Kondom und Diaphragma: Verhütung mit Barriere-Methoden

Foto von Händen, die eine Kondompackung öffnen

Zu den Barriere-Methoden gehören Kondom, Femidom („Frauenkondom“) und . Sie haben den Vorteil, dass die Verhütung ohne auskommt. Allerdings verhüten sie weniger sicher als die hormonellen Methoden.

Barriere-Methoden verhindern, dass Spermien in die Eileiter gelangen und dort eine Eizelle befruchten. Das Kondom und das Frauenkondom können zusätzlich vor sexuell übertragbaren Infektionen schützen, wie Chlamydien, Gonorrhoe (Tripper), Syphilis (Lues) und HIV/AIDS. Barriere-Methoden haben keinen Einfluss auf den natürlichen Zyklus der Frau oder die Stärke ihrer Periode.

Wie sicher die Barriere-Methoden vor einer Schwangerschaft schützen, hängt sehr davon ab, ob sie richtig angewendet werden. Es empfiehlt sich, ihre Anwendung vorher zu üben.

Kondome, Femidome („Frauenkondom“) und Diaphragmen sind rezeptfrei in Apotheken, Drogerien oder im Internet erhältlich. Kondome gibt es auch in Supermärkten, Kiosken oder Automaten. Beim Kondom ist es wichtig, auf die richtige Größe zu achten, damit es nicht reißt oder abrutscht. Bei der Auswahl eines passenden Diaphragmas helfen beispielsweise Frauengesundheitszentren und Beratungsstellen.

Wie funktionieren die verschiedenen Barriere-Methoden?

Das Kondom besteht aus einer dünnen Kunststoffhaut, meist aus Latex. Es wird vor dem Geschlechtsverkehr über den steifen Penis gerollt. Nach dem Orgasmus sammelt sich das Sperma in der Spitze des Kondoms, dem sogenannten Reservoir.

Die Grafik zeigt, wie das Kondom an dem kleinen Zipfel (Reservoir) vorne festgehalten und auf die Penisspitze gesetzt wird.

 

Das Femidom ähnelt dem Männerkondom, ist aber weiter und an der Öffnung durch einen dünnen Kunststoffring verstärkt. Es besteht ebenfalls aus einer dünnen Kunststoffhaut. Das Femidom wird vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide eingeführt, wobei der Ring an der offenen Seite über die Labien (Schamlippen) hinausragt. Der hintere Teil ist geschlossen und fängt das Sperma auf.

Die Grafik zeigt ein Femidom. Es ähnelt einem Männerkondom, ist aber weiter und an der Öffnung durch einen dünnen Kunststoffring verstärkt.
Die Grafik zeigt die Lage des Femidoms in der Vagina.

 

Das besteht aus einem runden oder ovalen biegsamen Ring, der mit einer Silikonhaut überspannt ist. Es wird bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina eingeführt und über den Muttermund gelegt. So versperrt es den Spermien den Weg zur Gebärmutter. Auf das wird ein Verhütungsgel aufgetragen, das die Spermien unbeweglich macht.

Die Grafik zeigt ein Diaphragma. Es besteht aus einem runden oder ovalen biegsamen Ring, der mit einer Silikonhaut überspannt ist.
Die Grafik zeigt die Lage des Diaphragmas im weiblichen Körper.

 

Was ist bei der Anwendung des Kondoms zu beachten?

