Wie wird eine Nebenschilddrüsen-Überfunktion behandelt?

Foto von zwei Frauen im Krankenhaus

Die Behandlung einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion richtet sich nach den Ursachen. Ein Nebenschilddrüsen-Adenom wird in der Regel operativ entfernt. Manchmal kommen Medikamente infrage. Ist ein Kalzium-Mangel die Ursache, versucht man ihn zum Beispiel mit Kalzium-Tabletten zu beheben.

Die Nebenschilddrüsen sind vier kleine Drüsen hinter der Schilddrüse. Sie bilden das Parathormon, das den Kalzium-Gehalt im Blut steuert. Wird zu viel Parathormon produziert, spricht man von einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion oder Hyperparathyreoidismus. Die Behandlung der Überfunktion richtet sich vor allem nach den Ursachen – und danach, ob die Erkrankung Beschwerden auslöst.

Wie kommt es zu einer Nebenschilddrüsen-Überfunktion?

Meist bildet die Nebenschilddrüse „von sich aus“ zu viel Parathormon (primärer Hyperparathyreoidismus). Es können aber auch andere Erkrankungen dahinterstecken. Der Text „Nebenschilddrüsen-Überfunktion: Was sind die Ursachen?“ informiert ausführlich über die unterschiedlichen Ursachen.

Wann kommt eine OP infrage?

Hinter einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen steckt oft ein sogenanntes . Das ist ein Knoten aus Nebenschilddrüsen-Gewebe, der zu viel Parathormon bildet. Bleiben Beschwerden aus und ist der Kalzium-Blutwert nur leicht erhöht, kann in der Regel abgewartet werden. Dann werden alle 1 bis 2 Jahre Kontrolluntersuchungen gemacht. Ansonsten wird das Gewebe operativ entfernt.

Eine Operation kommt vor allem infrage bei:

  • Beschwerden aufgrund der Überfunktion, etwa Bauchschmerzen
  • Nierensteinen oder anderen Schäden an Nieren oder Knochen
  • einem erhöhten Risiko für Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen

Wie läuft der Eingriff ab?

Meist wird der Eingriff in einer darauf spezialisierten Klinik durchgeführt. Um möglichst gewebeschonend operieren zu können, wird vor der Operation versucht, genau zu bestimmen, wo sich ein Nebenschilddrüsen-Adenom befindet – zum Beispiel mit Ultraschall und einer nuklearmedizinischen Untersuchung, einer sogenannten SPECT. Das ist eine spezielle Szintigrafie-Form, die oft mit einer () kombiniert wird.

Wenn das gelingt und es unwahrscheinlich ist, dass noch weitere Adenome vorliegen, reicht es, wenn nur die betroffene Nebenschilddrüse freigelegt und entfernt wird. Dazu wird die Haut am Hals etwa 2 bis 3,5 Zentimeter lang eingeschnitten.

Um sicherzugehen, dass nur die entnommene Drüse Ursache für die Überfunktion war, kann während der Operation der Parathormon-Spiegel im Blut gemessen werden. Fällt er nicht ab, liegt vielleicht ein weiteres in einer anderen Nebenschilddrüse vor. Dann muss auch in den anderen Nebenschilddrüsen nach Adenomen gesucht werden.

Wenn es von vornherein wahrscheinlich ist, dass mehrere Adenome vorliegen, werden direkt beide Nebenschilddrüsen einer Seite oder gleich alle vier freigelegt.

Es gibt außerdem verschiedene Methoden, bei denen versucht wird, noch mehr Gewebe zu schonen – etwa indem zwar offen operiert wird, aber ein etwas kleinerer Hautschnitt gesetzt wird. Eher selten wird endoskopisch operiert. Dabei werden über noch kleinere Schnitte die nötigen OP-Instrumente und gegebenenfalls eine Kamera eingeführt.

Unabhängig vom Operationsverfahren findet der Eingriff unter statt und man bleibt etwa drei Tage im Krankenhaus.

Wie gut hilft die Operation – und welche Folgen kann sie haben?

Nach der operativen Entfernung der betroffenen Drüse ist die Nebenschilddrüsen-Überfunktion fast immer behoben. Wie bei jeder Operation besteht ein geringes Risiko, dass gesundes Gewebe, Blutgefäße oder Nerven – bei Eingriffen am Hals etwa ein Stimmbandnerv – verletzt werden oder Narkoseprobleme auftreten. Komplikationen wie schwere Blutungen oder Herz-Kreislauf-Probleme sind jedoch selten.

