Schlaganfall: Rehabilitation und Rückkehr in den Alltag

Foto von Patient und Physiotherapeutin

Ein kann weitreichende Folgen haben. Viele Menschen sind danach körperlich und geistig eingeschränkt und erholen sich nur langsam. Eine Rehabilitation hilft dabei, Fähigkeiten wiederzuerlangen und den Alltag zu bewältigen.

Ein wird zunächst im Krankenhaus behandelt, idealerweise auf einer dafür spezialisierten Station (Stroke Unit). Dort wird versucht, die akuten Folgen der Erkrankung zu mindern und dauerhafte Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. Je schneller und besser die Krankheit anfangs behandelt wird, desto weniger Langzeitschäden sind zu erwarten.

Die Krankenhausbehandlung dauert häufig etwa 1 bis 2 Wochen. Die Rehabilitation (abgekürzt „Reha“) beginnt schon in dieser Zeit und kann anschließend in einer Rehaklinik und zu Hause fortgesetzt werden.

Eine Rehabilitation lohnt sich, auch wenn sie anstrengend sein kann. Vielen Menschen geht es danach besser. Besonders wichtig ist die Reha in den ersten sechs Monaten nach dem . In dieser Zeit sind die meisten Fortschritte möglich.

Was sind die Ziele einer Rehabilitation?

Die Rehabilitation soll dabei helfen,

  • wieder selbstständiger zu werden,
  • mit Einschränkungen umzugehen und
  • Folgen des Schlaganfalls wie Lähmungen, Sprachstörungen, Gedächtnisprobleme und Depressionen zu lindern.

Sie unterstützt außerdem dabei, sich auf die Rückkehr nach Hause und das Alltagsleben vorzubereiten, und bietet Hilfen für Angehörige.

Die Behandlungsziele werden gemeinsam mit den therapeutischen Fachkräften festgelegt. Sie hängen unter anderem davon ab, wie schwer die Beeinträchtigungen sind, was sich durch die einzelnen Maßnahmen erreichen lässt und welche persönlichen Bedürfnisse im Vordergrund stehen.

Sich konkrete und realistische Ziele zu setzen, kann helfen, während der Rehabilitation motiviert zu bleiben und sie so gut wie möglich zu nutzen. Solche Ziele können beispielsweise sein: wieder arbeiten gehen, ohne Hilfe laufen oder sich selbstständig um den Haushalt kümmern.

Wie erholt sich der Körper nach einem Schlaganfall?

Das Gehirn ist anpassungsfähig und plastisch. Das heißt, es können sich immer wieder neue Nervenverbindungen bilden, auch im höheren Alter. Wenn im Gehirn ein bestimmter Bereich ausfällt, kann ein anderer dessen Aufgabe übernehmen.

Dadurch kann der Körper Störungen wie Sprachprobleme oder Lähmungen ausgleichen. Das garantiert nicht, dass die Einschränkungen ganz zurückgehen. Oft lassen sie sich aber lindern. Ein gezieltes Training kann die entsprechenden Gehirnbereiche aktivieren. Dabei wird schrittweise vorgegangen. Am Anfang stehen meist einfache Übungen, oft mit Hilfsmitteln und von Therapeutinnen und Therapeuten unterstützt. Gelingen diese, sind komplexere und eigenständigere Übungen möglich. So kann es nach und nach gelingen, Fähigkeiten wiederzuerlangen oder Einschränkungen zu mindern. Je intensiver das Training, desto größer sind meist die Erfolgschancen.

Was beinhaltet eine Reha?

