Die Partnerschaft hat von der Therapie auch profitiert

Foto von Paar beim Wandern

Manfred, 62 Jahre

„Nach meinem Eindruck dauert es oft viele Jahre, bis die Schlafapnoe überhaupt erkannt wird. Manche Ärzte tippen dann auf Burnout, wie bei mir, oder auf Depressionen und bei manchen Frauen auch auf die Wechseljahre.“

Vor etwa 13 Jahren habe ich bei mir eine zunehmende Vergesslichkeit bemerkt. Zudem war ich tagsüber oft sehr müde und schläfrig. Und ich war wegen Erschöpfung öfter krankgeschrieben. Das hat mir Sorgen bereitet und ich war in regelmäßigen Abständen bei verschiedenen Ärzten. Sie wollten mich beruhigen und waren der Auffassung, dass dies am Älterwerden und an meinem anstrengenden Beruf, dem Schichtdienst und dem vielen Stress lag.

Etwa vor sieben Jahren habe ich beim Zahnarzt zufällig über das Schnarchen gesprochen. Ich schnarche schon, solange ich denken kann. Und ich schnarche sehr stark. Der Zahnarzt hat mich deswegen zu einem HNO-Arzt geschickt. Der war zufälligerweise auch Schlafmediziner. Ich wusste damals gar nicht, dass es so was wie „Schlafmediziner“ gibt.

Dieser Schlafmediziner hat mir ein Gerät mit nach Hause gegeben, das bestimmte Werte beim Schlafen erfasst. Als Ergebnis dieser Messungen hat er einen Verdacht auf ausgesprochen und mich in ein Schlaflabor geschickt. Ich hatte etwa 40 Atemaussetzer pro Nacht.

Ich war morgens ausgeschlafen, das kannte ich gar nicht mehr

Ich war schon sehr überrascht, dass ich nach dem dritten Tag in diesem Schlaflabor nicht nur eine , sondern auch noch ein Gerät im Gepäck hatte: ein Atemtherapiegerät. Damit habe ich schon im Schlaflabor geschlafen. Ich wurde morgens wach und war ausgeschlafen. Das war etwas, was ich die vorangegangenen Jahre überhaupt nicht kannte. Ich war ein ganz anderer Mensch. Das war faszinierend. Ich habe nach meinem Aufenthalt im Schlaflabor die mit dem Atemgerät regelmäßig weitergeführt und nach etwa einem halben Jahr war die Vergesslichkeit verschwunden. Ich hatte wieder den Stand meiner geistigen Leistungsfähigkeit erreicht, wie ich ihn von früher kannte. Ich habe auch keine Folgeerkrankungen der , da ich mit der früh begonnen habe. Von Herz und Kreislauf her bin ich fit und gesund.

Das Atemtherapiegerät verwende ich seitdem Nacht für Nacht. Wenn man sich daran gewöhnt hat, ist die mit dem Gerät eigentlich ganz einfach. Auch für die Partner ist das oft unproblematisch, da die Geräte in der technischen Entwicklung viel leiser geworden sind.

Als Alternative zum Atemtherapiegerät gibt es für manche Patienten noch die Schlafapnoe-Unterkieferschiene. Ich selbst trage keine Schiene, habe aber von anderen gehört, dass viele gut damit zurechtkommen, wenn sie ordentlich angepasst sind.

Es kann immer mal Probleme mit dem Gerät geben

Zu einem CPAP-Gerät (A.d.R. Schlafapnoe-Atemtherapiegerät) können viele Fragen und Sorgen auftauchen. Es kann immer wieder mal Probleme mit der Technik geben: die Maske sitzt nicht richtig, der Druck ist nicht richtig eingestellt. Ich habe zum Beispiel manchmal am Morgen Druckstellen im Gesicht von der Maske. Aber die verschwinden wieder nach etwa einer Stunde. Zudem können Schamgefühle und Angst, dass der Partner einen wegen dem Gerät nicht mehr liebt und unattraktiv findet und dass das Gerät stören könnte, entstehen. Aufgrund der möglichen Probleme gehen auch viele Patienten in die Schlafapnoe-Selbsthilfegruppen, um sich dort unter anderem über die auszutauschen. Ich finde die Selbsthilfegruppe sehr wichtig, als Anlaufstelle zum Austausch und für Informationen.

Als ich das Gerät bekommen habe, war ich sehr froh, dass ich jeden Morgen ausgeschlafen war. Das war das Wichtigste für mich. Über andere mögliche Probleme, die mit dem Gerät zusammenhängen könnten, habe ich mir zu diesem Zeitpunkt keine Gedanken gemacht. Ich war sehr froh und fühlte mich wie ein neuer Mensch. Ich war beruflich wieder belastbar und allgemein fit. Das hat mögliche Probleme und Sorgen an die Seite gedrängt. Meine damalige Partnerin war sehr froh, dass ich wieder wach und nicht mehr so müde und abgeschlagen war. Die Partnerschaft hat durch die auch viel profitiert. Da ich nicht mehr so müde war, konnte ich besser zuhören und auf meine Partnerin eingehen. Die Partnerschaft hat sich positiver entwickelt, weil ich zufriedener war.

Nach einem Partnerwechsel habe ich mich vor meiner neuen Partnerin erst einmal geschämt. Ich wollte gar nicht erzählen, dass ich ein solches Gerät zu Hause habe. Ich habe in der Anfangsphase der Beziehung viel gelogen, dass ich beispielsweise am Abend plötzlich nach Hause muss, was ja nicht stimmte. Ich habe immer Gründe gesucht, um dem Thema auszuweichen. Irgendwann habe ich gedacht, dass ich doch langsam darüber sprechen sollte. Und ich hab‘ die Erfahrung gemacht, dass Frauen die Krankheit bei mir akzeptierten. Wir haben in Ruhe darüber gesprochen und dann hat das sehr gut funktioniert.

Früher bin ich manchmal mit Erstickungsgefühlen wach geworden

Ich nehme mein Gerät immer mit auf Reisen. Das ist zwar unbequem, weil es ein zusätzliches Gepäckstück ist, aber bei mir gibt es keine Nacht mehr ohne das Gerät – auch nicht im Urlaub.

Die Geräte werden von der technischen Entwicklung her immer leiser, komfortabler und auch optisch unauffälliger. Manche sehen aus wie Weckradios. Man kann sie einfach auf dem Nachttisch stehen lassen und es stört nicht.

Ich kann mich noch sehr gut an die Nächte erinnern, bevor ich das Atemtherapiegerät hatte. Da bin ich manchmal nachts mit Erstickungsgefühlen wach geworden. Das passierte nicht bei jedem Atemaussetzer, sondern hin und wieder mal. Das habe ich früher beim Arzt nie thematisiert. Genauso wie das Schnarchen. Ich hatte mich irgendwie daran gewöhnt, dass es hin und wieder mal vorkommt. Ich hatte dem damals nicht so eine große Bedeutung beigemessen.

Nach meinem Eindruck dauert es oft viele Jahre, bis die überhaupt erkannt wird. Manche Ärzte tippen dann auf Burnout, wie bei mir, oder auf Depressionen und bei manchen Frauen auch auf die . Die Patienten erzählen beim Arzt ja oft nicht, dass sie schnarchen, weil viele zwischen Schnarchen und dieser Müdigkeit und Abgeschlagenheit keinen Zusammenhang sehen.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 16. November 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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