Nach der Operation kann es Tage, manchmal auch einige Wochen dauern, bis das Zusammenspiel von Parathormon und wieder normal funktioniert. Weil plötzlich nicht mehr so viel Parathormon gebildet wird, kann kurzzeitig auch der Kalzium-Wert im Blut sinken. Das verursacht meist keine Probleme – der Wert wird aber trotzdem vorsichtshalber kontrolliert. Sinkt er sehr stark ab, können Muskelkrämpfe auftreten. Um das zu vermeiden, erhält man meist vorübergehend Kalzium-Tabletten und ein Vitamin-D-Präparat. Selten ist eine Kalzium-Infusion nötig.

Was wird gemacht, wenn alle vier Nebenschilddrüsen entfernt werden müssen?

Manchmal müssen alle Nebenschilddrüsen entfernt werden, weil in allen vier Drüsen Gewebe vorhanden ist, das von sich aus zu viel Parathormon bildet. Nach dem Eingriff könnte der Körper dieses Hormon aber gar nicht mehr bilden. Deshalb wird eine kleine Menge des Nebenschilddrüsen-Gewebes an eine andere Körperstelle verpflanzt – zum Beispiel in den Unterarm. Das Drüsengewebe kann dort einwachsen und weiterhin Parathormon bilden. Das reicht bei den allermeisten Menschen aus, um einen gesunden Kalzium-Stoffwechsel zu gewährleisten. Sollte sich das Gewebe wieder vergrößern und zu viel Hormon ausschütten, kann es an dieser Stelle einfacher erneut operiert werden als im Hals.

Gibt es Alternativen zur Operation?

Wäre eine Operation zu belastend oder wird sie nicht gewollt, kommen Medikamente infrage. Wenn die Nebenschilddrüsen-Überfunktion zu einer Schädigung der Knochen führt, werden sogenannte Bisphosphonate verschrieben. Diese Mittel verhindern, dass durch die erhöhte Parathormon-Produktion zu viel aus den Knochen abgebaut wird und diese dadurch brüchig werden. Die Mittel werden als Tabletten mit viel Flüssigkeit eingenommen. Mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, Magen-Darm-Probleme, grippeähnliche Beschwerden oder allergische Reaktionen.

Man kann auch versuchen, die Produktion des Parathormons zu bremsen. Dazu stehen Medikamente zur Verfügung, die sich an die Zellen in den Nebenschilddrüsen binden und dabei die Wirkung von nachahmen (Kalzimimetika). Das soll die Zellen dazu bringen, weniger Parathormon zu bilden.

Außerdem ist es wichtig, auf andere Mittel zu verzichten, die den Kalzium-Spiegel erhöhen können. Dazu zählen zum Beispiel Kalzium-Brausetabletten, entwässernde Medikamente (Thiazid-Diuretika), Magensäure-Hemmer oder lithiumhaltige . Man bespricht das am besten mit seiner Ärztin oder seinem Arzt. Generell sollte man viel trinken, damit überschüssiges über den Urin ausgeschieden wird.

Wie wird behandelt, wenn eine andere Erkrankung die Ursache ist (sekundärer Hyperparathyreo­idismus)?

Verschiedene Erkrankungen führen dazu, dass der Körper entweder verliert oder nicht genug aufnimmt. Bilden die Nebenschilddrüsen mehr Parathormon, um den dadurch entstandenen Kalzium-Mangel auszugleichen, ist eine Operation nicht die erste Wahl. Es ist sinnvoller, zunächst die zugrunde liegende Erkrankung zu behandeln.

Wenn die Grunderkrankung, die zu einem Kalziumverlust führt, chronisch verläuft und nicht geheilt werden kann, ist es wichtig, den Mangel mit Kalzium-Tabletten auszugleichen. Die Nebenschilddrüsen müssen das dann nicht mehr übernehmen – die Produktion des Parathormons geht auf ein normales Niveau zurück. Reicht das nicht aus, nimmt man zusätzlich Mittel, die an den Nebenschilddrüsen die Wirkung von nachahmen und die Hormonbildung bremsen. Diese sogenannten Kalzimimetika gelten als gut verträglich. Wenn Nebenwirkungen auftreten, sind das vor allem Übelkeit, Erbrechen und Schwächegefühl.

Wenn eine chronische Nierenschwäche die Ursache für die Überfunktion der Nebenschilddrüsen ist, ist oft gleichzeitig das Phosphat im Blut erhöht. Deshalb wird dann empfohlen, phosphatreiche Lebensmittel wie zum Beispiel Fertiggerichte, Innereien, Wurst oder Milchprodukte zu meiden. Außerdem können Mittel eingenommen werden, die Phosphat im Verdauungstrakt binden, sodass der Körper weniger davon aufnimmt. Worauf man bei der Anwendung der verschiedenen Medikamente achten und wie lange man sie einnehmen muss, bespricht man am mit der Ärztin und dem Arzt.

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Erstellt am 23. Juli 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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