In einer Nacht hatte ich an die 400 Atemaussetzer

Foto von Mann mit Hut

Joachim, 63 Jahre

„Das Schwierige an dieser Krankheit ist – man bemerkt sie nicht. An die starke Müdigkeit am Morgen, dass man drei Tassen Kaffee braucht, um überhaupt wach zu werden, daran gewöhnt man sich. Das wird zur Routine."

Viele Jahre lang war ich am Tag sehr müde und ohne Energie. Durch die körperliche Tätigkeit in meinem Beruf konnte ich das jedoch immer wieder ein wenig kompensieren. Aber bei Fortbildungen oder monotonen Tätigkeiten bin ich oft einfach eingeschlafen.

Mit 38 Jahren hatte ich meinen ersten . Der hat mich richtig aus der Bahn geworfen. Aber nach dem Krankenhausaufenthalt und der Rehabilitation bin ich gleich wieder zur Arbeit gegangen. Ich war damals beruflich sehr aktiv und bestrebt, so schnell wie möglich wieder im Unternehmen zu sein. Dann hat es wieder geknallt, da war ich 40 Jahre. Ich hatte einen Vorderwandinfarkt und ich bin auf die Intensivstation gekommen. Als ich dort eingeschlafen bin, habe ich wohl durch Atemaussetzer sehr oft Alarm ausgelöst. Dem Stationsarzt ist das aufgefallen und er hat mich in dieser Nacht beobachtet. Am nächsten Morgen sagte er zu mir: ‚Ich weiß, was Sie haben. Sie haben vermutlich ein Schlafapnoe-Syndrom‘ und hat mir kurz erklärt, was eine ist und dass ich in ein Schlaflabor zur Untersuchung müsste.

Ich habe die Beschäftigung mit diesem Thema schleifen lassen

Damals waren Schlaflabore aber noch nicht weit verbreitet. Ich wurde nach der Behandlung meines Herzens berufsunfähig geschrieben und habe eine Umschulung gemacht. Aber ich war immer noch nicht im Schlaflabor und die war noch immer unbehandelt. Ich sage ganz ehrlich, ich habe die Beschäftigung mit diesem Thema schleifen lassen. Ich habe mir immer gesagt ‚Nächste Woche gehe ich hin‘. Das Schwierige an dieser Krankheit ist – man bemerkt sie nicht. An die starke Müdigkeit am Morgen, dass man drei Tassen Kaffee braucht, um überhaupt wach zu werden, daran gewöhnt man sich. Das wird zur Routine. Und dass man Durchhänger hat, das weiß man auch. Um die zu vermeiden, bewegt man sich und bringt sich so über den Tag.

Bei meinem dritten hat mich eine Oberärztin im Krankenhaus behandelt, die auch Schlafmedizinerin ist. Sie hat mich ebenso auf eine mögliche angesprochen. Nachdem in meinem zuständigen Krankenhaus ein Schlaflabor eingerichtet wurde, wurde ich dort aufgenommen.

In der ersten Nacht haben die Ärzte erst mal nur meine Werte gemessen. Sie wollten zuerst wissen, ob ich überhaupt eine habe. In dieser Nacht hatte ich an die 400 Atemaussetzer. Damit stand fest: Ich habe eine . Und das ziemlich heftig.

Die Ärzte waren dann wegen meinen Herzerkrankungen ein wenig ängstlich. Daher wollten sie mich in der nächsten Nacht auf der Intensivstation beobachten. Dort haben sie mir dann mein erstes CPAP-Gerät gegeben. Das war eine Höllenmaschine. Sie hat geblinkt, gebrummt und alles Mögliche gemacht. Ich konnte mir beileibe nicht vorstellen, damit zu schlafen. Als mir die Maske auf der Intensivstation aufgezogen und unter Druck gesetzt wurde, dachte ich zu ersticken. Ich musste mich erst an den anderen Atemrhythmus gewöhnen, der durch die Maschine unterstützt wird. Anfangs hatte ich ein wenig Panik unter der Atemmaske. Aber vor lauter Müdigkeit bin ich dann eingeschlafen. Ich habe unruhig geschlafen, weil die Maske doch ein wenig störte. Aber morgens um sechs war die Nacht vorbei und ich war ausgeschlafen und fit!