  • Auf die richtige Aufbewahrung achten: Lange Sonneneinstrahlung, Hitze oder das Herumtragen im Portemonnaie können das Kondom beschädigen. Es ist dann nicht mehr sicher. Außerdem ist es nur begrenzt haltbar (das Datum steht auf der Packung).
  • Die Packung nicht mit einer Schere oder einem spitzen Gegenstand öffnen, sondern an der vorgesehenen Stelle aufreißen.
  • Auf die richtige Kondomgröße achten: Es sollte nicht zu eng (dann kann es reißen) und nicht zu locker sitzen (dann kann es abrutschen).
  • Das Kondom an dem kleinen Zipfel (Reservoir) vorne festhalten und auf die Penisspitze setzen. Dabei darauf achten, dass der Ring zum Abrollen außen sitzt. Das Reservoir mit einer Hand zusammendrücken, damit es möglichst keine Luft mehr enthält. Dann mit der anderen Hand das Kondom über den Penis abrollen.
  • Beim Herausziehen des noch steifen Penis aus der Vagina das Kondom festhalten, damit es nicht abrutscht.
  • Falls das Kondom reißt oder abrutscht und Sperma in die Vagina gelangt, kommen die „Pille danach“ oder „Spirale danach“ infrage.

Es kann ein Gleitmittel auf Wasser- oder Silikonölbasis verwendet werden – dies kann auch dazu beitragen, dass das Kondom nicht reißt.

Manche Kondome enthalten ein Gleitmittel, das Spermien abtötet. Von ihnen wird jedoch abgeraten, da sie das Risiko von sexuell übertragbaren Infektionen und Harnwegsinfektionen der Partnerin oder des Partners erhöhen.

Latexfreie Kondome reißen leichter als Latexkondome. Sie sind aber eine Alternative bei einer Latexallergie.

Was ist bei der Anwendung des Femidoms zu beachten?

  • Auf die richtige Aufbewahrung achten: Sonneneinstrahlung, Hitze oder spitze Gegenstände können das Femidom beschädigen. Es ist dann nicht mehr sicher.
  • Das Femidom kann bis zu acht Stunden vor dem Geschlechtsverkehr eingesetzt werden.
  • Darauf achten, dass das Femidom nicht ganz in die Vagina rutscht.
  • Wenn bei der Anwendung Sperma in die Vagina gelangt, kommen die „Pille danach“ oder „Spirale danach“ infrage.

Das Femidom kann außen und innen mit Gleitmittel versehen werden, um das Einführen zu erleichtern und ein Anhaften am Penis zu verhindern.

Was ist bei der Anwendung des Diaphragmas zu beachten?

  • Das in der dafür vorgesehenen Dose aufbewahren, damit es vor Beschädigungen geschützt ist.
  • Das bis zu zwei Stunden vor dem Geschlechtsverkehr in die Vagina einführen.
  • Zuerst das Gel auf das aufgetragen, das die Spermien unbeweglich macht.
  • Das leicht seitlich zusammendrücken und tief in die Vagina einführen, sodass es sich über den Muttermund legt. Ein spezieller Plastikstab kann beim Einführen helfen.
  • Nach dem Einsetzen den richtigen Sitz über dem Muttermund mit einem Finger ertasten.
  • Sind seit dem Einsetzen mehr als zwei Stunden vergangen, mit einem Applikator noch einmal Verhütungsgel in die Vagina einführen, da dessen Wirkung nachlässt.

Das muss nach dem Geschlechtsverkehr mindestens 6 Stunden in der Vagina bleiben. Nach spätestens 30 Stunden muss es entfernt werden. Zum Entfernen des Diaphragmas kann man dessen Rand mit dem Finger ertasten und es dann herausziehen. Es gibt auch spezielle Hilfsmittel, die beim Einsetzen und Entfernen helfen. Nach dem Herausnehmen wird es mit Wasser und Seife gereinigt.

Da es verschiedene Formen und Größen gibt, ist es sinnvoll, sich in einem Frauengesundheitszentrum, einer Beratungsstelle für Verhütung, Familienplanung und Schwangerschaft oder in der Frauenarztpraxis beraten zu lassen. Dort kann ein passendes ausgewählt und die Anwendung gezeigt werden. Die Anwendung erfordert ein wenig Übung.

Manchmal kommt ein aus anatomischen Gründen nicht infrage, zum Beispiel bei einer starken Gebärmuttersenkung.

Ein kann mindestens zwei Jahre lang verwendet werden.

