Blutzucker und Zucker im Urin selbst messen

Foto von Blutzuckermessung

Viele Menschen mit Diabetes mellitus messen eigenständig ihren Blutzucker. Für diejenigen, die mehrmals täglich spritzen, ist die Kontrolle des Zuckerwerts mit einem Blutzuckermessgerät ein wichtiger Teil ihrer täglichen Behandlung.

Bei Diabetes wird regelmäßig der Blutzucker kontrolliert. Dazu können bei einem Typ-2-Diabetes Blutproben im Abstand von einigen Monaten ausreichen. Anders sieht es aus, wenn gespritzt werden muss. Denn die Menge an , die zu den Mahlzeiten gespritzt wird, hängt unter anderem davon ab, wie hoch der gemessene Blutzuckerwert ist. Zur Messung des Zuckerspiegels in Blut oder Urin stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Zusätzlich kann auch der Zuckerspiegel im Gewebe gemessen werden.

Wie man den Blutzucker selbst misst, kann in Diabetes-Schulungen erlernt werden. Diese sind auch Bestandteil des Disease-Management-Programms (DMP) Diabetes.

Blutzucker-Selbstmessung

Der Blutzuckerwert kann mit einem elektronischen Messgerät selbst bestimmt werden. Dazu gewinnt man mit einer kleinen Lanze einen Tropfen Blut aus der Fingerspitze und trägt ihn auf einen Teststreifen auf. Zur Messung wird der Teststreifen in das Blutzuckermessgerät eingeführt. Das Display zeigt nach kurzer Zeit die Höhe des Blutzuckers an. Bei der Messung geht man so vor:

  • Zunächst alle Materialien, die für die Messung benötigt werden, bereitlegen: Blutzuckermessgerät, eine Stechhilfe mit einer scharfen Spitze (Lanzette) und ein Teststreifen.
  • Vor dem Messen die Hände waschen, denn Schmutz kann das Messergebnis verfälschen.
  • Einen Teststreifen aus der Verpackung nehmen und in das Messgerät stecken.
  • Mit der Lanzette leicht in die Fingerkuppe stechen. Wenn man seitlich sticht, tut es nicht so weh. Leicht auf die Kuppe drücken, bis ein kleiner Tropfen Blut austritt. Er sollte gerade das Testfeld des Streifens ausfüllen.
  • Danach den Blutstropfen vorsichtig auf den Teststreifen auftragen, ohne ihn zu verwischen.
  • Nach kurzer Wartezeit zeigt das Messgerät den Blutzuckerwert an. In modernen Geräten können die Werte nach Tag und Uhrzeit abgespeichert und auf einen Computer oder ein Smartphone übertragen werden. Anderenfalls ist es sinnvoll, die Messwerte beispielsweise in einem entsprechenden Tagebuch oder einer App festzuhalten.

Bei häufigen Messungen ist der Einstich zur Blutentnahme weniger unangenehm, wenn man regelmäßig die Einstichstelle oder den Finger wechselt.

Vor der Anschaffung eines neuen Geräts ist es hilfreich, sich über die verschiedenen Modelle und ihre Handhabung gut zu informieren. Wichtig ist, dass man mit dem Gerät im Alltag gut zurechtkommt.

Was bedeutet das Messergebnis?

Leichte Schwankungen des Blutzuckerspiegels sind völlig normal und kommen auch bei Gesunden täglich vor. Der Zuckeranteil im Blut hängt unter anderem davon ab, was und wie viel man isst und trinkt, wie viel man sich bewegt und welche Medikamente man einnimmt. Je nachdem, ob man nüchtern ist oder direkt nach einer Mahlzeit den Blutzucker misst, schwankt der Blutzuckerspiegel bei Gesunden zwischen 3,3 bis 7,8 mmol/l (etwa 60 bis 140 mg/dl). Wie die folgende Grafik zeigt, sind die Übergänge zwischen einem normalen und einem zu hohen oder zu niedrigen Blutzucker aber fließend.

