Aneurysma der Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma)

Auf einen Blick

  • Bei einem Aneurysma hat sich ein Blutgefäß an einer Stelle geweitet.
  • Die meisten Aneurysmen sind harmlos und verursachen keine Beschwerden.
  • Wenn ein Aneurysma der Bauchschlagader plötzlich reißt, ist das lebensbedrohlich.
  • Eine Ultraschalluntersuchung kann Bauchaortenaneurysmen früh erkennen.
  • Ein operativer Eingriff kann einen Riss verhindern, ist aber selbst mit Risiken verbunden.

Einleitung

Foto von Ultraschalluntersuchung bei einem Patienten

Durch die Hauptschlagader gelangt das sauerstoffreiche Blut aus dem Herzen in den Körper. Den Teil der Hauptschlagader, der in der Bauchhöhle verläuft, nennt man Bauchschlagader (Bauchaorta). Sie hat normalerweise einen Durchmesser von etwa 2 cm.

Wenn sich die Bauchschlagader an einer Stelle ausdehnt und eine Ausbuchtung mit einem Durchmesser von mehr als 3 cm bildet, spricht man von einem Aneurysma der Bauchschlagader (Bauchaortenaneurysma).

Ein solches Aneurysma bleibt normalerweise unbemerkt, weil es in der Regel keine Beschwerden verursacht. Die meisten Aneurysmen der Bauchschlagader bleiben harmlos.

Wenn sich ein Aneurysma jedoch weiter ausdehnt, besteht die Gefahr, dass die Bauchschlagader plötzlich reißt. Dies ist ein Notfall und lebensbedrohlich.

Symptome

Aneurysmen der Bauchschlagader verursachen meist keine Beschwerden. Ein großes Aneurysma kann sich durch Rücken- oder Bauchschmerzen bemerkbar machen oder durch Schmerzen in der Seite.

Wenn die Bauchschlagader reißt, tritt ein plötzlicher Schmerz im Rücken auf, der in die Seite oder in die Leiste ausstrahlt. Durch den Riss kommt es schnell zu starkem Blutverlust, der rasch zu Schwindel, Bewusstlosigkeit und schließlich zu einem Kreislaufzusammenbruch führt.

Ursachen

Ein Aneurysma der Bauchschlagader kann entstehen, wenn die Elastizität der Gefäßwand nachlässt, zum Beispiel durch Rauchen oder weil das Gefäß stark beansprucht wird, etwa aufgrund von . Auch der normale Alterungsprozess trägt dazu bei. Wenn sich an einer Stelle der Gefäßwand erst einmal eine Ausbuchtung gebildet hat, neigt die Gefäßwand dazu, sich weiter zu dehnen, sodass sich das Aneurysma vergrößert.

Grafik: Bauchschlagader und ausgebuchtete Gefäßwand (Aneurysma) - wie im Text beschrieben

Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, die das Risiko für ein Aneurysma der Bauchschlagader erhöhen:

  • Geschlecht: Männer entwickeln häufiger ein Aneurysma der Bauchschlagader als Frauen.
  • Alter: Das Risiko nimmt mit dem Alter zu. Die meisten Menschen mit einem Aneurysma der Bauchschlagader sind über 65 Jahre alt.
  • Rauchen: Rauchen ist der bedeutendste Risikofaktor, den man selbst beeinflussen kann.
  • oder koronare Herzkrankheit: Menschen mit Bluthochdruck oder koronarer Herzkrankheit entwickeln häufiger ein Aneurysma.
  • Blutfette: Erhöhte Blutfette machen ein Aneurysma wahrscheinlicher.
  • genetische Veranlagung: Wer nahe Verwandte mit einem Aneurysma der Bauchschlagader hat oder hellhäutig ist, hat ebenfalls ein höheres Risiko.

Häufigkeit

Etwa 2 % aller Männer zwischen 65 und 75 Jahren haben ein Aneurysma der Bauchschlagader. Frauen entwickeln deutlich seltener ein Aneurysma der Bauchschlagader. Die Häufigkeit nimmt mit dem Alter zu.

Verlauf

Wenn sich ein Aneurysma ausdehnt, dann meist nur langsam. Die meisten Aneurysmen machen aber nie Beschwerden und bleiben lebenslang harmlos.

Nur ein Teil aller Aneurysmen wird so groß, dass ein höheres Risiko für einen plötzlichen Riss besteht. Bei einem Riss der Bauchschlagader tritt viel Blut in den Bauchraum aus – das ist ein Notfall und lebensbedrohlich. Das Risiko für einen Riss ist höher, wenn das Aneurysma schnell wächst oder mindestens 5,5 cm groß ist. Nach groben Schätzungen reißt ein Aneurysma der Bauchschlagader mit einer Größe von über 5,5 cm bei etwa 3 bis 6 von 100 Männern innerhalb eines Jahres.

Diagnose

Aneurysmen der Bauchschlagader lassen sich durch eine des Bauches erkennen. Dabei wird der Durchmesser der Bauchschlagader bestimmt. Ab einer Ausbuchtung von 3 cm spricht man von einem Aneurysma.

