Wie werden Tennisarm und Golferarm behandelt?

Foto von Patientin und Physiotherapeut

Die Beschwerden eines Tennisarms (Tennisellenbogens) oder Golferarms (Golferellenbogens) verschwinden meist nach einigen Monaten auch ohne größere Behandlung. Dehn- und Kräftigungsübungen können dazu beitragen, dass die Beschwerden schneller abklingen. Zur Behandlung werden auch viele Methoden angeboten, deren Nutzen nicht nachgewiesen ist.

Ein Tennis- oder Golferarm kann hartnäckig sein und den Alltag erschweren. Typisch sind Schmerzen an der Außen- oder Innenseite des Ellenbogens, die in den gesamten Arm ausstrahlen können. Die Beweglichkeit von Arm und Handgelenk ist manchmal eingeschränkt. Ursache eines Tennis- oder Golferarms ist meist eine starke oder einseitige Belastung der Armmuskulatur.

Die Liste der Behandlungsangebote ist lang, viele von ihnen sind aber kaum wissenschaftlich untersucht. Zur des Golferarms gibt es fast keine Studien. Grundsätzlich werden Golferarm und Tennisarm aber ähnlich behandelt. Folgende Therapien können helfen:

  • Dehn- und Kräftigungsübungen: Das sind spezielle Übungen, die die Arm- und Handgelenksmuskulatur dehnen und stärken.
  • durch eine Krankengymnastin oder einen Krankengymnasten: Dazu können aktive und passive Bewegungsübungen gehören.
  • Schmerzmedikamente: vor allem nicht steroidale Antirheumatika ()
  • Injektionen: Spritzen mit Kortison
  • : Der Arm wird mit hochfrequenten Schallwellen bestrahlt. Dabei wird das Gewebe erwärmt, was die Durchblutung verbessert und den Heilungsprozess fördern kann.

Hilft es, den Arm zu schonen?

Nach dem ersten Auftreten der Beschwerden ist es sinnvoll, den Arm für einige Tage oder Wochen möglichst wenig zu belasten und vor allem die Belastungen zu vermeiden, die die Schmerzen hervorrufen. Treten sie zum Beispiel bei bestimmten Kraftübungen auf, sollte man einige Wochen auf diese verzichten. Lassen sich schmerzauslösende Tätigkeiten nicht ganz vermeiden – etwa Computerarbeit, Heben oder Schreiben –, sollte die Belastung zumindest so weit verringert werden, dass die Schmerzen nachlassen.

Manche Menschen tragen eine Schiene oder Bandage, um die Muskulatur zu entlasten. Es ist jedoch unklar, ob dies hilfreich ist.

Erst wenn die Schmerzen deutlich abgeklungen sind, kann der Arm langsam wieder stärker belastet und mit täglichen Kräftigungsübungen begonnen werden.

Wie gut helfen Dehn- und Kräftigungsübungen?

Spezielle Dehn- und Kräftigungsübungen können den Heilungsprozess beschleunigen. Studien zeigen, dass Menschen, die konsequent solche Übungen machen, schneller schmerzfrei werden. Zudem verbessern die Übungen die Beweglichkeit. Eine kann ebenfalls helfen.

Gegen Tennisarm-Beschwerden ist die sogenannte exzentrische Trainingstherapie am besten untersucht. Auch für den Golferarm gibt es exzentrische Übungen. Bei dieser Behandlungsform wird die Streckmuskulatur im Unterarm zugleich gedehnt und gestärkt. Welche Übungen der exzentrischen Trainingstherapie am wirksamsten sind, ist noch nicht ausreichend erforscht. Wie wirksam einfache Dehnübungen (Stretching) sind, ist ebenfalls unklar.

Den bisherigen Studien zufolge ist es am wirksamsten, die Übungen etwa 3-mal täglich über etwa 1 bis 3 Monate durchzuführen. Man kann damit beginnen, sobald die Schmerzen es zulassen. Wichtig ist, vorsichtig anzufangen und den Arm nicht zu überlasten. Wird der Arm zu stark belastet, können solche Übungen die Beschwerden wieder verstärken.

