Wie wird Krätze behandelt?

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Um Krätzmilben wieder loszuwerden, reicht es meist, einmalig eine Creme aufzutragen. Tabletten einzunehmen, ist auch möglich. Gegen den Juckreiz können ebenfalls Cremes und Medikamente helfen.

Krätzmilben übertragen sich durch längere, enge Hautkontakte. Die Milben graben sich in die oberste Hautschicht ein und vermehren sich dort. Der Körper reagiert auf die Milben und ihre Ausscheidungen in der Regel mit starkem Juckreiz und einem Ausschlag.

Wird die Erkrankung erkannt, kann sie schnell geheilt werden. Die Standardbehandlung ist das Auftragen einer Permethrin-haltigen Creme. Es stehen aber auch andere Mittel zur Verfügung, etwa Tabletten mit Ivermectin. Beide Wirkstoffe wirken gut gegen die Parasiten.

Unabhängig von der gewählten gilt: Bis mindestens 36 Stunden nach Ende der Behandlung ist es wichtig, enge Kontakte zu vermeiden, um die Milben nicht auf andere zu übertragen. Man kann sich auch selbst erneut anstecken – etwa an benutzter Bettwäsche. Um dies zu verhindern, müssen Bettwäsche, Handtücher und getragene Kleidung direkt nach der Behandlung gewechselt werden.

Bei Menschen mit einem geschwächten kann ein Befall mit Krätzmilben besonders ausgeprägt sein (Borkenkrätze). Die Behandlung ist dann aufwendiger und findet daher häufig im Krankenhaus statt.

Wie läuft die äußerliche Behandlung ab?

In der Regel verschreibt die Ärztin oder der Arzt eine Creme mit dem Wirkstoff Permethrin. Damit alle Krätzmilben, Larven und Eier von der Creme erreicht und abgetötet werden, muss die gesamte Haut vom Unterkiefer abwärts sorgfältig und lückenlos eingecremt werden – zusätzlich auch hinter den Ohren und im Nacken. Erwachsene verteilen dazu mindestens etwa 30 Gramm – also je nach Produkt die gesamte oder die halbe Tube – der Permethrin-Creme auf der gesamten Haut. Die Haut sollte vorher mindestens 30 Minuten lang nicht befeuchtet werden; die Creme muss auf die trockene Haut aufgetragen werden, da sie sonst weniger wirksam ist. Sie soll 5 bis 10 Minuten lang einziehen, bevor man sich wieder anzieht. Es ist wichtig, nach dem Auftragen der Creme darauf zu achten, sich nicht mehr zu waschen – oder anschließend nachzucremen, etwa nach dem Händewaschen.

Das Gesicht und die Kopfhaut müssen meistens nicht mitbehandelt werden. Bei Kleinkindern und älteren Menschen ab 60 Jahren ist es aber sinnvoll, die Creme auch dort aufzutragen und lediglich Mund- und Augenpartie auszusparen.

Um auch schwer erreichbare Körperstellen wie den Rücken behandeln zu können, hilft am besten eine andere Person beim Eincremen. Sie kann sich mit Einweghandschuhen vor einer Ansteckung schützen.

Die Permethrin-Creme muss für mindestens 8, besser 12 Stunden einwirken und wird deshalb am besten abends aufgetragen. Wichtig ist, das Bett vor dem Schlafengehen und am nächsten Tag nochmal frisch zu beziehen. Nach dem Einwirken über Nacht kann man am nächsten Morgen wieder duschen und sich waschen.

Meist reicht eine einmalige Behandlung aus. Fachleute empfehlen inzwischen aber ein erneutes Eincremen nach 7 bis 10 Tagen. Die Wiederholung ist besonders wichtig, wenn

  • die Krätze sehr ausgeprägt ist,
  • das Immunsystem geschwächt ist,
  • mehrere Personen aus dem gleichen Umfeld erkrankt sind, etwa in einer Pflegeeinrichtung,
  • oder beim ersten Mal vielleicht nicht alle Hautbereiche ausreichend eingecremt wurden.

Wie wirksam ist die Behandlung mit Permethrin-Creme?

Die Behandlung mit Permethrin-Creme hilft den meisten Menschen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass bis zu 90 Prozent der behandelten Personen die Krätzmilben durch die Behandlung losgeworden sind.

Wenn doch Krätzmilben überleben, waren sie vielleicht widerstandsfähiger gegen den Wirkstoff. Falls die Behandlung nicht wirkt, hat das aber häufiger andere Gründe: etwa, dass

  • die Creme nicht überall oder nicht in ausreichender Menge aufgetragen wurde,
  • die empfohlenen Begleitmaßnahmen nicht beachtet wurden,
  • Kontaktpersonen nicht gleichzeitig mitbehandelt wurden oder
  • man sich nach der direkt wieder angesteckt hat.

Welche Nebenwirkungen können auftreten?

Insgesamt ist die Behandlung gut verträglich. Zu den möglichen, aber seltenen Nebenwirkungen der Permethrin-Creme zählen Hautreizungen, Kälte- oder Wärmeempfindungen, eine vorübergehende Verstärkung des Juckreizes und – sehr selten – allergische Reaktionen.

Gibt es andere Mittel zur äußerlichen Anwendung?

