Operation: Welche Vor- und Nachteile hat es, zusätzlich Hormone einzunehmen?

Foto von Paar in der Sprechstunde

Nach einer Endometriose-Operation hormonelle Medikamente einzunehmen, kann zu einem besseren Behandlungsergebnis führen. Hormonpräparate wie GnRH-Analoga haben jedoch häufig Nebenwirkungen und verringern während der Zeit der Einnahme die Fruchtbarkeit.

Endometriose entsteht, wenn sich Gewebe, das der Gebärmutterschleimhaut ähnelt, im Bauchraum ansiedelt. Wenn diese Gewebsansiedlungen (Endometriose-Herde) starke Schmerzen verursachen oder die Fruchtbarkeit beeinträchtigen, entscheiden sich manche Frauen für eine Operation. Dabei sollen möglichst alle sichtbaren Endometriose-Herde entfernt werden.

Eine Kombination aus Operation und Hormonbehandlung soll den Eingriff erleichtern und mögliche Beschwerden danach verringern. Dafür nimmt eine Frau vor und / oder nach der OP zusätzlich hormonelle Medikamente ein.

Für die Hormonbehandlung kommen verschiedene Wirkstoffe infrage, die die Hormonproduktion in den Eierstöcken unterdrücken. Dazu gehören sogenannte GnRH-Analoga (englisch: Gonadotropin-Releasing Hormones). Allerdings haben diese Medikamente eine Reihe von Nebenwirkungen wie verstärkten Haarwuchs, Hitzewallungen oder eine Verringerung der Knochendichte. Eine Alternative zu den GnRH-Analoga sind hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille. Sie enthalten meist Gestagene und Östrogene und sind in der Regel besser verträglich als GnRH-Analoga.

Gut zu wissen:

Während einer Hormonbehandlung ist eine Schwangerschaft so gut wie ausgeschlossen.

Forschung zur Hormoneinnahme vor oder nach einer Operation

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des internationalen Forschungsnetzwerks haben die Vor- und Nachteile einer Hormonbehandlung zusätzlich zur Operation geprüft. Dazu werteten sie 25 Studien aus, in denen die Medikamente vor oder nach der Operation eingesetzt wurden. An den Studien nahmen insgesamt etwa 3400 Frauen teil.

Das Forschungsteam versuchte auch herauszufinden, ob es hilft, vor und nach der Operation zu nehmen. Allerdings konnte es zu dieser Frage keine Studien finden.

Studien zur Hormoneinnahme vor einer Operation

Drei Studien befassten sich mit der Hormonbehandlung vor einer Operation und verglichen ihre Wirkungen mit denen einer Operation ohne zusätzliche Hormonbehandlung. Nach den Ergebnissen dieses Vergleichs ist es unklar, ob eine Hormonbehandlung vor der Operation Endometriose-Zysten verkleinern kann. Es gibt auch kaum Daten dazu, wie sich die Behandlung auf Schmerzen oder die Fruchtbarkeit auswirkt.

Studien zur Hormoneinnahme nach einer Operation

22 Studien untersuchten die Wirkung einer etwa 3- bis 6-monatigen Hormonbehandlung nach einer Operation. Sie zeigten Hinweise auf eine positive Wirkung: So verringerte sich die Wahrscheinlichkeit, dass sich nach Abschluss der Behandlung erneut Endometriose-Herde bilden. Dies kann auch Schmerzen längerfristig vorbeugen. Zudem kann sich die Fruchtbarkeit verbessern: Nach Abschluss der Behandlung wurden mehr Frauen schwanger als in der Vergleichsgruppe.

Tabelle: Wirksamkeit der Hormoneinnahme nach einer Operation (nach etwa 12 Monaten)
  keine Hormoneinnahme Hormoneinnahme nach einer Operation
Bei wie vielen Frauen traten erneut Schmerzen auf? 26 von 100 18 von 100
Bei wie vielen Frauen wurde erneut eine Endometriose festgestellt? 17 von 100 5 von 100
Wie viele Frauen wurden schwanger? 34 von 100 41 von 100

Nebenwirkungen

Hormonelle Mittel können zu Hitzewallungen, Schlafstörungen, trockener Scheide oder Stimmungsschwankungen führen. In den meisten Studien wurden Nebenwirkungen aber nicht genau genug erfasst, um ihre Häufigkeit abschätzen zu können. Solange sie eingenommen werden, verhindern Hormonpräparate außerdem, dass eine Frau schwanger wird.

Chen I, Veth VB, Choudhry AJ et al. Pre- and postsurgical medical therapy for endometriosis surgery. Cochrane Database Syst Rev 2020; (11): CD003678.

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Aktualisiert am 18. Dezember 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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