Depression nach einem Schlaganfall

Foto von älterem Paar im Grünen

Manche Menschen entwickeln nach einem eine . Es ist wichtig, diese zu erkennen und zu behandeln. Entscheidend sind eine gute medizinische und pflegerische Versorgung und die Unterstützung durch Angehörige und Freundeskreis.

Trauer und Niedergeschlagenheit sind kurz nach einem normal. Etwa ein Drittel der Erkrankten entwickeln als Folge jedoch eine behandlungsbedürftige Depression. Die Erkrankung wird auch „PSD“ genannt (Abkürzung der englischen Bezeichnung „Post-Stroke-Depression“). Frauen haben möglicherweise ein etwas höheres Risiko als Männer, nach einem eine zu bekommen.

Nicht immer werden Depressionen nach einem erkannt und ausreichend behandelt. Umso wichtiger ist es, Anzeichen dafür ernstzunehmen. Denn eine belastet nicht nur seelisch, sondern kann auch die körperliche Genesung beeinträchtigen.

Weshalb kann sich nach einem Schlaganfall eine Depression entwickeln?

Man weiß nicht genau, ob Depressionen nach einem vorwiegend körperliche oder psychische Ursachen haben. Denn bei einem wird das Gehirn geschädigt, und diese Gehirnschäden können auch das Gefühlsleben verändern. Eine kann aber auch eine Reaktion auf die körperlichen und geistigen Einschränkungen und den plötzlichen Verlust der Selbstständigkeit sein. Dies wird reaktive genannt.

Depressionen treten meist in den ersten Wochen nach einem auf. In dieser Zeit müssen Betroffene die Erfahrung verarbeiten, dass ihr Leben bedroht war, und sich von der körperlichen Belastung erholen. Mittel- und langfristig müssen manche Menschen lernen, mit Behinderungen und ihren Folgen für den Alltag sowie für die Kontakte zu Familie, Freundinnen und Freunden umzugehen. Dies kann einige Zeit dauern, und manchmal entwickelt sich vielleicht erst dann eine .

Nach schweren Schlaganfällen kommt es häufiger zu Depressionen als nach leichteren; ebenso bei Menschen, die schon einmal eine durchgemacht haben. Das Ausmaß der hängt oft davon ab, wie stark die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit eingeschränkt ist. Es gibt Hinweise aus Studien, dass auch die soziale Situation und die Wohnverhältnisse die Entstehung einer beeinflussen können. Wenn Betroffene und ihre Angehörigen eine gute therapeutische und soziale Unterstützung bekommen, könnte dies zudem das Risiko senken, depressiv zu werden.

Bei manchen Menschen verschwindet eine nach einiger Zeit auch ohne Behandlung von selbst. Die meisten Menschen benötigen allerdings Hilfe, um die Erkrankung zu überwinden.

Woran erkennt man eine Depression nach einem Schlaganfall?

Eine nach einem lässt sich genau wie eine „normale“ an folgenden Anzeichen erkennen:

  • tiefe Traurigkeit
  • Interessenverlust
  • Antriebslosigkeit
  • Konzentrationsstörungen
  • geringes Selbstwertgefühl
  • Schlafstörungen
  • negative und pessimistische Gedanken über die Zukunft
  • Selbsttötungsgedanken

Wenn mehrere dieser Symptome mehr als zwei Wochen andauern, kann das ein Zeichen für eine sein. Es ist wichtig, sich ärztlich beraten zu lassen, wenn man glaubt, dass es sich um eine handeln könnte.

Es kann schwierig sein, den Unterschied zwischen einer und einer durch die Erkrankung ausgelösten Niedergeschlagenheit zu erkennen. Oft ist eine Körperseite gelähmt, dadurch sind die Beweglichkeit und die Selbstständigkeit stark eingeschränkt. Alltagstätigkeiten wie die Körperpflege und das Essen fallen schwer und sind häufig nur mit fremder Hilfe möglich. Die Lähmung stört zudem das Körpergefühl, da die gelähmte Seite schlecht bis gar nicht mehr wahrgenommen wird. All dies kann sehr belastend sein.

