Beim Autofahren bin ich immer unsicherer geworden

Foto eines Mannes

Johann, 68 Jahre

„Ich hatte eine Art Nebel vor den Augen, und um Straßenlaternen oder Autoscheinwerfer habe ich eine Art Strahlenkranz gesehen.“

Die ersten Symptome habe ich vor etwa sieben Jahren gespürt. Ich hatte eine Art Nebel vor den Augen, und um Straßenlaternen oder Autoscheinwerfer habe ich eine Art Strahlenkranz gesehen. Daraufhin bin ich irgendwann zum Augenarzt gegangen. Dieser konnte jedoch nichts finden. Aber die Symptome wurden mit der Zeit schlimmer. Irgendwann bin ich dann einfach in eine Augenklinik gefahren und dort wurde relativ schnell die eines Glaukoms gestellt. Mein war zu diesem Zeitpunkt in einem Auge besonders hoch. Mir wurde daraufhin eine Operation an diesem Auge angeboten. Dies habe ich dann auch machen lassen.

Nachdem ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, habe ich mir einen neuen Augenarzt gesucht. Ich habe dann Augentropfen für das Auge verschrieben bekommen, welches nicht operiert wurde. Ich hatte ja Beschwerden auf beiden Augen, nur war der zwischen den Augen unterschiedlich. Aber nach einer Weile musste ich dann doch beide Augen tropfen.

Das ging noch so ein paar Jahre weiter und dann wurde ich wegen einer anderen Augenerkrankung operiert. Das hat alles prima geklappt und ich brauchte danach auch keine Tropfen mehr gegen den zu nehmen, bis heute nicht. Die Operation hatte natürlich keinen Einfluss auf das selber, denn die Schädigung des Sehnervs ist nicht rückgängig zu machen. Das wird dadurch nicht wieder besser.

Behandlung mit Tropfen

Zur Behandlung eines Grünen Stars werden oft Tropfen verordnet, die den senken sollen. Aber die Ärzte haben oft keine Zeit, den Patienten genau zu erklären, wie sie das mit den Tropfen machen sollen. Viele stellen sich zu Hause vor den Spiegel und kippen sich die Tropfen irgendwie ins Auge. Schwierig finde ich auch, dass das jeweils von Tropfen zu Tropfen und von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich ist. Beispielsweise muss man bei manchen Flaschen sehr stark drücken, damit etwas herauskommt. Wenn man dann nicht aufpasst, hat man einen ganzen Schwall im Auge. Und die Flaschen sind oft auch ganz klein und sehr schnell leer, wenn das einem mehrfach passiert.

Wenn man merkt, das klappt nicht so richtig mit dem Tröpfeln, dann kann man noch mal den Arzt fragen oder sich bei einer Selbsthilfegruppe erkundigen. Es gibt da ja so eine Menge Tricks: beispielsweise dass man sich nach dem Tröpfeln den Augenwinkel mit dem Finger eine Weile leicht zudrückt.

Das Nebelsehen, was ich am Anfang immer hatte, hängt mit dem hohen Augendruck zusammen. Dies kann verschwinden, wenn der Augendruck durch Medikamente oder durch eine Operation gesenkt werden kann. Die Symptome können dadurch behandelt werden, aber der Sehnerv wird dadurch nicht wieder geheilt.

Durch den verletzten Sehnerv habe ich ein eingeschränktes Gesichtsfeld. Das äußert sich bei jedem anders. Der eine sieht links etwas nicht, der andere rechts, oben oder unten. Und je mehr von dem Sehnerv fehlt, desto schlechter kann man allgemein sehen.

Bei mir ist der gesamte äußere Sehbereich und der seitliche Sehbereich eingeschränkt. Die Einschränkung beim Sehen fängt äußerlich an und geht langsam Richtung Mitte: also wenn rechts neben mir jemand vorbei kommt, sehe ich ihn erst, wenn er direkt an mir vorbeigeht. Aus dem Augenwinkel kann ich ihn vorher nicht sehen. Das ist natürlich ganz schlecht für das Autofahren.

Durch die Einschränkungen beim Sehen laufe ich unsicherer. Ich bin auch empfindlicher bei hellem Licht, bin schnell geblendet und Kontraste kann ich schlecht sehen. Beispielweise sehe ich auf Bürgersteigen nur eine graue Fläche. Unebenheiten auf Gehwegen kann ich schlecht erkennen und bemerke sie oft erst, wenn ich hineintrete. Das ist manchmal schon gefährlich.

Ich mache auch ein wenig Nordic , um mein Gleichgewicht ein wenig zu trainieren. Joggen ist nicht mehr möglich, aber durch die Stöcke beim Nordic habe ich Halt und das geht ganz gut.

Unsicher beim Autofahren

Die Sicherheit beim Autofahren ist mit der Zeit immer schlechter geworden. Eines Tages wollte ich losfahren und habe lange an einer Kreuzung gestanden und geschaut und ständig kamen Autos und ich bin einfach nicht losgekommen. Ich konnte die Straße einfach nicht richtig einsehen. Mir war in diesem Moment klar, dass ich mit viel Glück noch bis zur nächsten Kreuzung komme und spätestens dann baue ich einen Unfall. Dann habe ich ganz spontan entschieden, dass ich sofort wieder zurück in die Garage fahre und dass es das jetzt mit dem Autofahren war. Seitdem bin ich nicht mehr mit dem Auto gefahren.

Mit einer hohen Bildschirmauflösung kann ich noch gut am Computer arbeiten. Das ist mir sehr wichtig, daran habe ich Spaß. Ich habe mir auch einen Scanner besorgt. Beispielsweise kann ich oft Beipackzettel nicht mehr lesen, da sie so klein bedruckt sind. Dann scanne ich mir die ein und mit einer hohen Auflösung kann ich die dann ganz gut am Bildschirm lesen. Manche Dinge kann ich noch mit der Lesebrille entziffern, aber das ist sehr anstrengend und mir schmerzen schnell die Augen.

Bei Anbruch der Dunkelheit kann ich kaum noch etwas sehen. Daraufhin habe ich mal ein Training für das Gehen mit einem Blindenstock gemacht. Meine Motivation dafür war, dass ich immer schlechter sehe und dass ich mich darauf vorbereite, falls ich irgendwann gar nicht mehr sehen kann. Das ist gar nicht so einfach mit einem Blindenstock. Den Umgang damit muss man lernen.

Die Augenärzte können ja leider nichts tun, der Sehnerv ist kaputt. Aber ich versuche, das Beste aus der Situation zu machen und damit komme ich einigermaßen klar.

Ich finde es wichtig, dass man sich von den Ärzten die Unterlagen geben lässt, zumindest eine Kopie davon. Wenn man sich von einem Arzt nicht gut beraten fühlt, dann kann man sich auch eine Zweitmeinung einholen. Selbsthilfegruppen sind gute Ansprechpartner, wenn es einem psychisch nicht so gut geht. Manchmal spricht es sich dort leichter als beim Augenarzt.

Danksagung

Erfahrungsberichte fassen Interviews mit Betroffenen zusammen. Alle Gesprächspartnerinnen und -partner haben der Veröffentlichung zugestimmt. Ihnen gilt unser herzlicher Dank.

Die Berichte geben einen Einblick in den persönlichen Umgang und das Leben mit einer Erkrankung. Die Aussagen stellen keine Empfehlung des IQWiG dar.

Hinweis: Um die Anonymität der Interviewten zu wahren, ändern wir ihre Vornamen. Die Fotos zeigen unbeteiligte Personen.

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Aktualisiert am 14. Juni 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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