Entspannungstechniken bei chronischen Rückenschmerzen

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Wie man Schmerzen empfindet und wie gut es gelingt, sie zu bewältigen, wird auch von der Psyche beeinflusst. Zudem können Stress und psychische Belastungen Schmerzen verstärken, zum Beispiel indem sie Muskelverspannungen auslösen. Hier setzen Entspannungstechniken zur Stressbewältigung an.

Fast jeder Mensch hat irgendwann im Leben mit Schmerzen im unteren Rücken zu tun. Meistens haben sie keine eindeutige Ursache und verschwinden nach einigen Tagen oder Wochen von allein. Solche „unspezifischen“ Rückenschmerzen können jedoch auch länger anhalten oder nach beschwerdefreien Zeiten immer wiederkehren. Dann spricht man von chronischen Kreuzschmerzen.

Die wichtigste Maßnahme gegen Rückenschmerzen ist, im Alltag möglichst aktiv zu bleiben und sich zu bewegen. Neben gezielten Bewegungstherapien werden bei unspezifischen Rückenschmerzen oft auch Entspannungstechniken wie die progressive Muskelentspannung oder eingesetzt. Sie können in Kursen erlernt werden, die zum Beispiel von Volkshochschulen und als Präventionskurse der gesetzlichen Krankenkassen angeboten werden. Es gibt auch Anleitungen als Apps, Videos oder Audiodateien.

Zur Wirksamkeit von progressiver Muskelentspannung und Achtsamkeitstraining gibt es kaum Studien. Daher ist unklar, was Menschen mit Rückenschmerzen davon erwarten können.

Wie funktioniert progressive Muskelentspannung?

Die progressive Muskelentspannung ist ein weit verbreitetes Entspannungsverfahren. Sie wird auch oder Tiefenmuskelentspannung genannt. Bei dieser Technik konzentriert man sich auf eine bestimmte Muskelpartie. Sie wird zunächst bewusst entspannt, dann kurz angespannt und anschließend wieder vollständig entspannt. Dieselbe Übung macht man mit weiteren Muskelpartien, bis der gesamte Körper gelockert ist.

Ziel ist, die Körperwahrnehmung zu verbessern und zu lernen, sich bewusst zu entspannen. Dadurch kann ein Zustand körperlicher und psychischer Ruhe erreicht werden. Außerdem sollen Muskelverspannungen gelöst werden, die durch psychische Belastungen entstehen. Die gezielte Entspannung soll helfen, besser mit Stress umzugehen.

Was passiert bei einem Achtsamkeitstraining?

Das sogenannte Achtsamkeitstraining (englisch = Mindfulness-Based Stress Reduction, kurz MBSR) hat das Ziel, den eigenen Gedanken, Gefühlen und Sinneseindrücken mehr Aufmerksamkeit zu schenken – ohne sie zu bewerten oder verändern zu wollen. Dies soll die Selbstwahrnehmung verbessern und es ermöglichen, Ereignisse, Aktivitäten oder einzelne Momente intensiver zu erleben und zu genießen. Das Training soll auch dabei helfen, negative Gedanken und Gefühle zu erkennen und mehr Distanz zu ihnen zu gewinnen.

Ein Achtsamkeitstraining kann aus verschiedenen Übungen bestehen: zum Beispiel, alltägliche Dinge bewusst zu beachten, etwa Sinnesempfindungen beim Essen oder den Wind, der einem beim Spaziergang entgegenweht. Oder man nimmt sich vor, auf Aussagen und Handlungen nicht sofort zu reagieren, sondern zuerst etwas Abstand zu gewinnen. Solche Übungen sollen dabei helfen, automatisierte Reaktionen auf äußere Reize zu verändern. Auch Meditation und Yogaübungen können Bestandteil eines Achtsamkeitstrainings sein.

Sich auf diese Weise mit sich selbst auseinanderzusetzen, kann manchmal auch unangenehm sein. Wenn zum Beispiel Gefühle wie Trauer, Wut oder Angst bewusster wahrgenommen werden, können sie sich zunächst verstärken. Daher ist ein Achtsamkeitstraining bei bestimmten psychischen Erkrankungen nicht geeignet. Dazu gehören zum Beispiel Suchtprobleme, akute Depressionen oder Psychosen.

Skelly AC, Chou R, Dettori JR et al. Noninvasive Nonpharmacological Treatment for Chronic Pain: A Systematic Review Update. (AHRQ Comparative Effectiveness Reviews; No. 227). 2020.

World Health Organization (WHO). WHO guideline for non-surgical management of chronic primary low back pain in adults in primary and community care settings. In: WHO Guidelines Approved by the Guidelines Review Committee. Geneva: WHO; 2023.

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Aktualisiert am 20. August 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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