Tebentafusp (Kimmtrak) bei Aderhautmelanom

Einleitung

Tebentafusp (Handelsname Kimmtrak) ist seit April 2022 bei Erwachsenen mit Aderhautmelanom, das gebildet hat oder nicht mehr operiert werden kann, zugelassen.

Das Aderhautmelanom (uveales Melanom) ist der häufigste bösartige Tumor des Auges. Es entsteht meist in der Aderhaut, die sich zwischen Leder- und Regenbogenhaut befindet. Seltener tritt es an der Iris und am Ziliarkörper des Auges auf. Meist ist nur ein Auge betroffen. Bei Menschen mit heller Haut ist die Erkrankung häufiger als bei Menschen mit dunkler Haut. Zu Sehbeschwerden kommt es meist erst, wenn der Tumor größer wird oder es zu einer Netzhautablösung kommt. Bei etwa der Hälfte der Betroffenen treten infolge des Melanoms in der Leber auf.

Tebentafusp soll die weitere Verbreitung der Krebszellen stoppen.

Anwendung

Der Wirkstoff wird als verabreicht. Die Dosis wird langsam gesteigert: Die empfohlene Dosis beträgt 20 Mikrogramm an Tag 1, 30 Mikrogramm an Tag 8 und 68 Mikrogramm an Tag 15. Danach werden einmal wöchentlich 68 Mikrogramm verabreicht. Treten zu starke Nebenwirkungen auf oder schreitet der Krebs fort, wird die beendet.

Andere Behandlungen

Bei Erwachsenen mit Aderhautmelanom kommen die Wirkstoffe Dacarbazin, Ipilimumab, Lomustin, Nivolumab oder Pembrolizumab infrage.

Bewertung

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat 2024 geprüft, ob Tebentafusp für Erwachsene mit Aderhautmelanom im Vergleich zu den Standardtherapien Vor- oder Nachteile hat.

Dazu wurde eine Studie mit 378 Patientinnen und Patienten ausgewertet. 252 Personen erhielten Tebentafusp, die andere Gruppe mit 126 Personen Dacarbazin, Ipilimumab oder Pembrolizumab. Es zeigten sich folgende Ergebnisse:

Welche Vorteile hat Tebentafusp?

Lebenserwartung: Die Studie weist auf einen Vorteil von Tebentafusp hin. Im Mittel () waren die Personen mit Tebentafusp nach 22 Monaten gestorben. Mit den Vergleichstherapien war das nach 16 Monaten der Fall.

Schwere Erkrankungen der Atemwege und des Brustraums: Bei diesen schweren Nebenwirkungen deutet die Studie ebenfalls auf einen Vorteil von Tebentafusp hin.

Welche Nachteile hat Tebentafusp?

Schwere Nebenwirkungen: Hier deutet die Studie auf einen Nachteil von Tebentafusp hin. Mit Tebentafusp traten sie bei 54 von 100 Personen auf. Mit den Vergleichstherapien war das bei 34 von 100 der Fall.

Zudem deutet die Studie bei folgenden einzelnen Nebenwirkungen ebenfalls auf einen Nachteil von Tebentafusp hin:

  • Schwere Hautreaktionen
  • Schwere Erkrankungen und Beschwerden an der Infusionsstelle
  • Schwere Gefäßerkrankungen
  • Magen-Darm-Erkrankungen
  • Augenerkrankungen
  • Kopfschmerzen
  • unangenehme Körperempfindung (Parästhesie)

Wo zeigte sich kein Unterschied?

Bei Therapieabbrüchen wegen Nebenwirkungen zeigte sich kein Unterschied, 3 bis 6 von 100 Personen in beiden Gruppen brachen die Therapien ab.

Welche Fragen sind noch offen?

Zu Krankheitsbeschwerden, Gesundheitszustand, gesundheitsbezogener Lebensqualität und immunvermittelten Nebenwirkungen (hierbei greift das den eigenen Körper an) legte der Hersteller keine geeigneten Daten vor.

Weitere Informationen

Dieser Text fasst die wichtigsten Ergebnisse eines Gutachtens zusammen, das das IQWiG im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses () im Rahmen der Frühen Nutzenbewertung von Arzneimitteln erstellt hat. Der beschließt auf Basis des Gutachtens und eingegangener Stellungnahmen über den Zusatznutzen von Tebentafusp (Kimmtrak).

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). Tebentafusp (uveales Melanom) – Nutzenbewertung gemäß § 35a SGB V. Dossierbewertung; Auftrag A23-128. 26.02.2024. (IQWiG-Berichte; Band 1731).

IQWiG-Gesundheitsinformationen sollen helfen, Vor- und Nachteile wichtiger Behandlungsmöglichkeiten und Angebote der Gesundheitsversorgung zu verstehen.

Ob eine der von uns beschriebenen Möglichkeiten im Einzelfall tatsächlich sinnvoll ist, kann im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt geklärt werden. Gesundheitsinformation.de kann das Gespräch mit Fachleuten unterstützen, aber nicht ersetzen. Wir bieten keine individuelle Beratung.

Unsere Informationen beruhen auf den Ergebnissen hochwertiger Studien. Sie sind von einem Team aus Medizin, Wissenschaft und Redaktion erstellt und von Expertinnen und Experten außerhalb des IQWiG begutachtet. Wie wir unsere Texte erarbeiten und aktuell halten, beschreiben wir ausführlich in unseren Methoden.

Seite kommentieren

Was möchten Sie uns mitteilen?

Wir freuen uns über jede Rückmeldung entweder über das Formular oder über gi-kontakt@iqwig.de. Ihre Bewertungen und Kommentare werden von uns ausgewertet, aber nicht veröffentlicht. Ihre Angaben werden von uns vertraulich behandelt.

Bitte beachten Sie, dass wir Sie nicht persönlich beraten können. Wir haben Hinweise zu Beratungsangeboten für Sie zusammengestellt.

Über diese Seite

Erstellt am 26. März 2024

Nächste geplante Aktualisierung: 2027

Herausgeber:

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

So halten wir Sie auf dem Laufenden

Abonnieren Sie unseren Newsletter oder Newsfeed. Auf YouTube finden Sie unsere wachsende Videosammlung.