Falls ein Aneurysma zu Beschwerden führt, wird es meist auf der Suche nach ihrer Ursache entdeckt.

Früherkennung

Durch eine Ultraschalluntersuchung können große Aneurysmen früh erkannt werden. Sie können dann operiert werden, bevor sie reißen. Werden kleinere Ausbuchtungen gefunden, kann regelmäßig kontrolliert werden, ob und wie schnell sie sich ausdehnen.

Die Früherkennungsuntersuchung verringert bei Männern ab 65 Jahren das Risiko, dass ein Aneurysma reißt und sie sterben. Die Früherkennung hat jedoch auch Nachteile: Dabei werden auch Aneurysmen entdeckt und vielleicht operiert, die nie gesundheitliche Probleme bereitet hätten. Solche Befunde nennt man Überdiagnosen. Außerdem kann der Eingriff selbst schwere Komplikationen verursachen. Das Wissen, ein Aneurysma zu haben, kann zudem sehr belastend sein.

Für Frauen gibt es nur eine gute Studie zur Früherkennungsuntersuchung von Aneurysmen. Sie zeigt für Frauen keine Vorteile.

Behandlung

Ob eine Behandlung sinnvoll ist und welche infrage kommt, hängt vor allem von

  • der Größe eines Aneurysmas,
  • seiner Entwicklung und
  • dem allgemeinen Gesundheitszustand ab.

Kleinere Aneurysmen der Bauchschlagader mit einem Durchmesser von weniger als 5,5 cm werden gewöhnlich regelmäßig beobachtet. Wer raucht, bekommt außerdem die Empfehlung damit aufzuhören, weil Rauchen das Wachstum des Aneurysmas fördert. Bei Risikofaktoren wie oder erhöhten Blutfettwerten wird dazu geraten, diese behandeln zu lassen. Ob Medikamente wie Blutdruck- und Cholesterinsenker das Wachstum eines Aneurysmas bremsen und das Risiko für einen Riss tatsächlich verringern können, ist jedoch nicht geklärt.

Wenn ein hohes Risiko besteht, dass ein Aneurysma reißt, ist ein operativer Eingriff die einzige Möglichkeit der Vorbeugung. Es gibt zwei Verfahren, um ein großes Aneurysma zu operieren:

  • offene Operation über einen Bauchschnitt: Dabei wird das Aneurysma geöffnet und durch ein künstliches Gefäßstück ersetzt.
  • endovaskulärer Eingriff über einen kleinen Schnitt in der Leiste: Durch den Schnitt wird ein Röhrchen (Stent-Prothese) in eine Arterie eingeführt, bis in das Aneurysma vorgeschoben und in die Ausbuchtung eingesetzt.

Beide Verfahren bringen Risiken mit sich. Ob eine Operation sinnvoll ist, ist eine individuelle Abwägung: Auf der einen Seite stehen die Risiken des Eingriffs wie Lungenkomplikationen, Herzschäden oder – auf der anderen Seite die Gefahr, dass ein Aneurysma reißt.

Rehabilitation

Eine offene Operation an der Bauchschlagader ist ein großer Eingriff. Daher schließt sich an diese Behandlung häufig eine Rehabilitation an. Ziel ist es, die Beschwerden infolge des Eingriffs zu vermindern und die Lebensqualität zu verbessern. Eine Rehabilitation ermöglicht es, Alltagsaktivitäten langsam wieder aufzunehmen und so wieder leichter ins gewohnte Leben zurückzufinden.

Leben und Alltag

Die „Aneurysma der Bauchschlagader“ kann unterschiedliche und auch widersprüchliche Gefühle auslösen. Manche Menschen sind froh, dass ihr Aneurysma erkannt wurde – ihnen geben die Kontrolluntersuchungen ein Gefühl der Sicherheit.

Andere hätten im Nachhinein lieber nicht von dem Aneurysma erfahren. Denn dieses Wissen kann Angst auslösen und verunsichern: Viele Betroffene leben fortan in dem Bewusstsein, dass ihr Leben gefährdet ist. Beschwerden wie Bauchschmerzen können dann immer wieder beängstigend sein: Sie werden häufig mit dem Aneurysma in Verbindung gebracht, auch wenn kein Zusammenhang besteht. Außerdem schränken viele Menschen aus Sorge vor einem Riss ihren Alltag ein. Sie werden vorsichtiger und meiden körperliche Belastungen.

Weitere Informationen

Die Hausarztpraxis ist meist die erste Anlaufstelle, wenn man krank ist oder bei einem Gesundheitsproblem ärztlichen Rat braucht. In unserem Thema „Gesundheitsversorgung in Deutschland“ informieren wir darüber, wie man die richtige Praxis findet – und mithilfe unserer Frageliste möchten wir dabei helfen, sich auf den Arztbesuch vorzubereiten.

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Aktualisiert am 11. August 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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