Operation bei Hallux valgus

Foto von zwei Frauen beim Spaziergang

Verursacht ein Hallux valgus (Ballenzeh) starke Beschwerden, lassen sich diese häufig nur durch eine Operation lindern. Welche OP-Verfahren infrage kommen, hängt unter anderem davon ab, wie ausgeprägt die Fehlstellung ist.

Vielen Menschen bereitet ein Ballenzeh oder Hallux valgus keine oder nur geringe Beschwerden. Bei anderen verformt sich der Fuß immer mehr, schmerzt und erschwert das Gehen. Beschwerden können bei einem Hallux valgus mit konservativen – also nicht operativen – Maßnahmen wie angepassten Schuhen und Schienen behandelt werden. Wie gut sie helfen, ist allerdings kaum in guten Studien untersucht.

Wenn man starke Beschwerden hat, die sich nicht bessern, kann eine Operation infrage kommen. Ziele eines Eingriffs sind:

  • die Schmerzen lindern
  • die Belastbarkeit des Fußes erhöhen
  • wieder normales Gehen ermöglichen
  • das Aussehen des Fußes verbessern
  • Arthrose sowie Hammer- und Krallenzehen vorzbeugen

Wie läuft die Operation ab?

Es gibt verschiedene Methoden, einen Hallux valgus zu operieren. Bei fast allen Operationen wird die Gelenkkapsel gerafft und die Länge der Sehnen angepasst, damit sie auf die Großzehe wieder Zug in die richtige Richtung ausüben. Dadurch ermöglichen sie eine korrekte Stellung. Anschließend werden der erste Mittelfußknochen und häufig auch das Grundglied der Großzehe durchtrennt. Sie werden dann so verschoben und mit Draht oder Schrauben neu fixiert, dass der Zeh wieder gerade steht.

Die Grafik zeigt die Darstellung eines gesunden Fußes auf der linken Seite um Vergleich zu einem Fuß mit Hallux valgus auf der rechten Seite.

Bei starker Ausprägung können weitere Maßnahmen notwendig sein. So kann während der OP beispielsweise das Großzehen-Grundgelenk oder das erste Mittelfußgelenk versteift werden. Wenn sich bereits Hammer- und Krallenzehen entwickelt haben, können sie während des Eingriffs ebenfalls korrigiert werden.

Ist der Hallux valgus nicht zu stark ausgeprägt, kann inzwischen auch operiert werden. Dabei werden nur kleine Schnitte gesetzt.

Der Fuß wird meist mit Metallplatten, Schrauben, Drähten oder speziellen Verbänden stabilisiert. Ein Eingriff dauert zwischen 30 und 100 Minuten. Meist wird man unter operiert und bleibt für einige Tage im Krankenhaus. Der Eingriff kann aber auch gemacht werden, wenn man zu Hause Unterstützung hat.

Was passiert nach dem Eingriff?

In den ersten Wochen nach dem Eingriff ist es wichtig, das operierte Gelenk im Fuß stabil zu halten. Dazu werden Verbände oder zusätzlich eine Schiene angelegt. Zudem wird ein Spezialschuh getragen, der den Vorfuß entlastet. Man kann den Fuß sofort nach der Operation vorsichtig belasten. Allerdings sollte man in der ersten Woche nur wenig laufen und den Fuß regelmäßig hochlagern, um Schwellungen vorzubeugen. Bei stärkeren Schwellungen bieten zum Beispiel Physiotherapie-Praxen Lymphdrainagen an. Wie sehr der Fuß belastet werden kann, hängt davon ab, wie genau operiert wurde und wie stark die Schmerzen sind.

Wie genau die Nachbehandlung aussieht, hängt ebenfalls davon ab, wie operiert wurde. Wenn die Wunde ausreichend verheilt ist, kann mit Bewegungsübungen für die Zehen begonnen werden. Nach einer Operation dauert es etwa 4 bis 6 Wochen, bis die Knochen stabil genug sind, um den Fuß wieder voll zu belasten. Wurden bei der Operation Schrauben oder andere Implantate zur Stabilisierung eingesetzt, werden sie nach einigen Monaten wieder entfernt. Es gibt auch Implantate aus Materialien, die sich von selbst auflösen – sie müssen dann nicht entfernt werden.

In der ersten Zeit nach der Operation ist man nur eingeschränkt belastbar. Daher benötigen manche Menschen zu Hause Unterstützung, etwa bei der Hausarbeit oder beim Einkaufen. Unter anderem ist es möglich, für diese Zeit einen Pflegedienst zu organisieren.

