Wer hilft bei Depressionen?

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Für Menschen mit einer ist oft die Hausärztin oder der Hausarzt die erste Anlaufstelle. Daneben gibt es weitere ärztliche oder psychotherapeutische Einrichtungen sowie verschiedene Angebote, die im Alltag unterstützen.

Die folgende Übersicht beschreibt verschiedene Anlaufstellen und Hilfen für Menschen mit einer Depression. Je nach Bundesland und Region kann sich das Angebot etwas unterscheiden.

Welche Art der Hilfe infrage kommt, ist individuell. Sie hängt beispielsweise davon ab, wie schwer eine ist, welche Beschwerden bestehen und in welchem Alter sie auftritt.

An wen kann ich mich wenden?

Hausärztinnen / Hausärzte sind häufig die erste Adresse, wenn man wegen seelischer Probleme ärztliche Hilfe sucht. Die Hausarztpraxis koordiniert die Behandlung mit anderen Einrichtungen und verweist beispielsweise an psychiatrische oder psychotherapeutische Praxen oder Kliniken.

Kinderärztinnen / Kinderärzte sind meist die erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche und ihre Eltern. Wenn sie eine vermuten, verweisen sie an andere Einrichtungen und koordinieren die Behandlung.

Psychotherapeutinnen / Psychotherapeuten diagnostizieren Depressionen und bieten Behandlungen wie die kognitive Verhaltenstherapie oder die Psychoanalyse an. Es gibt ärztliche und psychologische Psychotherapeutinnen und -therapeuten. Einige sind auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert.

Psychiaterinnen / Psychiater haben eine ärztliche Ausbildung und können neben der Diagnostik auch Medikamente verschreiben. Manche bieten auch Psychotherapien an. Einige sind auf die Behandlung von Kindern und Jugendlichen spezialisiert.

Gut zu wissen

Auf der Internetseite der Kassenärztlichen Bundesvereinigung lässt sich bundesweit nach Haus- und Facharztpraxen sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten suchen.

Wer begleitet mich während der Erkrankung?

Sozialpsychiatrische Dienste begleiten im Alltag und koordinieren verschiedene Unterstützungsangebote. Sie beraten, machen Hausbesuche und vermitteln ärztliche sowie psychotherapeutische Hilfe – besonders in Krisensituationen.

Kinder- und jugendpsychiatrische Dienste beraten und begleiten Kinder, Jugendliche und ihre Angehörigen. Sie vermitteln weiterführende Hilfen und beraten zum Beispiel auch die Schule.

Soziotherapeutinnen / Soziotherapeuten helfen bei einer schweren psychischen Erkrankung, möglichst eigenständig zu leben und Krankenhausaufenthalte zu vermeiden. Sie unterstützen dabei, mit der Erkrankung umzugehen, Arzttermine wahrzunehmen und für sich und andere zu sorgen. Zudem helfen sie bei behördlichen Angelegenheiten sowie bei Gesprächen mit Krankenkassen oder ärztlichen Einrichtungen.

Ergotherapeutinnen / Ergotherapeuten helfen dabei, den Alltag möglichst eigenständig zu gestalten und für sich selbst zu sorgen. Eine Ergotherapie unterstützt zum Beispiel dabei, trotz den eigenen Tagesablauf zu strukturieren, im Alltag zurechtzukommen und möglichst weiter am Arbeitsleben teilzunehmen.

Sporttherapeutinnen / Sporttherapeuten helfen bei körperlichen Beschwerden, die mit einer einhergehen können – zum Beispiel Schmerzen. Sport und Bewegung können außerdem depressive Beschwerden lindern.

Psychiatrische häusliche Krankenpflege unterstützt psychisch erkrankte Menschen in ihrem Wohnumfeld. Sie soll auch dazu beitragen, Klinikaufenthalte zu vermeiden. Ist körperliche Pflege nötig, kommen außerdem reguläre Pflegedienste infrage.

Wer kann mich beraten?

Kinder- und Jugendnotdienste sind eine Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen sowie deren Eltern, beispielsweise bei Konflikten oder Suizidgefahr. Sie sind Einrichtungen der Städte und Gemeinden und rund um die Uhr erreichbar.

Psychosoziale Beratungsstellen beraten Menschen aller Altersgruppen zu verschiedenen Fragen rund um den Umgang mit der Erkrankung. Sie helfen auch in Krisensituationen und vermitteln weitere Unterstützung. Auf Wunsch ist die Beratung anonym. Es gibt zahlreiche Anbieter, beispielsweise die Diakonie, die Caritas, die Arbeiterwohlfahrt oder das Deutsche Rote Kreuz.