Gut zu wissen:

Exzentrische Übungen für den Arm lassen sich gut zu Hause machen. Anleitungen dafür gibt es in den Texten „Tennisarm: Kraft- und Dehnübungen“ und „Golferarm: Kraft- und Dehnübungen“.

Wie gut helfen Schmerzmittel als Tabletten oder Salben?

Nicht steroidale Antirheumatika () wie oder Diclofenac können die Schmerzen wahrscheinlich etwas lindern. Sie bieten sich vor allem zu Beginn an, wenn die Schmerzen am stärksten sind. Die Mittel können als Gel auf den Ellenbogen aufgetragen oder als Tablette eingenommen werden. eignen sich nicht zur Einnahme über längere Zeit, da sie unter anderem zu Magenproblemen führen können. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sie die Heilung beschleunigen.

Wichtig ist:

Rezeptfrei erhältliche Schmerzmittel wie können zu Nebenwirkungen und Komplikationen führen. Deshalb ist es wichtig, sich zur sicheren Anwendung von rezeptfreien Schmerzmitteln zu informieren.

Wie gut helfen Kortisonspritzen in den Ellenbogen?

wirkt entzündungshemmend. Studien zeigen, dass Kortisonspritzen die Schmerzen vorübergehend lindern können. Allerdings gibt es Hinweise, dass sie die Heilung behindern können: So hatten Menschen, die anfangs einige Kortisonspritzen bekamen, nach einigen Monaten mehr Schmerzen als Menschen, die keine Kortisonspritzen bekamen. Häufige Kortisonspritzen bergen beispielsweise das Risiko, dass sich Gewebe zurückbildet () und eine sichtbare Delle am Ellenbogen verbleibt.

Helfen Spritzen mit Hyaluronsäure, Botox oder Eigenblut?

Bei einem Tennis- oder Golferarm werden oft verschiedene andere Injektionsbehandlungen angeboten. Den bisherigen Studien zum Tennisarm zufolge halten sie meist nicht, was sie versprechen. Zudem können sie Nebenwirkungen haben. Diese sind in der Regel vorübergehend, wie etwa Schmerzen an der Einstichstelle. Mit jeder Spritze ist außerdem ein geringes Risiko für Entzündungen oder Verletzungen im Ellenbogen verbunden. Die Spritzen enthalten meist folgende Wirkstoffe:

  • Hyaluronsäure: Das ist ein körpereigener Stoff, der sich in Gewebe und Gelenken findet. Er wird meist zur Behandlung von Arthrose eingesetzt. Eine Studie deutet an, dass Hyaluronsäure bei Tennisarm-Beschwerden wirksam sein könnte. Um ihre Vor- und Nachteile zu beurteilen, sind aber weitere Studien nötig.
  • Botox: Dieser Wirkstoff hemmt die Signalübertragung zwischen Nervenzellen. Dadurch lähmt er die Muskulatur. Bisherige Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen, daher ist bisher nicht geklärt, ob Botox die Schmerzen lindert. Zudem können Botox-Spritzen Nebenwirkungen wie Lähmungserscheinungen in den Fingern haben, die einige Wochen andauern können.
  • Eigenblutspritzen: Dazu wird Blut aus der Armvene entnommen und anschließend in den Ellenbogen gespritzt. Vor dem Spritzen kann das Blut auf unterschiedliche Art bearbeitet werden. Eine gängige Form der Eigenblutbehandlung ist das plättchenreiche Plasma (PRP). Dabei wird das Blut in einer Zentrifuge in verschiedene Bestandteile getrennt. In den Ellenbogen wird dann eine konzentrierte Lösung mit gespritzt. Studien lassen aber vermuten, dass die Eigenbluttherapie nicht hilft.

Die bisherigen Studien sprechen also dafür, sehr vorsichtig zu sein, wenn Injektionsbehandlungen angeboten werden.

Wie gut wirkt die Ultraschalltherapie?

Für die deuten wenige Studien eine geringfügig schmerzlindernde Wirkung an. Es dauert vermutlich etwa 5 bis 10 Wochen, bis die Behandlung mit Ultraschallwellen spürbar wirkt. Die hat kaum Nebenwirkungen.

