Behandlung mit festsitzender Zahnspange

Foto von Teenager mit fester Spange

Zahnspangen sollen die Stellung einzelner Zähne und des Ober- und Unterkiefers zueinander verbessern. Eine festsitzende Zahnspange bleibt bis zum Behandlungsende ständig im Mund. Eine gute Zahnpflege ist dann besonders wichtig.

Schätzungsweise haben mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen in Deutschland eine Zahn- und Kieferfehlstellung. Ihr Gebiss wird in der Regel entweder mithilfe einer festsitzenden oder einer herausnehmbaren Zahnspange korrigiert. Festsitzende Zahnspangen werden meist als „feste“ Zahnspangen bezeichnet, herausnehmbare Zahnspangen häufig als „lose“ Zahnspangen. Manchmal werden auch beide Spangenformen kombiniert – dann wird zum Beispiel zuerst eine herausnehmbare und danach noch einige Zeit eine festsitzende Zahnspange getragen.

An die aktive Behandlungsphase mit einer Zahnspange schließt sich eine Erhaltungsphase (Retention) an, um zu verhindern, dass die Zähne in ihre alte Position zurückwandern.

Wie funktionieren festsitzende Zahnspangen?

Meist besteht eine festsitzende Zahnspange aus Bändern und Ösen aus Metall – den sogenannten Brackets – und einem Drahtbogen. Der Drahtbogen umläuft die Zahnreihe wie ein Geländer. Er wird von den Brackets gehalten, die von außen auf die Zähne geklebt sind. Seitlich kann er jeweils mit einem Metallband an einem oder mehreren Backenzähnen fixiert sein. Es gibt auch unauffälligere Spangenvarianten – zum Beispiel mit Keramik-Brackets.

Der Drahtbogen zieht oder drückt die Zähne in die gewünschte Richtung. Dadurch passen sich die Kieferknochen und der Zahnhalteapparat allmählich an. Die Kieferorthopädin oder der Kieferorthopäde spannt den Draht in regelmäßigen Kontrollterminen nach oder tauscht ihn gegen einen neuen aus. So lässt sich zum Beispiel ein schiefer Zahn mit der Zeit begradigen.

Der Zug oder Druck lässt sich verstärken, zum Beispiel durch zusätzliche Gummizüge. Gummizüge können sinnvoll sein, um einen nach hinten geneigten Zahn aufzurichten – oder um den Unterkiefer etwas nach vorne zu bringen. Die Gummizüge können die Kinder und Jugendlichen auch selbst zwischen zwei Brackets ein- und aushängen. Dabei können auch Brackets der oberen Zahnreihe mit Brackets im Unterkiefer verbunden werden.

Grafik: Eine festsitzende Zahnspange mit aufgeklebten Brackets

Was sind die Vorteile?

Die Druck- und Zugkraft einer festsitzenden Zahnspange kann die Zähne gut in unterschiedliche Richtungen bewegen. Dadurch lässt sich das gesamte Gebiss verändern.

Wer eine festsitzende Zahnspange hat, muss sich keine Gedanken darüber machen, ob und wie oft die Spange getragen werden sollte: Sie bleibt bis zum Ende der Behandlung im Mund. Sie kann auch nicht im Schlaf oder bei körperlicher Bewegung aus dem Mund rutschen.

Was sind die Nachteile?

Dass man die Spange nicht rausnehmen kann, kann manchmal auch ein Nachteil sein. Sie ist beim Lächeln immer sichtbar und lässt sich nicht für einen besonderen Anlass oder zum Beispiel für ein Foto kurz entfernen.

Wenn die Spange neu eingesetzt wird oder die Drähte nachgespannt werden, kann das unangenehm oder schmerzhaft sein. Die Schmerzen lassen meist nach 24 Stunden oder spätestens nach einigen Tagen nach. Bei Bedarf kann man für kurze Zeit ein niedrig dosiertes Schmerzmittel einnehmen, um die Beschwerden zu lindern. Welches Schmerzmittel dafür geeignet ist, bespricht man am besten mit der Kieferorthopädin oder dem Kieferorthopäden.

