Behandlungsmöglichkeiten bei einer Depression

Foto von Patientin und Psychotherapeut

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine zu behandeln. Dazu gehören Psychotherapien, Medikamente und allgemeine Maßnahmen wie Entspannungstherapien. Häufig werden auch mehrere Ansätze miteinander kombiniert.

Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Während einer depressiven Episode fallen Menschen über mehrere Wochen oder Monate in ein emotionales Tief, aus dem sie oft keinen Ausweg sehen. Bei einer chronischen halten die Beschwerden über Jahre an. Eine Behandlung kann depressive Episoden verkürzen und die Beschwerden lindern.

Muss eine Depression immer behandelt werden?

Bei leichten oder beginnenden Depressionen ist es möglich, zunächst abzuwarten und zu beobachten, ob die Beschwerden von selbst wieder abklingen. Abwarten bedeutet jedoch nicht, die Beschwerden zu übergehen und nichts zu tun. Wichtig ist, in dieser Zeit mit der betreuenden Ärztin oder dem Arzt in Kontakt zu bleiben und regelmäßig zu besprechen, wie man sich fühlt und wie man mit der Situation umgehen kann. Verstärken sich die Beschwerden oder halten sie über einige Wochen an, ist mehr therapeutische Unterstützung sinnvoll.

Wichtig ist auch die Möglichkeit, sich mit anderen auszutauschen. Partner, Angehörige und Freunde spielen eine sehr wichtige Rolle. Aber auch Beratungsstellen können unterstützen und begleiten. Manchmal ist es hilfreich, mit Menschen zu sprechen, die dieselben Erfahrungen gemacht haben, etwa in einer Selbsthilfegruppe.

Vor allem bei mittelschweren oder schweren Depressionen ist eine sofortige meist sehr wichtig, da die Beschwerden sehr belastend sind und nicht nach kurzer Zeit wieder abklingen. Das gilt auch für chronische Depressionen und ganz besonders bei Gedanken an Selbstgefährdung oder -tötung (Suizidgefahr).

Wie lange dauert eine Therapie?

Bei den Behandlungsmethoden unterscheidet man die „Akuttherapie“, die „Erhaltungstherapie“ und die „Langzeitvorbeugung“ (Rezidivprophylaxe). Die Akuttherapie dauert in der Regel 6 bis 8 Wochen. Ihr Ziel ist es,

  • die Symptome soweit zu lindern, dass ein normaler Alltag wieder möglich ist, sowie
  • die Dauer der Beschwerden zu verkürzen und weiteren Einschränkungen im Alltag vorzubeugen.

Die anschließende Erhaltungstherapie dauert in der Regel 4 bis 9 Monate. Sie soll

  • die Symptome weiter eindämmen, bis sie abklingen, und
  • den Therapieerfolg erhalten.

Für Menschen mit einem erhöhten Risiko für ein Wiederauftreten depressiver Episoden kommt eine Langzeitbehandlung infrage, um Rückfällen vorzubeugen. Eine solche „Rezidivprophylaxe“ kann manchmal viele Jahre dauern – zum Beispiel, wenn die Beschwerden durch die Akut- und Erhaltungstherapie nicht völlig abgeklungen sind, oder wenn die Lebensumstände sehr schwierig bleiben. Auch bei chronischen Depressionen nehmen Betroffene oft über viele Jahre Medikamente.

Welche psychotherapeutischen Behandlungen werden angeboten?

Eine Psychotherapie besteht meist aus intensiven Gesprächen und Verhaltensübungen. Das bei Depressionen am häufigsten eingesetzte psychotherapeutische Verfahren ist die (oft auch KVT abgekürzt). In der ambulanten Behandlung gehören neben der KVT die tiefenpsychologisch fundierte, die analytische Psychotherapie und die systemische zu den Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen. Sie werden häufig von psychologischen Psychotherapeuten angeboten.

Bei einer akuten depressiven Erkrankung ist meist eine kurzfristige psychotherapeutische Unterstützung möglich, auch zusammen mit einer medikamentösen Behandlung. Anschließend kann eine ambulante Psychotherapie beantragt werden.

Kognitive Verhaltenstherapie

Bei Depressionen sind es oft negative Denkmuster wie Selbstzweifel und Schuldgefühle, die die Niedergeschlagenheit immer weiter verstärken. Solche Muster sollen in der kognitiven Verhaltenstherapie Schritt für Schritt durchbrochen werden, damit ein positiveres Selbstbild entstehen kann.

