Testosteron

  • Testosteron ist ein wichtiges Geschlechtshormon.
  • Es ist unter anderem dafür verantwortlich, dass sich männliche Geschlechtsmerkmale entwickeln.
  • Männer haben deutlich höhere Testosteron-Werte als Frauen.
  • Zu viel oder zu wenig Testosteron wirkt sich bei Frauen und Männern auf verschiedene Weisen auf den Körper aus.
  • Veränderte Werte können auf Probleme an den Hoden, Nebennieren oder Eierstöcken hinweisen.

Was ist Testosteron?

Testosteron ist das wichtigste männliche Geschlechtshormon. Der sorgt unter anderem dafür, dass sich die Geschlechtsorgane eines Manns richtig entwickeln und funktionieren. Er beeinflusst die Herstellung von Spermien und ist für die sexuelle Lust verantwortlich. Außerdem fördert das Hormon den Muskel- und Knochenaufbau und sorgt für stärkere Körperbehaarung, zum Beispiel an der Brust.

Zum allergrößten Teil wird Testosteron in den Hoden produziert. In einem geringeren Maße stellt aber auch die sogenannte Nebennierenrinde das Hormon her – und zwar bei beiden Geschlechtern. Deshalb haben auch Frauen natürlicherweise Testosteron im Körper. Die Eierstöcke bilden ebenfalls etwas Testosteron.

Warum wird Testosteron bestimmt?

Die Konzentration von Testosteron im Blut gibt der Ärztin oder dem Arzt Hinweise auf den Hormonhaushalt. Das kann zum Beispiel dabei helfen, die Ursachen von sexuellen Funktionsstörungen beim Mann oder Störungen des weiblichen Zyklus zu klären.

Um das Testosteron zu messen, werden Blutproben abgenommen – in der Regel aus der Armvene. Wichtig ist, dass das zwischen 8 und 10 Uhr morgens geschieht. Denn der Testosteron-Spiegel verändert sich über den Tag stark und nur so sind die Werte vergleichbar. Da der Wert bei Frauen auch vom Zyklus beeinflusst wird, sollte die Blutabnahme wenn möglich 3 bis 5 Tage nach Einsetzen der Monatsblutung erfolgen.

Was sind die Normwerte?

Die Normwerte können sich von Labor zu Labor unterscheiden, da verschiedene Testverfahren eingesetzt werden. Daher gibt jedes Labor in seinem Bericht eigene Normwerte an. Als Orientierung können folgende Werte dienen:

Einheiten Nanogramm pro Milliliter Blut (ng/ml) Nanomol pro Liter Blut (nmol/l)
Frauen über 18 Jahre 0,16 – 0,78 0,54 – 2,72
Männer über 18 Jahre 2,71 – 10,7 9,4 – 37,1

Die Normwerte hängen nicht nur vom Geschlecht ab – auch das Alter spielt eine wichtige Rolle. Bei Kindern sind sie niedriger als bei Erwachsenen, und auch im Alter sinkt der Testosteron-Spiegel wieder.

Wichtig ist:

Von einem Laborwert allein lässt sich meist nicht auf eine Krankheit schließen. Erst im Zusammenhang mit anderen Werten, Symptomen und Untersuchungen ergibt sich ein klares Bild. Zudem haben auch gesunde Menschen manchmal Werte außerhalb des Normbereichs. Bevor man sich bei einer Abweichung Sorgen macht, sollte man die auffälligen Werte daher stets mit einer Ärztin oder einem Arzt besprechen.

Was bedeuten erniedrigte Werte?

Niedrige Testosteron-Werte können verschiedene Auswirkungen haben – das hängt zum Beispiel vom Alter und Geschlecht ab und davon, wie stark sie erniedrigt sind. Wenig Testosteron kann beim Mann unter anderem zu Erektionsstörungen, Antriebsverlust, Rückgang der Muskulatur oder vergrößertem Brustgewebe führen. Bei Frauen ist es möglich, dass die Regelblutung ausbleibt. Bei Kindern kann die Pubertät verzögert einsetzen.

Mögliche Ursachen

Ein erniedrigter Testosteron-Wert kann viele Ursachen haben. Eine Möglichkeit ist höheres Alter: Männer ab 40 und Frauen nach der Menopause produzieren natürlicherweise weniger Testosteron. Manchmal ist der Wert auch nur vorrübergehend niedrig, zum Beispiel bei viel Stress oder nach längerer körperlicher Arbeit.