Menschen mit einer nach einem können zudem aufgrund von Sprachstörungen oft nicht selbst auf ihr Befinden hinweisen. Es kann sehr deprimierend sein, sich nicht mehr oder nur eingeschränkt verständlich machen zu können. Manche wirken vielleicht auch nur depressiv, weil sie ihre Gefühle nicht mehr so gut äußern können wie vor dem . Deshalb ist es umso wichtiger, dass die Menschen um sie herum auf Anzeichen für eine achten – also ärztliches und pflegerisches Personal, aber auch Angehörige, Freundinnen und Freunde.

Manche Menschen haben nach einem weniger Kontrolle über den Ausdruck ihrer Gefühle: Es kann sein, dass sie plötzlich „grundlos“ anfangen zu weinen, manchmal auch zu lachen. Oder sie sind allgemein unbeständiger und launischer und reagieren sehr emotional. Diese erhöhte Gefühlsbetontheit ist etwas anderes als eine – auch wenn es gewisse Ähnlichkeiten gibt.

Was sind die Folgen einer Depression?

Eine kann nicht nur die Lebensqualität deutlich einschränken, sondern auch die Genesung nach einem verzögern. Ob sich die krankheitsbedingten Einschränkungen bessern, hängt auch von der aktiven Mitarbeit bei der ab. So können beispielsweise körperliche Übungen helfen, die Lähmungen auf der betroffenen Körperseite zu mindern. Oft dauert die Genesung jedoch sehr lange und erfordert viel Geduld und Motivation. Mit einer ist es schwieriger, sich zu motivieren und so intensiv an der Wiederherstellung der eigenen Fähigkeiten zu arbeiten, wie es nicht depressive Menschen können. All dies kann die Gesundung verzögern oder die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit sogar vermindern.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Depressionen werden oft mit Medikamenten (Antidepressiva) und / oder psychotherapeutischen Verfahren behandelt. Aber auch die ganz alltägliche Unterstützung durch Angehörige oder Pflegekräfte kann eine wichtige Rolle im Genesungsprozess oder im Umgang mit den bleibenden Einschränkungen spielen.

Entscheidend ist eine gut organisierte Behandlung und Rehabilitation, die dazu beiträgt, die krankheitsbedingten Einschränkungen zu bessern. Eine gute körperliche Genesung kann sich wiederum positiv auf die psychische Gesundheit auswirken.

Können Antidepressiva helfen?

Studien zeigen, dass Medikamente gegen Depressionen () Menschen helfen können, die nach einem eine entwickelt haben. Möglicherweise wirken sie sich auch auf die körperliche Genesung positiv aus. Am besten untersucht sind zwei Gruppen von : selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) und trizyklische . Sie gehören zu den bei Depressionen am häufigsten eingenommenen Wirkstoffen.

Nach etwa 2 bis 4 Monaten Studiendauer zeigte sich:

Die wirkten also bei 21 von 100 Menschen gegen die .

Die Wirkung der Medikamente setzt nicht sofort ein. Innerhalb der ersten 6 bis 8 Wochen verringern sich die Beschwerden jedoch oft. Manchen Menschen geht es allerdings auch ohne die Einnahme von mit der Zeit wieder besser. Generell gilt: Je ausgeprägter die , desto größer ist der Nutzen der Medikamente. Manchmal bleibt die allerdings trotz Medikamenten länger bestehen oder kehrt wieder.