Welche weiteren Behandlungen werden angeboten?

Für die Wirksamkeit der folgenden Behandlungen, die ebenfalls bei einem Tennis- oder Golferarm angeboten werden, fehlen wissenschaftliche Nachweise:

  • Schienen / Bandagen: Sie werden um den Ellenbogen oder am Unterarm getragen und sollen die Muskulatur entlasten.
  • extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT): Ein Gerät erzeugt Stoß- oder Druckwellen, die über die Haut auf das Gewebe übertragen werden. Dies soll die Durchblutung im Gewebe verbessern und den Heilungsprozess fördern.
  • Lasertherapie: Das Gewebe wird mit gebündelten Lichtstrahlen behandelt. Dies soll die Durchblutung und den Zellstoffwechsel anregen.
  • transkutane elektrische Nervenstimulation (): TENS-Geräte übertragen elektrische Reize über die Haut auf das Nervensystem. Sie sollen die Weiterleitung des Schmerzreizes ans Gehirn stören.
  • : Die Akupunkturnadeln werden an bestimmten Stellen in die Hautoberfläche des Arms gestochen. Auch dies soll die Schmerzwahrnehmung mindern.
  • Kälte: Der Ellenbogen wird regelmäßig mit Eisbeuteln gekühlt.
  • Massagen: Beim Tennis- oder Golferarm ist die sogenannte Querfriktionsmassage gängig. Sie setzt an den Sehnen und Muskeln an, massiert wird mit 1 oder 2 Fingerkuppen.
  • Operationen: Es gibt verschiedene Eingriffe, bei denen meist Teile der Unterarmmuskulatur abgelöst sowie schmerzleitende Nerven durchtrennt und verödet werden.

Die extrakorporale Stoßwellentherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation () und Lasertherapie wurden zum Teil in guten Studien untersucht, die keine lindernde Wirkung feststellen konnten. Besonders die extrakorporale Stoßwellentherapie kann zudem Nebenwirkungen haben: In den Studien kam es unter anderem zu Hautrötungen, Schmerzen, Blutergüssen und Übelkeit. Ob Massagen oder helfen, ist unklar. Wie sinnvoll die Kältebehandlung ist, lässt sich nicht beurteilen.

Operationen werden meist erst angeboten, wenn die Beschwerden viele Monate bis Jahre bestehen und andere Behandlungen nicht geholfen haben. Ob eine Operation dann die Beschwerden lindern kann, lassen die bisher wenigen Studien dazu offen.

Ahmad Z, Siddiqui N, Malik SS et al. Lateral epicondylitis: a review of pathology and management. Bone Joint J 2013; 95-B(9): 1158-1164.

Barreto ES, Antunes Junior CR, Alencar VB et al. The efficacy of Botulinum Toxin in Tennis Elbow: a meta-analysis of randomized clinical trials. Int Orthop 2024; 48(12): 3139-3149.

Bisset L, Coombes B, Vicenzino B. Tennis elbow. Clin Evid 2011: 1117.

Buchbinder R, Johnston RV, Barnsley L et al. Surgery for lateral elbow pain. Cochrane Database Syst Rev 2011; (3): CD003525.

Chou LC, Liou TH, Kuan YC et al. Autologous blood injection for treatment of lateral epicondylosis: A meta-analysis of randomized controlled trials. Phys Ther Sport 2016; 18: 68-73.

Coombes BK, Bisset L, Vicenzino B. Efficacy and safety of corticosteroid injections and other injections for management of tendinopathy: a systematic review of randomised controlled trials. Lancet 2010; 376(9754): 1751-1767.

Dingemanse R, Randsdorp M, Koes BW et al. Evidence for the effectiveness of electrophysical modalities for treatment of medial and lateral epicondylitis: a systematic review. Br J Sports Med 2014; 48(12): 957-965.

Dion S, Wong JJ, Côté P et al. Are Passive Physical Modalities Effective for the Management of Common Soft Tissue Injuries of the Elbow? A Systematic Review by the Ontario Protocol for Traffic Injury Management (OPTIMa) Collaboration. Clin J Pain 2017; 33(1): 71-86.

