Trifluridin / Tipiracil (Lonsurf) mit Bevacizumab (Avastin) bei metastasiertem Darmkrebs

Einleitung

Die Fixkombination Trifluridin / Tipiracil (Handelsname Lonsurf) ist seit Juli 2023 in Kombination mit Bevacizumab (Handelsname Avastin) zur Behandlung von metastasiertem Darmkrebs zugelassen. Die Wirkstoffe kommen infrage für erwachsene Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Krebs des Dick- oder Enddarms, die bereits mit zwei Therapien behandelt wurden.

Darmkrebs entsteht fast immer aus bestimmten (Adenomen). Das sind gutartige Wucherungen, die in der Darmschleimhaut wachsen. Die meisten Adenome bleiben klein und harmlos. Nur wenige verändern sich und können bösartig werden. Obwohl der Dünndarm wesentlich länger ist als der Dickdarm, entsteht Darmkrebs fast immer im Dickdarm () oder im Mastdarm (, auch Enddarm genannt). Bei diesen Krebsarten spricht man auch vom „kolorektalen “.

Darmkrebs verursacht anfangs oft keine Beschwerden und kann deshalb zunächst unbemerkt bleiben. Bei fortgeschrittenem metastasiertem Darmkrebs haben sich bereits Absiedlungen gebildet, sodass eine Heilung in der Regel nicht mehr möglich ist.

Die Wirkstoffkombination Trifluridin / Tipiracil soll zusammen mit Bevacizumab das Wachstum des Tumors hemmen und ein Voranschreiten der Erkrankung verzögern.

Anwendung

Trifluridin / Tipiracil ist als Tablette in zwei Dosierungen erhältlich: 15 mg Trifluridin / 6 mg Tipiracil und 20 mg Trifluridin / 8 mg Tipiracil. Die Dosis wird von der Ärztin oder dem Arzt bestimmt und richtet sich nach der gesamten Körperoberfläche. Trifluridin / Tipiracil wird in Behandlungszyklen von jeweils 28 Tagen Dauer eingesetzt.

Bevacizumab wird alle zwei Wochen als verabreicht, hier orientiert sich die Dosierung am Körpergewicht.

Die Therapien werden beendet, wenn der Krebs trotz weiter voranschreitet oder zu starke Nebenwirkungen auftreten.

Andere Behandlungen

Für Patientinnen und Patienten mit metastasiertem Darmkrebs, bei denen zwei vorherige Chemotherapien mit den Wirkstoffen Fluoropyrimidin, Oxaliplatin oder Irinotecan und / oder gegen VEGF- oder EGFR gerichtete Therapien, nicht wirksam waren oder nicht vertragen wurden, kommt als Standardtherapie Trifluridin / Tipiracil allein infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat zuletzt 2024 geprüft, ob Trifluridin / Tipiracil in Kombination mit Bevacizumab für bereits behandelte Personen mit metastasiertem Darmkrebs im Vergleich zu Trifluridin / Tipiracil allein Vor- oder Nachteile hat.

Der Hersteller legte eine geeignete Studie mit 492 Personen vor. Die eine Hälfte der Patientinnen und Patienten wurde im Mittel () 5 Monate mit Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab behandelt, die andere Gruppe nur mit Trifluridin / Tipiracil etwa 3 Monate. Fast alle Teilnehmenden hatten bereits zwei vorherige Chemotherapien erhalten.

Es wurden nur Patientinnen und Patienten in der Studie untersucht, die aufgrund der Erkrankung noch keine oder nur leichte Einschränkungen bei körperlicher Anstrengung hatten. Für Personen, die nicht mehr arbeitsfähig oder schon pflegebedürftig waren, legte der Hersteller keine Daten vor.

Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab?

Lebenserwartung: Die Studie weist hier auf einen Vorteil der Kombination mit Bevacizumab hin: Mit Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab waren die Personen im Mittel () nach knapp 11 Monaten gestorben. Ohne Bevacizumab war das nach knapp 8 Monaten der Fall.

Körperliche Funktion (gesundheitsbezogene Lebensqualität): Hier deutet die Studie auf einen Vorteil für die Kombination Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab hin. Mit Bevacizumab hatte sich die körperliche Funktion im Mittel () bei den Personen nach 7 Monaten verschlechtert. Ohne Bevacizumab war das bei den Patientinnen und Patienten nach 5 Monaten der Fall. Zur „körperlichen Funktion“ wurden die Personen unter anderem befragt, wie sie körperliche Aktivitäten wie Einkaufen, Körperpflege oder auch Bewegung bewältigen.

Übelkeit und Erbrechen und Gesundheitszustand: Bei Übelkeit und Erbrechen sowie dem Gesundheitszustand deutet die Studie auf einen Vorteil für Männer mit Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab hin.

Für Frauen zeigte sich kein Unterschied.

Schwere Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Vorteil von Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab hin. In dieser Gruppe traten im Mittel () schwere Nebenwirkungen nach 3 Monaten auf. Ohne Bevacizumab war das nach 2 Monaten der Fall. Dazu gehörten beispielsweise schwere Anämien und Infektionen.

Welche Nachteile hat Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab?

Schwerer : Hier deutet die Studie auf einen Nachteil von Trifluridin / Tipiracil plus Bevacizumab hin.

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Es zeigte sich kein Unterschied bei:

  • Erschöpfung
  • Schmerzen
  • Atemnot
  • Schlaflosigkeit
  • Appetitverlust
  • Verstopfung und Durchfall
  • Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen
  • Myelosuppression (schwere Schädigung des Knochenmarks)
  • Schwerer Neutropie, bei der der Körper zu wenig Abwehrzellen hat
  • Magen-Darm-Erkrankungen (schwere Nebenwirkungen)
  • Auch bei Aspekten der gesundheitsbezogenen Lebensqualität wie der Rollenfunktion, emotionalen Funktion, kognitiven Funktion, sozialen Funktion oder der Einschätzung der Lebensqualität insgesamt, zeigte sich kein Unterschied.

Welche Fragen sind noch offen?

Der Hersteller legte keine Daten zu schweren Blutungen vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse der Gutachten zusammen, die das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis der Gutachten und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Trifluridin / Tipiracil (Lonsurf).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Trifluridin/Tipiracil (Kolorektalkarzinom; Kombination mit Bevacizumab) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A23-85 13.11.2023. (IQWiG-Berichte; Band 1673).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Trifluridin/Tipiracil (Kolorektalkarzinom; Kombination mit Bevacizumab) – Addendum zum Auftrag A23-85; Projekt A24-09. 26.01.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1708).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

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Über diese Seite

Aktualisiert am 26. Februar 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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