Die kombiniert zwei Therapieansätze:

  • Die kognitive : Aus Sicht der kognitiven sind es häufig weniger die Dinge und Situationen selbst, die uns Probleme bereiten, sondern eher die Bedeutung, die wir ihnen beimessen. Die persönliche Sicht der Dinge kann also ein entscheidender Ansatzpunkt für Veränderungen sein.
  • Die : Die basiert auf der Annahme, dass Verhaltensweisen erlernt werden und auch wieder verlernt werden können. Das therapeutische Ziel besteht darin, problematische Verhaltensmuster zu erkennen, mit ihnen zu arbeiten und sie zu ändern.

In der kognitiven geht es darum, sich über seine Gedanken, Einstellungen und Erwartungen klar zu werden. Das ermöglicht es, nicht zutreffende und belastende Überzeugungen zu erkennen und zu verändern.

Psychoanalytisch begründete Verfahren

Die analytische Psychotherapie (bekannt als Psychoanalyse) und die (TP) gehören zu den psychoanalytisch begründeten Verfahren. Sie gehen davon aus, dass unbewusste, bisher nicht verarbeitete Konflikte eine verursachen können. In Gesprächen sollen bisher unbekannte Zusammenhänge gefunden und verarbeitet werden. Eine wichtige Voraussetzung für eine psychoanalytisch begründete ist die Bereitschaft, sich intensiv mit vergangenen, möglicherweise schmerzlichen Erfahrungen auseinanderzusetzen. Eine Psychoanalyse erstreckt sich meist über einen längeren Zeitraum als eine .

Systemische Therapie

Bei der systemischen wird sozialen Beziehungen eine große Bedeutung beigemessen – zum Beispiel in der Familie, im Freundeskreis oder bei der Arbeit. Sie können bei der Entstehung einer eine Rolle spielen. Während der wird beispielsweise versucht, die Kommunikation innerhalb einer Familie zu verbessern. Dies soll helfen, depressive Beschwerden zu lindern.

Wie finde ich einen Psychotherapeuten?

Die Hausärztin oder der Hausarzt kann oft eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten empfehlen. Man kann sich aber auch direkt an eine psychotherapeutische oder psychiatrische Praxis wenden. Bei der Terminvereinbarung helfen die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV).

Ein erstes Gespräch in einer psychotherapeutischen Praxis ist auch ohne ärztliche Überweisung oder Antrag bei der Krankenkasse möglich. In Notfällen stehen psychiatrische Praxen mit Notfalldienst, psychotherapeutische Ambulanzen, psychiatrische oder Kliniken zur Verfügung.

Für den Erfolg einer ambulanten Psychotherapie ist es sehr wichtig, eine Psychotherapeutin oder einen Psychotherapeuten zu finden, zu der oder dem ein vertrauensvolles Verhältnis möglich scheint. Die ersten 3 bis 5 Termine in einer therapeutischen Praxis sind daher auch dazu da, um zu prüfen, ob man zueinander passt und die Behandlungsmethode den eigenen Vorstellungen entspricht.

Wann kommen welche Medikamente infrage?

Bei leichten Depressionen sind Medikamente unwirksam. Es kann auch sonst gute Gründe geben, auf Medikamente (zunächst) zu verzichten. Denn die Beschwerden können sich auch ohne nach kurzer Zeit legen. Auch mögliche Nebenwirkungen spielen bei der Entscheidung für oder gegen eine Rolle.

Die Symptome können aber auch so stark sein, dass Medikamente sinnvoll sind. Dies gilt vor allem bei schweren und häufig wiederkehrenden Depressionen – und besonders, wenn Gedanken an Selbstverletzung oder Selbsttötung aufkommen. Manchmal ist es überhaupt erst möglich, eine Psychotherapie zu beginnen, wenn die Beschwerden durch die Medikamente etwas abgemildert wurden.

Antidepressiva

Zur von Depressionen gibt es unterschiedliche Medikamente und Wirkstoffgruppen, die als bezeichnet werden. Sie können die Stimmung heben und den Antrieb steigern. werden oft ergänzend zu einer Psychotherapie eingesetzt. Es dauert meist mehrere Tage bis Wochen, bis wirken. Sie werden bei einer akuten über einige Wochen bis Monate täglich eingenommen, um ausreichend wirken zu können. Oft schließt sich eine 4- bis 9-monatige Erhaltungstherapie an. Die Einnahmedauer hängt unter anderem davon ab, wie sich die Beschwerden entwickeln und ob ein höheres Risiko für eine erneute depressive Episode besteht. Manche Menschen nehmen über Jahre ein, um einem vorzubeugen.

Zu den Nebenwirkungen von können zum Beispiel Mundtrockenheit, Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme, innere Unruhe und Störungen der Sexualität gehören. Sie treten meist in den ersten Wochen der Einnahme auf. Ob, wie häufig und zu welchen Nebenwirkungen es kommt, hängt vom Wirkstoff und der jeweiligen Dosierung ab.

