Passive Behandlungen bei chronischen Rückenschmerzen: Akupunktur, Elektrotherapie und manuelle Therapien

Foto von Massage

Passive Behandlungen wie Massagen oder können chronische Rückenschmerzen allenfalls kurzfristig lindern. Sie können ergänzend eingesetzt werden, eignen sich aber nicht als alleinige Therapien.

Bei Rückenschmerzen ohne klare Ursache sind sogenannte aktive Behandlungen nachweislich am wirksamsten. Mit „aktiv“ ist gemeint, dass man selbst an der Behandlung mitarbeitet und lernt, sie auch eigenständig umzusetzen. Zu den aktiven Behandlungen zählen vor allem Bewegungstherapien wie gezielte Kräftigungs- und Stabilisierungsübungen, Pilates und Yoga. Ein Vorteil aktiver Behandlungen ist, dass sie das Vertrauen in den Körper stärken. Zu lernen, dass man trotz Schmerzen aktiv werden und bleiben kann, ist ein wichtiger Teil der Behandlung.

Bei den sogenannten passiven Behandlungen lässt man sich dagegen behandeln. Dazu gehören:

Weil Kreuzschmerzen auch ohne Behandlung oftmals nach einiger Zeit wieder verschwinden und mal stärker und mal schwächer sind, lässt sich die Wirksamkeit solcher Behandlungen nur durch vergleichende Studien beurteilen. Viele passive Behandlungen sind aber bislang nicht gut untersucht. Nach bisherigen Erkenntnissen helfen sie nur kurzfristig oder gar nicht. Aus diesem Grund raten Fachkräfte, solche passiven Therapien höchstens als mögliche Ergänzung zu aktiven Behandlungen einzusetzen.

Gut zu wissen:

Die meisten passiven Behandlungen gehören zu den individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) und werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.

Akupunktur

ist eine Behandlung aus der traditionellen chinesischen Medizin, bei der an bestimmten Körperstellen feine Nadeln in die Haut gestochen werden. Nach traditioneller Vorstellung beeinflussen die Nadeln an sogenannten Akupunkturpunkten entlang von Energiebahnen den Energiefluss im Körper und stärken dadurch die Selbstheilungskräfte. Es ist wissenschaftlich jedoch nicht nachgewiesen, dass solche Energiebahnen existieren. Studien zeigen, dass es keine Rolle spielt, an welchen Punkten genau die Nadeln gesetzt werden und ob sie die Haut durchstechen oder nicht. So wirkte eine traditionelle chinesische kaum besser als eine Schein-Akupunktur, bei der die Nadeln zum Beispiel an falschen Stellen gesetzt werden.

Durch das Setzen von Akupunkturnadeln kommt es manchmal zu kleinen Blutungen oder Blutergüssen – insbesondere bei Menschen, die gerinnungshemmende Medikamente einnehmen. Um Infektionen zu vermeiden, ist es wichtig, dass sterile Einwegnadeln verwendet werden. Das Risiko für ernsthafte Nebenwirkungen ist gering.

Elektrotherapie

Zur Elektrotherapie gehören die transkutane elektrische Nervenstimulation () und die perkutane elektrische Nervenstimulation (PENS). Bei diesen Behandlungen werden Geräte eingesetzt, die im Nervensystem elektrische Reize auslösen. Dadurch soll die Weiterleitung der Schmerzsignale ans Gehirn gehemmt und die Bildung des körpereigenen schmerzlindernden Hormons Endorphin angeregt werden. Bei der werden Elektroden auf der Haut angebracht, die die Reize durch die Haut (transkutan) übertragen. Bei der PENS werden die elektrischen Reize über Akupunkturnadeln übertragen, die durch die Haut () gestochen werden. Die Interferenztherapie ist ein weiteres Verfahren, das ähnlich wie die funktioniert.

Es ist nicht belegt, dass Elektrotherapien chronische Rückenschmerzen lindern können. Bisherige Studien waren kaum aussagekräftig und untersuchten die Wirkung nur über einen kurzen Zeitraum. Bei der PENS kann es durch die Einstiche zu kleineren Blutungen oder Infektionen kommen.

Mobilisation und Manipulation der Wirbelsäule

und Manipulation sind Verfahren aus der manuellen Medizin. Bei einer bewegt eine Therapeutin oder ein Therapeut Gelenke langsam innerhalb ihrer Bewegungsgrenzen. Bei einer Manipulation hingegen führt sie oder er kleine, ruckartige Bewegungen aus, die das Gelenk über die Bewegungsgrenzen hinaus dehnen.

Manipulative Handgriffe werden umgangssprachlich auch als „einrenken“ bezeichnet – die Schmerzen werden aber nicht wirklich durch ein „ausgerenktes“ Gelenk ausgelöst. Manchmal kommt es bei der Manipulation zu kleinen Knackgeräuschen. Sie können durch das Platzen kleiner Gasbläschen in den Gelenken entstehen, ähnlich wie beim Knacken mit den Fingern. Wie die Verfahren wirken sollen, ist nicht genau geklärt – unter anderem werden das Lösen von Muskelverspannungen oder Verklebungen und die Ausrichtung bestimmter Gelenkstrukturen diskutiert.

