Wechseljahrsbeschwerden selbst lindern

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Viele Frauen in den Wechseljahren versuchen, mit ihren Beschwerden selbst zurechtzukommen. Manche ändern ihre Ernährung, machen Sport, probieren es mit Yoga oder Entspannungsverfahren. Andere greifen zu pflanzlichen Mitteln oder „alternativen“ Methoden. Diese versprechen aber oft viel mehr, als sie halten können.

Um Wechseljahrsbeschwerden zu lindern, ist oft keine Behandlung nötig oder sinnvoll. Die sind keine Krankheit. Auch ohne Behandlung lassen Hitzewallungen und Schweißausbrüche bei fast allen Frauen mit der Zeit nach und gehen schließlich von selbst wieder weg. Dies zu wissen, kann helfen, auch unangenehme Phasen besser zu überstehen.

Eine Möglichkeit ist, durch Anpassungen des Lebensstils – zum Beispiel durch eine Umstellung der Ernährung oder mehr Bewegung – das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern. Manche Frauen kommen dadurch auch mit ihren Beschwerden besser zurecht.

Viele Frauen probieren pflanzliche Präparate oder andere, oft „alternativ“ genannte Mittel und Methoden aus. Die meisten dieser Mittel sind allerdings längst nicht so wirksam, wie häufig angenommen wird. Andere haben Nebenwirkungen, die manchmal unterschätzt werden.

Welche Rolle spielt die Ernährung?

Zur Ernährung in den Wechseljahren werden oft bestimmte Nahrungsmittel empfohlen, von anderen wird abgeraten. Für die meisten dieser Ratschläge gibt es aber keine zuverlässige wissenschaftliche Grundlage. So empfehlen manche Expertinnen und Experten Nüsse, Nussöl und andere Pflanzenöle. Ihre Wirkung gegen Wechseljahrsbeschwerden ist aber nicht gut untersucht. Dasselbe gilt für Kräutertees, Weizen, Grapefruit und viele andere Lebensmittel.

Ebenso ist unklar, ob sich der Verzicht auf starken Kaffee, schwarzen Tee, alkoholische Getränke, Schokolade, Salz und scharfe Gewürze wie Chili lohnt, um Beschwerden wie Hitzewallungen zu lindern. Zudem reagieren Frauen unterschiedlich auf mögliche Auslöser. Man kann einfach ausprobieren, ob bestimmte Lebensmittel die Beschwerden verändern.

Viele Fachleute empfehlen eine sojareiche Ernährung – oder , die bestimmte Soja-Inhaltsstoffe enthalten (siehe unten). Nach den bisherigen Studien kann man nicht davon ausgehen, dass Soja zuverlässig Hitzewallungen und andere Beschwerden lindert.

Können Sport und Bewegung Wechseljahrsbeschwerden lindern?

Zum Einfluss von körperlicher Aktivität auf Wechseljahrsbeschwerden gibt es nur wenige und zudem kleine Studien. Diese konnten bislang nicht zeigen, dass körperliche Aktivität typische Beschwerden wie Hitzewallungen lindert.

Aktivitäten wie zügiges Gehen und leichtes Muskeltraining haben jedoch eine Reihe anderer positiver Wirkungen, wie die Verbesserung der Muskelkraft und Beweglichkeit oder die Stärkung der Knochen. Sport hilft vielen Menschen außerdem, sich zu entspannen und die Stimmung zu heben.

Regelmäßige körperliche Aktivität unterstützt auch dabei, ein normales Gewicht zu halten – oder bei Übergewicht abzunehmen. Nicht zuletzt kann körperliche Aktivität helfen, den Blutdruck zu senken.

Was ist über Entspannungstechniken, Yoga und Tai Chi bekannt?

Zur Wirkung von Entspannungstechniken, Atemtraining, Meditation, Yoga und bei Wechseljahrsbeschwerden lässt sich kein verlässliches wissenschaftliches Urteil abgeben. Dennoch empfinden viele Frauen, die diese Techniken erlernen, entspannende Übungen und meditatives Bewegungstraining als hilfreich, um Alltagsstress auszugleichen, ein besseres Körpergefühl zu bekommen und beweglich zu bleiben.

Welche „alternativen“ Methoden gibt es?

Zur Linderung von Wechseljahrsbeschwerden hat sich ein großer Markt sogenannter alternativmedizinischer Methoden entwickelt. Verschiedene pflanzliche und homöopathische Mittel sollen helfen. Auch , und werden angeboten. Für keines dieser Mittel und Methoden gibt es bislang einen überzeugenden Wirksamkeitsnachweis, dass sie tatsächlich gegen Wechseljahrsbeschwerden wirken. Zudem können sie Nebenwirkungen haben.