Außerdem reagiert jeder Mensch etwas anders. Deshalb ist es wichtig, die Medikamententherapie regelmäßig von der Ärztin oder dem Arzt überprüfen und anpassen zu lassen. Zum Ende der Behandlung wird die Dosierung der Tabletten über Wochen allmählich verringert. Ein abruptes Absetzen von kann (vorübergehend) zu Schlafstörungen, Übelkeit oder Unruhe führen. Ein eigenständiges Absetzen der Medikamente, sobald es einem besser geht, erhöht das Risiko für einen .

Pflanzliche Arzneimittel

Die gängigsten und bekanntesten pflanzlichen Arzneimittel zur Behandlung von Depressionen werden aus Johanniskraut hergestellt. Mittel aus Johanniskraut werden häufig bei leichten Depressionen eingenommen, manchmal auch bei mittelschweren.

Johanniskraut-Medikamente gegen mittelschwere Depressionen sind teilweise rezeptpflichtig. Für die rezeptfreien Präparate gilt wie für die meisten anderen pflanzlichen Arzneien: Im Handel ist eine Vielfalt an Produkten erhältlich, die sich in ihrer Zusammensetzung zum Teil erheblich unterscheiden. Viele Produkte enthalten nur eine geringe Dosis an Johanniskraut-Extrakt. Da zudem auch pflanzliche Präparate Nebenwirkungen sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben können, ist es wichtig, Johanniskraut-Produkte nur in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt einzusetzen.

Gibt es noch andere Behandlungsmöglichkeiten?

Es gibt eine Vielzahl weiterer Behandlungen und Maßnahmen, die Menschen mit einer angeboten werden. Bei vielen ist unklar, ob sie Depressionen mildern können. Andere können eine sinnvolle Ergänzung oder Alternative in bestimmten Situationen sein.

Entspannungsverfahren und Yoga

Es gibt Hinweise, dass Entspannungsverfahren wie die progressive Muskelentspannung, , Musiktherapie oder auch Yogaübungen zur Linderung leichter bis mittelschwerer Depressionen beitragen können. Allerdings sind sie weniger wirksam als beispielsweise die . Entspannungsverfahren können auch im Rahmen einer Psychotherapie erlernt werden.

Sport und Bewegung

Sport und Bewegung – zum Beispiel , Joggen, Radfahren, Schwimmen, Wandern – werden häufig empfohlen, um depressive Beschwerden zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Körperliche Aktivitäten heben bei vielen Menschen die Stimmung und steigern den Antrieb, und auch bei manchen Menschen mit einer können sie die Symptome lindern. Allerdings zeigten die bisherigen Studien auch: Der Einfluss körperlicher Aktivität auf die war im Durchschnitt nicht sehr groß – und ob die Vorteile längerfristig anhalten, ist wenig untersucht. Sport und Bewegung können aber eine sinnvolle Ergänzung zu anderen Behandlungen sein.

Offen ist auch, welchen Nutzen verschiedene Sport- und Bewegungsarten haben. Zudem ist nicht klar, bei welchen Formen der Sport angebracht sein kann und bei welchen nicht. So ist es Menschen mit einer schweren oft gar nicht möglich, aktiv zu werden. Eine Empfehlung, mehr Sport zu treiben, könnte dann noch zusätzlich belasten.

Lichttherapie

Die Lichttherapie wird bei der sogenannten Winterdepression eingesetzt, die bei manchen Menschen in den dunklen Monaten des Jahres auftritt. Wenn die Stimmung vermutlich durch den Mangel an hellem Tageslicht beeinträchtigt wird, ist eine Behandlung mit hellem Kunstlicht möglich. Sie besteht aus morgendlichen, etwa halbstündigen Sitzungen vor einer speziellen Lampe (Lichttherapiegerät).

Wachtherapie

Diese Behandlung besteht aus kurzfristigem Schlafentzug – das heißt, man bleibt eine Nacht lang wach und schläft erst in der folgenden Nacht wieder. Es wird vermutet, dass der Schlafentzug den Stoffwechsel im Gehirn verändert und sich die Stimmung dadurch aufhellen könnte. Die Wachtherapie zielt nur auf eine kurzfristige Besserung der Beschwerden. Sie kann ergänzend zu anderen Behandlungen eingesetzt werden.

Elektrokrampftherapie

Die Elektrokrampftherapie findet in der Regel im Krankenhaus unter statt. Über Elektroden am Kopf wird das Gehirn dabei kurzen elektrischen Reizen ausgesetzt, was einen epileptischen Anfall auslöst. Davon spürt man nichts, da die in durchgeführt wird. Die Elektrokrampftherapie kommt normalerweise nur bei schweren Depressionen infrage, wenn andere Behandlungen nicht geholfen haben.

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Aktualisiert am 20. Mai 2020

Nächste geplante Aktualisierung: 2023

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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