Wer eine festsitzende Zahnspange trägt, muss beim Essen aufpassen: Harte Lebensmittel schneidet man besser in kleine Stücke, weil sie sonst die Spange beschädigen könnten. Speisereste können sich leichter in den Drähten festsetzen, vor allem zähe und klebrige Nahrungsmittel wie Karamell können schwer zu entfernen sein. Das erschwert die Zahnpflege, die bei einer festsitzenden Spange ohnehin aufwendig, aber sehr wichtig ist, damit sich das Risiko für Karies und Zahnfleischentzündungen nicht erhöht.

Neben gründlichem Zähneputzen mit einer normalen oder elektrischen Zahnbürste sollten unbedingt auch die Zahnzwischenräume gereinigt werden, zum Beispiel mit sogenannten Interdentalbürsten oder spezieller Zahnseide. Darüber hinaus ist es wichtig, Kontrolltermine wahrzunehmen und bei der Behandlung mitzuarbeiten, etwa beim Einhängen von Gummizügen.

Welche Besonderheiten sind möglich?

Es gibt verschiedene Spezial-Modelle, die sich von den üblichen festsitzenden Spangen unterscheiden: Bei manchen ist die Spange der oberen Zähne seitlich über ein Metallscharnier mit dem Unterkiefer verbunden. Damit kann man den Mund immer noch normal öffnen und schließen. Das Scharnier bringt aber einen zu weit zurückliegenden Unterkiefer allmählich nach vorne. Wenn der Oberkiefer insgesamt zu schmal ist, kann zwischen den Metallbändern ein Bogen am Gaumendach entlanglaufen, um den Oberkiefer zu verbreitern.

Wenn die Kräfte einer normalen Spange nicht ausreichen, kann Zugkraft von außen auf die Backenzähne übertragen werden. Dazu wird für mehrere Stunden täglich ein Gesichtsbogen (Headgear) aus Draht an den Metallbändern eingehängt, die an den Backenzähnen festgemacht sind. Er zieht von außen über die Wangen zum Hinterkopf oder Nacken und ist dort mit Gurten fixiert. Es gibt noch andere Geräte, die die Kieferstellung von außen beeinflussen, etwa die Kopf-Kinn-Kappe oder eine Gesichtsmaske.

Manchmal sind auch operative Eingriffe nötig, zum Beispiel, wenn der Kiefer sehr eng ist. Dann werden zum Beispiel einzelne Zähne gezogen, um Platz zu schaffen. Die restlichen Zähne können sich dann mithilfe der Zahnspange harmonisch im Kiefer verteilen. Selten werden Spangen auch mit kleinen Schrauben (Implantaten) in den Kieferknochen verankert. Nach der Behandlung werden Spange und Schrauben wieder entfernt.

Was ist eine Erhaltungsphase (Retentionsphase)?

Wenn eine Fehlstellung korrigiert wurde, folgt im Anschluss eine Erhaltungsphase (Retentionsphase): Sogenannte Retainer sollen das erzielte Ergebnis nach der aktiven Behandlungsphase erhalten und verhindern, dass sich die Zähne in ihre ursprüngliche Position zurückbewegen. Dies würde ohne Erhaltungsphase wahrscheinlich geschehen. Im Gegensatz zu Zahnspangen üben Retainer keine Kraft auf die Zähne aus: Sie sollen die Zähne lediglich in ihrer Position halten.

Als festsitzende Retainer werden meist Drähte verwendet, die mit Kunststoff auf der Rückseite der Zähne befestigt werden und mehrere Jahre im Mund bleiben. Es gibt Modelle nur für die Schneidezähne und solche, die auch die Backenzähne einbeziehen. Als herausnehmbare Retainer können zum Beispiel Platten-Retainer verwendet werden, die wie eine lose Zahnspange aussehen und nachts getragen werden.