Beratungsstellen für Rehabilitation und Teilhabe der gesetzlichen Rentenversicherung beraten dazu, ob eine medizinische Rehabilitation infrage kommt. Auch die Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung (EUTB) berät bei Fragen zu Rehabilitation und Teilhabe.

Selbsthilfegruppen bieten Austausch und gegenseitige Unterstützung für Betroffene und Angehörige. Solche Gruppen findet man über die NAKOS – die bundesweite Anlaufstelle rund um das Thema Selbsthilfe.

Wo wird eine Depression behandelt?

In ärztlichen oder psychotherapeutischen Praxen: Dort kann eine festgestellt und behandelt werden. Je nach Situation geschieht dies in hausärztlichen oder in spezialisierten Praxen, zum Beispiel für Psychotherapie.

In psychiatrischen und Ambulanzen: Diese finden sich in Kliniken oder medizinischen Versorgungszentren und können eine erste Anlaufstelle sein, um die Erkrankung festzustellen und die Behandlung einzuleiten. Einige Ambulanzen diagnostizieren und beraten nur, andere bieten selbst eine umfassende Behandlung an.

In Kliniken: Ein Klinikaufenthalt kann sinnvoll sein, wenn die Beschwerden sehr stark sind. Eine kann beispielsweise in einer Fachklinik für Psychiatrie und Psychotherapie oder einer Klinik behandelt werden. Auch einige Allgemeinkrankenhäuser haben psychiatrische Abteilungen. Zudem gibt es Tageskliniken, die man tagsüber besucht, dort aber nicht übernachtet.

Welche Angebote zu Rehabilitation und Teilhabe gibt es?

Medizinische Rehabilitation soll vor allem die Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen und den Umgang mit der Erkrankung erleichtern. Sie kann stationär oder stattfinden – beispielsweise in Tageskliniken. Bei Fragen zur Rehabilitation kann man sich an die Deutsche Rentenversicherung wenden.

Berufliche Wiedereingliederung kann über das Hamburger Modell erfolgen, das eine begleitete, schrittweise Rückkehr in den Arbeitsalltag ermöglicht. Berufsbildungswerke und Berufsförderungswerke helfen, eine Ausbildung oder Umschulung zu finden. Berufliche Trainingszentren unterstützen bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt.

Unterstützung im häuslichen Umfeld bieten zum Beispiel sozialpsychiatrische Dienste, häusliche psychiatrische Pflegedienste sowie Soziotherapeutinnen und -therapeuten. Sie machen Hausbesuche und unterstützen im Alltag.

Spezielle Wohnformen: Manchmal leben Menschen mit psychischen Erkrankungen vorübergehend oder dauerhaft in betreuten Wohngruppen. Dort finden sie einen geschützten Rahmen sowie Beratung und weitere Hilfen. Sie werden dabei unterstützt, möglichst selbstständig für sich zu sorgen.

Was bieten digitale Gesundheitsanwendungen?

Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) sollen dabei helfen, bestimmte Krankheiten zu erkennen, zu überwachen und zu behandeln. Meist sind das Apps für mobile Geräte oder Computer – manchmal aber auch Online-Angebote, die man über einen Browser nutzt.

DiGA wurden behördlich geprüft und entsprechen bestimmten Anforderungen, zum Beispiel an den Datenschutz und die Qualität der Inhalte. Sie können ärztlich oder psychotherapeutisch verschrieben werden und werden daher auch „Apps auf Rezept“ genannt. DiGA werden von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Für den Umgang mit einer stehen verschiedene DiGA zur Verfügung.

Wer hilft in einer akuten Krise?

Wenn die depressiven Beschwerden so stark sind, dass in den nächsten Tagen Hilfe nötig ist, können Betroffene oder Angehörige sich an folgende Stellen wenden:

  • sozialpsychiatrische Dienste
  • kinder- und jugendpsychiatrische Dienste
  • psychosoziale Kontakt- und Beratungsstellen
  • psychiatrische Ambulanzen
  • ärztliche oder psychotherapeutische Praxen

Ist sofort Hilfe nötig, kann man sich an diese Einrichtungen wenden:

Rasche Hilfe ist besonders bei konkreten Selbsttötungsgedanken wichtig. Weitere regionale Anlaufstellen findet man über die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention.

Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Unipolare Depression. AWMF-Registernr.: nvl-005. 2022.

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN). Psychenet. Netz psychische Gesundheit: Hilfe finden. 2023.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

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Über diese Seite

Erstellt am 13. Dezember 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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