Gegen Krätze gibt es neben den Permethrin-haltigen Cremes noch andere Mittel zum Auftragen. Sie enthalten entweder Crotamiton oder Benzylbenzoat. Auch diese Wirkstoffe helfen gegen die Milben. Sie müssen jedoch an 3 bis 5 aufeinanderfolgenden Tagen aufgetragen werden und die gesamte Zeit auf der Haut bleiben. Dadurch ist die Behandlung mit diesen Mitteln aufwendiger. Sie wird dann empfohlen, wenn Cremes mit Permethrin nicht angewendet werden können, zum Beispiel aufgrund einer .

Wann kommen Tabletten infrage?

Wenn eine Behandlung mit Permethrin-Creme ausgeschlossen ist oder nicht geholfen hat, sind Ivermectin-Tabletten eine Möglichkeit. Manchen Menschen wird auch direkt eine Behandlung mit Tabletten empfohlen, weil sie zum Beispiel eine Immunschwäche haben oder sich aufgrund einer Behinderung nicht vollständig eincremen können. Ivermectin ist wie Permethrin nur auf Rezept in der Apotheke erhältlich. Die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht:

  • Eine einzelne Tablette enthält 3 Milligramm Ivermectin.
  • Pro 15 Kilogramm Körpergewicht müssen 3 Milligramm Ivermectin (1 Tablette) eingenommen werden.

Das heißt: Wer 75 kg wiegt, benötigt 15 Milligramm. Das entspricht 5 Tabletten.

Alle Tabletten werden zusammen und am besten auf nüchternen Magen, also mindestens zwei Stunden nach dem Essen eingenommen. Danach wartet man mit der nächsten Mahlzeit nochmal zwei Stunden. Der Wirkstoff verteilt sich im Körper und erreicht auch die Hautschicht, in der die Krätzmilben leben.

Ivermectin tötet die Milben, aber nicht deren Eier. Daher wird empfohlen, die Einnahme nach 7 bis 14 Tagen zu wiederholen. Die aus den Eiern geschlüpften jungen Milben werden dann beim zweiten Mal getötet.

Ivermectin-Tabletten werden im Allgemeinen gut vertragen. Mögliche, aber seltene Nebenwirkungen sind eine vorübergehende Verstärkung des Juckreizes, Kopfschmerzen, Übelkeit, allergische Reaktionen und Leberprobleme.

Was lässt sich gegen den Juckreiz tun?

Auch nach einer erfolgreichen Behandlung halten der Juckreiz und der Hautausschlag oft noch einige Wochen an. Das ist nichts Ungewöhnliches, kann aber belasten. Dann können folgende Maßnahmen hilfreich sein:

  • Hautpflegeprodukte – zum Beispiel leichte Cremes oder Lotionen – können verhindern, dass die Haut austrocknet und dann noch mehr juckt.
  • Auch Antihistaminika-Tabletten können den Juckreiz lindern.
  • Bei starkem Hautausschlag werden entzündungshemmende kortisonhaltige Cremes zum Auftragen empfohlen.

Bei anhaltendem Juckreiz ist es ratsam, sich die Fingernägel möglichst kurz zu schneiden und glatt zu feilen, um die Haut nicht so leicht aufzukratzen.

Was ist bei Kindern und für Schwangere zu beachten?

Auch bei Kindern und Jugendlichen ist die Behandlung mit Permethrin-Creme üblich. Für Säuglinge unter drei Monaten ist Permethrin allerdings nicht zugelassen. Zusammen mit der Ärztin oder dem Arzt muss dann abgewogen werden, ob der Wirkstoff trotzdem angewendet werden kann (sogenannter ). Alternativ kommen Cremes mit den Wirkstoffen Crotamiton für Säuglinge und Kinder oder Benzylbenzoat für Kinder ab einem Jahr infrage. Eine intensivere ärztliche Betreuung der wird empfohlen. Meist werden Säuglinge und manchmal auch Kleinkinder deshalb im Krankenhaus aufgenommen. Ivermectin-Tabletten sind für Kinder mit einem Gewicht unter 15 Kilogramm nicht zugelassen.

Auch für Schwangere und stillende Mütter ist kein Medikament gegen Krätze zugelassen. Für sie gilt ebenfalls, dass nach Abwägung mit der Ärztin oder dem Arzt eine Off-Label-Behandlung mit Permethrin-Creme möglich ist.

Wie wird die Borkenkrätze (Scabies crustosa) behandelt?

In der Regel befallen nur wenige Milben den Körper. Bei Menschen mit einem geschwächten können aber sehr viele Milben in und auf der Haut leben und die Krätze besonders stark ausgeprägt sein. Weil sich dann Hautausschläge mit dicken Schuppen und Krusten bilden, wird von einer Borkenkrätze (Fachbegriff: Scabies crustosa) gesprochen.

Wer an Borkenkrätze erkrankt ist, benötigt eine intensivere mit Permethrin und Ivermectin. Das Auftragen der Creme und die Tabletteneinnahme werden dann über einen längeren Zeitraum – etwa zwei Wochen – miteinander kombiniert.

Die Behandlung einer Borkenkrätze ist nicht nur aufwendiger, den betroffenen Menschen geht es oft auch schlechter als Menschen mit einer gewöhnlichen Krätze. Deshalb und wegen der hohen Ansteckungsgefahr wird Borkenkrätze oft im Krankenhaus behandelt. Außerdem ist es in einer Klinik besser möglich, eine Ausbreitung der Erkrankung zu verhindern. Denn bei der Borkenkrätze reichen – anders als bei gewöhnlicher Krätze – schon kurze Berührungen aus, um Krätzmilben zu übertragen.

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Erstellt am 09. März 2022

Nächste geplante Aktualisierung: 2025

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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