Dong W, Goost H, Lin XB et al. Injection therapies for lateral epicondylalgia: a systematic review and Bayesian network meta-analysis. Br J Sports Med 2016; 50(15): 900-908.

Karanasios S, Korakakis V, Whiteley R et al. Exercise interventions in lateral elbow tendinopathy have better outcomes than passive interventions, but the effects are small: a systematic review and meta-analysis of 2123 subjects in 30 trials. Br J Sports Med 2021; 55(9): 477-485.

Karanasios S, Tsamasiotis GK, Michopoulos K et al. Clinical effectiveness of shockwave therapy in lateral elbow tendinopathy: systematic review and meta-analysis. Clin Rehabil 2021; 35(10): 1383-1398.

Karjalainen TV, Silagy M, O'Bryan E et al. Autologous blood and platelet-rich plasma injection therapy for lateral elbow pain. Cochrane Database Syst Rev 2021; (9): CD010951.

Kim YJ, Wood SM, Yoon AP et al. Efficacy of Nonoperative Treatments for Lateral Epicondylitis: A Systematic Review and Meta-Analysis. Plast Reconstr Surg 2021; 147(1): 112-125.

Krogh TP, Bartels EM, Ellingsen T et al. Comparative effectiveness of injection therapies in lateral epicondylitis: a systematic review and network meta-analysis of randomized controlled trials. Am J Sports Med 2013; 41(6): 1435-1446.

Loew LM, Brosseau L, Tugwell P et al. Deep transverse friction massage for treating lateral elbow or lateral knee tendinitis. Cochrane Database Syst Rev 2014; (11): CD003528.

Mattie R, Wong J, McCormick Z et al. Percutaneous Needle Tenotomy for the Treatment of Lateral Epicondylitis: A Systematic Review of the Literature. PM R 2017; 9(6): 603-611.

Menta R, Randhawa K, Côté P et al. The effectiveness of exercise for the management of musculoskeletal disorders and injuries of the elbow, forearm, wrist, and hand: a systematic review by the Ontario Protocol for Traffic Injury Management (OPTIMa) collaboration. J Manipulative Physiol Ther 2015; 38(7): 507-520.

Moraes VY, Lenza M, Tamaoki MJ et al. Platelet-rich therapies for musculoskeletal soft tissue injuries. Cochrane Database Syst Rev 2014; (4): CD010071.

Navarro-Santana MJ, Sanchez-Infante J, Gomez-Chiguano GF et al. Effects of manual acupuncture and electroacupuncture for lateral epicondylalgia of musculoskeletal origin: a systematic review and meta-analysis. Acupunct Med 2021; 39(5): 405-422.

Olaussen M, Holmedal O, Lindbaek M et al. Treating lateral epicondylitis with corticosteroid injections or non-electrotherapeutical physiotherapy: a systematic review. BMJ Open 2013; 3(10): e003564.

Orchard J, Kountouris A. The management of tennis elbow. BMJ 2011; 342: d2687.

Pattanittum P, Turner T, Green S et al. Non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) for treating lateral elbow pain in adults. Cochrane Database Syst Rev 2013; (5): CD003686.

Qian X, Lin Q, Wei K et al. Efficacy and Safety of Autologous Blood Products Compared With Corticosteroid Injections in the Treatment of Lateral Epicondylitis: A Meta-Analysis of Randomized Controlled Trials. PM R 2016; 8(8): 780-791.

Raman J, MacDermid JC, Grewal R. Effectiveness of different methods of resistance exercises in lateral epicondylosis - a systematic review. J Hand Ther 2012; 25(1): 5-25; quiz 26.

Tang H, Fan H, Chen J et al. Acupuncture for Lateral Epicondylitis: A Systematic Review. Evid Based Complement Alternat Med 2015: 861849.

Wallis JA, Bourne AM, Jessup RL et al. Manual therapy and exercise for lateral elbow pain. Cochrane Database Syst Rev 2024; (5): CD013042.

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Aktualisiert am 29. Oktober 2025

Nächste geplante Aktualisierung: 2028

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.