Zu einer Rehabilitation gehören:

  • / Krafttraining: Wer im Rollstuhl sitzt oder bettlägerig ist, kann beispielsweise üben, von einem Stuhl oder aus dem Bett aufzustehen und einige Schritte zu gehen. Durch Training von Gleichgewicht, Kraft und Ausdauer kann man lernen, wieder sicherer zu gehen. Auch Einschränkungen von Arm und Hand lassen sich mit Übungen mindern – zum Beispiel, indem der gelähmte Arm verstärkt benutzt wird. Dies kann auch Schulterschmerzen vorbeugen.
  • : Menschen, die einen hatten, haben häufig Schwierigkeiten, Sätze zu bilden oder Worte zu finden. Bei anderen ist die Aussprache undeutlich oder verwaschen. Auch Schluckstörungen können auftreten. Diese Beeinträchtigungen lassen sich mit gezielten Übungen behandeln.
  • : Sie soll die Fähigkeiten verbessern, die für ein möglichst selbstständiges Leben nötig sind. Dazu gehören das Training von Alltagsfertigkeiten wie anziehen oder selbstständig essen, aber auch Wahrnehmungs- und Konzentrationsübungen. Bei Bedarf wird geübt, Hilfsmittel wie Rollatoren zu benutzen.
  • Neuropsychologische : Dieses psychotherapeutische Verfahren wurde speziell für Menschen mit Hirnverletzungen entwickelt. Damit lassen sich unter anderem Gedächtnis, Aufmerksamkeit und Wahrnehmung trainieren. Es geht aber auch darum zu lernen, mit den Einschränkungen im Alltag umzugehen und sie emotional zu bewältigen.
  • Pflege: Eine aktivierende Pflege unterstützt beim Essen, Waschen, An- und Auskleiden. Außerdem zeigen die Pflegekräfte, wie man sich dabei trotz Einschränkungen selbst helfen kann.

In der Reha werden Übungen erlernt, die danach zu Hause eigenständig durchgeführt werden können. Dies ist wichtig: Ein regelmäßiges Training kann auch noch nach längerer Zeit Erfolge zeigen.

Wie gut hilft eine Reha?

Viele Menschen erlangen durch eine Rehabilitation wichtige Fähigkeiten wieder. Die meisten Verbesserungen zeigen sich normalerweise in den ersten sechs Monaten nach dem . Vor allem bei Jüngeren lassen sich die Einschränkungen auch danach noch deutlich lindern. Aber auch einige ältere Menschen können sich Jahre nach dem noch erholen.

Wie gut die Erholungschancen sind, hängt vor allem davon ab, welche Gehirnregion vom betroffen ist und wie schwer dieser war. Zudem erholen sich Menschen besser, die schon vor dem einen eher aktiven Lebensstil hatten.

Wichtig ist

Es hilft, über die Therapiestunden in der Reha hinaus selbstständig zu trainieren und die Übungen regelmäßig zu wiederholen. Je häufiger bestimmte Übungen wiederholt werden, desto wahrscheinlicher ist der Behandlungserfolg.

Wie wird eine Rehabilitation beantragt?

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Krankenhaus stellen den Antrag und organisieren die Verlegung in eine Rehabilitationsklinik. Zuständig sind der Sozialdienst und das „Entlassmanagement“ des Krankenhauses.

Die Rehabilitation wird bei der Rentenversicherung oder der Krankenkasse beantragt. Diese bewilligen die Reha zunächst für drei Wochen. Sie kann aber bei Bedarf verlängert werden. Ob das sinnvoll ist, wird im Verlauf der Reha mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten besprochen.

Welche Formen der Rehabilitation gibt es?

Nach einem kommen zwei Formen der Rehabilitation infrage:

  • neurologische Rehabilitation
  • geriatrische Rehabilitation

Eine neurologische Rehabilitation beinhaltet mehr Therapiestunden als eine geriatrische und zielt vor allem darauf ab, wieder in den Beruf zurückkehren zu können. Eine geriatrische Rehabilitation richtet sich hauptsächlich an ältere Menschen mit mehreren Vorerkrankungen.

Manchmal kommt auch eine teilstationäre oder eine ambulante Rehabilitation infrage. Dabei ist man tagsüber in der Rehaklinik, aber abends und am Wochenende zu Hause (teilstationäre Reha). Oder die Reha findet in Einrichtungen statt, die nur für die Behandlungstermine besucht werden (ambulante Reha). Voraussetzung für eine teilstationäre oder ambulante Reha ist, dass man sich entweder selbst versorgen kann oder die Versorgung durch andere gesichert ist.