Welche Nebenwirkungen können Antidepressiva haben?

können unter anderem Benommenheit, Zittern und Verdauungsprobleme auslösen. Es ist aber noch nicht ausreichend untersucht, wie häufig solche Nebenwirkungen bei Menschen nach einem auftreten. Da nach einem das Laufen schwerfallen oder nur mit Unterstützung möglich sein kann, ist es besonders wichtig, auf Nebenwirkungen zu achten, die die Koordination beeinflussen. Schwindel und Benommenheit können zum Beispiel das Sturzrisiko erhöhen. Noch nicht ausreichend untersucht ist, wie sich bei speziellen Problemen wie beispielsweise Sprach- und Verständnisstörungen auswirken.

können zudem Wechselwirkungen haben – das heißt, die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen. Aus diesen und anderen Gründen werden Menschen nach einem , die einnehmen, sorgfältig ärztlich überwacht. Denn es könnte notwendig sein, die Mittel wieder abzusetzen oder das Medikament zu wechseln.

Was bewirken psychologische und psychotherapeutische Hilfen?

Psychiatrische und psychologische Fachkräfte können dabei unterstützen, mit der Erkrankung und der veränderten Lebenssituation umzugehen. Im Krankenhaus oder der Rehaklinik gibt es entsprechende Angebote. Außerhalb von Kliniken kann man sich zum Beispiel an psychosoziale Beratungsstellen und psychotherapeutische Praxen wenden.

Studien sprechen dafür, dass eine Psychotherapie helfen kann, eine nach einem zu lindern:

  • Ohne Psychotherapie: Nach einem Jahr hatten noch 75 von 100 Menschen eine .
  • Mit Psychotherapie: Nach einem Jahr hatten noch 59 von 100 Menschen eine .

Eine Psychotherapie half also 16 von 100 Menschen mit einer nach einem .

Wie kann man Menschen mit einer Depression unterstützen?

Die Genesung nach einem gelingt besser, wenn alle Beteiligten die Behandlung intensiv unterstützen – also Fachkräfte aus Pflege, Physiotherapie und Psychologie, Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige. Beratung und können dabei helfen. Bei der lernen Betroffene und Angehörige, die Erkrankung zu verstehen und mit den Folgen umzugehen.

Es ist auch erwiesen, dass Ergotherapie helfen kann, bestimmte Körperfunktionen wiederzuerlangen. Dabei werden alltägliche Verrichtungen wie Waschen, Anziehen oder Haushaltstätigkeiten geübt. Auch Bewegungs- und Krafttraining ist wichtig und kann sogar dazu beitragen, dass sich depressive Beschwerden bessern. Eine erfolgreiche Rehabilitation setzt eine hohe Motivation voraus, kann aber den entscheidenden Unterschied für die Lebensqualität nach einem ausmachen.

Einfache Ermunterungsversuche oder Ratschläge sind für Menschen mit Depressionen meist nicht hilfreich. Mit der Erkrankung umzugehen, erfordert viel Einfühlsamkeit und Geduld. Hinzu kommt, dass der Gemütszustand bei einer stark schwanken kann. Außerdem kann eine sehr unterschiedlich verlaufen. Ältere Menschen klagen dabei zum Beispiel häufiger über Schmerzen als jüngere.

Welche Unterstützung ist für Angehörige wichtig?

Einen nahestehenden Menschen nach einem zu betreuen, kann eine große Herausforderung sein und manchmal überfordern. Eine kann sich daher auch bei pflegenden Angehörigen entwickeln. Dann fällt es den Angehörigen schwerer, jemanden nach einem gut zu unterstützen – was beide Seiten wiederum zusätzlich belasten kann. Auf das Wohl der Helfenden zu achten, ist deshalb nicht nur für diese selbst und andere Familienangehörige wichtig, sondern auch für die Person, die den hatte.

Es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten, zum Beispiel Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen, die Erkrankten und ihren Angehörigen Hilfestellungen bei verschiedensten pflegerischen, finanziellen oder psychosozialen Anliegen geben können. Viele Städte und Gemeinden unterhalten auch Pflegeberatungsstellen, deren Angebot kostenlos ist. Angehörige können zudem Pflegekurse besuchen, in denen unter anderem Grundkenntnisse über Pflegetechniken vermittelt werden.

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Aktualisiert am 27. Juli 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

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