Viel Alkohol zu trinken, Drogen oder Unterernährung können den Wert senken, eine ebenso. Bestimmte Medikamente sind eine weitere mögliche Ursache – etwa hormonelle Verhütungsmittel oder androgene Anabolika. Letztere werden im Sport zu Dopingzwecken missbraucht.

Bei Männern kann es vorkommen, dass der Hoden durch eine Verletzung oder Erkrankung zu wenig Testosteron produziert – Fachleute bezeichnen das als Hypogonadismus. Es gibt auch genetisch bedingte Formen, wie zum Beispiel beim Klinefelter-Syndrom. Bei diesem werden Jungen mit einem zusätzlichen X-Chromosom geboren. Auch Entzündungen, Verletzungen oder Tumoren der Hirnanhangdrüse können verhindern, dass genügend Testosteron gebildet wird.

Bei Frauen können Erkrankungen der Eierstöcke oder eine Nebennierenrindeninsuffizienz dazu führen, dass zu wenig Testosteron produziert wird.

Was kann ich bei erniedrigten Werten tun?

Leicht verringerte Testosteron-Werte können eine harmlose Ursache haben und sind oft unproblematisch. Da allerdings auch ernstzunehmende Erkrankungen dahinterstecken können, ist es sinnvoll, das Ergebnis ärztlich abklären zu lassen. Durch weitere Untersuchungen kann die Ärztin oder der Arzt die Ursache herausfinden und feststellen, wie man sie am besten behandeln kann.

So kann etwa für Männer mit Hypogonadismus infrage kommen, das fehlende Testosteron als Medikament durch entsprechende Pflaster oder Spritzen zu ersetzen. Grundsätzlich gilt, dass sich die Behandlung nach der Grunderkrankung richtet.

Was bedeuten erhöhte Werte?

Auch zu viel Testosteron kann zu körperlichen Veränderungen führen, wie zum Beispiel mehr Körperbehaarung, Akne oder Haarausfall. Bei Frauen hat viel Testosteron eine „Vermännlichung“ und auch Zyklusstörungen zur Folge. Bei jungen Menschen wird möglicherweise die Pubertät gestört – sie setzt früher ein und die Geschlechtsmerkmale entwickeln sich nicht richtig. Bei beiden Geschlechtern können die Sexualfunktion und die Fruchtbarkeit beeinträchtigt werden.

Mögliche Ursachen

Für einen erhöhten Testosteron-Wert kommen unterschiedliche Ursachen infrage. Zum Beispiel führen bestimmte Tumoren der Nebennierenrinde dazu, dass mehr Testosteron produziert wird – das kommt allerdings eher selten vor. Auch das erbliche bedingte adrenogenitale führt zu höheren Werten.

Bei Frauen gehen bestimmte Erkrankungen der Eierstöcke mit einem erhöhten Testosteron-Spiegel einher – beispielsweise das sogenannte polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS), bei dem die Eierstöcke viele Zysten bilden. Diese hormonale Störung kommt recht häufig vor – 8 bis 13 % aller Frauen im gebärfähigen Alter sind davon betroffen. Seltener stecken auch Tumoren hinter der verstärkten Testosteron-Produktion.

Bei Männern können unter anderem Hodentumoren eine mögliche Ursache sein. Auch eine Androgenresistenz kann zu mehr Testosteron im Blut führen – dann produziert der Körper zwar die richtige Menge an Hormon, kann es aber nicht verwerten.

Manche Menschen führen sich auch künstliches Testosteron zu, was erhöhte Werte zur Folge hat. Das kommt zum Beispiel im Leistungssport vor, wo das Hormon als Dopingmittel missbraucht wird.

Was kann ich bei erhöhten Werten tun?

Hinter einem erhöhten Testosteron-Wert können verschiedene ernstzunehmende Erkrankungen stecken. Daher ist es sinnvoll, das Ergebnis ärztlich abklären zu lassen. Durch weitere Untersuchungen kann die Ärztin oder der Arzt die Ursache herausfinden und feststellen, wie man sie am besten behandeln kann.

So können etwa für Frauen mit PCOS hormonelle Verhütungsmittel infrage kommen, die die Testosteron-Produktion verringern. Grundsätzlich gilt, dass sich die Behandlung nach der Grunderkrankung richtet.

Böhm BO, Niederau C. Klinikleitfaden Labordiagnostik. München: Urban und Fischer; 2021.

Pschyrembel online. 2024.

Thomas L. Labor und Diagnose; Release 7. 2024.

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Erstellt am 23. August 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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