Nach dem Aufenthalt in einer Rehabilitationsklinik werden die Maßnahmen meist fortgeführt. Dies organisiert der Sozialdienst der Rehabilitationsklinik vor der Entlassung. Bei der Planung prüfen die Fachkräfte auch, ob zu Hause spezielle Hilfsmittel nötig sind oder die Wohnung anders gestaltet werden muss. Die weitere ambulante Versorgung wird meist von hausärztlichen Praxen koordiniert.

Wann kommt eine Rehabilitation nicht infrage?

Manche Menschen sind so schwer erkrankt oder so gebrechlich, dass eine Rehabilitation für sie nicht infrage kommt. Sie werden weiter pflegerisch unterstützt. Vielleicht kommt auch eine palliative Versorgung infrage, bei der es vor allem darum geht, die verbleibende Lebenszeit zu begleiten und die Beschwerden so gering wie möglich zu halten.

Wie gelingt die Rückkehr in den Alltag?

Menschen sind nach einem in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen. Manche sind sehr alt und krank und benötigen in erster Linie Pflege. Bei der Organisation der pflegerischen Versorgung helfen beispielsweise Sozialdienste oder Pflegeberatungsstellen. Je nach Situation ist die Pflege im eigenen Haushalt oder in einem Pflegeheim möglich. Der Antrag auf Pflegeleistungen wird bei der Pflegekasse der zuständigen Krankenkasse gestellt.

Andere Menschen sind noch berufstätig und möchten nach der Rehabilitation wieder arbeiten. Für sie gibt es verschiedene Wiedereingliederungshilfen. Eine Möglichkeit für die Rückkehr in den Berufsalltag ist das „Hamburger Modell“. Es beinhaltet, gemeinsam mit dem Arbeitgeber eine schrittweise Rückkehr an den Arbeitsplatz zu planen. Dabei ist es besonders wichtig, zu schauen, welche Tätigkeiten nach der Erkrankung möglich sind und ob besondere Unterstützung nötig ist. Auch eine Anpassung des Arbeitsplatzes und die Anschaffung von Hilfsmitteln sind möglich. Vor allem zu Anfang ist es wichtig, sich nicht zu überfordern und das Arbeitspensum der eigenen Belastungsfähigkeit anzupassen.

Sportvereine bieten Rehasport an, an dem auch Menschen nach einem teilnehmen können. Dabei wird in Gruppen Ausdauer, Kraft und Koordination trainiert – beispielsweise mit Gymnastik, Bewegungsspielen oder Schwimmen. Ärztinnen und Ärzte können Rehasport verordnen, gesetzliche Krankenkassen übernehmen die Kosten für mindestens 1 bis 2 Jahre.

Weitere Informationen

Weitere Informationen zum Thema Rehabilitation nach bietet die Deutsche Schlaganfall-Hilfe.

Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Schlaganfall (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 053-011. 2020.

Knecht S, Hesse S, Oster P. Rehabilitation after stroke. Dtsch Arztebl Int 2011; 108(36): 600-606.

Legg LA, Lewis SR, Schofield-Robinson OJ et al. Occupational therapy for adults with problems in activities of daily living after stroke. Cochrane Database Syst Rev 2017; (7): CD003585.

Meads H, Hunt J, Page A et al. Stroke survivors' experiences of upper limb recovery: a systematic review of qualitative studies. Phys Ther Rev 2020; 25(5/6): 316-330.

Palstam A, Tornbom M, Sunnerhagen KS. Experiences of returning to work and maintaining work 7 to 8 years after a stroke: a qualitative interview study in Sweden. BMJ Open 2018; 8(7): e021182.

Pollock A, Baer G, Campbell P et al. Physical rehabilitation approaches for the recovery of function and mobility following stroke. Cochrane Database Syst Rev 2014; (4): CD001920.

Saunders DH, Sanderson M, Hayes S et al. Physical fitness training for stroke patients. Cochrane Database Syst Rev 2016; (3): CD003316.

Schnabel S, van Wijck F, Bain B et al. Experiences of augmented arm rehabilitation including supported self-management after stroke: a qualitative investigation. Clin Rehabil 2021; 35(2): 288-301.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 27. Juli 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.