Wie lange eine Erhaltungstherapie sinnvoll ist und welcher Retainer sich eignet, bespricht man am besten mit der Kieferorthopädin oder dem Kieferorthopäden. Dies gilt auch für die Frage, ob eher ein festsitzender oder herausnehmbarer Retainer infrage kommt. Die Krankenkassen übernehmen die Kosten für festsitzende Retainer nur in Ausnahmefällen, beispielsweise wenn die Frontzähne im Unterkiefer sehr eng stehen.

Al Makhmari SA, Kaklamanos EG, Athanasiou AE. Short-term and long-term effectiveness of powered toothbrushes in promoting periodontal health during orthodontic treatment: A systematic review and meta-analysis. Am J Orthod Dentofacial Orthop 2017; 152(6): 753-766.

Batista KB, Thiruvenkatachari B, Harrison JE et al. Orthodontic treatment for prominent upper front teeth (Class II malocclusion) in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev 2018; (3): CD003452.

Benson PE, Parkin N, Dyer F et al. Fluorides for preventing early tooth decay (demineralised lesions) during fixed brace treatment. Cochrane Database Syst Rev 2019; (11): CD003809.

Carter LA, Geldenhuys M, Moynihan PJ et al. The impact of orthodontic appliances on eating - young people's views and experiences. J Orthod 2015; 42(2): 114-122.

Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie (DGKFO). Wissenschaftliche Stellungnahme zur Verankerung mit Gaumenimplantaten und Kortikalisschrauben in der Kieferorthopädie. 2017.

Fleming PS, Strydom H, Katsaros C et al. Non-pharmacological interventions for alleviating pain during orthodontic treatment. Cochrane Database Syst Rev 2016; (12): CD010263.

Frank W, Pfaller K, Konta B. Mundgesundheit nach kieferorthopädischer Behandlung mit festsitzenden Apparaten (Schriftenreihe HTA in der Bundesrepublik Deutschland). 2008.

Ishaq RA, AlHammadi MS, Fayed MM et al. Fixed functional appliances with multibracket appliances have no skeletal effect on the mandible: A systematic review and meta-analysis. Am J Orthod Dentofacial Orthop 2016; 149(5): 612-624.

Jambi S, Thiruvenkatachari B, O'Brien KD et al. Orthodontic treatment for distalising upper first molars in children and adolescents. Cochrane Database Syst Rev 2013; (10): CD008375.

Lentini-Oliveira DA, Carvalho FR, Rodrigues CG et al. Orthodontic and orthopaedic treatment for anterior open bite in children. Cochrane Database Syst Rev 2014; (9): CD005515.

Littlewood SJ, Millett DT, Doubleday B et al. Retention procedures for stabilising tooth position after treatment with orthodontic braces. Cochrane Database Syst Rev 2016; (1): CD002283.

Mandall NA, Hickman J, Macfarlane TV et al. Adhesives for fixed orthodontic brackets. Cochrane Database Syst Rev 2018; (4): CD002282.

Millett DT, Cunningham SJ, O'Brien KD et al. Orthodontic treatment for deep bite and retroclined upper front teeth in children. Cochrane Database Syst Rev 2018; (2): CD005972.

Pschyrembel online. 2022.

Sander FG, Schwenzer N, Ehrenfeld M. Zahn-Mund-Kiefer-Heilkunde: Kieferorthopädie. Stuttgart: Thieme; 2011.

Turner S, Harrison JE, Sharif FN et al. Orthodontic treatment for crowded teeth in children. Cochrane Database Syst Rev 2021; (12): CD003453.

Ugolini A, Agostino P, Silvestrini-Biavati A et al. Orthodontic treatment for posterior crossbites. Cochrane Database Syst Rev 2021; (12): CD000979.

Wang Y, Liu C, Jian F et al. Initial arch wires used in orthodontic treatment with fixed appliances. Cochrane Database Syst Rev 2018; (7): CD007859.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 24. Januar 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.