Was spielt bei der Behandlungsentscheidung eine Rolle?

Welches Verfahren infrage kommt und ob überhaupt operiert werden sollte, richtet sich nach folgenden Fragen:

  • Wie ausgeprägt sind die Beschwerden?
  • Wie ausgeprägt ist die Fehlstellung?
  • Ist sie mit einer Arthrose verbunden?
  • Welche Aktivitäten sollen im Beruf, Alltag oder beim Sport möglich sein?
  • Wie belastend ist das Verfahren?
  • Bestehen Begleiterkrankungen wie zum Beispiel Gefäßerkrankungen, Diabetes mellitus, Nervenerkrankungen oder Rheuma?

Ärztinnen und Ärzte haben sich oft auf bestimmte Verfahren spezialisiert. Deshalb werden von unterschiedlichen Kliniken häufig auch unterschiedliche Operationen empfohlen. Manchmal kann auch erst während des Eingriffs entschieden werden, wie genau operiert wird.

Wenn sich bereits Hammer- und Krallenzehen entwickelt haben, können sie während des Eingriffs ebenfalls korrigiert werden.

Wie gut hilft eine Operation?

Eine Operation begradigt die Zehen und den Mittelfuß. Dadurch wird die Fehlstellung behoben und die Beschwerden bessern sich oft. Bei vielen Menschen ist der Fuß nach der Operation wieder belastbarer und das Laufen fällt ihnen leichter. Manche sind dennoch unzufrieden mit dem Operationsergebnis – etwa weil sie weiter Schmerzen haben oder der Fuß unbeweglicher ist als vorher. Denn meist versteift der Eingriff das Großzehen-Grundgelenk etwas. Der Fuß lässt sich dann beispielsweise beim Gehen nicht mehr wie gewohnt abrollen.

Es gibt einige Studien, die verschiedene Operationsverfahren miteinander verglichen haben. Ihre Ergebnisse sprechen dafür, dass die gängigen OP-Verfahren ähnlich gut helfen. Ob eine minimalinvasive Operation gegenüber einer offenen Operation Vorteile hat, ist noch nicht ausreichend untersucht. Einzelne Studien deuten aber darauf hin, dass die minimalinvasive Operation etwas schneller geht und man in den zwei Wochen danach weniger Schmerzen hat. Dass sie häufiger erfolgreich ist oder weniger Komplikationen verursacht, ist nicht nachgewiesen.

Nach einem Eingriff kann sich erneut ein Hallux valgus bilden. Um dem vorzubeugen, wird empfohlen, keine engen Schuhe zu tragen.

Welche Komplikationen sind möglich?

Wie bei jedem Eingriff kann es zu Entzündungen, Infektionen sowie Nerven- und Gefäßverletzungen kommen. Bei einer können Folgeoperationen notwendig werden. Eine Nervenverletzung kann zu einer dauerhaft tauben Stelle am Zeh führen. Seltene Komplikationen sind außerdem, dass sich am Mittelfußknochen Arthrose entwickelt oder Knochengewebe abstirbt ().

Da das Bein nach einem Eingriff für einige Tage nur wenig belastet werden kann, ist das Thromboserisiko in dieser Zeit erhöht. Deshalb können Anti-Thrombose-Spritzen verschrieben werden. In den ersten Tagen und Wochen kann der Fuß noch schmerzen. Das legt sich aber meist von selbst. Bis dahin können Schmerzmittel helfen, wie zum Beispiel oder . Im ersten Jahr nach dem Eingriff schwillt der Fuß zudem leichter an.

Füße sind allgemein recht anfällig für Wundheilungsstörungen. Das liegt daran, dass sie nicht so gut durchblutet sind wie andere Körperteile und beim Gehen regelmäßig belastet werden. Hat man ohnehin schon Durchblutungsstörungen, wie bei einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) oder einem diabetischen Fuß, kann es durch eine Operation zu Wundheilungsstörungen oder einer chronischen Wunde kommen. Deshalb raten Ärztinnen und Ärzte bei solchen Erkrankungen manchmal von einer Operation ab.

Auch Rauchen erhöht das Risiko für Wund- und Knochenheilungsstörungen, da es die Durchblutung des Gewebes verringert. Das Risiko dafür lässt sich durch einen Rauchstopp – wenigstens in den Wochen vor und nach dem Eingriff – verringern.

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Aktualisiert am 09. Oktober 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

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