Grafik: Blutzucker-Normalwerte zwischen Über- und Unterzuckerung

Urinzucker-Selbstmessung

Ein anderer Test, der selbst durchgeführt werden kann, ist die Messung der Zuckermenge im Urin. Wenn sich Zucker im Urin nachweisen lässt, ist der Blutzuckerspiegel meist stark erhöht. In der Regel wird der überschüssige Zucker im Blut erst ab ungefähr 10 mmol/l (180 mg/dl) oder mehr über die Nieren ausgeschieden und ist dann im Urin nachweisbar. Für die Zucker-Messung im Urin benötigt man einen Auffangbecher und einen Urin-Teststreifen.

Es ist wichtig, mit der Ärztin oder dem Arzt zu besprechen, zu welcher Tageszeit der Test gemacht werden soll, und ob besser vor oder nach dem Essen. Für die Zucker-Selbstmessung wird Urin verwendet, der vorher noch nicht lange in der Blase war. Morgenurin, der sich über Nacht in der Blase angesammelt hat, eignet sich deshalb nicht. Üblich ist vielmehr, etwa eine Stunde nach dem letzten Toilettengang erneut Wasser zu lassen, um eine Urinprobe zu nehmen. Den Teststreifen taucht man dann in den Becher. Nach etwa zwei Minuten lässt sich das Ergebnis auf dem Farbfeld des Streifens ablesen.

Was bedeutet das Messergebnis?

Um das Ergebnis zu bewerten, wird die Verfärbung auf dem Teststreifen mit der Farbskala auf der Packung verglichen. Verfärbt sich das Feld nicht, enthält der Urin keinen Zucker. Je mehr es sich verfärbt, desto mehr Zucker ist im Urin und damit auch im Blut. Der Test eignet sich aber nicht dazu, den Verlauf einer Behandlung mit Diabetes-Medikamenten zu kontrollieren, denn er kann keinen genauen Blutzuckerwert angeben. Mit dem Urintest lässt sich nur ein deutlich erhöhter Zuckerspiegel im Blut nachweisen. Denn bei normalem oder leicht erhöhtem Blutzuckerspiegel wird in der Regel kein Zucker über den Urin ausgeschieden. Wenn sich Zucker im Urin befindet, sollte man sich einen Arzttermin geben lassen.

Blutzucker-Messung im Labor

Anhand einer Blutprobe, die aus einer Vene entnommen wird, kann der Blutzucker im Labor genauer gemessen werden. Der Blutzucker wird oft im Rahmen von routinemäßen Blutuntersuchungen im Krankenhaus oder in der Arztpraxis mitgemessen. Auch bei einem Glukosetoleranztest wird Blut zur Zuckermessung abgenommen, um zu sehen, wie der Körper größere Zuckermengen verarbeitet. Dabei wird vor der Blutabnahme eine konzentrierte Zuckerlösung getrunken.

Bei den meisten Menschen mit Diabetes mellitus wird in regelmäßigen Abständen auch der HbA1c-Wert im Blut bestimmt. Der HbA1c-Wert gibt an, wie hoch der Blutzucker in den letzten 2 bis 3 Monaten im Durchschnitt war. Dies lässt Rückschlüsse darauf zu, wie gut der Blutzucker eingestellt ist und ob die Behandlung des Diabetes vielleicht verändert werden sollte.

Zusätzliche Messung des Gewebezuckers

Eine zusätzliche Möglichkeit zur Kontrolle bieten Geräte, die den Zuckergehalt im Unterhautfettgewebe messen. Dies wird kontinuierliche Glukosemessung (CGM) genannt. Ein CGM-Gerät misst den Zuckerwert im Gewebe alle paar Minuten und gibt bei zu hohen oder zu niedrigen Werten Alarm. CGM-Geräte sind auch in Kombination mit einer erhältlich. Für Menschen mit einem Typ-2-Diabetes kommen sie in der Regel nur infrage, wenn der Blutzucker sonst nicht ausreichend kontrolliert werden kann.

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie: Therapie des Typ-2-Diabetes (S3). AWMF-Registernr.: nvl-001g. 2021.

Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Kindes- und Jugendalter (S3-Leitlinie). AWMF-Registernr.: 057-016. 2015.

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Aktualisiert am 11. August 2021

Nächste geplante Aktualisierung: 2024

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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