Ich bin schnell dahinter gekommen, wie ich mit dem Gerät atmen muss

Die Ärzte haben mir das Gerät mit nach Hause gegeben. Ich habe mich zu Hause erst mal auf das Sofa gesetzt, die Maske aufgesetzt, das Gerät eingeschaltet und Atemübungen gemacht. Im wachen Zustand bin ich schnell dahinter gekommen, wie ich mit dem Gerät atmen muss. Vor allem habe ich gemerkt, dass es eine Atemerleichterung für mich ist und ich nicht mehr so stark Luft holen muss. Das Gerät unterstützt mich beim Atmen. Seit diesem Tag habe ich nicht mehr ohne dieses Gerät geschlafen. Ich nutze das Gerät immer, auch beim Mittagsschlaf. Wenn ich mich hinlege, dann setze ich meinen ‚Schnorchel‘ auf. Solche Geräte nutze ich jetzt schon 16 Jahre. Ich habe sogar zwei davon zu Hause. Ich bin viel unterwegs und habe auch ein ganz kleines Gerät. Das passt sogar in die Aktentasche.

Ich schlafe auch im Urlaub damit – ohne geht nicht mehr! Als ich operiert wurde, hatte ich auch auf der Aufwachstation das Gerät dabei. Der Narkosearzt hat mir dann nach der Operation gleich die Maske aufgesetzt und das Gerät eingeschaltet. Die Anästhesisten müssen auf jeden Fall wissen, dass sie einen Patienten mit einer haben, denn diese Patienten können anders auf eine reagieren.

Durch das CPAP-Gerät kann man manchmal einen trockenen Mund bekommen, das kenne ich. Um das zu vermeiden, schlafe ich mittlerweile mit einem Luftbefeuchter. Der Luftbefeuchter hat die Funktion, dass die Schleimhäute der Nase befeuchtet werden und das trockene Gefühl im Mund am Morgen nicht entsteht. Ein trockener Mund kann unangenehm sein und man kann dadurch aufwachen.

Aber viele Menschen mit einer brauchen keinen Luftbefeuchter. Geräte ohne Luftbefeuchter sind wesentlich einfacher zu bedienen. Der ganze Aufwand mit der Hygiene fällt weg. Das Wasser bei einem Luftbefeuchter müssen Sie jeden Tag wechseln, Sie müssen alle Schläuche saubermachen, den Luftbefeuchter saubermachen und die Maske auswaschen, weil dort Keime entstehen können. Bei der Pflege des Gerätes habe ich mittlerweile eine Art Routine entwickelt. Ich habe zwei Schläuche, die werden an dem einen oder dem anderen Tag genommen. Mit der Zeit bekommt man heraus, wie es am besten geht und gewöhnt sich daran.

Das Gerät ist ganz leise. Früher waren diese Geräte sehr laut, aber heute nicht mehr. Meine Frau sagt, dass das Gerät sie nicht beim Schlafen stört. Was sie früher viel mehr gestört hat, waren meine Atemaussetzer in der Nacht.

Bei mir hat die Therapie sofort gewirkt

Die Maske störte mich nur am Anfang. Ich brauchte eine gewisse Zeit zur Eingewöhnung. Das Erstaunliche an der war, dass sie bei mir sofort gewirkt hat. Nach der ersten Nacht mit diesem Gerät war ich wie neu geboren. Ich war vor der immer total müde. Ich war am Morgen kaputter als am Abend. Und durch diese war das von einem auf den anderen Tag verflogen. Mir war es egal, ob die Maske drückt oder andere Probleme macht, weil die eine ganz andere Lebensqualität für mich bringt. Dadurch fühl‘ ich mich fit.

Ich finde für Menschen mit einer ist es wichtig, bei der Behandlung durchzuhalten. Die ist gewöhnungsbedürftig und gerade ältere Leute kommen damit oft anfangs nicht zurecht. Wenn man mit dem Gerät oder der Anwendung nicht klar kommt, dann sollte man keine Scheu haben und den Arzt fragen oder zu einer Selbsthilfegruppe gehen. Dort werden unter anderem diese Themen oft besprochen.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 16. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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