Für mich lag die Ursache in der Psyche
Ein Arzt hat mir einmal gesagt, dass die Ursache für solche Schmerzen häufig die Psyche ist. Besonders bei Frauen, die Karriere machen wollen und mit ihrer Weiblichkeit nicht richtig zurecht kämen. Bei mir ist diese Aussage hängengeblieben. Für mich lag die Ursache in der Psyche. Am Rande eines Gespräches hat er mich auf Zysten hingewiesen, die dann auch behandelt wurden. Da hätte ich eigentlich hellhörig werden müssen.
Ein paar Monate später bin ich wegen sehr starker Darmbeschwerden zu einem Internisten gegangen. Er hat sofort die richtige Diagnose gestellt. Das war ein ganz hervorragender Arzt. Ich bin dann innerhalb einer Woche operiert worden. Es waren verschiedene Organe betroffen und es konnten nicht alle Endometrioseherde entfernt werden. Bei mir war der Darm an mehreren Stellen betroffen, der Dünn- und der Dickdarm. Auch die Blase, die Eierstöcke und Eileiter, die Gebärmutter und das Bauchfell. Bei der Operation wurde mir unter anderem ein Eileiter entfernt.
Damals war ich ja in einem Alter, in dem ich sehr gern Kinder bekommen hätte. Für mich stand der Kinderwunsch im Vordergrund. Der nach der OP verbliebene Eierstock funktionierte, aber der Eileiter war verklebt. Ich habe einige Zeit gebraucht, um das zu verarbeiten. Zumal immer mehr in meinem Freundeskreis Kinder bekommen haben und ich mir zunehmend "dumme Sprüche" anhören musste. Am Anfang bin ich damit nicht offen umgegangen. Und ich konnte das auch nicht. Mir stand dann nur die IVF (Anm. d. Red.: in vitro fertilisation)-Behandlung zur Verfügung. Ich habe es dann fünfmal probiert - über einen langen Zeitraum von fünf bis sechs Jahren. Das war körperlich, aber auch psychisch für mich sehr belastend. Das Ganze hat mir aber die Möglichkeit gegeben, mich mit dem Thema zu beschäftigen, es zu verarbeiten und auch abzuschließen. Diese Versuche waren erfolglos und damit war das Thema für mich auch erledigt. Ich hatte diese vielen Jahre Zeit gehabt, um das zu verarbeiten.
Nach der ersten Operation, die ich gut überstanden habe, habe ich GnRH-Analoga und Danazol jeweils über mehrere Monate bekommen. Diese Medikamente haben einige Nebenwirkungen bei mir hervorgerufen: Stimmungsschwankungen, Wechseljahrsbeschwerden und einen verstärkten Appetit. Ich konnte das aber sehr gut aushalten, weil ich dachte, dass mir die Medikamente helfen und ich dann wieder gesund sein würde. Das war natürlich nicht der Fall. Nach Absetzen der Medikamente habe ich innerhalb von ein paar Wochen wieder ganz starke Schmerzen bekommen.
Es traten auch Probleme mit meinem Darm auf. Ein oder zwei Herde saßen am Darm und haben zu einem Darmverschluss geführt, der operativ behandelt werden musste. Danach wurde mir klar, dass ich die Krankheit ernster nehmen muss. Bis dahin hatte ich gedacht, dass ich die Krankheit im Griff habe und dass da erstmal nichts weiter passiert.
Nach der Operation war ich ein Jahr krank geschrieben. Dieses Jahr habe ich für mich genutzt, um zu überlegen, was ich in meinem Leben möchte. Ich habe nochmal studiert und die berufliche Richtung verändert. Zusätzlich habe ich mich in der Selbsthilfe engagiert und meine Erfahrungen genutzt.