Es gibt nur begrenzt Studien zur Manipulation und der Wirbelsäule bei chronischen Rückenschmerzen. Es ist mehr Forschung nötig, um die Wirksamkeit dieser Verfahren beurteilen zu können.

Manuelle Therapien führen manchmal zu Nebenwirkungen wie Muskelkater, kurzfristiger Gelenksteifigkeit, Krämpfen oder vorübergehenden Schmerzen. Ernsthafte Komplikationen bei Gelenkmanipulationen wie Knochenbrüche oder Lähmungserscheinungen sind sehr selten. Dazu könnte es zum Beispiel kommen, wenn jemand Osteoporose hat oder ein Bandscheibenvorfall hervorgerufen oder verstärkt wird.

Massagen

Massagen sind eine traditionelle Behandlungsform bei Rückenschmerzen. Sie sollen die Muskeln lockern, schmerzhafte Verspannungen beseitigen und insgesamt das Wohlbefinden steigern.

Es gibt verschiedene Formen von Massagen. Weit verbreitet sind unter anderem die klassische (schwedische) Massage, Thai-Massage sowie die Akupressur. Die Methoden unterscheiden sich in den angewendeten Handgriffen und darin, welche Körperbereiche massiert werden. Auch welcher Druck ausgeübt und ob mit der Hand, den Fingerspitzen oder mit Hilfsmitteln gearbeitet wird, ist verschieden.

Massagen sind bei chronischen Rückenschmerzen nicht gut untersucht. Sie scheinen die Beschwerden vorübergehend etwas lindern zu können, eine längerfristige Wirkung ist aber nicht nachgewiesen.

Je nachdem, wie viel Druck auf die betroffenen Bereiche ausgeübt wird, kann es während oder kurz nach einer Massage zu Schmerzen kommen. Manche Menschen reagieren allergisch auf Massageöl, zum Beispiel mit Hautausschlag.

Osteopathie

Die Osteopathie gehört zu den komplementären Therapieverfahren. Ihr liegt die Vorstellung zugrunde, dass sich alle Körperstrukturen und -funktionen gegenseitig beeinflussen. Demnach sollen sich Störungen und Erkrankungen zum Beispiel in einem Gelenk oder Organ auf andere Bereiche des Körpers auswirken. Als Verbindung aller Strukturen und Organe des Körpers kommt dem Bindegewebe in der Osteopathie eine besondere Bedeutung zu. Dieses Konzept ist wissenschaftlich nicht bewiesen.

In der Osteopathie wird ausschließlich mit den Händen untersucht und behandelt. Zunächst wird zum Beispiel nach Bewegungseinschränkungen, Verhärtungen, Verspannungen und anderen Gewebeveränderungen getastet. Bestimmte Dehn-, Massage- und Grifftechniken sollen dann helfen, sie zu lösen. Ein Beispiel für ein in der Osteopathie eingesetztes Behandlungsverfahren ist die „Muskelenergietechnik“. Durch eine Kombination aus Muskelanspannung und Dehnung sollen dabei Verspannungen gelöst werden. Studien zu osteopathischen Behandlungen bei Rückenschmerzen zeigen widersprüchliche Ergebnisse. Dass die Muskelenergietechnik hilft, ist bisher nicht sicher nachgewiesen.

In Deutschland ist die Berufsbezeichnung „Osteopath“ nicht geschützt und es ist keine standardisierte Ausbildung vorgeschrieben.

Sonstige Behandlungen

Daneben werden weitere Behandlungen angeboten wie Traktionsbehandlung, kinesiologisches Taping, Kurzwellen-Diathermie, Lasertherapie, Magnetfeldtherapie oder therapeutischer Ultraschall. Es ist nicht nachgewiesen, dass diese und andere Behandlungsverfahren bei Rückenschmerzen helfen können.

Für die Wirkungsweise der meisten Behandlungen aus der Komplementär- und Alternativmedizin gibt es zudem keine wissenschaftlich plausible Erklärung. Oft widersprechen die behaupteten Wirkungsmechanismen den naturwissenschaftlichen Grundprinzipien.

Chenot JF, Greitemann B, Kladny B et al. Nichtspezifischer Kreuzschmerz. Dtsch Arztebl Int 2017; 114(51-52): 883-890.

Skelly AC, Chou R, Dettori JR et al. Noninvasive Nonpharmacological Treatment for Chronic Pain: A Systematic Review Update. (AHRQ Comparative Effectiveness Reviews; No. 227). 2020.

World Health Organization (WHO). WHO guideline for non-surgical management of chronic primary low back pain in adults in primary and community care settings. In: WHO Guidelines Approved by the Guidelines Review Committee. Geneva: WHO; 2023.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 20. August 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.