaktion.

Auch bei Gabapentin ist eine körperliche Abhängigkeit möglich, Fachleute schätzen das Risiko verglichen mit Opioiden jedoch als geringer ein.

Wenn die genannten Medikamente für die Behandlung eines chronischen Hustens angewendet werden, handelt es sich um einen nicht bestimmungsmäßigen Gebrauch, für den besondere Regelungen gelten (Off-Label-Use). Die Wirkstoffe können teils schwere Nebenwirkungen haben. Deshalb kommen sie nur infrage, wenn andere Behandlungen nicht helfen konnten und der Leidensdruck groß ist. Außerdem: Sobald sie abgesetzt werden, kann der Husten zurückkommen.

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Erstellt am 02. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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