Dennoch sind solche Behandlungen sehr beliebt – weil sie als „natürlich“ und deshalb als unbedenklich angesehen werden. Aus Umfragen geht hervor, dass in Deutschland 15 bis 17 von 100 Frauen vor allem bei leichten Wechseljahrsbeschwerden rezeptfreie pflanzliche Arzneimittel verwenden. Bevor man sie einnimmt, ist ärztlicher Rat jedoch wichtig, um mögliche Unverträglichkeiten abzuklären oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten vorzubeugen.

Die im Folgenden beschriebenen Mittel wurden zumindest in einigen Studien untersucht.

Soja-Isoflavone

Soja-Präparate sind die am besten untersuchten pflanzlichen Mittel gegen Wechseljahrsbeschwerden. Sie enthalten sogenannte Isoflavone, die zu den „Phytoöstrogenen“ oder „pflanzlichen Östrogenen“ zählen.

Es gibt schwache Hinweise, dass Soja-Isoflavone die Häufigkeit und Stärke von Hitzewallungen etwas verringern können. Hoch dosierte Präparate zeigten in Studien eine stärkere Wirkung als niedriger dosierte.

Bei längerer Einnahme und hoher Dosierung ist jedoch mit Nebenwirkungen zu rechnen. In Studien hatten Frauen, die Phytoöstrogene einnahmen, häufiger Magen-Darm-Beschwerden als Frauen, die dies nicht taten. Die Einnahme von Isoflavonen über einen kurzen Zeitraum ist aber vermutlich kein gesundheitliches Risiko.

Rotklee

Das Wissen über Rotklee (Trifolium pratense) ist lückenhaft. Substanzen im Rotklee sollen im Körper ähnlich wirken wie Östrogene. Rotklee enthält auch Isoflavone, diese unterscheiden sich aber von denen in Soja. Es gibt keinen Beleg, dass aus Rotklee zum Beispiel gegen Hitzewallungen helfen. Mögliche Nebenwirkungen von Rotklee sind nicht ausreichend untersucht.

Traubensilberkerze

Einige Produkte aus Extrakten der Traubensilberkerze (Cimicifuga racemosa oder Actaea racemosa) sind in Deutschland als pflanzliche Arzneimittel zugelassen. Bei einigen Frauen können diese Wechseljahrsbeschwerden lindern.

Etwa 5 von 100 Frauen, die Traubensilberkerze-Präparate einnehmen, berichten über Nebenwirkungen wie Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Rötung der Haut. Gewöhnlich verschwinden sie nach Absetzen der Mittel wieder.

Der Wirkstoff der Traubensilberkerze kann auch ernsthafte Nebenwirkungen wie Leberschädigungen haben. Die europäische Arzneimittelbehörde empfiehlt daher, die Einnahme solcher Präparate sofort zu beenden und zum Arzt zu gehen, falls sich Anzeichen einer Leberschädigung bemerkbar machen wie etwa Müdigkeit, Appetitverlust, Gelbfärbung der Haut oder der Augen, auffällig dunkler Urin sowie Oberbauchbeschwerden und Übelkeit. Außerdem wird davon abgeraten, Traubensilberkerze gleichzeitig mit Östrogenen einzunehmen. Auch Frauen mit Brustkrebs wird von dem Mittel abgeraten.

Andere pflanzliche Präparate

Andere pflanzliche Präparate gegen Wechseljahrsbeschwerden werden zum Beispiel aus Rhapontik-Rhabarber (Rheum rhaponticum), Ginseng (Panax ginseng), Dong Quai (Angelica sinensis), Nachtkerzenöl (Oenothera biennis), Maca (Lepidium meyenii, eine Pflanze aus den Anden) oder Mönchspfeffer (Vitex agnus castus) hergestellt.

Auch für diese Präparate ist nicht verlässlich nachgewiesen, dass sie Wechseljahrsbeschwerden lindern könnten. Einige der Mittel können jedoch Nebenwirkungen haben oder vertragen sich nicht mit anderen Medikamenten. Zum Beispiel ist es möglich, dass Blutungen auftreten, wenn Ginseng gleichzeitig mit gerinnungshemmenden Medikamenten wie Heparin oder oder mit Nachtkerzenöl eingenommen wird.

In Deutschland haben Zulassungsbehörden Präparate mit Kava Kava vom Markt genommen. Kava Kava kann allergische Reaktionen und Hautprobleme auslösen. Außerdem sind Leberschäden und Nervenbeschwerden möglich.

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Aktualisiert am 02. Januar 2023

Nächste geplante Aktualisierung: 2026

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Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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