Wie sicher sind Kondom, Femidom und Diaphragma?

Die Sicherheit einer Verhütungsmethode hängt nicht nur von ihren Eigenschaften ab, sondern auch davon, wie fehleranfällig sie ist. Fehler können im Alltag schnell passieren, zum Beispiel, wenn ein Kondom zu spät übergezogen oder wenn das zu früh wieder herausgenommen wird. Manchmal wird die Verhütung auch vergessen.

Werden Barriere-Methoden richtig und konsequent angewendet, bietet zumindest das Kondom eine recht hohe Sicherheit. Rechnet man mögliche Anwendungsfehler mit ein, sinkt die Sicherheit deutlich.

Es ist schwer, das Verhütungsverhalten und die Anwendung von Verhütungsmitteln in Studien zu erforschen. Die folgende Tabelle gibt deshalb nur eine grobe Orientierung:

  Ungewollte Schwangerschaften im ersten Jahr pro 100 Frauen
Perfekte Anwendung Typischee Anwendung
ohne Verhütung 85 85
Kondom 2 13
Frauenkondom 5 21
4 – 14 12 – 18

Wenn bei der Verhütung etwas schiefgelaufen ist, gibt es die Möglichkeit, die „Pille danach“ einzunehmen. Diese gibt es rezeptfrei in Apotheken. Ärztinnen und Ärzte können auch eine „Spirale danach“ einsetzen, die es als Kupferspirale gibt.

Was kosten Barriere-Methoden?

Die Verhütungsmittel kosten:

  • Kondom: ab 0,20 Euro pro Stück – je nach Marke und Packungsgröße
  • Femidom: ab 2,30 Euro pro Stück – je nach Marke und Packungsgröße
  • : 40 bis 60 Euro plus etwa 10 Euro für eine 60-Gramm-Tube Verhütungsgel (reicht für 15 Anwendungen)

Was sind die Vorteile von Barriere-Methoden?

Die Vorteile der Barriere-Methoden sind:

  • Sie kommen ohne aus – hormonelle Verhütungsmittel können Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Stimmungsschwankungen und ein erhöhtes Thromboserisiko haben.
  • Das Kondom ist eines der wenigen Verhütungsmittel, die Männer anwenden können.
  • Barriere-Methoden können auch in der Stillzeit angewendet werden.
  • Kondome und Frauenkondome können auch vor sexuell übertragbaren Infektionen schützen, wie Chlamydien, Gonorrhoe oder HIV/AIDS. Diaphragmen bieten keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen.
  • Barriere-Methoden werden nur dann angewendet, wenn man Sex hat. Kondome sind überall erhältlich und können rasch besorgt und verwendet werden.
  • Barriere-Methoden sind oft billiger als beispielsweise hormonelle Methoden – das hängt aber davon ab, wie oft sie angewendet werden.

Was sind die Nachteile von Barriere-Methoden?

Nachteile von Barriere-Methoden sind:

  • Die Verhütung ist weniger sicher als bei hormonellen Methoden. Die Sicherheit hängt sehr von der richtigen und konsequenten Anwendung ab. Beim ist vor der Verwendung eine gute Anleitung besonders wichtig.
  • Die Verwendung eines Diaphragmas kann das Risiko für Harnwegsinfektionen erhöhen.
  • Einige Menschen empfinden Kondome beim Geschlechtsverkehr als störend oder möchten sich während des Sex nicht um die Verhütung kümmern müssen. Frauenkondom und können aber schon Stunden vor dem Sex eingeführt werden.

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Familienplanung.de: Verhütungsmethoden. 2023.

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Nicht hormonelle Empfängnisverhütung (S2k-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 015-095. 2023.

Teal S, Edelman A. Contraception Selection, Effectiveness, and Adverse Effects: A Review. JAMA 2021; 326(24): 2507-2518.

World Health Organization (WHO). Family Planning. A global handbook for providers. 2022.

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Erstellt am 19. Februar 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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