Welche Folgen kann eine Gonorrhoe (Tripper) haben?

Foto von Frau mit Bauchschmerzen

Eine Gonorrhoe (Tripper) kann zu Komplikationen führen – auch bei zunächst fehlenden oder milden Beschwerden. Die kann sich im Körper ausbreiten und unter anderem Schmerzen, Gelenkprobleme und sogar Unfruchtbarkeit verursachen.

Eine Gonorrhoe (Tripper) wird von ausgelöst – den sogenannten Gonokokken, die vor allem beim Sex übertragen werden. Ein Tripper ist unangenehm: Zum einen kann er Beschwerden wie eitrigen oder wässrigen Ausfluss aus Penis, Scheide oder After verursachen. Zum anderen fällt es vielen Menschen schwer, über sexuell übertragbare Infektionen zu sprechen, zum Beispiel mit der festen Partnerin oder dem festen Partner.

Was vielen nicht bewusst ist: Eine Gonorrhoe kann langfristige gesundheitliche Folgen haben. Symptome auszuhalten oder den Verdacht auf eine Gonokokken-Infektion beiseitezuschieben, ist deshalb keine gute Lösung.

Was kann passieren, wenn ein Tripper nicht behandelt wird?

Ein Tripper äußert sich nicht immer mit heftigen Beschwerden. Oft sind die Symptome eher mild oder fehlen ganz, sodass die unbemerkt bleibt. Wenn sie nicht behandelt wird, besteht die Gefahr, dass die im Körper bleiben. Das kann zur Folge haben,

  • dass die Erreger sich im Körper weiter ausbreiten und zu Komplikationen führen und
  • dass sie beim Sex an andere weitergegeben werden.

Dabei spielt es keine Rolle, wie stark die Beschwerden zu Beginn waren.

Was bedeutet „aufsteigende Infektion“?

Zu den typischen Komplikationen einer Gonorrhoe gehört die sogenannte aufsteigende . Das bedeutet, dass sich die Erreger von der zuerst infizierten Schleimhaut aus weiter ausbreiten und entlang des Genitaltrakts „aufsteigen“. Die kann vom Genitalbereich aus auch auf kleine benachbarte Drüsen übergreifen, sodass schmerzhafte Eiterherde (Abszesse) entstehen.

Wie verläuft eine aufsteigende Gonorrhoe bei Männern?

Bei Männern kann es zu einer der Prostata kommen. Mögliche Symptome sind Schmerzen im Dammbereich, Fieber und Probleme beim Wasserlassen oder Sex. Auch die Samenbläschen oder Samenleiter können sich entzünden und schmerzen. Ist der Nebenhoden betroffen, kann der Hodensack schmerzhaft anschwellen und sich röten.

Ob eine aufsteigende Gonorrhoe bei Männern die Fruchtbarkeit einschränkt, ist noch nicht ausreichend erforscht.

Wie verläuft eine aufsteigende Gonorrhoe bei Frauen?

Bei Frauen können die Bakterien vom Gebärmutterhals auf die Gebärmutterschleimhaut übergreifen und Schmerzen, Fieber, stärkere Regel- oder Zwischenblutungen auslösen.

Breiten sich die Erreger weiter aus, können sich die Eileiter und Eierstöcke entzünden. Mögliche Symptome sind Unterleibs- oder Bauchschmerzen, Fieber und Verstopfung. Langfristig kann es zu und Verklebungen kommen, die dazu führen, dass eine Frau keine Kinder mehr bekommen kann. Solche Gewebeveränderungen erhöhen außerdem das Risiko für Eileiterschwangerschaften.

Manchmal breitet sich eine Gonorrhoe auf das gesamte Becken einer Frau aus. Diese kann mild verlaufen, aber auch zu starken Schmerzen, hohem Fieber und Schüttelfrost führen.

Was kann passieren, wenn sich die Erreger im Körper verteilen?

Es ist möglich, dass man selbst die Gonokokken auf andere Körperstellen überträgt – zum Beispiel, wenn Ausfluss an den Fingern haftet und in die Augen gelangt, oder wenn Ausfluss aus Penis oder Scheide in den After gerät. Sind die Augen befallen, kommt es zu einer eitrigen Bindehautentzündung. Auch die Augenhornhaut kann sich entzünden, was unbehandelt zur Erblindung führen kann.

Selten können sich die Gonokokken über die Blutbahn im gesamten Körper verteilen und an anderen Stellen zu Entzündungen führen. Typisch sind schmerzhafte Gelenkschwellungen, etwa am Knie. Aber auch Knochen, Sehnen, Herz oder Hirnhäute können betroffen sein. Dann kommt es zu ganz unterschiedlichen Beschwerden wie etwa Gliederschmerzen, Kopfschmerzen, Übelkeit, Herzrhythmusstörungen oder Kreislaufproblemen.

Fieberschübe sowie Ausschlag oder Einblutungen in die Haut sind ebenfalls möglich, wenn sich die im Körper ausbreitet. Es kann dann sogar zu einer lebensbedrohlichen kommen.

Welche Folgen sind für Schwangere und Neugeborene möglich?

Erkrankt eine schwangere Frau an Gonorrhoe, hat sie ein erhöhtes Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt. Außerdem ist das Risiko höher, dass die auf die Scheide übergreift oder sich nach der Geburt die Gebärmutterschleimhaut entzündet.

Das Neugeborene kann sich während der Geburt anstecken. Die Tripper-Erreger befallen dann in der Regel die Augen des Kindes. Diese entzünden sich eitrig und verkleben. Auch die kann geschädigt werden. Wird die nicht behandelt, kann das Baby erblinden.

Was schützt vor Komplikationen?

Komplikationen und die Verbreitung der Erkrankung lassen sich vermeiden, indem die Gonorrhoe früh erkannt und behandelt wird. Wenn man also Beschwerden wie eitrigen oder wässrigen Ausfluss hat und es sich um eine sexuell übertragbare handeln könnte, ist es ratsam, einen entsprechenden Test zu machen.

Wer ein erhöhtes Risiko für sexuell übertragbare Infektionen hat, sollte sich auch unabhängig von Symptomen regelmäßig testen lassen. Dies ist die einzige Möglichkeit, auch beschwerdefreie Infektionen zu erkennen und zu behandeln – und zu verhindern, dass man die Erreger weitergibt oder sie im Körper größeren Schaden anrichten.

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Erstellt am 09. Februar 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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