Wie funktioniert die Wirbelsäule?
Die Wirbelsäule bildet die „knöcherne Mitte“ des Körpers. Sie hält ihn aufrecht und verbindet verschiedene Teile des Skeletts miteinander: den Kopf, den Brustkorb, das Becken, die Schultern, Arme und Beine. Obwohl die Wirbelsäule aus einer zusammenhängenden Kette von Knochen besteht, ist sie beweglich. Dafür sorgen elastische Bandscheiben und Bänder.
Wie lang die Wirbelsäule ist, hängt von der Größe eines Menschen ab. Bei Männern misst sie im Durchschnitt 71 cm, bei Frauen 61 cm. Das Rückgrat hat viele Funktionen: Es trägt die Last von Kopf, Rumpf und Armen und ermöglicht Bewegungen des Körpers in alle Richtungen. Die Beweglichkeit der Wirbelsäule ist in den verschiedenen Abschnitten unterschiedlich. Am flexibelsten ist die Halswirbelsäule. Die Knochen der Wirbelsäule schützen auch das Rückenmark, das im sogenannten Wirbelkanal verläuft.
Betrachtet man die Wirbelsäule eines Erwachsenen von der Seite, erkennt man vier leichte Krümmungen: Hals- und Lendenwirbelsäule sind normalerweise nach vorne geschwungen, Brustwirbelsäule und Kreuzbein nach hinten. Durch ihre insgesamt S-förmige Krümmung ist die Wirbelsäule belastbar: Sie hilft, in der aufrechten Position die Balance zu halten, fängt beim Gehen Erschütterungen ab und schützt die Wirbelkörper vor Brüchen.
Die Wirbelsäule eines Erwachsenen besteht in der Regel aus 33 Wirbeln, von oben nach unten:
- 7 Halswirbel
- 12 Brustwirbel
- 5 Lendenwirbel
- 5 Kreuzbeinwirbel (zum Kreuzbein zusammengewachsen)
- 4 Steißbeinwirbel (zum Steißbein zusammengewachsen)
Die Wirbel müssen umso mehr Gewicht tragen, je weiter unten sie angeordnet sind. Daher sind die unteren beweglichen Wirbel größer und stabiler als die oberen.
Wirbel und Bandscheiben
Den vorderen Teil der Wirbel nennt man Wirbelkörper. Zwischen den Wirbelkörpern befinden sich insgesamt 23 elastische Bandscheiben – außer zwischen Schädel und erstem Halswirbel sowie zwischen erstem und zweitem Halswirbel. Kreuz- und Steißbein sind unbeweglich und bestehen nur aus Knochen.
Die Bandscheiben bestehen aus einer festen mehrschichtigen Hülle aus Knorpelfaser und einem gelartigen Kern (Gallertkern). Sie sorgen dafür, dass die Wirbelsäule beweglich ist und man sich bücken oder den Oberkörper drehen kann. Außerdem federn sie Stöße ab, die zum Beispiel beim Laufen oder Springen auf die Wirbelsäule übertragen werden.
Wenn die Bandscheiben belastet werden, verlieren sie Flüssigkeit und werden dünner; bei Entlastung nehmen sie Flüssigkeit auf und werden wieder dicker. Da ein Mensch seine Wirbelsäule in der Regel tagsüber belastet und nachts entlastet, ist er abends um etwa 1,5 bis 2 cm kleiner als morgens. Im Laufe vieler Jahre setzen Verschleißerscheinungen ein, deshalb werden die Bandscheiben mit zunehmendem Alter schmaler, die Wirbelkörper sitzen dichter aufeinander und die Wirbelsäule krümmt sich stärker. Deshalb ist ein alter Mensch meist um einige Zentimeter kleiner als in seinen jüngeren Jahren.
Bis auf die ersten beiden Halswirbel sowie Kreuz- und Steißbein bestehen alle Rückenwirbel aus dem nach vorn liegenden Wirbelkörper und dem nach hinten zeigenden „Dornfortsatz“. Beide Teile sind durch den Wirbelbogen verbunden, der in seiner Mitte einen Hohlraum bildet: das Wirbelloch. Die übereinander liegenden Wirbellöcher bilden den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark verläuft.
Knochen und Gelenke der Halswirbelsäule: Ansicht von der Seite - einzelne Elemente auseinandergezogen (links), von oben (rechts)
Rückenmark und Nerven
Die Wirbelbögen sind an jeder Seite oben und unten etwas eingebuchtet. Zwei benachbarte Wirbelbögen bilden so zusammen zwei Lücken, durch die rechts und links jeweils ein Rückenmarksnerv (Spinalnerv) das Rückenmark verlassen kann. Dadurch, dass von oben nach unten immer mehr Spinalnerven abzweigen, verjüngt sich das Rückenmark.
Die Spinalnerven leiten Bewegungssignale des Gehirns über das Rückenmark an die Muskeln des Skeletts und der Eingeweide weiter. Zugleich melden sie Berührungen, Druck, Kälte, Wärme, Schmerz und andere Empfindungen von der Haut, den Muskeln, den Gelenken und den Eingeweiden über das Rückenmark an das Gehirn. Rückenmark und Gehirn bilden zusammen das zentrale Nervensystem.
Quellen
Menche N (Ed). Biologie Anatomie Physiologie. München: Urban und Fischer; 2016.
Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin: De Gruyter; 2017.
Schmidt R, Lang F, Heckmann M. Physiologie des Menschen: mit Pathophysiologie. Berlin: Springer; 2017.
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